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Thema: Klassische Musik

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  1. #1
    Einsiedler Benutzerbild von Coriolanus
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    Standard AW: Klassische Musik

    Finde mehr und mehr gefallen an alten Aufnahmen. Hier Herbert Janssen 1937 im Royal Opera House Covent Garden. Die verzerrten und leicht kruschelnden Hintergrundgeräusche muß man dabei in Kauf nehmen:


    "Die Frist ist um,
    und abermals verstrichen sind sieben Jahr'.
    Voll Überdruß wirft mich das Meer ans Land . . .
    Ha, Stolzer Ozean!
    In kurzer Frist sollst du mich wieder tragen!

    Dein Trotz ist beugsam,
    doch ewig meine Qual!
    Das Heil, das auf dem Land ich suche,
    nie werd' ich es finden!
    Euch, des Weltmeers Fluten; bleib' ich getreu,
    bis eure letzte Welle sich bricht,
    und euer letztes Naß versiegt!
    Wie oft in Meeres tiefsten Schlund
    stürzt' ich voll Sehnsucht mich hinab:
    doch ach! den Tod, ich fand ihn nicht!
    Da, wo der Schiffe furchtbar' Grab,
    trieb mein Schiff ich zum Klippengrund;
    Doch ach! mein Grab, es schloß sich nicht.
    Verhöhnend droht' ich dem Piraten,
    in wildem Kampfe erhofft ich Tod.


    "Hier," rief ich, "zeige deine Taten,
    Von Schätzen voll sind Schiff und Boot!"
    Doch ach! des Meer's barbar'scher Sohn
    schlägt bang das Kreuz und flïgt davon.
    Wie oft in Meeres tiefsten Schlund
    stürzt' ich voll Sehnsucht mich hinab.
    Da, wo der Schiffe fürchtbar Grab
    trieb mein Schiff ich im Klippengrund:
    Nirgends ein Grab! Niemals der Tod!
    Dies der Verdammis Schreckgebot.
    Dich frage ich, gepreisner Engel Gottes,
    der meines Heils Bedingung mir gewann;
    war ich Unsel'ger Spielwerk deines Spottes,
    als die Erlösung du mir zeigtest an?
    Vergeb'ne Hoffnung! Furchtbar eitler Wahn!
    Un ew'ge Treu' auf Erden - ist's getan!
    Nur eine Hoffnung soll mir bleiben,
    nur eine unerschuettert steh'n:
    so lang' der Erde Keim' auch treiben,
    so muß sie doch zugrunde gehn!
    Tag des Gerichtes! Jüngster Tag!
    Wann brichst du an in meine Nacht?
    Wann dröhnt er, der Vernichtungschlag,
    mit dem die Welt zusammenkracht?
    Wann alle Toten auferstehn.
    Dann werde ich in Nichts vergehn.
    Ihr Welten, endet euren Lauf!
    Ew'ge Vernichtung, nimm mich auf!"

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  2. #2
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    Standard AW: Klassische Musik

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    [Links nur für registrierte Nutzer] ist ein der Kantatenform vergleichbares Werk für Männerchor und Orchester von Richard Wagner. Es basiert auf einer biblischen Szene der Apostelgeschichte und ist unter den wenigen Chorwerken Wagners das einzige geistliche."

    Als bemerkenswerter Effekt ist der verspätete Orchestereinsatz zu erwähnen. Die ersten etwa 25 Minuten singen die Chöre a cappella, bis das Orchester bei der Erscheinung des Heiligen Geistes einsetzt."


    Ganzer Chor der Jünger:

    Gegrüßt seid, Brüder, in des Herren Namen! Seid gegrüßt! Im Namen des Herrn, der uns zum Mahl in Eintracht hier vereinet, damit inbrünstig Seiner wir gedenken, der von uns schied, den unser Herz beweint.

    Chor I: Kommt her, ihr, die ihr hungert, die ihr dürstet, zu stärken euch, opfert' Er sein Fleisch und Blut: was wollen wir nun zagen, was wollen wir nun schmachten? Da solche Labung uns erquicken soll?

    Chor II: Wir sind bedrückt, es droht der Mächt'gen Haß, gewitterschwer steh'n Wolken über uns! Die heute wir versammelt, wer kann wissen, wo morgen wir getrennt und traurig schmachten? Wer kann wissen!

    Chor III: O faßt Vertrau'n! Mehrt sich von Tag zu Tag in Kraft und Glauben nicht der Treuen Schaar?

