AfD-Anhänger tendieren zu Rassismus und Homophobie
Rechtsextreme Einstellungenbei Befragten mitunterschiedlichenWahlintentionenRufe nach mehr Nationalgefühl, gar nach einem starken Führer: Deutschlands Mitte tendiert laut einer Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung latent nach rechts. Ganz vorn dabei: die Anhänger der AfD.
Hamburg - "Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen", "Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben", "Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten" - Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Darf man? Nein, meinen die Mitarbeiter der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES).
In ihrer Studie zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland zeigen sie jedoch, dass diese Aussagen mancherorts salonfähig sind. Ob Stammtischparole oder Geflüster hinter vorgehaltener Hand - die FES hat unter dem Namen "Fragile Mitte - Feindselige Zustände" abgefragt, wie es um Toleranz und Offenheit in Deutschland steht. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Einige Auszüge:
10,1 Prozent der Befragten schreiben Hitlers Machenschaften auch Positives zu
17,4 Prozent stimmen der Sozialschmarotzer-These zu
35,9 Prozent fordern mehr Deutschlandgefühl
Fast 23 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, Deutschland brauche jetzt eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert
Elf Prozent sagen Ja zu der These: "Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert."
"Die politischen Einstellungen der AfD-Sympathisanten weisen im Vergleich zur Gesamtstichprobe einen erhöhten Chauvinismus und eine stärkere Verharmlosung der NS-Zeit auf", fasst Herausgeber Ralf Melzer von der FES zusammen. "Auch die Abwertung von Homosexuellen und die generelle Kritik an Politikern ist überdurchschnittlich." Es zeige sich eine deutlich rechte politische Gesinnung, die an rechtsextremes Denken grenze.
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[Links nur für registrierte Nutzer]Auch wenn die Zahlen immer noch bedenklich hoch sind: Insgesamt sind rechtsextreme und menschenfeindliche Einstellungen in der Gesamtbevölkerung im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückgegangen. Ein erfreuliches Ergebnis, so Melzer, der für die FES das Projekt "Gegen Rechtsextremismus" leitet. Dennoch bestehe kein Anlass zur Entwarnung.
Grund für den Rückgang sei unter anderem der "doppelte NSU-Effekt": Weil durch den Prozess gegen Beate Zschäpe und die dazugehörige Aufarbeitung der Morde das Thema Rechtsextremismus präsent gewesen sei, würden sich die meisten deutlich von dieser krassen Form des Fremdenhasses distanzieren.
Das Problem dabei: Menschenfeindliches und rechtsextremes Denken verlagere sich in subtilere Formen, gerade weil eine gesellschaftliche Norm gegen Rechtsextremismus besteht, beobachtet Melzer. Wer sich also vorher konkret gegen Juden ausgesprochen hatte, kritisiert heute die israelische Regierung und ihr Verhalten im Gaza-Konflikt. Das habe dann zwar keinen direkten Bezug zum Antisemitismus, gehe dennoch oft einher mit einer antisemitischen Aussage. "Rechtsextreme Tendenzen sickern nach und nach in den Mainstream ein", sagt Melzer. "Diese Entwicklung müssen wir zurückweisen."
Desweiteren...
[Links nur für registrierte Nutzer]Die Macher der Studie sehen dennoch eine Rückentwicklung von Antisemitismus und sachlicher Israelkritik und gehen davon aus, dass die Mehrheit der Israelkritiker auch antisemitische Tendenzen habe.
Eine weitere Studie zur Volksverarsche.