+ Auf Thema antworten
Seite 10 von 22 ErsteErste ... 6 7 8 9 10 11 12 13 14 20 ... LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 91 bis 100 von 214

Thema: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

  1. #91
    a.D. Benutzerbild von Gärtner
    Registriert seit
    13.11.2003
    Ort
    Im Gartenhaus
    Beiträge
    10.720

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Ich schrub:

    Daß mit dem Christentum der von den Juden das erste Mal formulierte Gedanke vom Heil der Menschen geweitet und sich auf die ganze Welt erstreckt (…)
    Du antwortetest:

    Zitat Zitat von Rabenfeder Beitrag anzeigen
    (...) Bist Du sicher, dass Du hier bereits nicht dem oben angesprochenen jüdischen Größenwahn und Auserwählten-Dünkel auf den Leim gehst?
    Warum? Es ist ja gerade das christliche Proprium, die göttliche Heilszusage nicht als vornehmes Exklusivrecht einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zu verstehen, die nur einem "heiligen Rest" (Jesaia, Micha) zuteilwerden soll. Gnade ist prinzipiell grenzenlos, darin hat der Gedanke der christlichen Universalität seine Wurzel.
    "Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
    lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."

    Umberto Eco

  2. #92
    Mitglied
    Registriert seit
    06.03.2011
    Beiträge
    95

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Guten Morgen Gärtner,



    Zitat Zitat von Gärtner Beitrag anzeigen
    Ich schrub:



    Du antwortetest:


    Warum? Es ist ja gerade das christliche Proprium, die göttliche Heilszusage nicht als vornehmes Exklusivrecht einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zu verstehen, die nur einem "heiligen Rest" (Jesaia, Micha) zuteilwerden soll. Gnade ist prinzipiell grenzenlos, darin hat der Gedanke der christlichen Universalität seine Wurzel.

    Meine Frage bezog sich allerdings auf den „von den Juden das erste Mal formulierte[n] Gedanke[n] vom Heil der Menschen“, der sich dann im Christentum ausgeweitet hat.
    Wir haben gesehen, dass Nietzsche einen anderen Heilbringenden Gott verehrte und haben dann anhand von Mircea Eliades Opus magnum, überprüft, inwieweit Nietzsches Aussagen über den Gott Dionysos sich mit den Erkenntnissen der vergleichenden Religionswissenschaft decken.
    Dabei haben wir festgestellt, dass das Versprechen von Heil durch eine ganze Reihe von Erlöser-Gottheiten geradezu die Neuheit und das Charakteristikum der hellenistischen Epoche ist, also gerade keine jüdische originäre Eigenheit war.
    Alle diese durch ihre Gnade erlösenden heidnischen Götter waren prinzipiell grenzenlos und universalistisch, d.h. sie hatten zwar ihre jeweiligen Eingeweihten, aber die Einweihung stand jedem ernsthaft Willigen offen.

    Worin erkennst Du also bezüglich des Heils das von Dir beanspruchte Alleinstellungsmerkmal?
    Vielleicht kannst Du Deine Behauptung durch Quellen, wissenschaftliche Untersuchungen etc. stützen?



    Gruß


    Rabenfeder

  3. #93
    Mitglied
    Registriert seit
    16.07.2009
    Beiträge
    8.981

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Zitat Zitat von Rabenfeder Beitrag anzeigen
    Das von Makkabäus angesprochene Ölbaumgleichnis aus dem Paulusbrief an die Römer ... illustriert wunderbar den angesprochenen jüdischen Größenwahn und Auserwählten-Dünkel und auch wie sich der Rabbi Paulus die „Versöhnung“ vorstellt:
    Die unbeschnittenen Juden aus den wilden Ölbäumen fügen sich als eingepfropfte Äste in den edleren Ölbaum der beschnittenen Juden ein, denn „ nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“.
    Wenn man den Kontext betrachtet, kann Paulus ja mit dem Baum wohl kaum das Judentum im Allgemeinen gemeint haben, denn wenn er die Rettung von dort erwartet hätte, hätte er kein Christ zu werden brauchen. Vielmehr meint er Jesus damit, und der war ja nun mal von der Abstammung her ein Jude.

