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Thema: Der Nationalismus - ein Widerspruch in sich

  1. #1
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    Standard Der Nationalismus - ein Widerspruch in sich

    Alldiweil die globalisierte One World mit der zwanghaften One History mit dem größten Elend der größten Zahl ihrer finalen historischen Singularität entgegen dämmert, melden sich zumindest virtuell die Nationalisten zu Wort.
    Anstelle Weltgesellschaft und Welt(un)ordnung soll es wieder "Deutschland" geben tönt es von Baring bis Voigt. Doch der Nationalismus hat so viele Widersrüche, dass er als politisches Konzept nicht taublich erscheint.

    Dabei ist seine Grundidee weder sonderlich abstrus hoch menschenverachtend: die Menschen sollen in "Nation" genannten, ethnisch weitgehend homogenen Gemeinwesen leben.

    Die Widersprüche fangen aber in Satz 2 der Nationalismus-Definition an: Als Nationalstaaten sind die Nationen souvrän und haben über sich keine Autorität.

    Das hat in der Geschichte immer dazu geführt, dass ein sich als moderne Nation konstituierendes Gemeinwesen nach seiner Nationalstaats-Werdung über andere Länder hergefallen ist.
    Kaum hatten sich die Franzosen als erster moderner Nationalstaat konstituiert, besetzten sie Algerien. Am anderem Ende der Welt terrorisierten die Japaner Korea, China und andere Länder Ostasiens, nachdem sie zum Nationalstaat geworden waren. Das Deutsche Reich wollte sich alle Deutschen vereinen, sondern möglichst große Teile Europas unterjochen. Italien fiel über Libyen und Äthiopien her.

    Aber in einem nationalstaatlichem System gibt es doch keine Grenzstreitigkeiten, da die Grenzen der Nationen den Grenzen der Siedlungsgebiete der Völker entsprechen? Falsch!
    Der nach Land gierende Nationalist begründet seinen Gebietsanspruch damit, dass das fragliche Gebiert IRGENDWANN in der Vergangenheit mal von Angehörigen seines Volkes bewohnt war. Für den Nazi-Polen ist Breslauf "urslavisch", für den Nazi-Deutschen ist Wrocklav noch immer deutsch. Ach ja, das Weserbergland gehört zu Israel, weil hier seit dem 13. Jahrhundert Juden leben. Schwachsinn? Die radikalen Siedler in der arabischen Stadt Hebron begründen ihre Gebietsanstprüche mit Grundstücksgeschäften, die Abraham vor 3700 Jahren mit den Hethitern tätigte.

    Die Nation hat ethnisch homogen zu sein. Dieses Prinzip führt nicht etwa dazu, von anderen Völkern bewohnte Länder in Ruhe zu lassen und im eigenem Land auch die niedersten Arbeiten von Landsleuten verrichten zu lassen.
    Nein, das Prinzip der ethnischen Homogenität mündet im Rassismus, da zum nationalstaatlichen Gemeinwesen als Kolonien oder Einwanderer immer Angehörige anderer Nationen gehören, denen gleiche Rechte verweigert werden.

    Wenn wir aber doch als Deutsche, Polen, Israelis, Franzosen etc. alle jweiles zu einer verschworenen Schicksalsgemeinschaft gehören, müssen wir wenigstens in dieser Nation doch alle solidarisch sein, uns ganz toll liebhaben, alles miteinander teilen und ein Gemeinwesen der Freien und Gleichen aufbauen?
    Ich muss zugeben, ein funktionierender Nationalismus kann nur radikal egalitär sein. Er mag Hierarchein als notwendiges Übel zulassen, mehr Meriktorkratie als Demokratie sein, muss sich aber vom Gedanken der Klassengesellschaft radikal distanzieren. Entweder man gehört zu einer Klasse ODER zu einer Nation, beides geht nicht, weil Klassensolidarität und Nation die Menschen so vereinnahemn, dass nur eins tonangebend sein kann.
    Als internationalistische Linke hätte man so mit egalitären Nationalisten wenigstens eine Diskussionsgrundlage und einen gemeinsamen Feind - eine verfettete Bourgeoisie, die im Klassendünkel versinkt und ähnlich dem Feudaladel zu einer dysfunktionalen, parasitären Klasse degeneriert ist.
    Nur opitieren 80 Prozent der Nationalisten für ein System aus Nationalstaatlichkeit und Klassensystem. Zwangsläufig erhalten sie so ein System, in dem die herrschenden Klassen Nationalismus und Nationalstaat als Mittel zur Herrschaftssicherung nutzen. Heute wie vor hundert Jahren wird damit die Idee der Nationa früher oder späte als Schwindel diskreditiert werden.

