User in diesem Thread gebannt : mabac and Leseratte


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Thema: Out on the plains we gave 'em hell

  1. #61
    spontan Benutzerbild von Herr B.
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Zitat Zitat von Parker Beitrag anzeigen
    Das große Problem der Comanchen war, sie machten immer dasselbe, Einer wie der Andere. Sie hatten ihre Erfolgsstrategien und nach denen gingen sie vor. Immer. So galten Comanchen, die zu Fuß in einen Kampf verwickelt wurden als nahezu harmlos, geradezu unbeholfen, während sie, kaum daß sie auf einem Pferd saßen, einstimmig, von absolut jedem, der jemals mit ihnen zu tun hatte, als das Nonplusultra des berittenen Kriegers beschrieben wurden. Auf diese Karte setzten sie bedingungslos und versuchten stets, eine Schlacht beritten auf den offenen Plains auszutragen.
    Die Angloamerikaner dagegen lernten dazu. Moore etwa hatte bei seinem ersten Versuch ein Penatekadorf zu stürmen teuer Lehrgeld bezahlt und beim nächstenmal ließ er dann auf Frauen und Kinder schießen, was die Comanchen zwang, sich zu Fuß zu stellen.
    Anders als die Spanier zuvor resignierten die Anglos nicht, sondern wurden härter, verbissener und brutaler.
    Dazu kamen natürlich ihr unerschöpflicher Nachschub an Menschen und der Fortschritt der Waffentechnologie.
    Der Erfolg dieses Stammes kann offensichtlich nicht auf eine erreichte höhere Kulturstufe zurückgeführt werden, wohl aber bestimmten Aspekten durch die er sich von
    den anderen Indianern unterschied, sowie der Fähigkeit sich adaptiv der gegebenen Situation gemäss zu spezialisieren.
    Dadurch wird sich wohl, bevor die Comanchen zu den ersten Pferden kamen, ihre Abschreckungsstrategie der sadistischen Grausamkeit entwickelt haben. Besonders in Hinsicht auf ihre einzigartige kleinkörperliche Statur, die ja in keiner Weise einen Vorteil gegenüber den anderen Stämmen bei Kriegereien darstellte.
    Zudem schätzten sie auch das Feuerwasser keineswegs, das ihnen von weissen Händlern angeboten wurde. Hiermit waren sie der einzige Abstinenzler-Indianerstamm, und immer mit klarem Kopf, sozusagen! Sie legten grossen Wert auf gutes Urteilsvermögen, und sehr wenig auf gute oratorische Fähigkeiten. Comanchen Häuptlinge und Führer hielten sich einen Redner (Tlatlero) der für sie bei Versammlungen und Verhandlungen sprach, wärend sie selbst sich im Hintergrund hielten. Aussenstehende konnten bei Treffen mit Comanchen normalerweise unmöglich feststellen wer denn der eigentliche Führer war. Hier konnten sich nun fähige Führer entwickeln die sich voll und ganz ihrer Rolle widmen konnten, ohne oratorisch begabt sein zu müssen oder andauernd rednerisch die Loyalität ihrer Anhänger sicher zu stellen.
    Aber ihre angehenden Führer mussten etwas Prädikat haben. Ein Kandidat dazu musste eine bestimmte Kombination an Kriegsehren, Puha (Medizinkraft), Großzügigkeit und Familienbeziehungen vorweisen können. Charisma allein nutze wenig.

    Sie aßen keine Fische oder Schwimmvögel ausser der Hunger trieb sie dazu, jedoch mag das einfach geschmacklichen Grundes gewesen sein. Was sie aber keineswegs aßen waren Hunde, welches es ihnen unmöglich machte die Gastfreundschaft ihrer Cheyenne, Arapaho und Kiowa Verbündeten gebührend zu würdigen.
    Bemerkenswert ist dass, als die Comanchen erstmals mit dem Kannibalismus der ost-texanischen Stämme in Berrührung kamen, in ihrer Reaktion dazu den Europäern gleichten!
    Was nicht erstaunt ist dass die Comanchen dann sehr viel direkter als die Europäer es waren, ihrem Missfallen an dieser Praktik Ausdruck zu verleihen.



