Papst Franziskus warnt vor „konspirativer Hermeneutik“
Mit einer überraschenden, nicht angekündigten Wortmeldung warnte Papst Franziskus am vergangenen Dienstag die Bischofssynode vor einer „konspirativen Hermeneutik“, wie der päpstliche Hausvatikanist Andrea Tornielli auf Vatican Insider berichtete. Der Papst kritisierte damit angeblich kolportierte Verschwörungstheorien und Komplottgerüchte. Sein derzeit in Sachen Bischofssynode engster Vertrauter, der Jesuit Antonio Spadaro von der Civiltà Cattolica sorgte dafür, daß die päpstliche Kritik öffentlich bekannt wurde.
Doch spätestens da beginnt die Sache zu hinken.
Gefühl manipuliert zu werden – Schlechte Stimmung unter den Synodalen
Zunächst bedeutet die improvisiert eingeschobene Wortmeldung des Papstes, daß unter den Synodenvätern offenbar intensiv darüber gesprochen wird, daß eine unsichtbare Regie die Bischofssynode zu manipulieren versucht, oder noch schlimmer, die Synodalen an der Nase herumführt. So intensiv jedenfalls, daß der Papst sich persönlich genötigt sah, seine Autorität in die Waagschale zu werfen, um Ruhe einkehren zu lassen. Allerdings ist zu bezweifeln, daß der gewünschte Effekt erreicht werden konnte.
Aus dem Mund Spadaros klingt die Sorge vor einer „konspirativen Hermeneutik“, eine gewundene Form um Verschwörungstheorien zu meinen, wenig glaubwürdig. Spadaro ist in den umstrittenen Synodenfragen selbst Partei. Unter seiner Leitung bezog die römische Jesuitenzeitschrift in den vergangenen anderthalb Jahren einseitig Position zugunsten der Kasper-Thesen einer „neuen Barmherzigkeit“.
Aufgrund der für die Zeitschrift geltenden Vorzensur durch den Heiligen Stuhl ist auszuschließen, daß dies ohne die Zustimmung und das Wollen von Papst Franziskus geschehen konnte. Wenn die Civiltà Cattolica seit ihrer Gründung vor mehr als 150 Jahren die Position des Heiligen Stuhls wiedergibt, gilt ebenso als gesichert, daß sie zur Synode die Position von Papst Franziskus widerspiegelt.
Spadaros „Geheimsynode“ im Auftrag des Papstes
Villa Malta der Jesuiten
Villa Malta der Jesuiten
In den beiden Wochen vor Synodenbeginn leitete Spadaro, den Papst Franziskus persönlich zum Synodalen ernannte, eine Arbeitsgruppe aus 30 Jesuiten, die unter Ausschluß der Öffentlichkeit am Sitz der Civiltà Cattolica zu den Synodenthemen arbeitete. Da der Vatikan bisher weder die Existenz dieser Gruppe bestätigte noch deren Auftrag nannte, kann von einer „Geheimsynode“ gesprochen werde, die unabhängig von der Bischofssynode zu denselben Themen tagte.
Laut einem, offiziell unbestätigten, offenen Geheimnis hatte also diese im Auftrag des Papstes und unter der Leitung eines seiner engsten Vertrauten tagende Jesuitensynode ein Dokument zu erarbeiten, das von Papst Franziskus am Ende der Bischofssynode als Schlußdokument präsentiert wird. Damit würden die Synodenväter völlig sinnlos debattieren und beraten, da ihre Wortmeldungen und ihre Ratschläge an den Papst letztlich keine Rolle spielen.
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