Zitat von
Dayan
Als Konsequenz aus den Antijüdischen Auschreitungen glauben viele Juden in Europa das die Polizei überfordert ist![Links nur für registrierte Nutzer]Politik Antisemitismus
15:13
Israelische Elitekämpfer schützen Juden in Deutschland
Der Antisemitismus auf unseren Straßen hat kaum einen Juden überrascht. Seit Jahren nimmt die Bedrohung zu. Israelische Ex-Militärs sichern deshalb viele jüdische Einrichtungen in Europa.
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Von Gil Yaron,Tel Aviv
Protests on Al-Quds Day in Berlin
Ein junger Mann vor einer israelischen Fahne bei einer Demonstration in Berlin. Immer mehr Juden in Deutschland fürchten antisemitische Übergriffe
Foto: Getty Images
Ein Brandanschlag auf eine Synagoge in Wuppertal, zuvor ein Attentat auf das Jüdische Museum im Brüssel, Schüsse auf eine jüdische Schule in Toulouse: Für Juden in Europa ist das nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs. Auf dem Kontinent "ereignen sich Dinge, die wir seit 1933 nicht mehr gesehen haben", sagte der Berliner Rechtsanwalt Nathan Gelbart am Montag vor einem Ausschuss des israelischen Parlaments in einer eigens anberaumten Sondersitzung.
Menschen skandierten "Juden sind Schweine" und "Tod den Juden" im Herzen Berlins, und die Polizei habe "tatenlos zugesehen". In ganz Europa werden Gemeinden belagert, Juden belästigt, sobald sie als solche erkennbar sind, Volksverhetzung bei hellichtem Tag auf offener Straße betrieben – bislang ohne bedeutende Konsequenzen.
Kein Wunder also, dass Menschen wie Beni Tal seit mehreren Wochen gut zu tun haben – viel zu gut. Der bullige Kerl mit dem breiten Rücken und den sehr muskulösen Armen ist Israels berühmtester Personenschützer. Er scheint weder das Kampfmesser, das er stets an seinem Bein trägt, noch den Teleskop-Schlagstock in der Hosentasche nötig zu haben. Doch der ehemalige Elitesoldat, der als Agent in der Personenschutzeinheit 730 des Inlandsgeheimdiensts alle wichtigen Politiker abgesichert hat, geht "nie unbewaffnet auf die Straße".
Seit dem Islamisten-Attentat in Brüssel steigt die Angst
Sogar Israels Polizei setzt die Elitekämpfer von Tals Firma BTS ein, wenn ihr eine Aufgabe zu brenzlig wird. Doch spätestens seit dem Attentat auf das Jüdische Museum in Brüssel, bei dem ein Syrien-Rückkehrer am 24. Mai vier Personen erschoss, kann Tal sich vor Anfragen kaum noch retten: "Etwa 50 Mal ruft man mich inzwischen jede Woche an", sagt er.
Die Polizei ermittelt nach einem Brandanschlag auf eine Synagoge in Wuppertal. Drei Männer haben in der Nacht zum Dienstag mehrere Molotowcocktails auf das Gebetshaus geworfen
Foto: dpa
Die Polizei ermittelt nach einem Brandanschlag auf eine Synagoge in Wuppertal. Drei Männer haben in der Nacht zum Dienstag mehrere Molotowcocktails auf das Gebetshaus geworfen
Am anderen Ende der Leitung sind Juden aus Europa: Geschäftsmänner und Gemeinden, die Angst haben vor dem zunehmenden Antisemitismus, vor Anschlägen, Entführungen oder nur einem Spaziergang auf der Straße. Sie bitten um Rat und tatkräftige Hilfe beim Selbstschutz. Es gibt keine offiziellen Zahlen, aber Tal schätzt, "dass allein in Deutschland mehrere Hundert israelische Ex-Soldaten mit dem Schutz jüdischer Einrichtungen betraut sind. In ganz Europa sprechen wir von Tausenden."
Jüdische Gemeinden in Europa sind seit Jahrzehnten bedroht. Es gibt viele potenzielle Angreifer: "Syrien-Rückkehrer sind ein ernstes Problem", sagt Oliver Hoffmann, Eigentümer der Firma High Risk Protection & Training Service, die mit jüdischen Gemeinden arbeitet. Doch inzwischen droht Gefahr aus immer mehr Richtungen: "Europa wird von Antisemitismus überschwemmt. Und er wird nicht nur salonfähig, sondern auch immer gefährlicher", meint Tal.
Juden müssen nicht nur in der Synagoge geschützt werden
"Es geht vom Abreißen des Haussegens an Türen bis zu physischen Attacken. Ich habe manchmal in Europa das Gefühl, dass wir uns kurz vor dem nächsten Pogrom befinden." Ein Bericht des Verfassungsschutzes spricht von rund 10.000 gewaltbereiten Nazis. Auch von Linksradikalen geht Gefahr aus. Und so beten Juden in ganz Europa, auch in Deutschland, nur hinter hohen Mauern und kugelsicherem Glas, während draußen Polizisten Wache schieben. Dasselbe gilt für jüdische Schulen oder Jugendzentren. Doch das genügt nicht: Gemeinden haben freiwillige Schutztrupps gegründet: "Die Leute sind in den Gemeinden aktiver geworden", sagt Hoffmann.
Israel will ihnen dabei unter die Arme greifen: "Wenn Europas Staaten die Juden, die auf ihrem Territorium leben, nicht schützen, wird Israel das tun. Unser Blut ist nicht umsonst zu haben", sagte der Abgeordnete Israel Hasson bei der Sondersitzung in der Knesset am Montag.
Dabei müsste er gar nicht im Futur sprechen: "Junge Freiwillige fliegen nach Israel und werden dort ausgebildet", sagt Tal. Die Jewish Agency hat eigens einen Fonds eingerichtet, der Millionen Schekel zur Verfügung stellt, um die Sicherheit jüdischer Gemeinden in aller Welt zu verbessern: "Ja, wir greifen auch vielen in Europa unter die Arme", bestätigt der Sprecher der Organisation Avi Meir. Mal finanziert man Sicherheitskameras, andernorts die Reparatur eines Schutzzauns oder das Einsetzen von kugelsicheren Fensterscheiben. Und manchmal, indem man bewaffnete Elitekämpfer ins Ausland schickt.
Israelische Elitekämpfer statt nette deutsche Polizeibeamte