  2. #62
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Zitat Zitat von Herr B. Beitrag anzeigen
    Der Erfolg dieses Stammes kann offensichtlich nicht auf eine erreichte höhere Kulturstufe zurückgeführt werden, wohl aber bestimmten Aspekten durch die er sich von
    den anderen Indianern unterschied, sowie der Fähigkeit sich adaptiv der gegebenen Situation gemäss zu spezialisieren.
    Völlig richtig. Kulturell betrachtet gehörte dieses Volk zu den primitiveren Völkern Nordamerikas. Sie haben das Pferd einfach angenommen, wie womöglich niemand sonst jemals in der Menschheitsgeschichte und hatten über Überfälle im späteren Mexiko auch unbegrenzten Zugang zu diesen Tieren.
    Dazu kommt noch, sie waren schon von ihrer Physis her die geborenen Reiter. Kräftige Muskulatur bei einer Durchschnittsgröße von um die 1,60, eher weniger als mehr. Lakota Sioux wurden gern mal um die 2 Meter groß. Schon daran sieht man, daß sie gar nicht so vollkommene Pferdemenschen werden konnten, ganz abgesehen davon, daß sie erst sehr viel später Zugang zu Pferden bekamen.



    Zitat Zitat von Herr B. Beitrag anzeigen
    Dadurch wird sich wohl, bevor die Comanchen zu den ersten Pferden kamen, ihre Abschreckungsstrategie der sadistischen Grausamkeit entwickelt haben. Besonders in Hinsicht auf ihre einzigartige kleinkörperliche Statur, die ja in keiner Weise einen Vorteil gegenüber den anderen Stämmen bei Kriegereien darstellte.
    Der kleine Wuchs wird aber auf dem Pferd dann plötzlich zum Vorteil. Das Pferd hat weniger Gewicht zu tragen und der Kleine ist auf ihm viel beweglicher als ein Großer. Das bedingungslose Setzen auf die Karte Pferd tat dann sein Übriges. An anderer Stelle schrieb jemand, die Apachen seien genauso beritten gewesen wie die Comanchen. Das könnte man mit fast dem selben Recht von einer modernen Kaltblüterhälftenpächterin behaupten.
    Die Comanchen waren der einzige Stamm, der das Pferd konsequent als Waffe einsetzte. Apachen und gewöhnlich auch die anderen Plainsstämme, zu denen die Apachen nichtmal zählten, ritten zur Schlacht und stiegen dann ab, um zu Fuß zu kämpfen. Comanchen ritten zur Schlacht und wechselten dann auf ein Pferd, das speziell für den Krieg abgerichtet war.

    Die Brutalität war nicht so sehr eine bewußte Abschreckungsstrategie. Das war einfach die gelebte Realität im Amerika vor den Europäern. Ich denke, das Bewußtsein der eigenen Macht führte einfach dazu, daß sie öfter an Weißen ausgelebt wurde, als andere Indianer das taten.


    Zitat Zitat von Herr B. Beitrag anzeigen
    Zudem schätzten sie auch das Feuerwasser keineswegs, das ihnen von weissen Händlern angeboten wurde. Hiermit waren sie der einzige Abstinenzler-Indianerstamm, und immer mit klarem Kopf, sozusagen! Sie legten grossen Wert auf gutes Urteilsvermögen, und sehr wenig auf gute oratorische Fähigkeiten. Comanchen Häuptlinge und Führer hielten sich einen Redner (Tlatlero) der für sie bei Versammlungen und Verhandlungen sprach, wärend sie selbst sich im Hintergrund hielten. Aussenstehende konnten bei Treffen mit Comanchen normalerweise unmöglich feststellen wer denn der eigentliche Führer war. Hier konnten sich nun fähige Führer entwickeln die sich voll und ganz ihrer Rolle widmen konnten, ohne oratorisch begabt sein zu müssen oder andauernd rednerisch die Loyalität ihrer Anhänger sicher zu stellen.
    Aber ihre angehenden Führer mussten etwas Prädikat haben. Ein Kandidat dazu musste eine bestimmte Kombination an Kriegsehren, Puha (Medizinkraft), Großzügigkeit und Familienbeziehungen vorweisen können. Charisma allein nutze wenig.
    Sowas ist ein bißchen mit Vorsicht zu genießen. Alkohol war durchaus ein beliebtes Handelsobjekt der Comancheros. Wenn Comanchen und Indianer überhaupt heute aufschreiben, wie ihre Vorfahren vor 150 Jahren lebten, dann ist da auch ein gutes Stück Wunschdenken dabei.
    Comanchen mußten sich aber tatsächlich nicht besaufen, um in Kriegslaune zu kommen. Kriegertum war gewissermaßen der wichtigste Stützpfeiler ihrer Kultur und womöglich ist es für einen Reiterkrieger auch besonders abschreckend, wenn er sich nichtmal ohne Feindkontakt mehr oben halten kann.
    Was definitiv stimmt ist, kaum jemand, der mit Comanchen zu tun hatte, wußte wirklich, wer da was zu melden hatte und gewöhnlich war das ohnehin viel weniger, als erhofft und angenommen. Strengenommen konnten auch die angesehensten Häuptlinge verbindlich nur für sich selbst und ihren engsten Umkreis sprechen. Echte Macht, wie wir das verstehen, also Befehlsgewalt, scheint es nicht oder kaum gegeben zu haben, wenn man davon absieht, daß schon jemand achtgab, daß Jagd oder Kriegszug nicht durch eigenmächtiges Handeln gefährdet wurden.

