Zitat von
Cetric
Kleiner Rückblick auf das Ende der Sowjetunion, unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
Das Ende der UdSSR kam keinesfalls überraschend für manche in der Nomenklatura, genauer gesagt suchten sie sich auf den unvermeidbaren Wandel vorzubereiten und natürlich so viel Macht wie möglich aus der alten Epoche in die neue zu übertragen. Der polnische Geheimdienstmann und spätere Berater des Premiers Leszek Miller, Jan Bisztyga, spricht von 'keiner unkontrollierten Machtübernahme' bei Ende des Systems anhand des Rücktritt Gorbatschows als Präsident. Anfang 1992, nur zwei Wochen nach diesem Rücktritt, sprach er mit einem ehemaligen Sowjetbotschafter in London, der eine interessante Zukunftsprognose machte: "Bei uns wird Ordnung herrschen, weil wir die wichtigsten Bereiche der Sowjetunion auf drei Gruppen verteilt haben. Banken und Wirtschaftssteuerung haben die Nachrichtendienste übernommen, die Partei die Administration und die Armee die Schwerindustrie. Die Mafia-Organisationen werden in allen Bereichen für die notwendige Ruhe und Stabilisierung sorgen. Aber es wird eine Zeit kommen, daß wir mit ihnen das machen, was man in Rußland mit solchen Leuten macht. Sie werden enthauptet. Danach besteht eine neue Ordnung, bis am Ende die Nachrichtendienste an den Gipfel gekommen sind."
Das taten sie dann auch in Gestalt des Geheimdienstmannes Putin. Der, wie bekannt, mit den Oligarchen und den Profiteuren dieser Mafia-Zeit abrechnete.
Bereits 1987 soll die KGB-Führung begonnen haben, ausgewählte 'Autoritäten' die Möglichkeit zur Kontrolle über die verschiedenen Gruppen in den wichtigsten Gebieten der Sowjetunion zu verschaffen. Gewissermaßen eine staatliche Ordnung für das organisierte Verbrechen.
Zentralrußland - Wjatscheslaw Iwankow (Spitzname Japontchik - das Japanerchen)
Ural-Region - Alexander Usojan (Chasan)
Ferner Osten - Jefimow Wasin (Shem)
Nordkaukasus - Jurij Bagdarsjan (Swo).
In folgenden Jahren wurden weitere führende Kriminelle in diesen Kreis aufgenommen, was zu Beginn der 90er das Syndikat 'Familie der 11' ergab. Sie trafen sich zu regelrechten Konferenzen über strategische und taktische Aufgaben und grenzten fein säuberlich ihre Operationsgebiete gegeneinander ab, um einander nicht in die Quere zu kommen. Der russische Journalist Wladimir Iwandize sagt dazu: "Es fand damals die Konversion des KGB statt, und Putin war ein Teil davon. Sie waren klug, weil sie wußten, daß sie so nicht weitermachen konnten." (So = d.h. die sowjetische Gesellschaft beibehalten) "Sie organisierten alles. Insbesondere die über 600 Firmen, die das Geld der Partei und des Geheimdienstes im Ausland verwalteten. Sie holten Leute aus den Gefängnissen, die wegen Korruption einsaßen, gaben ihnen eine neue Chance nach ihren Bedingungen und sandten sie nach Österreich, Deutschland, Finnland oder Frankreich. Alle diese Leute wurden innerhalb kurzer Zeit extrem reich. Das ist ohne Plan unmöglich."
In einem Dokument des ZKs der KPdSU ; 'Über unaufschiebbare Maßnahmen zur Organisierung der kommerziellen und außenwirtschaftlichen Tätigkeit der Partei' hatte es geheißen: "Auszuarbeiten sind Vorschläge für die Schaffung neuer 'vermittelnder' Wirtschaftsstrukturen (Fonds, Assoziationen...), die bei minimal 'sichtbaren' Verbindungen zum ZK der KPdSU zu Zentren der Herausbildung einer 'unsichtbaren' Parteiwirtschaft werden können.
Wie geschildert wurde Gazprom 1989 aus sem Ministerium für Erdgasindustrie ausgegliedert und verfügte schlagartig über das Monopol auf 25 Prozent der russischen Erdgasförderung, die komplette Schwefelproduktion und die Verwaltung des Rohrleitungsnetzes, über das Erdgas aus allen GUS-Republiken exportiert wurde. Zahlungen dafür wurden über die ehemalige sowjetische Auslandsbank in Luxemburg getätigt. Die Gazprom selbst gründete 1990 die 'Imperialbank', dazu 'Gazexport' und das Handelshaus 'Lukoil'. Herbst 1992 hatte die Imperialbank das Aktenkontrollpaket (Mehrheit) bei dieser Ex-Sowjet-Auslandsbank in Luxemburg und alle Bankkunden aus der Erdöl- und Erdgasbranche konnten ganz legal Devisen darüber im Ausland bunkern.
Anfang 1993 waren die wichtigsten Positionen in Rußland mit Personen besetzt, die die Interessen der einflußreic hen inländischen Industrie- und Finanzgruppen exportorientierter Branchen vertraten.
Nach Konflikten mit Lukoil wollte Gazprom sein eigene Bankengruppe schaffen. Seitdem wurden die Konzernfinanzen über die Gazprombank und die National Reserve Bank abgewickelt, die Imperialbank dagegen geriet auf den absteigenden Ast und verlor 1998 aufgrund mangelnder Liquidität ihre Lizenz. Gazprom war damit nach 1998 auch zur viertgrößten russischen Bank avanciert.