    Nationalismus ist nicht Faschismus, aber er führt oft zu ihm. Entweder in der offen reaktionären Spielart der Rechtsextremen in der antiparlamentarischen Tradition der NSDAP oder - etwa in Israel - in Mischformen aus Demokratie und Faschismus.

    Fazit: Nationalsimus ist die falsche Antowrt auf eine falsche Globalisierung. Ob Nationalisten ohne Aufgabe des Nationslismus eine richtige Antwort auf den Wahn des Globalen Irrenhauses geben können, lasse ich allerdings offen.
    Die Globalisierung ist aus Sicht der Linken nicht schädlcih, weil nun Menschen unterschiedlicher Völker weltweit miteinander in Kontakt treten können. Sie ist schädlich, weil sie auf extremer Ungleichheit und anonymisierten, privatisierten Formen von Zwang beruht.
    Geändert von Beverly (04.11.2005 um 08:23 Uhr)

  2. #2
    Wegdenker Benutzerbild von Platon
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    Standard AW: Der Nationalismus - ein Widerspruch in sich

    ich entnehme deinem Text das eigentlich alles scheiße ist
    Nationalstaatendenken ist unsinn weil die wie von dir angesprochene "homogene Kultur" nicht gegeben ist und es daher nicht zeitgemäß ist, Globalisierung ist sowieso doof.
    Daher fragt sich der mündige Schüler doch was bitteschön besser sein sollte
    möglicherweise eine individualisierte dynamische Siedlungspolitik (jeder dahin wo ich sage!) oder einen wertekonsens wie ich ihn in meinem Thread [Links nur für registrierte Nutzer] angesprochen habe.

  3. #3
    meh
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    Standard AW: Der Nationalismus - ein Widerspruch in sich

    Hmm, an und für sich sehr guter Text zum "Darüberdisutieren".

    Also, fangen wir an: Wenn den nationales Denken so ein Blödsinn ist - warum hat sich dergleiche dann immer wieder durchgesetzt? Warum haben sich die verschiedenen Völker immer wieder organisiert und zusammengerottet?

    Und nein, ein Nationalist muss nicht immer den anderen Völkern bzw Nationen ihr Land nicht gönnen, genau das Gegenteil kann der Fall sein. Da die entsprechenden Länder in einer Welt, wo Nationalstaaten nach der Völkermischung der entsprechenden Leute zusammengesetzt sind muss es keinen Krieg geben, natürlich gibt es ihn, aber genauso kann und wird es in jeder anderen "Staatenform" dauerhaft Kriege und ähnliches geben.

    Das lässt sich gar nicht verhindern.

  4. #4
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    Standard Nation != Nationalstaat

    Zitat Zitat von Leo Navis
    Also, fangen wir an: Wenn den nationales Denken so ein Blödsinn ist - warum hat sich dergleiche dann immer wieder durchgesetzt? Warum haben sich die verschiedenen Völker immer wieder organisiert und zusammengerottet?
    Es gibt mit Sicherheit Völker, die sich insbesondere durch eine gemeinsame Sprache und Kultur definieren.
    Mehr realer Kern ist aber am Nationalstaatsgedanken nicht dran. Vieles an den Nationalstaaten wurde den Menschen durch Zufälle oder das Wirken kleiner Eliten aufgezwungen.
    "Nation Building" schimpft sich dass, wenn das Menschenvieh auf eine genaus eingezäunte Weide getrieben werden soll.

  5. #5
    meh
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    Standard AW: Nation != Nationalstaat

    Zitat Zitat von Beverly
    Es gibt mit Sicherheit Völker, die sich insbesondere durch eine gemeinsame Sprache und Kultur definieren.
    Mehr realer Kern ist aber am Nationalstaatsgedanken nicht dran. Vieles an den Nationalstaaten wurde den Menschen durch Zufälle oder das Wirken kleiner Eliten aufgezwungen.
    "Nation Building" schimpft sich dass, wenn das Menschenvieh auf eine genaus eingezäunte Weide getrieben werden soll.
    Wenn das entsprechende Vok einen Nationalstaat haben will, dann sollen sie doch. Da ist nichts mit "aufgezwungen" sondern nur was mit guter Propaganda, die da wirkt.