    Die höchstangesehene Tugend war persönlicher Mut, aber das macht natürlich noch lange keine guten Anführer. Wer ein bekannter und beliebter Raid Chief werden wollte, der mußte seine Gefolgschaft auch wieder lebend heimbringen und er mußte beim Verteilen der Beute an sich selbst zuletzt denken. Zauber, also Medizin, war in ihrer Vorstellung allgegenwärtig. Daß ein Anführer über spirituelle Macht verfügen mußte, war absolut selbstverständlich.
    Diese Raid Chiefs waren keine nominellen Würdenträger, jedenfalls nicht zwingend, aber eben diejenigen, die die Krieger hinter sich versammeln konnten. Zum Verhandeln, dazu komme ich noch, kamen aber gewöhnlich ganz andere Männer, nämlich altgewordene Häuptlinge, deren Kriegertage ohnehin längst vorbei waren und die von den jüngeren Kriegern einfach verlassen werden konnten, wenn diesen nicht paßte, was sie verhandelt hatten.


    Zitat Zitat von Herr B. Beitrag anzeigen
    Sie aßen keine Fische oder Schwimmvögel ausser der Hunger trieb sie dazu, jedoch mag das einfach geschmacklichen Grundes gewesen sein. Was sie aber keineswegs aßen waren Hunde, welches es ihnen unmöglich machte die Gastfreundschaft ihrer Cheyenne, Arapaho und Kiowa Verbündeten gebührend zu würdigen.
    Bemerkenswert ist dass, als die Comanchen erstmals mit dem Kannibalismus der ost-texanischen Stämme in Berrührung kamen, in ihrer Reaktion dazu den Europäern gleichten!
    Was nicht erstaunt ist dass die Comanchen dann sehr viel direkter als die Europäer es waren, ihrem Missfallen an dieser Praktik Ausdruck zu verleihen.
    Das Hundetabu liegt an der Verwandtschaft zum Kojoten, der eines der wichtigsten Geistwesen der Comanchenmythologie darstellte. Der Kojotengeist war eine Art übernatürlicher Till Eulenspiegel, der gern Streiche auf Kosten anderer spielte. Er reagierte sehr ungehalten auf das Essen seiner Verwandtschaft und dann endeten seine Streiche gern tödlich für den Esser.
    Die Religion der Comanchen war wenig ausgeschmückt und so arm an Ritualen, daß sie auch schonmal für Atheisten gehalten wurden. Tatsächlich war die Geisterwelt aber für sie ständig präsent und erlegte ihnen eine Vielzahl an Regeln auf, an die sie sich nach Kräften hielten, denn es bedeutete den sicheren Tod, die Geister gegen sich aufzubringen.
    "Moments later, Quanah wheeled his horse in the direction of an unfortunate private named Seander Gregg and, as Carter and his men watched, blew Gregg's brains out."
    S.C. Gwynne

