Verteilungskampf in Berlin
Flüchtlingskrise macht Obdachlose und Arme nervös
29.11.2015 16:40 UhrVon Marie Rövekamp
Die hohe Zahl der Flüchtlinge sorgt für Stress bei den Betreibern von Suppenküchen und anderen Hilfeeinrichtungen für Arme. Der Ton wird rauer. Die "Tafeln" fordern Hilfe vom Bund.
Beginnt ein Satz mit „Ich habe nichts gegen Ausländer...“, geht er in der Regel nicht versöhnlich zu Ende. Die Frau, die an der Ausgabestelle der Berliner Tafel im Kreuzberger Bergmannkiez für eine Tüte mit Lebensmitteln ansteht, geht der Satz nicht leicht über die Lippen. Sie sei seit ein paar Monaten arbeitslos, beziehe Hart IV, schickt sie voran. Sie habe nichts gegen Ausländer, „aber eigentlich“, sagt sie dann, „eigentlich nehmen die uns etwas weg.“
Die Tafeln versorgen in Deutschland mehr als eine Million arme Menschen: Arbeitslose. Geringverdiener. Verschuldete Rentner. Obdachlose. Sie bekommen bei den Ausgabestellen das, was Supermärkte und Bäcker spenden. Brötchen, Obst und Gemüse, Nudeln. Ab und zu Hygieneartikel, Zahnpasta und Waschmittel. Und nun, versuchen die Organisatoren der Tafeln möglichst wertfrei zu erklären, kämen immer mehr Flüchtlinge dazu. In manchen Städten würden nun doppelt so viele Menschen anstehen wie in den Jahren zuvor. ...
An manchen Ausgabestellen streiken Mitarbeiter. Andere haben einen Aufnahmestopp verhängt, generell, nicht nur für Flüchtlinge, betont die Sprecherin und Ehrenvorsitzende Sabine Werth. „Es ist noch einigermaßen entspannt“, sagt sie. „Aber die Stimmung kippt so langsam.“
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