  6. #6
    Wüstensohn Benutzerbild von Manfred_g
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    Standard AW: Nation != Nationalstaat

    Zitat Zitat von Leo Navis
    Wenn das entsprechende Vok einen Nationalstaat haben will, dann sollen sie doch. Da ist nichts mit "aufgezwungen" sondern nur was mit guter Propaganda, die da wirkt.
    Man muß aber berücksichtigen, daß es nicht Völker sind, die einen Willen haben, sondern stets einzelne Individuen. Und dieser Wille findet -je nach Staatsform- im "Willen" des Volkes lediglich eine mehr oder weniger gute Annäherung.
    "Free your mind - and your ass will follow"
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  7. #7
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    Standard AW: Der Nationalismus - ein Widerspruch in sich

    Zitat Zitat von Beverly
    Alldiweil die globalisierte One World mit der zwanghaften One History mit dem größten Elend der größten Zahl ihrer finalen historischen Singularität entgegen dämmert, melden sich zumindest virtuell die Nationalisten zu Wort.
    Hat die Globalisierung die Welt zur "One World" gemacht bzw wird sie es jeh anders als in dem negativen Sinne tun, denn die klassische Rechte mit diesem Begriff verbindet? Für meine Begriffe nicht. Die Einebnung aller Differenzen kultureller, nationaler, regionaler, rassischer Art wird alles andere als eine einige Welt hervorbringen, der vermeintlich aus solchen Kollektivbindungen entstehende "Krieg" wird sich lediglich verlagern (bzw tut es längst) in den Hobbes`schen Krieg aller gegen alle, in Gang-Konflikte, in Wirtschaftskriege, in Mafia-Kriege, in Kriege, die den Rahmen ihres jeweiligen gesellschaftlichen nicht sprengen (können, weil es keinen mehr gibt), dadurch aber nicht an Gewalttätigkeit einbüßen, im Gegenteil, die Abnahme an Kollektivbindung verringert die Identifikation mit anderen Individuen, und trägt damit nicht unbedingt zu deren Gleichschätzung bei. Das öffnet im Zuge zunehmend totaler Konkurrenzsituation einem Zustand Tür und Tor, der nur noch Gewalttäter, Paranoiker, Verzweifelte und Nihilisten hervorbringt - die aber allesamt in bester progressiver Manier frei und gleich (will sagen bei rein theoretischer Wertgleichheit auf sich selbst allein gestellt).
    Zitat Zitat von Beverly
    Anstelle Weltgesellschaft und Welt(un)ordnung soll es wieder "Deutschland" geben tönt es von Baring bis Voigt.
    Nicht nur Deutschland. Irland, Schottland, Wales, England, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Flandern, die Niederlande, Frankreich, Spanien, Portugal, Baskenland, Italien, Slowenien, die Schweiz, Kroatien, Serbien, Griechenland, Albanien, Russland, die Ukraine, Polen, Tschechien undundund.
    Zitat Zitat von Beverly
    Dabei ist seine Grundidee weder sonderlich abstrus hoch menschenverachtend: die Menschen sollen in "Nation" genannten, ethnisch weitgehend homogenen Gemeinwesen leben.
    Die Widersprüche fangen aber in Satz 2 der Nationalismus-Definition an: Als Nationalstaaten sind die Nationen souvrän und haben über sich keine Autorität.
    Das wiederum ist kein Widerspruch an sich, theoretisch noch nichteinmal problematisch, aber dazu komme ich gleich. Zunächsteinmal gilt es festzuhalten, dass damit im Grunde auch nur das anarchistische Freiheitsprinzip auf die nationalkollektive Ebene verlagert wird. So, wie auch der durchschnittliche Anarchist sagen würde "Ich bin ein autonomes Individuum. Ich bin fähig und willens, mit anderen Individuen kooperativ zusammenzuleben, aber ich will das NICHT tun, weil mich irgendjemand dazu zwingen kann, sondern weil ich es selber einsehe - und wenn ich etwas nicht einsehe, will ich nicht dennoch dazu gezwungen werden können, so definiere ich Souveränität." Nichts anderes geschieht, wenn eine der Nation noch übergeordnete Ebene (mit Kompetenzanspruch; mit der schieren Existenz einer "Menschheit" hat nur eine kleine Minderheit Veriwrrter ein Problem) negiert wird.