    Chor II: In gleichem Maaß wächst auch der Haß der Feinde; macht Einigkeit uns stark, kann sie uns auch verderben. Ein Jeder trag' den Erlöser im Herzen, auf daß, wenn auch verstreut, wir einig bleiben! Wahrlich, es dränget uns die Zeit mit Not! Der Mächt'gen Späh'n verfolgt uns überall!


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    „Sehen wir hinaus über die Länder und Völker, so erkennen wir überall durch ganz Europa das Gären einer gewaltigen Bewegung, deren erste Schwingungen uns bereits erfasst haben, deren volle Wucht bald über uns hereinzubrechen droht. Wie ein ungeheurer Vulkan erscheint uns Europa, aus dessen Innerem ein beständig wachsendes, beängstigendes Gebrause ertönt, aus dessen Krater dunkle, gewitterschwangere Rauchsäulen hoch zum Himmel emporsteigen und, alles rings mit Nacht bedeckend, sich über die Erde lagern, während bereits einzelne Lavaströme, die harte Kruste durchbrechend, als feurige Vorboten alles zerstörend sich ins Tal hinabwälzen. Eine übernatürliche Kraft scheint unsern Weltteil erfassen, aus dem alten Geleise herausheben und in eine neue Bahn schleudern zu wollen.“ So beginnt Wagner seine erste „[Links nur für registrierte Nutzer]
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  3. #3
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    Standard AW: Klassische Musik

    Zitat Zitat von Apostate Beitrag anzeigen
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    [Links nur für registrierte Nutzer] ist ein der Kantatenform vergleichbares Werk für Männerchor und Orchester von Richard Wagner. Es basiert auf einer biblischen Szene der Apostelgeschichte und ist unter den wenigen Chorwerken Wagners das einzige geistliche."

    Als bemerkenswerter Effekt ist der verspätete Orchestereinsatz zu erwähnen. Die ersten etwa 25 Minuten singen die Chöre a cappella, bis das Orchester bei der Erscheinung des Heiligen Geistes einsetzt."

    Das hat der bestimmt bei Beethovens 9. abgeguckt und einfach umgedreht.

  4. #4
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    Standard AW: Klassische Musik

    Zitat Zitat von derNeue Beitrag anzeigen
    Das hat der bestimmt bei Beethovens 9. abgeguckt und einfach umgedreht.
    Netter Witz. Aber man kann davon ausgehen, daß Wagner nie "einfach so" abgeguckt hat. Das hätte sich niemand in der Zeit gewagt und derjenige wäre auch schnell als Scharlatan entlarvt worden.
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  5. #5
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    Zitat Zitat von Apostate Beitrag anzeigen
    ...man kann davon ausgehen, daß Wagner nie "einfach so" abgeguckt hat. Das hätte sich niemand in der Zeit gewagt und derjenige wäre auch schnell als Scharlatan entlarvt worden.
    Wie ich vermutete, ein solches Nachahmer-Verhalten wie man das heutzutage gewohnt ist, gab es im 19. Jahrhundert längst nicht in dem Maß. Eine individuelle Persönlichkeit und ein eigenständiger Charakter waren damals die Norm. So schrieb Verdi Clarina Maffei angeblich:

    "Es scheint fast, dass er – nach dem Besuch der italienischen Erstaufführung des Lohengrin 1871 – bewusst die Kenntnis der Opern seines deutschen Antipoden vermieden hat, um seine eigene Entwicklung von äußeren Einflüssen – und schon gar von deutschen – frei zu halten: „non voglio essere Lohengrinato“ (ich will nicht lohengriniert werden) bzw. „Vagner è fatto ed è inutile rifarlo“ (Wagner gibt es bereits, und es ist unnütz, ihn noch einmal zu machen, an Clarina Maffei, 31. Juli 1863)."

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    Er hat sich also, um seine musikalische Individualität zu wahren, offensichtlich bewusst vor dem ( sicherlich vereinnahmenden ) Einfluss von Richard Wagner geschützt, indem er dessen Werke absichtlich ignorierte.

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  6. #6
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    Zitat Zitat von Coriolanus Beitrag anzeigen
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    Ganzer Chor der Jünger:

    Gegrüßt seid, Brüder, in des Herren Namen! Seid gegrüßt! Im Namen des Herrn, der uns zum Mahl in Eintracht hier vereinet, damit inbrünstig Seiner wir gedenken, der von uns schied, den unser Herz beweint.

