Was über dem Trubel der Advents- und Weihnachtszeit oft in Vergessenheit gerät: Beim Apostel Lukas beginnt die Passionsgeschichte direkt mit Christi Geburt. Der Stall zu Bethlehem und die Krippe sind im Lauf der Jahrhunderte romantisiert und verkitscht worden. Bei Lukas sind Stall und Krippe ein Armutszeugnis - im wahrsten Wortsinne: Die Potentaten dieser Welt kommen in Palästen zur Welt, der Messias in einem Stall; eine Futterkrippe ist seine Wiege.
Auch die anderen Evangelisten konterkarieren die Pracht irdischer Herrscher mit Christi Armut: Die Herrscher dieser Welt ziehen mit einem Streitwagen ein, der Messias dagegen kommt auf einem Arbeitstier herangeritten, einem Esel. Das ist geradezu die Karikatur eines herrschaftlichen Auftritts. Die irdischen Potentaten sitzen auf ihren Thronen; Christi Thron ist das Kreuz, an dem er hingerichtet wird.
"Jesu, Dein Reich auf der Welt
ist ja lauter Leiden;
so ist es von Dir bestellt
bis zum letzten Scheiden"
heißt es in einem alten Kirchenlied.
Nicht nur für Griechen und Römer war diese selbstgewählte Niedrigkeit des Mensch gewordenenen Gottes ein Skandalon; auch innerkirchlich ist das Bewußtsein dafür immer wieder vergessen, durch Menschen wie Franz von Assisi oder Charles de Foucauld aber auch wieder der Vergessenheit entrissen worden. In der Christologie konkurrieren die Bilder des Christus Pantokrator und des irdischen Jesus nicht; sie ergänzen sich.
Allen eine gesegnete Weihnachtszeit!
Bunbury