Jeder dritte Arbeitslose hat ausländische Wurzeln
Mehr als ein Drittel der Arbeitslosen in Deutschland hat ausländische Wurzeln, drei Viertel davon erhalten Hartz IV, zeigen neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Und es gibt riesige Unterschiede zwischen den Bundesländern
Menschen mit Migrationshintergrund sind in Deutschland überdurchschnittlich oft arbeitslos.
Nach den aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit hatten im vergangenen Juni fast 36 Prozent der Arbeitslosen ausländische Wurzeln. Damit sind sie unter den Erwerbslosen deutlich überrepräsentiert, denn nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beträgt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung lediglich gut 20 Prozent.Dass die spezielle Arbeitslosenquote unter Ausländern erheblich über der von deutschen Bürgern liegt, ist schon seit langem bekannt. Der etwas technisch klingende Begriff „Migrationshintergrund“ geht jedoch über das Unterscheidungskriterium der Staatsangehörigkeit hinaus. Nach offizieller Definition fallen darunter alle nach 1949 nach Deutschland Zugewanderten, also etwa Deutsche aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion; zudem alle in Deutschland geborenen Ausländer sowie alle als Deutsche Geborene, die mindestens ein zugewandertes oder als Ausländer in Deutschland geborenes Elternteil haben.
Die Arbeitsagentur ist seit vergangenem Jahr dazu verpflichtet, alle gemeldeten Erwerbslosen auf einen Migrationshintergrund zu befragen, um daraus Schlüsse für die Arbeitsmarktpolitik ziehen zu können. In der letzten Fragerunde kamen von 2,8 Arbeitslosen in etwas mehr als 2,1 Millionen Fällen (90 Prozent) nutzbare Antworten zurück, auf die sich die Angaben der Agentur beziehen. Demnach gab es im Sommer in ganz Deutschland 1,37 Millionen Arbeitssuchende ohne und rund 760.000 mit Migrationshintergrund, was zu einem Anteil von 35,7 Prozent führt.
Zwei Drittel haben keinen formalen Berufsabschluss
Die regionalen Unterschiede sind allerdings enorm. Während Westdeutschland auf eine Quote von fast 43 Prozent kommt, sind es im Osten nur 18 Prozent. Zieht man davon noch die Hauptstadt Berlin ab, bleiben gerade mal 9 Prozent übrig. In den alten Bundesländern liegt Baden-Württemberg (51,5) vor Hessen (49,3) und Hamburg (49). Dort hat also gut jeder zweite Arbeitslose einen Migrationshintergrund. Allerdings sind dort die Arbeitslosenzahlen wegen der florierenden Wirtschaft auch vergleichsweise gering. Die niedrigsten Werte weisen Sachsen-Anhalt (8,1), Mecklenburg-Vorpommern (8,8) und Thüringen (8,9) auf.
Insgesamt werden knapp drei Viertel aller Arbeitslosen mit Migrationshintergrund von Jobcentern betreut und sind damit im Hartz-IV-System. Das heißt, dass sie vorher keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I in einem Arbeitsverhältnis erworben haben. Zwei von drei Personen haben zudem keinen formalen Berufsabschluss aufzuweisen. In der Gruppe ohne Migrationshintergrund ist es lediglich ein Drittel. Viel spreche dafür, dass die fehlenden Berufsabschlüsse ein Hauptgrund für die hohe Arbeitslosigkeit unter den Migranten ist, heißt es von der Arbeitsagentur.
Ein weiterer Unterschied der beiden Gruppen zeigt sich mit Blick auf die Altersstruktur: Während Arbeitslose ohne Migrationshintergrund eher älter und besonders stark in der Altersklasse 45 bis 55 Jahre vertreten sind, stellen die mit Migrationshintergrund den größeren Anteil in der Gruppe zwischen 35 und 45 Jahren.
Quelle ( Frankfurter Allgemeine Zeitung)