  3. #63
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Zitat Zitat von Parker Beitrag anzeigen
    Die Brutalität war nicht so sehr eine bewußte Abschreckungsstrategie. Das war einfach die gelebte Realität im Amerika vor den Europäern. Ich denke, das Bewußtsein der eigenen Macht führte einfach dazu, daß sie öfter an Weißen ausgelebt wurde, als andere Indianer das taten.
    Aber es war keineswegs die durchgehend gelebte Realität im präkolumbianischen Amerika! Die Nasa Indianer (auch Paez genannt) sind ein Beispiel dazu.
    Die unglaubliche Brutalität der Comanchen dürfte sich im Rahmen des psychologischen Überlebensmechanismus eines zuvor bedeutungslosen, unterlegenen Stammes entwickelt haben.
    Zitat Zitat von Parker Beitrag anzeigen
    Sowas ist ein bißchen mit Vorsicht zu genießen. Alkohol war durchaus ein beliebtes Handelsobjekt der Comancheros. Wenn Comanchen und Indianer überhaupt heute aufschreiben, wie ihre Vorfahren vor 150 Jahren lebten, dann ist da auch ein gutes Stück Wunschdenken dabei.
    Comanchen mußten sich aber tatsächlich nicht besaufen, um in Kriegslaune zu kommen. Kriegertum war gewissermaßen der wichtigste Stützpfeiler ihrer Kultur und womöglich ist es für einen Reiterkrieger auch besonders abschreckend, wenn er sich nichtmal ohne Feindkontakt mehr oben halten kann.
    Anscheinend benutzt du die Begriffe Comanchero und Comanchen in austauschbarer Weise. In der Tat waren dies aber zwei sehr verschiedene Artikel.
    Der John Wayne Westernfilm "The Comancheros" stellt uns die Comancheros als eine frühe Variation heutiger krimineller Rockerbanden vor.
    Die Comancheros waren meist wandernde mexikanische Händler die regelmässig mit den Comanchen trafen. Etwas später waren sie oft hispanische Indianermischlinge, abstammend von unterschiedlichen Stämmen die um das Gebiet New Mexico lebten.
    Sie tauschten meist Werkzeuge, Leinen, Mehl, Tabak und Brot für die Büffelhäute, weissen Sklaven und gestohlenen Pferde der Comanchen.
    Da die Comancheros nur begrenzt Zugang zu Waffen und Schiesspulver hatten, kann nicht genau etabliert werden in wie weit sie die Comanchen mit Feuerwaffen belieferten.
    Tatsache bleibt dass hier der einzige Kanal war über den die Comanchen ihre Raubbeute verkaufen konnten. Einzig und alleine dieser Handel mit vogelfreien Kriminellen und Schmugglern hatte die Unterwerfung der Comanchen durch Weisse wesentlich erschwert und verlängert. Als Resultat genossen diese natürlich den Schutz des Stammes.



  4. #64
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Zitat Zitat von Herr B. Beitrag anzeigen
    Aber es war keineswegs die durchgehend gelebte Realität im präkolumbianischen Amerika! Die Nasa Indianer (auch Paez genannt) sind ein Beispiel dazu.
    Die unglaubliche Brutalität der Comanchen dürfte sich im Rahmen des psychologischen Überlebensmechanismus eines zuvor bedeutungslosen, unterlegenen Stammes entwickelt haben.
    Diese "unglaubliche Brutalität" zeigte sich halt bei so ziemlich jedem Indianerkrieg. Vor einigen der bekanntesten Massaker an Indianern wurde den Soldaten, die dann etwas später massakrierten, gern durch Leichenschauen vorgeführt, wie die zuvor von Indianern getöteten Weißen aussahen. Das geschah sowohl beim brutalen Niederschlagen des Sioux-Aufstands in Minnesota, wie auch vom Niedermetzeln von Cheyenne-Frauen und Kindern am Sand Creek. Wenn Soldaten in die richtige Stimmung gebacht werden sollten, wurde ihnen gezeigt, wie Indianer ihrerseits mit Frauen und Kindern umgesprungen waren.