    Chor I: Kommt her, ihr, die ihr hungert, die ihr dürstet, zu stärken euch, opfert' Er sein Fleisch und Blut: was wollen wir nun zagen, was wollen wir nun schmachten? Da solche Labung uns erquicken soll?

    Chor II: Wir sind bedrückt, es droht der Mächt'gen Haß, gewitterschwer steh'n Wolken über uns! Die heute wir versammelt, wer kann wissen, wo morgen wir getrennt und traurig schmachten? Wer kann wissen!

    Chor III: O faßt Vertrau'n! Mehrt sich von Tag zu Tag in Kraft und Glauben nicht der Treuen Schaar?

    Chor II: In gleichem Maaß wächst auch der Haß der Feinde; macht Einigkeit uns stark, kann sie uns auch verderben. Ein Jeder trag' den Erlöser im Herzen, auf daß, wenn auch verstreut, wir einig bleiben! Wahrlich, es dränget uns die Zeit mit Not! Der Mächt'gen Späh'n verfolgt uns überall!


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    „Sehen wir hinaus über die Länder und Völker, so erkennen wir überall durch ganz Europa das Gären einer gewaltigen Bewegung, deren erste Schwingungen uns bereits erfasst haben, deren volle Wucht bald über uns hereinzubrechen droht. Wie ein ungeheurer Vulkan erscheint uns Europa, aus dessen Innerem ein beständig wachsendes, beängstigendes Gebrause ertönt, aus dessen Krater dunkle, gewitterschwangere Rauchsäulen hoch zum Himmel emporsteigen und, alles rings mit Nacht bedeckend, sich über die Erde lagern, während bereits einzelne Lavaströme, die harte Kruste durchbrechend, als feurige Vorboten alles zerstörend sich ins Tal hinabwälzen. Eine übernatürliche Kraft scheint unsern Weltteil erfassen, aus dem alten Geleise herausheben und in eine neue Bahn schleudern zu wollen.“ So beginnt Wagner seine erste „[Links nur für registrierte Nutzer]
    Käme darauf an, seine Abscheu gegenüber *Moralaposteln* zu überwinden und die Idee der Brüderlichkeit nach Beethoven und Novalis nochmal neu für sich zu entdecken.
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  7. #7
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    Was Nietzsche trug, als er sein Idol Richard Wagner zum ersten Mal traf

    Am 8. November 1868 begegneten sich Friedrich Nietzsche und Richard Wagner erstmals im Haus von Wagners Schwester Ottilie Brockhaus in Leipzig. Das zunächst enge freundschaftliche Verhältnis, das sich seit diesem Treffen entwickelte, ist weithin bekannt. Weniger bekannt sind die Irrungen und Wirrungen die Nietzsche, aufgeregt seinem Idol bald persönlich gegenüber stehen zu dürfen, im Vorfeld der Begegnung durchlaufen musste. Die folgende Szene, die der Philosoph seinem Freund Erwin Rohne am nächsten Tag schildert, mutet mit ihrem Slapstick-Charakter fast grotesk an:»In der Meinung, daß eine große Gesellschaft geladen sei, beschloß ich große Toilette zu machen und war froh, daß gerade für den Sonntag mein Schneider mir einen fertigen Ballanzug versprochen hatte.


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    Worum es hier geht, ist der Schneider. Was muß das toll gewesen sein, welch eine Herausforderung und Ehre. Sicherlich haben gewisse Leute heute auch ihren eigenen Schneider. Die meisten Deutschen tragen aber Klamotten, die ihnen anonyme und wildfremde Sklavinnen in Bengladesh zusammengenäht haben.

    Und in diesem Zusammenhang spiegelt sich alles wieder ab, was ich meine. Ich habe keine Angst vor der Globalisierung. Ich bin sie nur leid, weil sie ganz offensichtlich alles Wertvolle zerstört und stattdessen nur Schlechtes produziert.

    Allen Globalisierungs-Vorbetern sollte man mal ordentlich den Marsch blasen, statt vor ihnen zu kriechen!

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  8. #8
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    Kennt noch jemand die Choco Crossies Werbung von Nestlé?



    Geht auch wieder auf Verdi zurück. Und auch das Original wurde häufig von der Werbung vereinnahmt, u.a. von Dr. Oetker. Zudem mag Rigoletto nach einer Nudelsorte klingt, hat La donna È mobile mit der italienischen Küche nur bedingt zu tun. Eher mit der italienischen Oper.