    Zitat Zitat von Beverly
    Das hat in der Geschichte immer dazu geführt, dass ein sich als moderne Nation konstituierendes Gemeinwesen nach seiner Nationalstaats-Werdung über andere Länder hergefallen ist.
    Kaum hatten sich die Franzosen als erster moderner Nationalstaat konstituiert, besetzten sie Algerien. Am anderem Ende der Welt terrorisierten die Japaner Korea, China und andere Länder Ostasiens, nachdem sie zum Nationalstaat geworden waren. Das Deutsche Reich wollte sich alle Deutschen vereinen, sondern möglichst große Teile Europas unterjochen. Italien fiel über Libyen und Äthiopien her.
    Aber in einem nationalstaatlichem System gibt es doch keine Grenzstreitigkeiten, da die Grenzen der Nationen den Grenzen der Siedlungsgebiete der Völker entsprechen? Falsch!
    Der nach Land gierende Nationalist begründet seinen Gebietsanspruch damit, dass das fragliche Gebiert IRGENDWANN in der Vergangenheit mal von Angehörigen seines Volkes bewohnt war. Für den Nazi-Polen ist Breslauf "urslavisch", für den Nazi-Deutschen ist Wrocklav noch immer deutsch. Ach ja, das Weserbergland gehört zu Israel, weil hier seit dem 13. Jahrhundert Juden leben. Schwachsinn? Die radikalen Siedler in der arabischen Stadt Hebron begründen ihre Gebietsanstprüche mit Grundstücksgeschäften, die Abraham vor 3700 Jahren mit den Hethitern tätigte.
    Die Nation hat ethnisch homogen zu sein. Dieses Prinzip führt nicht etwa dazu, von anderen Völkern bewohnte Länder in Ruhe zu lassen und im eigenem Land auch die niedersten Arbeiten von Landsleuten verrichten zu lassen.
    Nein, das Prinzip der ethnischen Homogenität mündet im Rassismus, da zum nationalstaatlichen Gemeinwesen als Kolonien oder Einwanderer immer Angehörige anderer Nationen gehören, denen gleiche Rechte verweigert werden.
    Das, was Du hier dem Nationalismus anlastest, ist ihm nicht eigentlich elementares Wesen, sondern entsteht ihm durch die sonstigen Bedingungen, unter denen er ideelle Grundlage zu einer bestimmten (nämlich der liberalen) Praxis ist. Zunächsteinmal gilt es festzuhalten, dass der Nationalismus die unser heutiges Staatsverständnis prägende ideelle Kraft ist - ohne ihn würden wir einen von Adligen Herrschern losgelösten, nicht von wenigen Individuen zwingend abhängigen Staatsapparat gar nicht denken können. Insofern erweist er sich zunächsteinmal als durchaus konstruktive wie auch revolutionäre Kraft, denn die Erkämpfung national souveräner Eigenstaatlichkeit ist ja oft genug mit dem Fortbestand einer multinational-großräumlichen Adligenherrschaft unvereinbar gewesen. Österreich-Ungarn z.B. hat deshalb Blut und Wasser schwitzen müssen.
    Das Problem, dass Du hier völlig zurecht ansprichst, liegt nicht im Gedanken der ethnischen Homogenität, sondern im -womöglich noch als Permanenz gesetzten- Konkurrenz-, Wettstreits- und Expansionsdenken. Das jedoch ist eine elementarer Bestandteil nicht der Vorstellung davon, wie genau eine Gesellschaft geformt sein soll, sondern davon, wie sie sich wirtschaftlich und sozial organisiert. Der von dir angesprochende "offensive Nationalismus", der nationalstaatliche Expansionismus, der besser als Chauvinismus zu bezeichnen wäre (um die Differenz zu verdeutlichen), ist die Transformierung des liberalen Wettbewerbsdenkens auf die nationalkollektive Ebene - so wie der Gedanke der nationalen Souveränität ohne kompetenzenbewehrte Überebene die Transformierung der reinen Individualfreiheit auf diese Ebene darstellt. Es ist alles andere als zufällig, dass dieses Denken mit seiner sich immer weiter radikalisierenden sozialdarwinistischen Tendenz zeitlich relativ zusammenfallend zu sehen ist mit der gleichen Tendenz auf der Individualebene - Robert Kurz hat das mit gänzlich anationaler Absicht im "Schwarzbuch" sehr schön nachgezeichnet.
