GEHEIME KOMMANDOSACHE / CHEF-SACHE / NUR DURCH OFFIZIER
Ausführungen des Führers am 20.1. 1941.
II. Um 12 Uhr entwickelt der F ü h r e r vor größerem Kreise seine Gedanken und Auffassungen über die Lage.
Anwesend u.a. Duce, Ciano, Der R. A. Minister, Chef OKW, Chef WFSt.
Inhalt der Ausführungen des Führers in Stichworten:
Große Bedeutung F i n n l a n d s für uns wegen des einzigen Nickelvorkommens in Europa.
Russen sagen zwar zu, uns die benötigte Nickelmenge auch zu liefern, aber nur so lange sie wollen.
Finnland darf daher nicht mehr angetastet werden.
Demarche der Russen wegen unseres Aufmarsches in R u m ä n i e n hat stattgefunden und wird entsprechend abgewiesen werden. Russen werden immer unverschämt in den Zeiten, zu denen man ihnen nichts anhaben kann (Winter).
Der Aufmarsch in Rumänien verfolgt einen dreifachen Zweck:
a) eine Operation gegen Griechenland
b) Schutz Bulgariens gegen Rußland und Türkei
c) Sicherstellung der Garantie Rumäniens.
Für jede dieser Aufgaben ist eine eigene Kräftegruppe nötig, im ganzen daher sehr starke Kräfte, deren Aufmarsch weit von unserer Basis entfernt lange Zeit in Anspruch nimmt.
Erwünscht, daß dieser Aufmarsch ohne feindliche Einwirkung zu Ende geführt wird. Deshalb die Karten so spät als möglich aufdecken. Tendenz wird sein, so spät als möglich über die Donau gehen und darnach so früh als möglich zum Angriff antreten.
Deshalb ist es auch - neben den Überführungsschwierigkeiten, die in den gestrigen militärischen Besprechungen zu tage getreten sind - nicht zweckmäßig, j e t z t einen deutschen Verband nach Albanien zu überführen. Bliebe er hinter der Front stehen, so ergäben sich psychologisch unerwünschte Rückwirkungen: »Italiener im schweren Kampf - Deutsche sehen hinter der Front zu.«
Wird der deutsche Verband aber eingesetzt, so lösen wir den Krieg auch im Südosten vorzeitig aus.
Die T ü r k e i wird aller Voraussicht nach neutral bleiben; sehr unangenehm könnte es werden, wenn sie sich mit England solidarisch erklären und ihre Flugplätze England zur Verfügung stellen würde. Gesamtlage im Osten aber nur richtig zu beurteilen von der Lage im W e s t e n.
Der Angriff gegen die britischen Inseln ist unser letztes Ziel.
Hier sind wir in einer Lage wie jemand, der nur mehr einen Schuß in der Büchse hat; geht er fehl, so ist die Situation viel schlimmer als vorher. Man kann die Landung nicht wiederholen, da im Falle eines Mißerfolges zu viel Material verloren geht. England braucht dann keine Sorge mehr zu haben und kann die Masse seiner Kräfte an der Peripherie, wie es will, einsetzen. Solange der Angriff nicht stattgefunden hat, müssen die Engländer immer mit ihm rechnen.
Nur bestimmte Voraussetzungen lassen die Landung zu, die uns im Herbst nicht gegeben waren: Keine 3 Tage hintereinander schönes Wetter. Gesamtaufgabe im Westen außerdem aber Schutz unserer Basis von Kirkenes bis an die spanische Grenze, wobei eine Kräftegruppe in Südfrankreich immer bereit bleiben muß, um einzugreifen, wenn England sich in Portugal festsetzen sollte.
Die Sperrung der Sizilien-Straße durch die Luftwaffe ist nur ein schwacher Ersatz für den Besitz von G i b r a 1 t a r . Wir hatten Vorbereitungen so getroffen, daß Erfolg sicher gewesen wäre. Im Besitz von Gibraltar wären wir aber auch in der Lage, uns mit starken Kräften in Nordafrika festzusetzen und damit den Erpressungen Weygands ein Ende zu machen. Wenn es daher Italien gelingen würde, Franco doch noch zu bewegen, in den Krieg einzutreten, so wäre das ein großer Erfolg und würde in kurzer Zeit die Lage im Mittelmeer grundlegend ändern.
Von A m e r i k a , auch wenn es in den Krieg eintritt, sehe ich keine große Gefahr.
Die größere ist der riesige Block R u ß l a n d. Wir haben zwar sehr günstige politische und wirtschaftliche Verträge mit Rußland, aber ich verlasse mich lieber auf meine Machtmittel. Von diesen würden daher sehr erhebliche Teile an der russischen Grenze gebunden und hindern mich, eine ausreichende Zahl von Menschen in die Rüstung zu geben, um dadurch die Rüstung der Luftwaffe und der Kriegsmarine auf das Höchste zu steigern.
Solange Stalin lebt, ist wohl keine Gefahr: er ist klug und vorsichtig. Aber wenn er nicht mehr da ist, können die Juden, die jetzt nur in der 2. und 3. Garnitur vorhanden sind, wieder in die 1. Garnitur vorrücken.
Man muß also vorsichtig sein. Die Russen suchen immer nach neuen Forderungen, die sie aus den Verträgen herauslesen. Deshalb wollen sie in diesen auch keine festen und präzisen Formulierungen. Man muß also den Faktor Rußland immer im Auge behalten und sich abdecken mit Kraft und diplomatischem Geschick. Früher wäre Rußland überhaupt keine Gefahr gewesen denn zu Lande sind sie uns ganz ungefährlich. Jetzt, im Zeitalter der Luftwaffe aber kann von Rußland und vom Mittelmeer aus das rumänische Ölgebiet in ein rauchendes Trümmerfeld verwandelt werden, und dieses Ölgebiet ist für die Achse lebenswichtig.