    Geändert von Coriolanus (08.04.2016 um 08:06 Uhr)
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  9. #9
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    Standard AW: Klassische Musik

    "Systems Engineering (auch Systems Design oder Systems Design Engineering) ist ein interdisziplinärer Ansatz, um komplexe technische Systeme in großen Projekten zu entwickeln und zu realisieren. Systems Engineering ist nötig, da gerade in großen komplexen Projekten Punkte wie zum Beispiel Logistik und Koordination schwerer zu handhaben sind und zu massiven Problemen bei der Abwicklung des Projekts führen können."

    Systems Engineering = SE

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    "Der Ausdruck Systemingenieur (systems engineer) wurde anfangs nur in der Raumfahrt benutzt. Die umfassendste Definition des Systems Engineering findet sich im MIL STD 499 vom 7. Januar 1970."

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Das entsprechende Dokument zu MIL STD 499 gibt's als PDF. Aber wenn interessiert das schon. Ist doch toll, wenn in dem Edelwerkstaat Görmoney überall Technik verwendet wird, die ursprünglich aus der Raumfahrt und aus dem Militär stammt.

    Und so sieht das dann, oberflächlich betrachtet aus, Industrie 4.0, der Traum eines jeden deutschen Facharbeiters.



    Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, daß diese Roboter eiskalte Jobkiller sind. Sie erhöhen natürlich die "Produktivität". Der Mensch schafft sich dabei aber selber ab.

    Wenn es um das System geht, daß sich in der gesamten westlichen Hemisphäre ausgebreitet hat, lohnt es immer wieder mal, sich die Einsichten von Chomsky ins Gedächtnis zu rufen.

    "Strategie 2: Der forcierte Zyklus von Problem, Reaktion und Lösung

    Wenn jemand das Auto absichtlich zu tanken vergisst, in der Hoffnung, dass so die ungeliebte Verabredung für die Oper ins Wasser fällt, mag von einer Mogelei die Rede sein. Wenn jedoch Gesellschaftsprobleme geradezu fabriziert werden, um in der Bevölkerung ein spezifisches Orientierungsbedürfnis hervorzurufen, das dann eine Lösung in die von Anfang an gewünschte ideologische Richtung ermöglicht, wird ein schweres Verbrechen begangen, besonders dann, wenn sich die Lebensbedingungen der Menschen hierdurch verschlechtern."

    Der bisherige Ablauf der sogenannten "Flüchtlingskrise", beweist wieder einmal haargenau wovon hier die Rede ist.

    Spätestens mit den Landtagswahlen kehrte in weiten Teilen der Republik wieder ein "Normalzustand" ein. Von Wut oder Zorn über die Politik sieht man nichts mehr, denn es wurde ja vermeintlich auf das Problem reagiert.

    "Strategie 3: Abstufung von Veränderungen

    Wie es für basale Größen (Licht, Druck, Schallstärke etc.) im Bereich der Wahrnehmung selbstverständlich ist, dass ihre Veränderung ein gewisses Ausmaß je Zeiteinheit übersteigen muss, um überhaupt bemerkbar zu sein, so hängt auch die Wahrnehmbarkeit politischer Veränderungsprozesse von deren Abstufung ab. Die Ökonomisierung aller Lebensbereiche etwa kann nicht per Krise von heute auf morgen eingeführt werden, vielmehr muss sie von einflussreichen Institutionen über Generationen hinweg kulturell sedimentiert werden, wenn schließlich das Kosten-Nutzen-, Markt- und Managementmodell zum totalen Gesellschaftsprinzip werden soll."

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Nur noch 20.000 Flüchtlinge im März! <- was noch vor dieser von langer Hand geplanten und mit Hilfe von SE ermöglichten "Krise" als Ansturm gegolten hätte, wird nun als eine geringe Zahl verkauft. Das diese Zahl wesentlich höher ist, als das was man letztes Jahr um diese Zeit an Einwanderern hatte, spielt schon gar keine Rolle mehr.

    Die Menschen stehen Schlange um nach Europa zu kommen, im besonderen nach Deutschland, wo man aber doch mit der Industrie 4.0 die Arbeitsplätze vernichtet. Es wird sogar offensiv damit geworben, daß man nach den Pferden im 20. Jahrhundert nun auch die Kutscher abschaffen will. Von Kalendern in Werkhallen grinsen einen Gutmensch-Fressen an, die mit immer mehr "Automatisierung" in die Zukunft wollen. Nirgends bleibt man unbehelligt von dieser technologischen Propaganda, sogar im Kulturradio berichten sie schon über die Leute in Schweden, die sich die RFID-Chips einplanzen haben lassen.