    Zitat Zitat von Herr B. Beitrag anzeigen
    Anscheinend benutzt du die Begriffe Comanchero und Comanchen in austauschbarer Weise. In der Tat waren dies aber zwei sehr verschiedene Artikel.
    [...]
    Tue ich das? Danke jedenfalls für's Schließen der von mir hinterlassenen Lücken. Zu erwähnen wäre noch, daß diese Tradition auf den eingangs von mir erwähnten Seperatfrieden der spanischen Provinz Neu Mexiko mit den Comanchen zurückging, von dem die anderen spanischen Gebiete ausgenommen blieben, so daß dort gemachte Beute in Neu Mexiko gehandelt werden konnte. Etwas ganz Ähnliches muß Mook-war-ruh mit San Antonio und den Texanern vorgeschwebt sein.
    "Moments later, Quanah wheeled his horse in the direction of an unfortunate private named Seander Gregg and, as Carter and his men watched, blew Gregg's brains out."
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  5. #65
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Ganz einfach war das Realisieren des Treffens zwischen dem vermeintlichen Oberhaupt der Penateka und dem Präsidenten der Republik Texas nicht zu realisieren. Houston war zwar persönlich am verabredeten Ort, der Torreys Station am Tehuacana Creek, aber die Comanchen ließen auf sich warten und so hatten ihn andere Pflichten bereits wieder fortgerufen, als sie endlich kamen.
    Schließlich saßen Houston und Paha-yuca sich dann gegenüber, aber so richtig vorran ging es nicht.

    Sam Houston:



