Papst Franziskus hatte von Anfang an die Sympathien auf seiner Seite. Dann folgte ein Ausrutscher nach dem anderen. Allmählich ahnen auch seine größten Fans, dass daran nicht zuletzt einer schuld ist. Er selbst.
Doch die Verschnaufpause ist vorbei. Man muss nun wieder täglich mit allem rechnen, mit handfesten Erziehungsratschlägen und deftigen Exkursen zum Paarungsverhalten zwei- und vierbeiniger Säugetiere, mit gutgemeinten Anekdoten und schlecht erzählten Witzen, mit theologischem Ernst und südamerikanischer Lässigkeit. Franziskus hat alles im Angebot. Lange schien es, als nütze ihm das sogar: ein Papst, der Klartext redet, endlich einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt, der nicht spricht wie ein hochtrabender Theologe, sondern wie ein echter Seelsorger, der weiß, wie die Menschen nun einmal wirklich sind. So gelang es ein ums andere Mal, eigentlich Unverständliches und Inakzeptables gerade noch zugunsten des Papstes umzudeuten. Und wenn doch etwas gründlich schiefging, wurden Medien und Missverständnisse dafür verantwortlich gemacht. Irgendwer hatte ihn wieder irgendwie ganz falsch verstanden. An Franziskus blieb nichts hängen.Das hat sich geändert. Die beispiellose Sympathiewelle, die der Papst gleich beim Amtsantritt vor genau zwei Jahren ausgelöst hat, ebbt langsam ab. Die einen erlebten ein böses Erwachen, als er Katholiken ermahnte, es „nicht wie Karnickel“ zu treiben. Für andere war eine Grenze überschritten, als er sagte, er würde jedem, der seine Mutter beleidigte, „mit einem Faustschlag“ antworten. Dann folgte, in der Generalaudienz auf dem Petersplatz vor mehreren Zehntausenden Menschen, die Plauderei über das richtige, namentlich „würdevolle“ Schlagen von Kindern (also: nicht ins Gesicht), das der Papst mit den Worten kommentierte: „Wie schön!“
Natürlich begannen umgehend die üblichen Rückzugsgefechte, die Deutungen, Umdeutungen und Relativierungen. Die Pressesprecher des Vatikans und Bischöfe in aller Welt bemühten sich redlich, das kaum Erklärbare zu erklären, dass der Papst es also nicht „so“ gemeint habe, sondern eben ganz anders, er dachte an einen harmlosen „Klaps“, als er ausdrücklich „schlagen“ sagte, er hat vergessen, zu erwähnen, dass Erziehung ganz ohne Schläge natürlich noch besser wäre, und dergleichen mehr.
Doch hinter vorgehaltener Hand verloren auch die treuen Apologeten des Papstes zum ersten Mal die Geduld: Musste das sein? Denkt er denn überhaupt nicht darüber nach, wie seine Worte wirken?
Der Eigensinn des Argentiniers zeigt sich auch darin, dass der Papst über einen erheblichen Teil seiner Zeit, vor allem an den Nachmittagen, komplett selbst verfügt. Niemand verdächtigt ihn, dass er in dieser Zeit faulenzt. Aber was genau er macht, welche Telefongespräche er führt, welche E-Mails er schreibt, mit wem er gerade welche Vereinbarungen trifft - das alles bleibt unklar und führt oft zu den vielbeklagten Pannen. Mindestens ein halbes Dutzend Mal sind Äußerungen, die der Papst als privat verstanden wissen wollte, später öffentlich geworden.
Die Empfänger von päpstlichen Briefen, Anrufen und E-Mails sind viel zu stolz, um damit nicht hausieren zu gehen. Doch bislang hat der Papst noch nicht akzeptiert, dass es für ihn kein Privatleben mehr gibt. Es ist auch schwierig, das Private vom Päpstlichen zu trennen, wenn Franziskus am Telefon einer geschiedenen Frau, der von einem Priester die Kommunion verweigert worden war, mal eben dazu rät, es doch demnächst bei einem anderen Pfarrer zu probieren.
Zweifel über die Ziele des Papstes
Selbst in der Kurie fällt, wenn über den Papst gesprochen wird, kein Satz so häufig wie dieser: „Hat er das wirklich gesagt?“ Man hält längst vieles für denkbar und rechnet immer mit dem Schlimmsten. Päpstliche Ausrutscher und sprachliche Missgeschicke sind von übler Nachrede und haltlosen Gerüchten immer schwerer zu trennen. Wollte der Papst allen Ernstes die Schweizergarde abschaffen, bis es ihm in langen Gesprächen gerade noch ausgeredet werden konnte? Schwer zu sagen, ob das stimmt; für möglich hält man es allemal.
Niemand weis was dieser Papst wirklich macht und was er vorhat und so jemand ist der Chef über 2,1 Mrd Katholiken weltweit !
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