Als ein Vorbild - im Sinne von aus den Fehlern lernen - würde ich aktuell eher das kleine Island sehen:
"„Island schafft den Kapitalismus ab“
Nur noch der Staat soll Geld schöpfen können. Die Banken sollen künftig keine Möglichkeit mehr haben, durch Kredite Buchgeld zu schaffen.
Von André Anwar
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Das kleine Island fiel 2008 in einen wirtschaftlichen Abgrund. Die drei Großbanken der nordatlantischen Insel hatten Schulden angehäuft, die rund achtmal höher waren als das Bruttoinlandsprodukt Islands. Die Banken wurden zwangsverstaatlicht. Dank Tourismus und Fischindustrie rappelt sich das Land derzeit aber wieder auf.
Um solche Katastrophen in Zukunft zu vermeiden, wartet die bürgerliche Regierung Islands nun mit einem radikalen Vorschlag auf. In einer vom liberalen Ministerpräsidenten Sigmundur Gunnlaugsson in Auftrag gegeben Analyse wird die Einführung von Vollgeld gefordert. Damit würde den Banken verboten werden, Buchgeld zu schaffen, wenn sie Kredite vergeben. Nur noch die Zentralbank dürfte Geld schaffen.
„Das Ganze muss noch weiter vorbereitet werden, aber ich denke, dass es dafür durchaus eine breite Mehrheit im isländischen Parlament geben könnte“, sagt Frosti Sigurjonsson von der liberalen Fortschrittspartei. „Es ist keine linke oder rechte Initiative, sondern eine pragmatische. Alle Isländer haben sehr unter der Finanzkrise 2008 gelitten. Wir wollen so etwas nicht noch einmal erleben“, so der Parlamentsabgeordnete und Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses. Er hat den Bericht zur Einführung von Vollgeld zusammengestellt.
Island wäre das erste Land, das so etwas probiert. „Unsere Bankenlobby ist nach dem Zusammenbruch nicht so stark wie in anderen Nationen. Das Volk ist sehr kritisch und an einer sicheren Geldpolitik sehr interessiert“, sagt Sigurjonsson zu den günstigen Rahmenbedingungen der Initiative in Island.
Buchgeld führte zum Absturz
Kritiker schelten den Vorschlag freilich als „die Abschaffung des Kapitalismus“. In westlichen Volkswirtschaften ist nur ein geringer Teil des Geldes in den Büchern wirkliches Geld, das von den Zentralbanken ausgegeben wird. Banken verleihen weit über diese Summe hinaus Geld an Unternehmen und Privatpersonen, sogenanntes Buchgeld. So schaffen sie neben der Notenbank zusätzliches Geld und bringen es in Umlauf, um über Kreditzinsen Einnahmen zu generieren. Dieses Buchgeld ist aber zum Großteil „aus dem Nichts“ erschaffen, wie es im Bericht heißt, und nur zu einem geringen Teil gedeckt. In Island ist man sich weitgehend darüber einig, dass die ungedeckte Buchgeldproduktion der Privatbanken das Land 2008 in den Abgrund gestürzt hat.
Mit der Einführung von Vollgeld würde nur noch die isländische Zentralbank Geld schaffen. Das Parlament würde über die Verteilung entscheiden, genauso wie bei Steuereinnahmen, heißt es im Regierungsbericht. Banken dürften dann nur noch das Geld verleihen, über das sie wirklich verfügen. Laut Sigurjonsson hätte das viele Vorteile. Island würde krisensicherer werden, Spekulationsblasen würden vermieden. Bis zu 400 Milliarden Kronen (2,7 Milliarden Euro) könnte der Staat einmalig bei der Umwandlung des fiktiven Buchgeldes der Banken in Vollgeld der Zentralbank verdienen. Bei rund 300 000 Einwohnern ist das nicht wenig. Sichteinlagen von Kunden wären abgesichert.
Das Vollgeldkonzept stammt vom US-Ökonomen Irving Fisher, der Wege zur Vermeidung der großen Depression der 30er-Jahre suchte. Kritiker führen an, dass auch Zentralbanken und Regierungen Fehler machen können, und das System deshalb keineswegs krisensicherer sei.
In der Schweiz werden derzeit Unterschriften für eine Volksinitiative gesammelt, die ebenfalls die Einführung von Vollgeld fordert. Den theoretischen Hintergrund der Initiative hat der deutsche Wirtschaftsprofessor Josef Huber von der Universität Halle geliefert, unterstützt wird sie von Anhängern der Linken ebenso wie der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei."
Wobei der isländische Staat natürlich nicht die kapitalistische Privatwirtschaft abschaffen will, wie es die reisserische Überschrift suggeriert, sondern nur den Mißbrauch durch einige Banken. Trotzdem ist so eine ökonomische Insellösung schwierig, "wenn es den bösen Nachbarn nicht gefällt!" (wie die Geschichte zeigt).