    Paha-yuca war ein alter fetter Mann, der keinerlei persönliches Interesse mehr an Raub- und Kriegszügen hatte. Mittlerweile hatte er wohl auch verstanden, was mit den östlichen Stämmen eigentlich geschah, die vor den Texanern hergeschoben wurden. Konsequenterweise erwiderte er auf Houstons Forderung, die Comanchen sollten sich verpflichten, westlich einer Linie durch Zentraltexas zu bleiben, die Texaner sollten ihrerseits östlich derselben Linie bleiben. Houston allerdings war nichtmal befugt, diesen Punkt zu diskutieren. Dem Präsidenten war schlicht gesetzlich untersagt, mit Indianern deren Gebietsansprüche zu verhandeln.
    Nach angloamerikanischem Verständnis waren die Indianergebiete Land, das man sich in Zukunft, wenn es benötigt würde, aneignen wollte. Auch wenn Houston selbst nicht nur Verständnis, sondern echte Sympathie für die Indianer mitbrachte, er konnte ihnen weder etwas anbieten, noch ihnen verständlich machen, daß er das nicht konnte.
    Umgekehrt war es allerdings genauso. Paha-yuca war zwar ein hochangesehener Mann, aber er konnte seinen Leuten überhaupt nix befehlen und nichtmal für die Penateka verbindlich sprechen, von den nördlichen Gruppen ganz zu schweigen.
    Houstons Idee, den Comanchen Handelsstationen ins Grenzgebiet zu setzen, wo sie sich alles, was sie sich bei den durchgehend erfolgenden Überfällen auf Siedler holten, friedlich besorgen sollten, war schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil das Stehlen keineswegs der Hauptzweck dieser Überfälle war. Der lag im Verständnis der Comanchen vom Mannsein. Krieger zogen los, um sich zu beweisen, Ruhm zu sammeln und innerhalb der Hierarchie aufzusteigen. Anders kannten sie es nicht und konnten es sich auch gar nicht vorstellen.
    nach mehreren Treffen war Paha-yuca dann schließlich bereit, Gefangene gegen geschenke herzugeben, seinen Einfluß gegen Überfälle auf Texaner geltend zu machen und seine Leute zum Frieden anzuregen. Houston versicherte ihm seine Freundschaft und ließ Handelsstationen bauen. Die zogen die Penateka wieder zurück nach Zentraltexas, die Lamars Politik der Härte von dort vertrieben hatte. Mittlerweile gab es allerdings keine Penatekafamilie mehr, die sich nicht in einer Blutfehde mit den Texanern sah und umgekehrt hatten soviele Siedler Familienangehörige verloren, daß auch sie nur noch Haß für die Comanchen empfanden. 2 Völker, die einander nur noch umbringen wollten, rückten also wieder enger zusammen. Derweil gingen die Überfälle unverändert weiter. Auch wenn um Paha-yuca herum einige Comanchen dem tatsächlich abschworen, die Texaner merkten davon überhaupt nix. Im Gegenteil, nachdem der Friede mit den Cheyenne und Arapaho sich als stabil erwies, hatten jetzt die nördlichen Gruppen deutlich mehr Muße, sich in Texas nach Beute umzuschauen.
    Aus Lamars krieg hatten die Comanchen vor allem Eines gelernt: die Texaner waren gefährlich. Junge Männer mußten einfach in den krieg ziehen und mit Pferden und Ruhm zurückkehren. Von jetzt ab achteten sie einfach noch konsequenter darauf, nach erfolgtem Überfall Distanz zu gewinnen.
    Die Penateka um Paha-yuca suchten ihren Ruhm jetzt wieder verstärkt in Mexiko, aber auf dem Weg hin und zurück kamen sie in verlockender Nähe an den texanischen Siedlern vorbei.
    Comanchenüberfälle gab es jedenfalls durchgehend und dauerhaft. Welche Gruppe genau für welchen Überfall verantwortlich war, wußte kein Mensch in Texas.
    "Moments later, Quanah wheeled his horse in the direction of an unfortunate private named Seander Gregg and, as Carter and his men watched, blew Gregg's brains out."
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  6. #66
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Es gab jetzt keine großen Kriegstrupps mehr, die in Texas offen einritten und Basislager in der Nähe von Siedlungen errichteten. Kleine Gruppen, selten mehr als ein Dutzend Männer, überquerten die Flüsse bei Nacht, versteckten sich am Tag und schlugen gewöhnlich bei Sonnenaufgang zu. Dann ritten sie um die hundert Meilen ohne Unterlaß und waren damit nicht zu fassen. Bei diesen neuartigen Überfällen wurde weniger Wert auf Beute und ausgiebiges Foltern gelegt, dafür töteten die Krieger alles, was sie nicht mitnehmen konnten, auch den gesamten Viehbestand. Die Texaner sprachen nun von "Murder Raids".
    Während Houston überzeugt war, er habe zum Frieden beigetragen, dachten die Menschen im Grenzgebiet, er habe alles wieder viel schlimmer gemacht.
    Geändert von Parker (28.07.2014 um 02:50 Uhr)
    "Moments later, Quanah wheeled his horse in the direction of an unfortunate private named Seander Gregg and, as Carter and his men watched, blew Gregg's brains out."
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  7. #67
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    1844 war dann wieder Wahlkampfzeit. Houstons Politik hatte dem zahlungskräftigen Osten große Kosten erspart, eine Wiederaufnahme des Kriegs gegen Mexiko verhindert und die Republik attraktiver gemacht für eine Aufnahme in die Vereinigten Staaten, aber Westtexas war alles andere als begeistert. Am Ende gewann Houstons Favorit Anson Jones mit 7037 zu 5688 Stimmen gegen Edward Burleson, der zu Lamars Politik, Indianer vollständig aus Texas zu vertreiben, zurückkehren wollte.
    Gleichzeitig nahmen die Comanchen wahr, daß die Texaner Schwäche zeigten und die Überfälle vermehrten sich weiter. Nur noch wenige Penateka kamen 1845 zum jährlichen Treffen, das Houston und Paha-yuca etabliert hatten.
    1845 überfielen und massakrierten Delawaren ein Comanchenlager. Die Comanchen hatten nicht übersehen, daß Delawaren sich den Texanern als Kundschafter verpflichteten und zählten sie also zu deren Verbündeten. Die Wut mußte irgendwo hin, also gab es im gesamten Grenzgebiet noch mehr Überfälle. Die meisten Texaner dachten jetzt, die Ereignisse von 1839/40 müßten sich wiederholen.
    1845 boten allerdings die USA Texas die Aufnahme in die Union an. Daran hatte Houston jahrelang gearbeitet und jetzt bat Washington buchstäblich um den Beitritt.
    In der Hoffnung, die US-Armee könne das Comanchenproblem endlich beenden, stimmten auch die meisten Grenzer für die Aufnahme. Das Referendum endete mit 4000 zu 200 Stimmen für den Beitritt und so wurde im Frühjahr 1846 der Lone Star durch die Stars and Stripes ersetzt.
    Geändert von Parker (28.07.2014 um 02:52 Uhr)
    "Moments later, Quanah wheeled his horse in the direction of an unfortunate private named Seander Gregg and, as Carter and his men watched, blew Gregg's brains out."
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  8. #68
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Vielleicht darf ich die Geschichte noch um eine Nuance ergänzen:

