Sind die Libanon-Flüchtlinge noch zu integrieren?
Die Flüchtlinge aus dem Libanon führen seit Jahren mit Abstand die Kriminalitätsstatistik in Deutschland an.
Gemessen an ihrem Anteil von 0,38% an der Gesamtpopulation männlicher Jugendlicher und Heranwachsender in Berlin waren männliche libanesische Jugendliche und Heranwachsende im Jahre 2006 mit einem Anteil von 5,3% an den Inhaftierten sogar fast 14 mal häufiger inhaftiert, als es ihrem Bevölkerungsanteil entsprechen würde. Berücksichtigt man nur die nichtdeutsche Bevölkerung sind sie immerhin noch 4,73 mal häufiger inhaftiert als es ihrem Anteil an dieser entspricht. Und unter der Gruppe der Intensivtäter in Berlin kommen 44% der Jugendlichen aus dem Libanon.
Außerdem stammen unverhältnismässig viele junge Serientäter aus arabischen
Familien (46%), zumeist Libanesen,
Mhallami-Kurden und Palästinenser. Die Einbürgerung von mehr als der Hälfte der Libanon-Flüchtlinge scheint keinen Einfluss auf ihre Integration auszuüben. Nach wie vor weisen sie die höchste Arbeitslosigkeit, um die 90%, und die niedrigste Bildung auf, circa 80% ihrer Schüler verlassen die Schule ohne Schulabschluss. Die Gruppe stellt inzwischen eine Bedrohung für den sozialen Frieden dar. Abgeschottet von der Umwelt terrorisiert sie in manchen deutschen Städten ganze Stadtviertel. Man kann feststellen, dass die Integration bei diesen Gruppen gründlich gescheitert ist und die zweite Generation zeigt noch weniger Willen als ihre Eltern, einem rechtschaffenen Lebenswandel, wie die Juristen sagen, nachzugehen. Es stellt sich nun die Frage, ob eine Integration überhaupt noch möglich ist. Um diese Frage zu beantworten, werde ich erstens auf den sozialen und kulturellen Hintergrund der fraglichen Gruppen eingehen, zweitens auf ihre Ausgrenzung in Deutschland durch das Asylrecht, drittens auf ihre Selbstabgrenzung und die Schaffung von Parallelgesellschaften und schließlich die Lösungsmöglichkeiten eruieren. Nach einer allgemeinen Schilderung der Lage der Flüchtlinge aus dem Libanon werde ich mich auf die Gruppe der so genannten
Mhallami-Kurden konzentrieren, von denen eine große Gruppe in Essen lebt.
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Die Mhallami (Die Kurden)
Die überwiegende Mehrheit der
libanesischen Kurden stammt aus etwa 40 bis 50 Dörfern in der Südosttürkei, die im Dreieck zwischen den Kreistädten Savur im Westen, Midyat im Osten und Ömerli im Süden liegen.” In diesen Dörfern wird der arabische Mhallami-Dialekt gesprochen. Eine kleine Minderheit stammt aus den benachbarten kurdischen Dörfern, wo der kurdische Kirmanci-Dialekt gesprochen wird.
Die Kennzeichnung Mhallami wird sowohl für die Gegend als auch für die Menschen angewendet.
Die türkischen Kurden erkennen die Mhallami nicht als Kurden an, weil sie kein Zaza oder Kirmanci sprechen. Sie sind für sie Araber. In Syrien werden sie ebenfalls als Araber betrachtet sowie in Tripoli im Libanon, wo sie auch Mardelli (aus Mardin) nach ihrer Herkunftsgegend genannt werden. Nur in Beirut, wo sie hauptsächlich wohnen, werden sie von den Libanesen Kurden genannt.
Die
Kirmanci-Kurden in Beirut betrachten sie dagegen als Mhallami. Diese Ausnahme ist darauf zurückzuführen, daß ein kurdischer Aktivist, Kamoran Badir Khan, Ende der 20er Jahre die Mhallami als Kurden kennzeichnete.
