Man habe dem Mann nach seiner Ankunft in der Rettungsstelle erst einmal einen Eisbeutel gegeben, um die Schmerzen zu lindern, sagt Rettungsstellen-Chefarzt Michael de Ridder. „Das war ja kein Notfall, sondern eine
Verstauchung.
Solche Patienten müssen länger warten, weil die echten Notfälle schneller behandelt werden.“
Der Mann mit Migrationshintergrund, wie die Polizei später bestätigt, habe aber darauf bestanden, sofort ärztlich versorgt zu werden. Eine Schwester versuchte, den immer aggressiver agierenden Patienten zu beruhigen – erfolglos. Als ein Pfleger dazwischen ging, um seiner bedrängten Kollegin zu helfen, habe der 27-Jährige
plötzlich ein Messer gezogen und zweimal auf den Pfleger eingestochen, so der Chefarzt.
Eine Polizeibeamtin, die zufällig zu der Zeit in der Rettungsstelle anwesend war, konnte den Täter schließlich mit gezogener Waffe dazu bewegen, das Messer wegzulegen.
„Der Pfleger erlitt eine schwere Verletzung der Lunge und musste drei Tage lang auf der Intensivstation behandelt werden“, sagt de Ridder. „Nur durch Zufall hat er überlebt. Hätte das Messer ein größeres Blutgefäß verletzt, hätte es anders ausgehen können.“
Die Polizei teilte auf Anfrage mit, dass der Mann zunächst festgenommen und nach Feststellung der Personalien wieder freigelassen worden sei.
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Der kommunale Klinikkonzern Vivantes, zu dem das Urban-Krankenhaus gehört, prüft nun, ob man in der Rettungsstelle künftig einen Wachschutz einsetzen sollte. Im ebenfalls zu Vivantes gehörenden Klinikum Neukölln ist das seit Ende 2008 der Fall. Man habe damit positive Erfahrungen gemacht, sagt Vivantes-Pressesprecher Uwe Dolderer. „Die Mitarbeiter fühlen sich sicherer, die Gewalt ist seitdem deutlich zurückgegangen.“ Allerdings für einen Preis: Seither würden die Mitarbeiter in der Notaufnahme wesentlich stärker verbal angegriffen, heißt es.
Auch darunter leiden die Pflegekräfte am Urban-Krankenhaus.
„So manche Schwester kommt weinend zu mir, wenn sie wieder einmal als Hure oder Abschaum beschimpft wurde", berichtet Chefarzt de Ridder.