    Etwa um 1830 verfügten die Kavallerie-Einheiten im Südwesten der heutigen USA hauptsächlich über einen Pferdetyp, der sehr hoch im Blut stand. Da es sich überwiegend um sogenannte "leichte Kavallerie" handelte, meinten die Planer sehr schnell die massiven Nachteile dieses Pferdetyps erkannt zu haben. Durch verschiedene Einkreuzungen von Gangpferderassen wurden die Pferde größer und schwerer. Sie wurden aber nicht ausdauernder oder "härter". In der heutigen Vererbungslehre bei Zucht weiß man: Je größer, desto anfälliger. Beispielsweise das Thema Hufhärte. Während die Indianerponys ohne Beschlag auskamen, da ihre Ur-Vorfahren der Konquista für die Karstböden Südspaniens mit kleinen, harten Hufen gezüchtet worden waren und sich diese Eigenschaft bis in 19. Jahrhundert bewahren konnten, mußten die großen Kavalleriepferde aufgrund deutlich gewachsener Hufe minderer Güte immer beschlagen werden. Da dies die Hufmechanik deutlich beeinträchtigt, konnten schon bei kleinen Stolperern deutliche Lahmheiten folgen. Das Pferd wurde schneller dienstuntauglich und der in Notsituationen bei verlorenem Eisen durchgeführte Kaltbeschlag, den jeder Kavallerist beherrschte, trug nicht unbedingt zur Verbesserung bei.

    Die Stämme kannten dieses Problem nicht. Ihre Ponys waren klein, wendig und schnell. Dazu genügsam und eisenhart. Sie führten die schweren Reiter des Ostens regelrecht ad absurdum. Während die Weißen für ihre Großpferde eine regelrechte Infrastruktur aufbauen mussten, konnten Comanchen ihre Pferde sozusagen naturnah halten. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil so lange sie zahlenmäßig zumindest ebenbürtig waren.

  9. #69
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Zitat Zitat von Parker Beitrag anzeigen
    1844 war dann wieder Wahlkampfzeit. Houstons Politik hatte dem zahlungskräftigen Osten große Kosten erspart, eine Wiederaufnahme des Kriegs gegen Mexiko verhindert und die Republik attraktiver gemacht für eine Aufnahme in die Vereinigten Staaten, aber Westtexas war alles andere als begeistert. Am Ende gewann Houstons Favorit Anson Jones mit 7037 zu 5688 Stimmen gegen Edward Burleson, der zu Lamars Politik, Indianer vollständig aus Texas zu vertreiben, zurückkehren wollte.
    Gleichzeitig nahmen die Comanchen wahr, daß die Texaner Schwäche zeigten und die Überfälle vermehrten sich weiter. Nur noch wenige Penateka kamen 1845 zum jährlichen Treffen, das Houston und Paha-yuca etabliert hatten.
    1845 überfielen und massakrierten Delawaren ein Comanchenlager. Die Comanchen hatten nicht übersehen, daß Delawaren sich den Texanern als Kundschafter verpflichteten und zählten sie also zu deren Verbündeten. Die Wut mußte irgendwo hin, also gab es im gesamten Grenzgebiet noch mehr Überfälle. Die meisten Texaner dachten jetzt, die Ereignisse von 1839/40 müßten sich wiederholen.
    1845 boten allerdings die USA Texas die Aufnahme in die Union an. Daran hatte Houston jahrelang gearbeitet und jetzt bat Washington buchstäblich um den Beitritt.
    In der Hoffnung, die US-Armee könne das Comanchenproblem endlich beenden, stimmten auch die meisten Grenzer für die Aufnahme. Das Referendum endete mit 4000 zu 200 Stimmen für den Beitritt und so wurde im Frühjahr 1846 der Lone Star durch die Stars and Stripes ersetzt.
    Super der Strang!

    Habe von Lucia Saint Clair Robson zwei Bücher gelesen.