    Außerdem gehören zu der göttlichen Rettungsvorkehrung die Versprechen, die Gott z. B. Abraham gab, dem Vorfahren der Juden ("... und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast", 1. Mose 22,18), oder auch König David ("Aber dein Haus und dein Königtum sollen beständig sein in Ewigkeit vor mir, und dein Thron soll ewiglich bestehen", 2. Samuel 7,16). Weder das eine noch das andere hat sich bisher durch die natürlichen Juden erfüllt, und auch für die nähere Zukunft sieht es damit nicht so gut aus.

  4. #94
    Mitglied Benutzerbild von KuK
    Registriert seit
    21.09.2012
    Ort
    Zwischen den 7 Bergen, bei den 7 Zwergen
    Beiträge
    4.592

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Moin, Makkabäus !

    Ich möchte nach den Endlostapeten von Femen, China-Fans und Nietzsche-Protagonisten endlich wieder zum Thema zurückkehren.

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    Das sieht mir schwer nach einer Ideenkopie des Yin und Yang der fruehen
    chinesischen Feng Shui Philosophie aus. Die Christen und die Juden haben
    sich als Plagiatoren betaetigt. Das die westlichen Primitivkulturen und die
    Schriftreligionen viel von oestlichen Hochkulturen, Naturreligionen und den
    Mythen als als Vorlaeufer aller Schriftreligionen abkopiert haben, weiss doch jeder!
    Nett, daß Du das Wort Schriftkultur erwähnst. Leider können wir in der früh- bis spätmittelalterlichen Kultur nicht vom Vorhandensein einer Schriftsprache für die normale Bevölkerung ausgehen, weshalb auch alle von Dir in vorbildlicher Manier eingestellten Beiträge gezeigt haben, daß die bildlichen Darstellungen als Allegorien für das einfache Volk dienten. Wo Menschen nicht lesen können, müssen sie eben über die bildliche Darstellung lernen. Da die christlichen Kirchen noch nie "zimperlich" waren (Sprach der Fürst zum Bischof: "Halt Du sie dumm, ich halt sie arm!"), mußten wegen des allgegenwärtigen Analphabetismus eben in Stein gehauenen Metaphern her, die die zugewiesene Rollen der Bürger erklärten.

    Zitat Zitat von Makkabäus Beitrag anzeigen
    Aus der mosaischen Sicht ist die Kirche eine Heidenkirche.
    Das Christentum hat aber das bewerkstelligen können , im Gegensatz zum Judentum, sich der Welt zu öffnen und dem universellen Charakter des Heilsplanes gerecht zu werden.
    Die Juden leben nach wie vor zurückgezogen und quälen sich mit Formalitäten ab.

    Nach Ausgrabungen zufolge war das Schwein den Kanaanäern heilig.
    Die Zurückgezogenheit der Juden untereinander oder im Ghetto war ja so gewollt und bis 1848 gesetzlich festgeschrieben. Die Absonderung der Juden von der "christlichen" Restgesellschaft war ja vorgeschriben durch Reichsedikt. Besonders gut erkennen kann man die Abgrenzung in Nürnberg. Dort haben die verbrecherischen alliierten Bomberverbände nur eine kleine Ecke des "stetl" unzerbombt gelassen. Trotzdem sind in der Judengasse ein paar beeindruckende Patrizierhäuser überliefert, die sich durchaus mit den besten Kaufleuten der Stadt messen konnten.

    Ich kenne nur den Begriff "Kanaaniter" und daß sie ausgerottet wurden....

    Zitat Zitat von Makkabäus Beitrag anzeigen
    Das ist in Bad Wimpfen bei Heilbronn, aber ähnliches gibt es auch in Regensburg, Wittenberg oder meiner lippischen Heimat in Lemgo zu sehen usw.
    Dieselben Allegorien findest Du am Dom zu Münster, Paderborn, Naumburg, Wittenberg u.v.a.m.

    Gratuliere zu Deinem schönen Strang,

    KuK
    "Gotteslob" # 380, Strophe 9 und aktueller denn je:
    Melodie: "Großer Gott, wir loben Dich!"

    Sieh dein Volk in Gnaden an.
    Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe;
    leit es auf der rechten Bahn,
    dass der Feind es nicht verderbe.
    Führe es durch diese Zeit,
    nimm es auf in Ewigkeit.

  5. #95
    a.D. Benutzerbild von Gärtner
    Registriert seit
    13.11.2003
    Ort
    Im Gartenhaus
    Beiträge
    10.720

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Zitat Zitat von KuK Beitrag anzeigen
    Moin, Makkabäus !

