BONN –
Hier und dort wird noch geputzt, es riecht nach frischer Farbe. Im Spielzimmer für Kinder warten Stofftiere, Spiele und Barbies, die letzten Betten werden bezogen. Am Donnerstag kommen die ersten 70 Flüchtlinge im ehemaligen Landesvermessungsamt in Muffendorf an.
Dr. Jana Biesenbach (42) vom DRK ist die Leiterin der neuen Bonner Notunterkunft. In den letzten Stunden, bevor es nach sechs Wochen Verzögerung endlich losgeht, hat sie alle Hände voll zu tun. In einem Vierbettzimmer mit zwei Etagenbetten legt sie ein eingerolltes Handtuch auf den Tisch, deckt es auf.
Jana Biesenbach zeigt den Raum, der extra hergerichtet wurde, damit die Flüchtlingskinder hier in Ruhe spielen können.
Jana Biesenbach zeigt den Raum, der extra hergerichtet wurde, damit die Flüchtlingskinder hier in Ruhe spielen können.
Foto: Thomas Banneyer
Zahnbürste, Kamm, Duschgel und andere Hygieneartikel kommen zum Vorschein: „Das bekommt erst einmal jeder Flüchtling, sozusagen als Startpaket“, sagt sie. Mit den neuen Betten, Tisch und Stühlen sind die Zimmer karg eingerichtet, aber sauber und hell.
Vier-, Sechs- und Achtbettzimmer gibt es für die 70 Flüchtlinge. Aus welchen Ländern sie kommen, erfahren die rund 20 Mitarbeiter des DRK auch erst, wenn heute die Bustüren vor der Unterkunft aufschwingen. „Natürlich werden Familien zusammengelegt“, sagt Biesenbach. Ansonsten werde man darauf achten, nach Geschlecht und Religion zu trennen.
Sprachprobleme dürfte es kaum geben: „Unsere Mitarbeiter sprechen 13 Sprachen“. Die Schilder mit den Essenszeiten und anderen Infos sind auf Englisch, Französisch, Arabisch und Serbisch beschriftet.
So sieht es in den Containern mit den sanitären Anlagen aus.
So sieht es in den Containern mit den sanitären Anlagen aus.
Foto: Thomas Banneyer
Auch sonst ist für alles gesorgt: Die Mahlzeiten werden von Cateringfirmen angeliefert, Security sorgt für Sicherheit, ein Sozialservice für Beistand. Auf dem Hof stehen zweistöckige Sanitärcontainern mit ausreichend Duschen und Toiletten zur Verfügung. Sogar ein Arztzimmer gibt es, in dem Ärzte ehrenamtlich Sprechstunden anbieten.
Die Unterkunft ist von abgedeckten Bauzäunen umgeben. „Ein bisschen Einlasskontrolle muss schon sein“, sagt Biesenbach. Aber natürlich dürften die Flüchtlinge jederzeit die Unterkunft verlassen. „Sie bekommen auch ein wenig Taschengeld an die Hand“, sagt die Leiterin.
Die Hilfsbereitschaft der Bonner war schon im Vorfeld groß: Von der Winterjacke bis zur Fußballmannschaft, die kleine Turniere veranstalten will, sei alles dabei, freut sich die 42-jährige. Eine Tonne Kleidung und Spielsachen stehen zur Verfügung!
Nur eins werde es in Muffendorf nicht geben: Weihnachten. „Wir haben uns aus Respekt gegenüber der vielen unterschiedlichen Religionen dagegen entschieden, einen Baum aufzustellen oder ähnliches“.
Gerade erst angekommen
Fast alle der rund 70 Flüchtlinge, die heute in Bonn ankommen werden, sind erst seit wenigen Tagen in Deutschland. Wer nach NRW flüchtet, muss sich zunächst bei den zentralen Ausländerbehörden (ZAB) in Bielefeld oder Dortmund melden. Beide haben je rund 350 Plätze, sind ständig ausgelastet. Von den ZABs aus erfolgt die Aufteilung auf Notunterkünfte wie die in Muffendorf. Währenddessen werden sie tageweise zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Düsseldorf gebracht, dort für ihr Asylverfahren angehört. Nach 10 bis 14 Tagen Aufenthalt in Muffendorf geht es dann in die endgültigen Unterkünfte in Gemeinden aus ganz NRW.