3. Juli 2015
Feindbild Islam
Auch in diesem Jahr rief der Rat muslimischer Studierender & Akademiker zum 1. Juli wieder zum bundesweiten “Tag gegen antimuslimischen Rassismus” auf.
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Jens Wernicke sprach hierzu mit Sabine Schiffer,
die als Leiterin des Erlanger Instituts für Medienverantwortung seit Langem zum antimuslimischen Rassismus forscht und publiziert.
Frau Dr. Schiffer, gerade titelte die Welt, eine Studie hätte ergeben, in 55 Jahren gäbe es mehrheitlich Muslime im Land. Das hat mich sehr erschreckt. Und zwar weniger aufgrund eigener Überfremdungsangst als vielmehr, weil mir derlei Rhetorik nicht mehr allzu weit von einer solchen, die sich Metaphern von Parasiten und Volksschädlingen bedient, entfernt zu sein scheint…..
In der Tat erinnert so manches Argumentationsmuster an die Hochzeiten des sogenannten Antisemitismus im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Die Sichtbarwerdung jüdischer Religiosität im öffentlichen Raum, sprich der Synagogenbau, war damals in etwa so strittig wie es heute der Moscheebau ist. Und die Angeleichung der Bürgerrechte für Juden führte zu ähnlichen Abwehrmechanismen wie wir sie seit Jahrzehnten in islamophoben Texten lesen können, wo eine Gleichbehandlung im Sinne des Grundgesetzes als „islamische Unterwanderung“ umgedeutet wird.
Und auch eine entmenschlichende Metaphorik gibt es wieder, etwa, wenn in Medien von Muslimen als „Krebsgeschwüren“ die Rede ist. Dieses Beispiel zeigt übrigens wunderbar, wie sich Diskursmuster heutzutage spiegeln: So wird unter Palästinensern manchmal Israel als „Krebsgeschwür“ bezeichnet, wohingegen man in Israel die Palästinenser mit eben dieser Metapher belegt. Hier ist es wichtig, zu wissen, dass solche Gedankenbilder stets eine eigene Logik enthalten – jene nämlich, dass etwas, das man als Krebsgeschwür ansieht, mindestens zu bekämpfen und bestenfalls auszurotten ist. Deshalb kann man die Rhetorik damit nicht abtun, dass eine direkte Aufforderung zur Gewalt fehle.
Wird „der Islam“ denn dieser Zeit mittels aggressiverer Rhetorik mehr und mehr zum Feind stilisiert? Haben Sie noch mehr Beispiele für diese Behauptung parat?
Ja, bei uns steht „der Islam“ im Fokus, obwohl der antimuslimische Rassismus das Ressentiment gegen Juden nicht etwa abgelöst hat, das gibt es nach wie vor. Aber während Muslime lange als Feind von außen betrachtet wurden – im Sinne von Gewalt, Frauenunterdrückung oder Rückständigkeit in der sogenannten Islamischen Welt – sind nun durch einige Ereignisse der letzten Jahre die hiesigen Muslime in den Aufmerksamkeitskegel des Misstrauens geraten.
Der Topos einer eingebildeten „Islamisierung“, wie er auch mit solchen linearen Glaskugellesereien wie in dieser von der „Welt“ bemühten sogenannten Studie bedient wird, erinnert allerdings zurecht an den einer ebenso imaginierten „Judaisierung“, den man angesichts einer erfolgreichen jüdischen Minderheit in Deutschland und Europa einst herauf beschwor – übrigens lange, bevor die Nazis sich derlei Rhetorik zunutze machten.
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Und woher kommt derlei „Feindbild“? Man darf wohl annehmen, dass es nicht vom Himmel fällt…
Zunächst mal kommen einfach viele Missverständnisse zusammen. Etwa sind alle, den Muslimen oder dem Islam vorgeworfenen Verfehlungen, ja gar nicht exklusiv. Frauenbenachteiligung bis hin zum Mord, Gewalt oder gar die aktuellen Kriege sind ja nun wirklich weit genug verbreitet, um ernst genommen und bekämpft zu werden. Sie allein im Kontext von Islam und Muslimen zu diskutieren, verschiebt die Wahrnehmung für die wirklich relevanten Zusammenhänge. Wenn beispielsweise der sogenannte Islamische Staat ein islamisches Thema wäre, dann hätte es ihn seit 1.400 Jahren geben müssen – sein Auftauchen in den letzten Jahren deutet daher auf einen anderen Zusammenhang hin, den ich unter dem Stichwort „Geostrategie“ hier nur kurz andeuten mag.
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So, was haltet Ihr davon? Passen die Ausfuehrungen der Sabine Schiffer in Euer islamisches Weltbild?
Koennte es sein, dass ein paar wenige Deutschen einfach nur nicht ihr Land und ihre Resourcen mit anderen Menschengruppen teilen moechten?
Ich frage mich, wie gluecklich wuerden die Zionisten in Israel und die Perser im Iran oder die Iraker sein, kaemen wir zu Hunderttausenden, gar Millionen dort an und moechten freudig aufgenommen und versorgt werden???
Ich verdamme natuerlich die Kriege, die der Westen ohne gueltigen Grund gegen die Muslime fuehrt. Die sind ja nur eigennuetzig und reine Ausbeutung unter dem Deckmantel "Demokratisierung".
Auch finde ich es nicht nett von den Juden, die Muslime heimtueckisch zu bekaempfen, wo sie doch selber einmal verfolgt wurden und wissen sollten, wie sich das anfuehlt.