Gaskammer-Selfie

Das fehlende Taktgefühl der Auschwitz-Besucher

Eigentlich sollte Europas größter Friedhof ein Ort der Besinnung sein. Doch Touristen machen Selfies vor Krematoriumsöfen und posieren vor Galgen. Das frühere KZ wirkt wie ein makabrer Ausflugsort.


Als warteten sie auf eine Mitfahrgelegenheit, stehen zwei Mädchen mit ausgestreckten Daumen an den Gleisen und lachen in ihr Smartphone, um ein Selfie zu schießen. Es sind die Gleise, die direkt zur Selektionsrampe des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau führten. In einer der Sanitärbaracken des Lagers stehen Jugendliche über die Latrinen gebeugt und halten sich mit theatralischen Gesten die Nasen zu. Das Foto stellen sie anschließend sofort online: Memories of the Holocaust.

Rasant verbreiten sich solche Bilder im Internet. Sie sind die digitale Spur jener Leute, die Gedenkstätten wie Auschwitz besuchen, als seien sie ein herkömmliches Reiseziel, eine x-beliebige Sehenswürdigkeit, die es abzuhaken gilt. So als stünde das ehemalige deutsche Vernichtungslager auf der Liste der 100 Orte, die man unbedingt gesehen haben muss, nach dem Motto: "Da sind wir auch schon gewesen!"

Selfies vor Galgen und Erschießungswand

Kann sein, dass solche Selfies nur ein Trend zur Selbstdarstellung sind. Ein Phänomen des fehlenden Taktgefühls speziell von Teenagern sind sie keineswegs. In Auschwitz benehmen sich sämtliche Altersklassen wie im Freizeitpark.

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Wer nicht will, dass Touristen aller Art Auschwitz besuchen, der sollte Auschwitz auch nicht öffentlich zugänglich machen. Dieses Moralapostel-Getue ist nicht zum Aushalten. Jetzt ist jeder, der angesichts ein paar Baracken nicht in Tränen ausbricht ein schlechter Mensch ohne Taktgefühl oder wie? Was meint ihr?