    "Die Schwester des Apachen"

    und

    "Die mit dem Wind reitet"

    Wegen der schwülstigen Titel und Covergestaltung hätte ich beinahe Abstand von der Lektüre genommen.

    Ich wurde jedoch belohnt mit einem Lesevergnügen, nahezu frei von Kitsch, was um so bemerkenswerter ist,
    da zur gleichen Zeit "Der mit dem Wolf tanzt" als Referenz des "korrekten" Indianer-Romans galt.

    Die geschichtliche Schilderung gibt auch Denkanstöße für die Gegenwart.

    Eine Stammeskultur, die nur ihre eigenen Werte anerkennt und für die nur Angehörige des eigenen Stammes Menschen sind,
    alle anderen lediglich Opfer oder Sklaven, lässt sich nicht ohne weiteres in eine sogenannte multikulturelle Gesellschaft integrieren.

    Das führt für eine von beiden Seiten zwangläufig in eine Katastrophe.

    Weiter möchte ich gar nicht vom direkten Thema ablenken.

    Also, wann gehts weiter??
    Wie sollte man nicht feindselig denjenigen gegenüber eingestellt sein, die fremd sind, fremd bleiben wollen und zugleich auf fremder Leute Kosten zu leben begehren?
    Unsere Linkspopulisten haben ein Gefühl für Nuancen; bei Breivik fragen sie insinuierend: „Nur ein Einzeltäter?“, wenn ein Muslim mordet, rufen sie beschwörend: „Nur ein Einzeltäter!" (Michael Klonovsky)

  10. #70
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    Standard AW: Out on the plains we gave 'em hell

    Zitat Zitat von dirty_mind Beitrag anzeigen
    Super der Strang!

    Habe von Lucia Saint Clair Robson zwei Bücher gelesen.

    "Die Schwester des Apachen"

    und

    "Die mit dem Wind reitet"

    Wegen der schwülstigen Titel und Covergestaltung hätte ich beinahe Abstand von der Lektüre genommen.

    Ich wurde jedoch belohnt mit einem Lesevergnügen, nahezu frei von Kitsch, was um so bemerkenswerter ist,
    da zur gleichen Zeit "Der mit dem Wolf tanzt" als Referenz des "korrekten" Indianer-Romans galt.

    Die geschichtliche Schilderung gibt auch Denkanstöße für die Gegenwart.

    Eine Stammeskultur, die nur ihre eigenen Werte anerkennt und für die nur Angehörige des eigenen Stammes Menschen sind,
    alle anderen lediglich Opfer oder Sklaven, lässt sich nicht ohne weiteres in eine sogenannte multikulturelle Gesellschaft integrieren.

    Das führt für eine von beiden Seiten zwangläufig in eine Katastrophe.

    Weiter möchte ich gar nicht vom direkten Thema ablenken.

    Also, wann gehts weiter??
    Davon habe ich 2 gelesen. 'Der mit dem Wolf tanzt' ist ein unglaublich schlecht geschriebenes Buch. Groschenromanmäßig schlecht. Nach dem ersten Satz hatte ich eigentlich schon genug. Allerdings sind die Lakota aus dem Film in der Buchvorlage Comanchen, was man im Film noch an der Szene mit dem alten Häuptling und seinem spanischen Helm sehen kann.
    'Die mit dem Wind reitet' sieht auf den ersten Blick nach schnulzigem Frauenroman aus, hat mich aber damals regelrecht begeistert. Es scheint eine regelrechte Cynthia Ann-Sparte im texanischen Buchhandel zu geben, bis hin zum Vampir-Mystery-Thriller. Daß die 'befreite' Cynthia Ann an der Sehnsucht nach ihren Kindern und ihrem Comanchenmann buchstäblich eingegangen ist, scheint bis heute zu faszinieren.

    Ich mache das gern nächtens, wenn ich nix Besseres zu tun habe. Jetzt wird es aber ein bißchen langsamer werden, weil das, was schon ziemlich fertig war, mittlerweile hier steht.

    Dankeschön jedenfalls.
    "Moments later, Quanah wheeled his horse in the direction of an unfortunate private named Seander Gregg and, as Carter and his men watched, blew Gregg's brains out."
    S.C. Gwynne

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