    Ich möchte nach den Endlostapeten von Femen, China-Fans und Nietzsche-Protagonisten endlich wieder zum Thema zurückkehren.



    Nett, daß Du das Wort Schriftkultur erwähnst. Leider können wir in der früh- bis spätmittelalterlichen Kultur nicht vom Vorhandensein einer Schriftsprache für die normale Bevölkerung ausgehen, weshalb auch alle von Dir in vorbildlicher Manier eingestellten Beiträge gezeigt haben, daß die bildlichen Darstellungen als Allegorien für das einfache Volk dienten. Wo Menschen nicht lesen können, müssen sie eben über die bildliche Darstellung lernen. Da die christlichen Kirchen noch nie "zimperlich" waren (Sprach der Fürst zum Bischof: "Halt Du sie dumm, ich halt sie arm!"), mußten wegen des allgegenwärtigen Analphabetismus eben in Stein gehauenen Metaphern her, die die zugewiesene Rollen der Bürger erklärten.
    Ich wäre vorsichtig mit der Verwendung des Begriffs "dumm" in diesem Kontext. Klar, die meisten Leute konnten weder lesen noch schreiben, aber das war bis ins Hochmittelalter keine Sache für "richtige" Männer, das überließ man bewußt den Klerikern. Das Verständnis der reichen Bildersprache der Bibel, die sich in einer Vielzahl von Allegorien u.ä. niederschlägt, bot ja gerade die Grundlage für höchst komplexe theologische Programme.

    In jedem mittelalterlichen Apsis-Mosaik oder -Fresko sind unzählige Bilder, Symbole und Aussagen versteckt, deren Kenntnis damals weit verbreitet war. Wir verstehen sie nur nicht mehr, weil wir vergessen haben, mit welchen Konnotationen unsere Vorfahren alles und jedes aufgeladen haben. Daß ein Engel eine Jungfrau besucht und ihr die demnächstige Geburt eines Kindes ankündigt, erkannte der Betrachter schon an der Lilie, die Maria in traditionellen Darstellungen hält, das Symbol der Reinheit und Jungfräulichkeit.


    Bayerischer Meister: Verkündigung an Maria, um 1500

    Um das komplette Programm bildlicher Darstellungen von der Spätantike bis ins Mittelalter wirklich zu verstehen, kann man sich z.B. mit dem "Physiologus" bewaffnen, einer Sammlung, die ab dem 2./3. Jhdt entstanden war und in 48 Kapiteln Pflanzen, Steine und Tiere beschreibt und allegorisch auf das Heilsgeschehen hin deutet (Z.B. hier: [Links nur für registrierte Nutzer]). Bildliche Darstellungen als "Biblia pauperum" richteten sich also keineswegs an die Dummen.

    Die Zurückgezogenheit der Juden untereinander oder im Ghetto war ja so gewollt und bis 1848 gesetzlich festgeschrieben. Die Absonderung der Juden von der "christlichen" Restgesellschaft war ja vorgeschriben durch Reichsedikt. Besonders gut erkennen kann man die Abgrenzung in Nürnberg. Dort haben die verbrecherischen alliierten Bomberverbände nur eine kleine Ecke des "stetl" unzerbombt gelassen. Trotzdem sind in der Judengasse ein paar beeindruckende Patrizierhäuser überliefert, die sich durchaus mit den besten Kaufleuten der Stadt messen konnten.
    Das hat aber nichts mit der theologisch/religiös begründeten Zurückgezogenheit der Juden zu tun. Der Gedanke der jüdischen Exklusivität ist ja viel älter als die Absonderung in Ghettos, die als diskriminierende Maßnahme erst im Mittelalter zum Tragen kam. Wobei man anmerken sollte, daß es vor 1000, 1500 Jahren völlig normal war, daß zumal in Handelsstädten alle "Nationen" in jeweiligen von einander getrennten Vierteln unter sich blieben.
    "Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
    lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."

    Umberto Eco

  6. #96
    Mitglied
    Registriert seit
    06.03.2011
    Beiträge
    95

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Guten Morgen Gsch,


    Zitat Zitat von GSch Beitrag anzeigen
    Zitat von Rabenfeder
    Das von Makkabäus angesprochene Ölbaumgleichnis aus dem Paulusbrief an die Römer ... illustriert wunderbar den angesprochenen jüdischen Größenwahn und Auserwählten-Dünkel und auch wie sich der Rabbi Paulus die „Versöhnung“ vorstellt:
    Die unbeschnittenen Juden aus den wilden Ölbäumen fügen sich als eingepfropfte Äste in den edleren Ölbaum der beschnittenen Juden ein, denn „ nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“.


