Interessante Theorie aus dem Stern Nr. 6/2016 (Seite 26):
"Der Irrtum ist weit verbreitet. Weil er so naheliegt, so plausibel erscheint. Die AfD, lautet der Fehlschluss, bedroht die Macht der CDU.
Doch das genaue Gegenteil ist richtig. Der Einzug der zwischen rechts und rechtsradikal oszillierenden Protestpartei in die Parlamente brächte die SPD, nicht aber die CDU in eine verzweifelte Lage.
Denn die Chance der Sozialdemokraten, im Bündnis mit den Grünen Regierungschefs zu stellen, tendierten damit gegen null. Merkeis Partei, obgleich geschwächt, würde dagegen strukturell gewinnen, weil ohne sie kaum noch Regierungen zu bilden wären. Wer also Angela Merkel treffen möchte, indem er AfD wählt, unterliegt einer fatalen Selbsttäuschung.
Das gilt für den Bundestag wie für die meisten Landesparlamente. lm Bundestag reichte es auf Basis der aktuellen Umfragen - zehn Prozent für die AfD - nicht mal mehr für eine rot-rot-grüne Allianz, die heute noch über eine rechnerische Mehrheit der Mandate verfügt. Sie brächte nur noch 43 Prozent auf die Waage. Ganz zu schweigen von einer Ampelkoalition mit Grünen und Liberalen, die bei 39 Prozent landete.
Merkel bliebe damit Kanzlerin einer faktisch alternativlosen Großen Koalition. Das erklärt Sigmar Gabriels wachsenden Furor gegen die AfD. Er möchte sie ächten, vom Verfassungsschutz beobachten lassen und von der Mattscheibe verbannen."