Hier etwas zum Einfluss Sorels und den Futuristen.Lest es erstmal und sagt mir dann ob es einen idealen Faschismus hätte geben können oder nicht.
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Der Einfluss Sorels
Das Werk von Georges Sorel ist heute wohl bekannt; und auch als er 1908 seine „Reflections sur la violence“ veröffentlichte, schrieb er nichts, was ungewöhnlich in den Ohren der Syndikalisten klang. Seine Bücher waren ganz einfach eine systematische Aufarbeitung der Schriften sozialistischer und syndikalistischer Führer, die weit bekannter waren als Sorel selbst. Auf diese Art und Weise erlangte er seine Bedeutung und spielte dann, besonders in Italien, eine maßgebliche Rolle bei der Konversion bestimmter syndikalistischer Gruppen zur Rechten. Denn Sorel und seine Gefolgsleute vollzogen die Synthese all jener Ideen und damaligen Denkrichtungen, die die Revolte gegen die bürgerliche Gesellschaft und deren gesamte Moral und politische Werte verlangten, sowie die Revolte gegen die Doktrin der Menschenrechte und gegen Liberalismus und Demokratie. Revolutionäre Syndikalisten und Nationalisten hatten ebenso wie Antidemokraten und Antiliberale unterschiedlicher Färbung nunmehr einen gemeinsamen Boden gefunden. Der Übergang vom revolutionären Syndikalismus zum Nationalismus oder umgekehrt war in der Theorie niemals jenseits der Grenzen des Möglichen gewesen; und zu der Zeit, da der Erste Weltkrieg sich am Horizont abzeichnete, schien er unvermeidlich zu sein.
In den Jahren 1911/12 gab Georges Sorel - der revolutionäre Syndikalist - eine Zeitschrift namens „L'Indépendance“ heraus, die nationalistisch und antisemitisch war. Ungefähr zur gleichen Zeit erblickten zwei weitere Publikationen das Licht der Welt, die zu den interessantesten und bemerkenswertesten Vorboten des Faschismus gehörten: „Les Cahiers du Cercle Proudhon“ in Frankreich und „La Lupa“ in Italien.
Der Cercle Proudhon wurde im Dezember 1911 unter der Präsidentschaft von Charles Maurras gegründet, wobei Georges Sorel der treibende Geist war. Er vereinte Syndikalisten mit Nationalisten der Action Française. Einen Monat später wurde die erste Ausgabe der „Cahiers du Cercle Proudhon“ veröffentlicht. Unter den Mitarbeitern ragten zwei Namen heraus, die kennzeichnend für die Art des Unternehmens sind: George Valois, zum linken Flügel der Action Française gehörend, Autor von „La Monarchie et la Classe Ouvrière“, der 1925 die Faisceau gründen sollte, und Edouard Berth, ein Schüler von Sorel, der sich in den zwanziger Jahren von der extremen Rechten zur extremen Linken bewegte. Jene Nationalisten und Syndikalisten stimmten darin überein, dass die „Demokratie der größte Fehler des letzten Jahrhunderts war“, dass sie die schrecklichste Ausbeutung der Arbeiter erlaubt habe und zunächst „das Gesetz des Goldes anstelle des Gesetzes des Blutes“ im kapitalistischen System aufgestellt und später unterstützt habe. Sie folgerten, „wenn wir die Moral, das intellektuelle und materielle Kapital der Zivilisation, erhalten und stärken wollen, ist es absolut notwendig, die Institutionen der Demokratie zu zerstören“.
Da Krise auf Krise folgte, zunächst in Bezug auf die Libyen-Frage und dann auf den Interventionismus, übernahm eine Reihe von syndikalistischen Gruppen neue Positionen, die sich nachweislich auf die Nation und auf das Volk bezogen. Diese Umgruppierung von Syndikalisten und Nationalisten, die bereits auf den Faschismus hinauslief - obwohl dieser damals noch keinen Namen hatte -, vollzog sich unter dem Banner von „La Lupa“, einer Zeitschrift, die erstmals ein Jahr vor dem Tripolis-Feldzug herauskam. Sie erschien in Florenz und wurde von Paolo Orano herausgegeben, einem typischen Vertreter der italienischen Schule der Syndikalisten, dessen Ziel es war, den ökonomischen Syndikalismus und den politischen Nationalismus miteinander zu versöhnen.
Zu den Mitarbeitern von La Lupa zählten Enrico Corradini, Arturo Labriola und Roberto Michels. Der Begründer des modernen italienischen Nationalismus konzentrierte seine Bemühungen auf den Nachweis, dass Nationalismus und Sozialismus wirklich und wahrhaftig miteinander identifiziert werden könnten, insofern sie beide dieselbe spezifische „vortreffliche Substanz“ in sich trugen. „Für den Syndikalismus ist die einzige moralische Pflicht der Kampf. Für den Nationalismus ist die einzige sittliche Notwendigkeit ... Krieg zu führen.“ Sie hatten einen gemeinsamen Gegner - die Bourgeoisie.