    Wenn man eben diesen Expansionsdrang, diesen Wettbewerb um den "Spitzenplatz" und die völlig Morallosigkeit bei diesem Vorgehen verwirft, dann bleibt vom Nationalismus nichts als der Ausdruck der Tatsache, dass ein Volk sich als zusammengehörig weiß und sich selbst in seinem Raum in seiner jeweils ganz spezifischen Eigenart bewahren möchte - damit allerdings eben auch die keineswegs automatisch gegnerschaftlich gemeinte klare Differenz zum Nichteigenen aufrechterhalten möchte. Nicht mehr und nicht weniger.
    Zitat Zitat von Beverly
    Wenn wir aber doch als Deutsche, Polen, Israelis, Franzosen etc. alle jweiles zu einer verschworenen Schicksalsgemeinschaft gehören, müssen wir wenigstens in dieser Nation doch alle solidarisch sein, uns ganz toll liebhaben, alles miteinander teilen und ein Gemeinwesen der Freien und Gleichen aufbauen?
    Ich muss zugeben, ein funktionierender Nationalismus kann nur radikal egalitär sein. Er mag Hierarchein als notwendiges Übel zulassen, mehr Meriktorkratie als Demokratie sein, muss sich aber vom Gedanken der Klassengesellschaft radikal distanzieren. Entweder man gehört zu einer Klasse ODER zu einer Nation, beides geht nicht, weil Klassensolidarität und Nation die Menschen so vereinnahemn, dass nur eins tonangebend sein kann.
    DAS ist ein Verweis auf den Punkt, den ich am "Nationalismus", wie er sich mehrheitlich zu präsentieren pflegt, ebenfalls als widersprüchlich bezeichnen würde, er zeichnet das Bild einer verschworenen Gemeinschaft, gerne auch das einer romantischen Idylle, nur um im nächsten Moment seine Volksgenossen (auch da, wo er sie so nicht tituliert) eiskalt zu opfern -garnichtmal nur in der Notsituation des Krieges,da würde es ja in eventueller Verteidigungsposition noch begründbar- , sondern im ganz eigenen, innernationalen Wettkampf, "denn man kann ja nicht einfach Schmarotzer durchfüttern". Man schwelgt in wirklich gut klingenden idealistischen Gebilden, um sich im nächsten Moment um so durchschlagender dem zu widmen, was bei gnadenlos liberaler Prämisse "Realismus" genannt werden kann. Da stehe ich dann auch kopfschüttelnd.
    Der italienische Faschismus, zumindest nominell italo-nationalistisch (letztlich aber übernational-imperial), hat das über korporative Zwangsbeilegung des Klassenkampfes zu lösen versucht, die Nation musste nach aussen zusammenhalten.
    Der deutsche Nationalbolschewist Ernst Niekisch hat das verworfen und bei voller Bejahung des Nationalgedankens die gezielte Austragung des Klassenkampfes gefordert, da er das Proletariat als eigentlichen Träger der Nation betrachtet. In der Zielstellung werden hier die über den Klassenkampf zu erzielende klassenlose Gesellschaft und die verschworene Nationalgemeinschaft eins.
    Zitat Zitat von Beverly
    Als internationalistische Linke hätte man so mit egalitären Nationalisten wenigstens eine Diskussionsgrundlage und einen gemeinsamen Feind - eine verfettete Bourgeoisie, die im Klassendünkel versinkt und ähnlich dem Feudaladel zu einer dysfunktionalen, parasitären Klasse degeneriert ist.
    Nur opitieren 80 Prozent der Nationalisten für ein System aus Nationalstaatlichkeit und Klassensystem. Zwangsläufig erhalten sie so ein System, in dem die herrschenden Klassen Nationalismus und Nationalstaat als Mittel zur Herrschaftssicherung nutzen. Heute wie vor hundert Jahren wird damit die Idee der Nationa früher oder späte als Schwindel diskreditiert werden.
    Das ist teilweise zutreffend, ein Großteil des nationalen Lagers lässt leider jede Reflexion seiner (unbeabsichtigten) Dienerhaftigkeit dem etablierten System gegebüber vermissen und sich weiter billig gegen die klassische Linke ausspielen - ein Vorwurf, den man umgekehrt letzterer jedoch ebenso und auch bei etwa gleicher Zahlenlage machen muss. Das enthebt niemanden seiner Verantwortung für das, was er inhaltlich bejaht. Nur ist eine Position, die das eigene Lager zentriert und -wenn überhaupt- die vermeintliche Gegenseite bestenfalls als Ergänzung jenes Lagers aufzunehmen bereit ist, einer gegenseitigen Verstärkung gegen die allgegenwärtige "Mitte" nicht unbedingt dienlich, um es vorsichtig zu formulieren.
