Bei den Atheisten von heute wünscht man sich ja regelrecht die Kommunisten von gestern zurück. Der Kommunismus war ja in gewisser Weise die letzte ehrbare Ideologie des bürgerlichen Optimismus.

Heute hingegen hast du Richard Dawkins, der nur noch Unsinn auf twitter schreibt ("Milde Pädophilie" schadet nicht, "Ein Fötus ist weniger Mensch als ein erwachsenes Schwein") und Schmidt-Salomon, der "Keine Macht den Doofen!" fordert, weil alles andere außer "Die sind halt doof!" für ihn entweder links- oder rechtsextremistische Verschwörungstheorie ist (armer Marx...). Sam Harris ist in der pseudobuddhistischen Esoterik-Ecke angekommen und Christopher Hitchens war zu einem keuchenden Alkoholiker verkommen, der darauf hoffte, mit George Bush den Atheismus herbeibomben zu können (seufz). Die Giordano-Bruno-Stiftung ist zu einer weiteren rotgrünen NGO entartet, die Atheisten gerne nach dem Vorbild der Kirchen steuerfinanziert organisieren würde und Michel Houellebecq sieht jetzt aus wie ein Penner, der nicht mehr nicht mehr darauf hofft, geklont zu werden, sondern zum Islam überzutreten. Und das Fußvolk, naja, setzt sich im großen und ganzen aus drei Gruppen zusammen:

a) Übergewichtige Computerspiel-Nerds mit Kinnbart, Fedora und dem fliegenden Spaghetthimonster auf dem T-Shirt: Eine Zwei-Themen-Partei (Haschisch und Homo-Ehe) mit Größenwahn. Ihnen geht es oft eher um die intellektuelle Selbstinszenierung. Wer sonst nichts hat, auf das er stolz seien könnte, kann sich immer noch zum Atheismus bekennen und dazu, Game Of Thrones nur in der Originalsprache zu gucken. Mit dem klassischen Kommunismus können sie nichts mehr anfangen, weil sie dann arbeiten müssten.

b) Neokonservative, die zwar ebenfalls an die Überlegenheit des Atheismus glauben, diese aber nicht individuell sondern ethnokulturell deuten: der gottlose Weiße mit seinen 1,3 Kindern und seiner emanzipierten Exfrau gilt dann als die Speerspitze der menschlichen Evolutionsgeschichte. Der Neokonservative tendiert zur intellektuellen Schizophrenie, weil er Symptome ("Gleichberechtigung statt Wüstenreligionen", "Weiße Männer sind keine Machos") gleichzeitig als Form der "idealistischen" Überlegenheit und der "materialistischen" Unterlegenheit deutet. Früher oder später endet der Neokonservative entweder in der heidnisch-spiritualistischen Esoterik-Ecke, oder, wenn er dem Atheismus treu bleibt, hofft er mit Alice Schwarzer, die Muslime ebenfalls zum aussterben bewegen zu können - nur vielleicht mit etwas härteren Mitteln.

c) Rotgrüne, denen ihr eigener Atheismus ein bisschen unangenehm ist, weil sie das ganze Gerede über Evolution, Biologie und Muslime als ein einziges Fettnäpfchen betrachten, und überall Antifeminismus, Rassismus und Eurozentrismus fürchten. Die Geschichte der Linken von der französischen Revolution über Marx, Feuerbach, Freud, Reich, Lenin würden sie am liebsten komplett ausradieren.