Zitat von
Dayan
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Stunden lang die Fernsehsenderzentrale in Simferopol.
Putin imitiert fast jede Taktik fast jedes sowjetischen Staatschefs. Nach Wladimir Wladimirowitschs Direktive erfinden die Köpfe im Kreml deshalb auch einen neuen Feind nach dem anderen. Am liebsten instrumentalisieren sie Minderheiten. Früher waren es Tschetschenen, dann Georgier, später Gastarbeiter aus den ehemaligen Sowjetstaaten und danach Homosexuelle. Nur den Hass auf die Juden, der in Russland jahrhundertelang leben durfte und immer noch lebt, schürte Putins Kreml niemals. Warum? Vielleicht gibt es da doch noch einen gerechten, guten und philosemitischen Fleck im Herzen von Wladimir Putin. Denn der Mann, der schon zu jedem denkbaren Feindbild gegriffen hat, rührte dieses eine nie an.
Hauptsache, man erinnert sich
Dabei wäre es einfach, gerade jetzt, gerade in diesem Russland, in dem die Tradition des politischen Antisemitismus so alt ist. Iwan der Schreckliche, Katharina die Große und auch fast alle anderen Zaren regierten mit staatlichem Antisemitismus das Land. Und dann kam der sowjetische Judenhass, der sich bis heute noch in sehr vielen ex-sowjetischen Köpfen versteckt. Zu lange wurden die Menschen dazu erzogen. Zuerst war es Stalin, der die halbe jüdische Intelligenzija hinrichten ließ und immer wieder antijüdische Kampagnen inszenierte. Dann Chruschtschow, der sich die antisemitische Initiative „Wirtschaftsverbrechen“ ausdachte, um von der schlechten ökonomischen Lage des Landes abzulenken. Später auch Breschnew, der antisemitische Propagandisten bezahlte, antisemitische Propaganda zu schreiben.
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Doch über diese Verbrechen redet man heute in Russland genauso selten, wie über die Quoten für Juden in Schulen und Universitäten, die es in der Sowjetunion sehr lange mal gab. Vergessen ist auch, dass das Ausmaß des Holocaust in der UdSSR jahrzehntelang verschwiegen wurde, um die Antisemitismuspolitik aufrechterhalten zu können. Erst seit den neunziger Jahren gibt es ein offizielles Gedenken der Schoa. „Hauptsache, man erinnert sich heute daran!“, sagt eine süß-russophile Stimme in meinem Kopf, die dort sehr lange schon wohnt, weil meine Verwandten und Freunde in Russland wohnen. Und obwohl ich es nicht will, meldet sie sich immer im Kopf, wenn es um Russland und um Kritik geht.
Wladimir Putin gedachte, seitdem er an der Macht ist, immer der Holocaust-Opfer. Deswegen waren auch sehr viele sehr sauer darüber, dass ausgerechnet der russische Präsident nicht persönlich zur Gedenkfeier in Polen eingeladen worden war. Doch die Beleidigten vergaßen, dass es offenbar gar keine persönlichen Einladungen gab, sondern nur unpersönliche, die an die ausländischen Botschaften in Warschau gingen, so hieß es aus Polen. „Die Polen, die lügen, und selbst wenn sie nicht lügen: Putin hätte ein VIP-Ticket verdient, als Quasi-Befreier“, haucht es wieder im Patriot-Sopran durch meinen Kopf.
Ein Feind, ein guter Feind
Putins Politik
Ein Feind, ein guter Feind
Für Wladimir Putin ist besonders eines wichtig: Stärke zeigen. Im Zweifel mit Schauprozessen gegen Systemfeinde. Eine Strategie für die innere Entwicklung des Landes und der Positionierung nach außen gibt es aber nicht. Mehr Von Friedrich Schmidt, Moskau
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