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Gehirnnutzer
Tja, im Grunde genommen ist das Parteiverbotsverfahren gegen die NPD ein Riesen-Dilemma. Es ist egal, was der EGMR im Falle eines Verbotes der NPD entscheidet, denn das BVerfG hat schon vereinfacht dargestellt im Urteil zum Fall Görgülü klar gemacht, das es immer das letzte Wort hat.
Es ist klar, das das BverfG ein einmal ausgesprochenes Parteiverbot nicht zurücknehmen wird, jedoch würde ein gegenteiliges EGMR Urteil in diesem Zusammenhang für politische Unruhe innerhalb des Europarates sorgen und die Reputation Deutschlands schädigen.
Ein schönes Dilemma, das es Wert macht sich das Parteiverbot genauer zu betrachten.
Man kann nicht verneinen, das das Parteiverbot seine Grundlage in den Erfahrungen mit der Weimarer Republik und dem Dritten Reich hat. Das Parteiverbotsverfahren ist ein Ausruck der Angst vor den mangelnden Vertrauen des Deutschen Volkes in die Demokratie. Es ist klar, das ein Volk, das durch viele Umstände zu einem gewissen Obrigkeits- und Führungspersönlichkeitsdenken neigt, einer reinen Demokratie skeptisch begegnet und sie für gewisse Zustände verantwortlich macht. Es ist auch nicht verwunderlich, das bei so einem Denken eine gewisse Anfälligkeit für Einflüsterungen besteht.
Ich persönlich finde es auch nicht verwunderlich, das die Väter es Grundgesetzes diese Angst auch hatten und gewissen Entwicklungen gleich den Riegel vorschieben wollten auch wenn das Mittel anti-demokratisch ist.
Ich würde auch sagen, das diese Maßnahme durchaus ihre Berechtigung in den Anfangstagen der Bundesrepublik hatte, aber hat sie das heute noch?
Nun ein gewissen Obrigkeits- und Führungspersönlichkeitsdenken gehört zur deutsche Mentalität und wird sich sicherlich nie vollständig ablegen lassen. Ich bezweifle aber, das das Verhältnis der Deutschen zu Demokratie noch dadurch beeinflusst wird. Ich bezweifle, das man das Deutsche Volk noch vor Einflüsterungen, die in ein diktatorischen 4. Reich oder in ein kommunistische Parteidiktatur führen könnten, schützen muss.
Die Wahlbeteiligungen zeigen zwar auf, das das Vertrauen in eine bestimmte Demokratieform erschüttert ist, aber in die Demokratie selber nicht, was sich auch in den Forderungen nach mehr direkter Demokratie ausdrückt.
Das Parteiverbotsverfahren war in den Anfangsjahren sicherlich ein sinnvolles Mittel um den Vertrauensaufbau in die Demokratie zu fördern, aber jetzt wird es nicht mehr gebraucht und es verkommt zu einem Imageinstrument.
Unabhängig davon, das Rassismus, Antisemitismus und auch gewisse Sehnsuchten nach falscher Größe immer noch durch Deutschland geistern, das Deutsche Volk wird nicht mehr auf gewisse Einflüsterungen reagieren.