Der neue Bildungsbericht zeigt: Frauen zwischen 30 und 35 Jahren mit türkischen Wurzeln haben den schlechtesten Stand. Defizite gibt es auch bei der Inklusion.
Einen "Trend zu mehr Bildung", vom Kindergarten bis zur Hochschule, machen die Autoren des Bildungsberichts 2014 in Deutschland aus. Allerdings bleiben Unterschiede zwischen einzelnen Gruppen bestehen, Benachteiligungen werden zu wenig ausgeglichen. Schwerpunkt des diesjährigen Berichts ist die Inklusion von Menschen mit Behinderung.
Für den Bericht haben die Forscher den Mikrozensus von 2011 und weitere, aktuelle Daten ausgewertet. "Wir sehen zu wenig Bewegung bei der Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund", sagte Marcus Hasselhorn, der Sprecher der Forschergruppe. Die Forscher verglichen die Berufsabschlüsse der Gruppe der heute 30- bis 35-Jährigen. Zu diesem Zeitpunkt, so die Annahme, sollten Schul- und die erste Berufsbildung beendet sein. Allerdings haben 18 Prozent aus dieser Altersgruppe keinerlei Berufsabschluss, also weder Ausbildung noch Studium abgeschlossen.
Es gibt jedoch große Unterschiede: Fast 60 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen mit türkischem Migrationshintergrund haben demnach keinen Berufsabschluss. Etwa 23 Prozent haben nicht mal einen allgemeinbildenden Schulabschluss. Bei den deutsch-türkischen Männern sind 50 Prozent ohne Berufsabschluss und etwa 15 Prozent ohne Schulabschluss.
Schuld daran seien zwar zum einen kulturelle Unterschiede, erklärte Martin Baethge vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (Sofi). Doch hinzukäme, dass Arbeitgeber Bewerber mit Migrationshintergrund benachteiligen: "Bei gleichem Leistungsstand nehmen Betriebe Personen mit Migrationshintergrund weniger gern."
Im Vergleich zu 2005 hat sich bei den Männern mit türkischen Wurzeln nichts verändert, bei den Frauen sind die Quoten etwas gesunken: Vor neun Jahren waren noch 70 Prozent ohne Berufsabschluss und etwa 28 Prozent ohne Schulabschluss.