    Ich wende mich mit Grausen ab, wenn ich mir den einem guten Teil des nationalen Lagers unterschwellig (oder auch offen) innewohnenden Hitlerismus vor Augen führe und plädiere für konstruktiven Dialog mit der klassischen Linken. Nur wenn ich dann wieder die Antideutschen für Bomber-Harris demonstrieren sehe, wenn ich dann wieder auch nur kurz einen Blick in die TAZ werfe, mich selbst mit der unglaublichen "aufklärerischen" Arroganz vieler Linker konfrontiere (die sie mit der bürgerlichen "Aufklärung" gemein haben), dann fällt es schon bisweilen schwer, da nicht einfach aus Frust in eher destruktive Lösungsansätze zu verfallen - rein intuitiv, dass die in mehrfacher Hinsicht zu nichts führen, ist mir dabei rational durchaus klar. Nur ist die Ratio eben bei weitem nicht alles.
    Zitat Zitat von Beverly
    Nationalismus ist nicht Faschismus, aber er führt oft zu ihm. Entweder in der offen reaktionären Spielart der Rechtsextremen in der antiparlamentarischen Tradition der NSDAP oder - etwa in Israel - in Mischformen aus Demokratie und Faschismus.
    Nationalismus kann ebensogut in sozialistischem Aufstand und egalitärer Zielstellung bestehen, vergleiche etwa Vietnam.
    Zitat Zitat von Beverly
    Fazit: Nationalsimus ist die falsche Antowrt auf eine falsche Globalisierung. Ob Nationalisten ohne Aufgabe des Nationslismus eine richtige Antwort auf den Wahn des Globalen Irrenhauses geben können, lasse ich allerdings offen.
    Die Globalisierung ist aus Sicht der Linken nicht schädlcih, weil nun Menschen unterschiedlicher Völker weltweit miteinander in Kontakt treten können. Sie ist schädlich, weil sie auf extremer Ungleichheit und anonymisierten, privatisierten Formen von Zwang beruht.
    Aus meiner Perspektive ist Nationalismus eine zwingende Antwort auf die Globalisierung, er muss sich jedoch darüber kalr werden, was ihm wesensmäßig zueigen ist und was nicht. Ich bin durchaus der Ansicht (und setze darauf auch meine -wenngleich dünne- Hoffnung für diesen Planeten), dass der Nationalismus eine konstruktive Perspektive nicht nur für Deutschland, sondern für die Menschheit entwickeln kann, ohne deshalb aufzuhören, das zu sein, was er eigentlich ist, nämlich das Bewußtsein der völkischen Eigenheit und die entschiedene Absicht, diese zu bewahren. Globalisierung aus nationaler Perspektive (oder besser dem, was ich als solche definiere) ist schädlich, weil sie eben nicht nur fremde Kulturen in Kontakt bringt, sondern deren Auflösung in einem kapitalistisch wunderbar verwurstbaren Einheitsbrei betreibt, durch weitere Erhöhung der Konkurenzhaftigkeit kapitalistische Zumungen nur noch verschlimmert und -wenn man sie gewähren lässt- unwiederbringlich das zerstört, worauf kollektive Bindung von Individuen basiert.
    Gegen eine verstärkte internationale Begegnung, in Form meinetwegen von gegenseitigen Schüleraustauschprogrammen, Entwicklungshilfe oder auch ganz privat in Form des Fernurlaubs sehe ich keine gesteigerten Einwandmöglichkeiten.
    Das Gastrecht war unseren germanischen Ahnen ein Heiliges, und wehe dem, der es mißachtete- so sollte es auch uns gelten. Nur beinhaltet das eben auch ein nichtpermanentes sich vor Ort aufhalten des Gegenübers, sonst ist der nämlich kein Gast mehr.
    Mitglied der nationalbolschewistischen Front
    "Der Prinz fürchtet lediglich, nun habe er eine Revolution am Hals. Lasst uns ihm zeigen, wie furchtbar er uns unterschätzt..."
    -Harald, Brujah Primogen von New York City, zu Beginn der Zweiten Feuernacht