Später ab den 70er Jahren gab es Versuche, eine neue kurdische ethnische Identität zu konstruieren, die statt auf der Sprache - die Mhallami sprechen kein Kurdisch - auf der Abstammung beruht. Bei dieser Konstruktion sind die
Grenzen zwischen Realität und Fiktion sehr verschwommen, weil die Begründung ihrer kurdischen oder arabischen Abstammung stark ideologisch-politisch geprägt ist.
Der Ursprung der Mhallami ist immer noch unklar und die Mhallami heute sind darüber untereinander zerstritten. Eine Gruppe sieht ihren Ursprung bei den christlichen Suriyan, von denen sie sich abspalteten, um dem Islam beizutreten. Eine zweite Gruppe beansprucht arabische Vorfahren, die sich in der Region zur Zeit der arabischen Eroberungen im 8. Jh. niedergelassen haben oder auch später als Ableger eines arabischen Stammes der banu Hilal kamen.
Eine letzte Gruppe betont den kurdischen Ursprung. Danach handelt es sich um kurdische Stämme, die sich aus verschiedenen Gründen - es gibt mehrere Versionen- arabisiert haben. Die Suriyan selbst sollen ursprünglich Kurden gewesen sein, die zum Christentum konvertierten. Unabhängig von den unterschiedlichen Vorstellungen gibt es bestimmte Fakten, die unbestritten sind.
Der Mhallami-Dialekt ist ein arabischer Dialekt. Die Mhallami werden von den kurdischen Kirmancis in der Türkei als Araber betrachtet, eine Tatsache, die sowohl von den Anhängern des Kurdismus als auch des Arabismus anerkannt ist. Die Suriyan, die mit ihnen die Gegend geographisch teilen, erwähnen seit Jahrhunderten in ihrer Tradition, dass infolge eines Streites mit dem Patriarchen Ismail († 1336) ein Teil ihrer Religionsgemeinschaft zum Islam übertrat. Diese Tradition ist unter den Mhallami selber vorhanden.
Wie wir sehen, ist die Frage der Identität ungelöst. Da der Bezug auf einen breiteren Identifizierungsrahmen wie die Ethnizität nicht festgelegt ist, erfolgt die Identifizierung vordergründig mit der Sippe und an zweiter Stelle mit der Religion.
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Der wahrscheinlich erste Mhallami-Autor Ahmad schreibt in seiner Magisterarbeit im Jahre 1984:
„Die Kurden im Libanon sind immer noch von der Erblast erdrückt, die sie aus ihren bäuerlichen Abstammungsorten mitgebracht haben. Sie haben sich wenig entwickelt. Sie haben dieselben Behausungen wie am Anfang und dieselben Jobs. Die Verbesserung des Lebensstandards ist minimal und die Zahl der Ausgebildeten und Spezialisierten ist sehr gering. Kurz gesagt, sie haben nach wie vor mit der Armut, der Unwissenheit, dem Analphabetismus und dem unsicheren Aufenthaltsstatus zu tun.”
Mit diesem soziokulturellen Hintergrund sind die Mhallami infolge der Zerstörung ihrer Ghettos im Bürgerkrieg nach Deutschland geflüchtet. Auf Anregung des sunnitischen Premierministers haben die Mhallami 1960 Einbürgerungsanträge gestellt. Die Christen stoppten das Verfahren. Der Druseninnenminister stellte 1961 den Mhallami Ausweise aus mit derKennzeichnung „Ungeklärte taatsangehörigkeit”. Das führte nach dem libanesischen Gesetz dazu, dass die im Libanon geborenen Kinder Anspruch auf die libanesische Staatsangehörigkeit hatten und tatsächlich eingebürgert wurden.
Um diese Entwicklung zu verhindern, setzten die Christen durch, dass die Ausweisdokumente statt „Ungeklärte Staatsangehörigkeit” die Eintragung „à
l’étude” - auf Deutsch „in Bearbeitung” - trugen. Die Einbürgerungsanträge blieben auf diese Weise in Bearbeitung bis 1994.
Quelle:
Auszuege aus dem PDF Dokument
Sind die Libanon-Flüchtlinge noch zu integrieren?
Ralph Ghadban
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