    Reichlich geistlos ist das alles. Joseph Haydn, mit der Sinfonie No. 101 "Die Uhr", soll verdeutlichen, was ich meine. Nach der Ouverture ließ auch er gleich das ganz große Rad drehen. Er schafft somit gleich zu Beginn, das geneigte Publikum zu fesseln, er droht es fast zu erschlagen. Umso mehr dürstet man als Hörer später nach ein wenig mehr Ruhe und Harmonie, die bei Haydn trotzdem mit einer komplexen Tiefe behaftet ist. Herausragend jedoch finde ich die unaufgeregte Fröhlichkeit, die von diesem Werk ausgeht.

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  10. #10
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    Standard AW: Klassische Musik

    Wenn man sich bei Haydn an Mendelssohn erinnert fühlt, sollte klar sein, wer sich da von wem inspirieren ließ.

    "Sind Demokratien ein Überbleibsel des 19. Jahrhunderts?

    Zitat Zitat von Brutus
    "So lange man nicht die Demokratie als das wahre Grundübel erkannt hat, wird man immer in der Gedankenfalle landen."

    Es versteht sich von selbst, daß ich mit Demokratie im unbedingt abzulehnenden Sinne nur eine gemeint habe, die repräsentativ ist und Volksabstimmungen untersagt."
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    Die repräsentative Demokratie ist eine Organisationsform des 19. Jahrhunderts. Das war eine demokratische Vertretung unter den Bedingungen gemächlicher Kommunikation, beschwerlichen Reisens, beschränkter Fortbewegungsmöglichkeiten und der Unmöglichkeit, in kurzer Zeit oder gar in Realzeit in politische Vorgänge einzugreifen.

    So lange darüber hinaus einigermaßen homogene Milieus- das adelige, das bürgerliche, das katholische, das protestantische, das sozialdemokratische - und damit zugleich auch homogenere Interessenlagen bestanden, funktionierte das repräsentative System ganz zufriedenstellend.Unter den Bedingungen weltweit rasant beschleunigter Kommunikation und der Möglichkeit, rasch und gewissermaßen in Realzeit in alle Prozesse einzugreifen, günstigen und schnellen Reisens und der Auflösung einst homogener Milieus besteht wenigstens technisch die Möglichkeit für alle Bürger, rasch an politischen Entscheidungsprozessen teilzunehmen und in sie einzugreifen.

    Das repräsentative System bietet dazu jedoch keinerlei politische Möglichkeit. Es ist schwerfällig, träge und umständlich und löst damit große Frustration bei den Bürgern aus. Sie fühlen sich ausgeschlossen und jeglicher Chance beraubt, ihre eigenen Geschicke und Interessen auch nur zu beeinflussen, geschweige denn in die eigenen Hände zu nehmen. Die repräsentative Demokratie alten Stils schließt ihre Bürger aus allen Entscheidungsprozessen aus.


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    Das ist nun alles nichts neues. Aber Vorsicht: Die Frage nach der Alternative zur Demokratie ist eine Falle. Den im Vergleich zu bisher bekannten Staats- und Regierungsformen, scheint die Demokratie das geringste Übel zu sein.

    Zu diesem Schluß kann aber nur der kommen, der zwar selbst die Vorzüge der Demokratie im Westen genießt, aber nicht wahrhaben will, daß die globale Demokratisierung, die Völker und kulturelle Vielfalt zerstört und ausplündert. Es ist ein Wesensmerkmal der Demokratie, im Vergleich zu anderen Herrschaftsformen besser da zustehen.

    Über etwas Neues hat man dann noch gar nicht nachgedacht.

    "In seinen Memoiren Die Welt von Gestern (1942) beschrieb Stefan Zweig die Ernennung von Mahler als Beispiel des Misstrauens des Wiener Publikums gegen jüngere Künstler: "Als einmal ein erstaunlicher Ausnahmefall sich ereignete und [Links nur für registrierte Nutzer] mit achtunddreißig Jahren zum Direktor der Hofoper ernannt wurde, ging ein erschrecktes Raunen und Staunen durch ganz Wien, daß man einem >so jungen Menschen< das erste Kunstinstitut anvertraut hatte. . . Dieses Mißtrauen, daß jeder junge Mensch >nicht ganz verläßlich< sei, ging damals durch alle Kreise"."

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