  8. #8
    meh
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    Standard AW: Nation != Nationalstaat

    Zitat Zitat von Manfred_g
    Man muß aber berücksichtigen, daß es nicht Völker sind, die einen Willen haben, sondern stets einzelne Individuen. Und dieser Wille findet -je nach Staatsform- im "Willen" des Volkes lediglich eine mehr oder weniger gute Annäherung.
    Ja natürlich - der sogenannte "wille des Volkes" definiert sich aus entsprechenden Willen der einzelnen Individuen.

  9. #9
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    Standard AW: Nation != Nationalstaat

    Zitat Zitat von Leo Navis
    Wenn das entsprechende Vok einen Nationalstaat haben will, dann sollen sie doch. Da ist nichts mit "aufgezwungen" sondern nur was mit guter Propaganda, die da wirkt.
    Ob es aufgezwungen ist, hängt von der Verfasstheit dieses Nationalstaates ab. Womit wir bei einem Widerspruch sind:

    Eine lebendige Nation kann nur eine egalitäre Nation sein, da die Zugehörigkeit zur Nation über der Bindung an eine Klasse stehen muss. Dies gilt insbesondere für "herrschende Klassen" und ihren Anhang. Es mag einen Herrscher als primus inter pares geben, eine herrschende Klasse, die ihre Klasseninteressen über die Nation stellt, darf es nicht geben.
    Doch wenn so eine Nation es geschafft hat, sich brüderlich und egalitär zu konstiruieren, was spricht dann dagegen, auch Menschen aus anderen Völkern ggfs. in dieses System zu integrieren? Sie auszugrenzen wäre nicht nur Rassismus, sondern auch der Anfang vom Ende der egalitären Nation, weil auf die Ausgrenzung von anderen Nationen die Ausgrenzung von Menschengruppen der eigenen Nation folgen wird.

  10. #10
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    Standard AW: Der Nationalismus - ein Widerspruch in sich

    Zitat Zitat von Sauerländer
    Hat die Globalisierung die Welt zur "One World" gemacht bzw wird sie es jeh anders als in dem negativen Sinne tun, denn die klassische Rechte mit diesem Begriff verbindet? Für meine Begriffe nicht. Die Einebnung aller Differenzen kultureller, nationaler, regionaler, rassischer Art wird alles andere als eine einige Welt hervorbringen, der vermeintlich aus solchen Kollektivbindungen entstehende "Krieg" wird sich lediglich verlagern (bzw tut es längst) in den Hobbes`schen Krieg aller gegen alle, in Gang-Konflikte, in Wirtschaftskriege, in Mafia-Kriege, in Kriege, die den Rahmen ihres jeweiligen gesellschaftlichen nicht sprengen (können, weil es keinen mehr gibt), dadurch aber nicht an Gewalttätigkeit einbüßen, im Gegenteil, die Abnahme an Kollektivbindung verringert die Identifikation mit anderen Individuen, und trägt damit nicht unbedingt zu deren Gleichschätzung bei. Das öffnet im Zuge zunehmend totaler Konkurrenzsituation einem Zustand Tür und Tor, der nur noch Gewalttäter, Paranoiker, Verzweifelte und Nihilisten hervorbringt - die aber allesamt in bester progressiver Manier frei und gleich (will sagen bei rein theoretischer Wertgleichheit auf sich selbst allein gestellt).
    Eine treffende Charakterisierung des Globalen Irrenhauses: alle sollen gleich denken, das gleiche (Genfood) essen, das gleiche lesen (in der Fantastik am besen nur Harry Potter, so wie für den die Werbetrommel gerührt wird).
    Eine Welt mit Gemeinwesen, in denen Menschen wie Ameisen leben und sich wie Ameisenstaaten bekämpfen.

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