1913 wurde von Giovanni Papini, der 1904 „Ein nationalistisches Programm“ veröffentlicht hatte, eine neue Zeitschrift unter dem Titel „Lacerba“ herausgebracht. „Lacerba“ brachte Papini, Ardengo Soffici und die Futuristen unter Führung von Marinetti zusammen. In einem Artikel aus dem Jahr 1913 rief Papini nach einem „Blutbad“. Er sah im Krieg das Mittel zur inneren Wiedergeburt Italiens und zur Zerstörung der falschen Werte der Demokratie. Er und seine Kollegen verknüpften den Nationalismus mit der Unterwanderung der etablierten kulturellen und moralischen Werte.
Die Futuristen
Hier erkennen wir bereits den Einfluss Marinettis und der Futuristen. Schon im Jahr 1909 hatte das Futuristische Manifest all die Grundsätze verbreitet, die später die moralischen Ideen des Faschismus werden sollten, zu denen die zwanziger und dreißiger Jahre keine neuen Beiträge mehr lieferten: „1. Wir wollen die Liebe zur Gefahr singen, die gewohnheitsmäßige Energie und die Tollkühnheit. 2. Die Hauptelemente unserer Poesie werden der Mut, die Kühnheit und die Empörung sein. 3. ... wollen wir die aggressive Bewegung, die fiebrige Schlaflosigkeit, den gymnastischen Schritt, den gefahrvollen Sprung, die Ohrfeige und den Faustschlag preisen. (...) 9. Wir wollen den Krieg preisen - diese einzige Hygiene der Welt -, den Militarismus, den Patriotismus, die zerstörende Geste der Anarchisten, die schönen Gedanken, die töten, und die Verachtung des Weibes. 10. Wir wollen die Museen, die Bibliotheken zerstören, den Moralismus bekämpfen, den Feminismus und alle opportunistischen und Nützlichkeit bezweckenden Feigheiten.“ Marinetti blieb dem Faschismus bis zum Ende treu und wurde ein enthusiastischer Unterstützer der Republik von Salò.
Der Schatten des Krieges lastete immer schwerer auf Europa, und angesichts dieses allgemeinen Rückschlags im Bewusstsein wurde jede Nation allmählich empfänglicher für den Einfluss neuer Entwicklungen. Auch im syndikalistischen und nationalistischen Lager war das Umschlagen des Windes zu spüren und zeigte sich beispielsweise besonders deutlich in Robert Michels Analyse des italienischen Neo-Imperialismus, den er kennzeichnete als „einen Imperialismus der Armen“, womit er Ideen von Corradini weiterentwickelte. Die Welt war geteilt in wohlhabende Nationen und in proletarische Nationen, in Nationen, die bereits einen Platz an der Sonne hatten, und Nationen, die hofften, einen solchen Platz zu gewinnen.
Und auch dieses Konzept sollte einer der grundlegenden Lehrsätze des Faschismus werden. Es zog die Überführung des unvermeidlichen Kampfes von der Bühne der Innenpolitik auf die der Außenpolitik nach sich und - in der Theorie - die Ausschaltung der Probleme des Proletariats, welches sich in der Sphäre des Krieges, der durch die gesamte Nation geführt wird, auflösen werde. Die Zukunft werde gestaltet durch den Kampf, nicht zwischen den proletarischen und den kapitalistischen Klassen, sondern zwischen proletarischen und plutokratischen Nationen. Anstelle einer Klasse war es nunmehr die Nation, die den Lauf der Geschichte als Vertreterin von Fortschritt und Zivilisation bestimmte.
Und genau dies war der Paradigmenwechsel, der den Übergang von links nach rechts so einfach machte, denn an jedem anderen Punkt hatten sich die extreme Linke, die sich aus Syndikalisten und revolutionären Sozialisten zusammensetzte, und die Radikalen und Nationalisten der Neuen Rechten bereits getroffen und Übereinstimmung festgestellt. Antiliberalismus, Antiparlamentarismus, Antisemitismus (außer in Italien), die Verehrung der Elite, der Jugend, der Kraft und der Gewalt, die Revolte gegen den Rationalismus und die Aufklärung, die Befürwortung des politischen Autoritätsdenkens - jedes der Elemente, das den Faschismus herausbilden sollte, existierte bereits und nicht nur als Rohmaterial, denn sie waren bereits zu einem relativ geschlossenen System ausgearbeitet worden.
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So mehr habe ich nicht.Jetzt könnt ihr mal was vorbringen.