    Wenn man den Kontext betrachtet, kann Paulus ja mit dem Baum wohl kaum das Judentum im Allgemeinen gemeint haben, denn wenn er die Rettung von dort erwartet hätte, hätte er kein Christ zu werden brauchen. Vielmehr meint er Jesus damit, und der war ja nun mal von der Abstammung her ein Jude.

    Außerdem gehören zu der göttlichen Rettungsvorkehrung die Versprechen, die Gott z. B. Abraham gab, dem Vorfahren der Juden ("... und durch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast", 1. Mose 22,18), oder auch König David ("Aber dein Haus und dein Königtum sollen beständig sein in Ewigkeit vor mir, und dein Thron soll ewiglich bestehen", 2. Samuel 7,16). Weder das eine noch das andere hat sich bisher durch die natürlichen Juden erfüllt, und auch für die nähere Zukunft sieht es damit nicht so gut aus.

    Legen wir uns doch das Gleichnis vom Ölbaum aus dem Römerbrief noch einmal vor:


    Das Bild vom Ölbaum

    13*Euch, den Heiden, sage ich: Gerade als Apostel der Heiden preise ich meinen Dienst,
    14*weil ich hoffe, die Angehörigen meines Volkes eifersüchtig zu machen und wenigstens einige von ihnen zu retten.
    15*Denn wenn schon ihre Verwerfung für die Welt Versöhnung gebracht hat, dann wird ihre Annahme nichts anderes sein als Leben aus dem Tod.
    16*Ist die Erstlingsgabe vom Teig heilig, so ist es auch der ganze Teig; ist die Wurzel heilig, so sind es auch die Zweige.
    17*Wenn aber einige Zweige herausgebrochen wurden und wenn du als Zweig vom wilden Ölbaum in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest und damit Anteil erhieltest an der Kraft seiner Wurzel,
    18*so erhebe dich nicht über die anderen Zweige. Wenn du es aber tust, sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.
    19*Nun wirst du sagen: Die Zweige wurden doch herausgebrochen, damit ich eingepfropft werde.
    20*Gewiss, sie wurden herausgebrochen, weil sie nicht glaubten. Du aber stehst an ihrer Stelle, weil du glaubst. Sei daher nicht überheblich, sondern fürchte dich!
    21*Hat Gott die Zweige, die von Natur zum edlen Baum gehören, nicht verschont, so wird er auch dich nicht verschonen.
    22*Erkenne die Güte Gottes und seine Strenge! Die Strenge gegen jene, die gefallen sind, Gottes Güte aber gegen dich, sofern du in seiner Güte bleibst; sonst wirst auch du herausgehauen werden.
    23*Ebenso werden auch jene, wenn sie nicht am Unglauben fest halten, wieder eingepfropft werden; denn Gott hat die Macht, sie wieder einzupfropfen.
    24 Wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum herausgehauen und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, dann werden erst recht sie als die von Natur zugehörigen Zweige ihrem eigenen Ölbaum wieder eingepfropft werden.

    Also ich finde das Bild eindeutig.
    Selbstverständlich ist mit dem edlen Ölbaum das Judentum gemeint, aus dem jene Juden, die es als natürliche Zweige des edlen Baumes eigentlich besser wissen müssten, „herausgebrochen [wurden], weil sie nicht glaubten“.

    Hier steht es doch in wunderschöner Klarheit:

    „21*Hat Gott die Zweige, die von Natur zum edlen Baum gehören, nicht verschont, so wird er auch dich nicht verschonen.“
    „24 Wenn du aus dem von Natur wilden Ölbaum herausgehauen und gegen die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest, dann werden erst recht sie als die von Natur zugehörigen Zweige ihrem eigenen Ölbaum wieder eingepfropft werden.“

    Ich verstehe gar nicht, wie man das anders verstehen kann.
    Wenn Gott in seiner Gnade Dich aus dem heidnischen Stamm heraushaut und gegen die Natur in den edlen jüdischen Stamm einpfropft, dann kann Gott erst recht die von Natur aus Edlen, die Juden also, in ihren eigenen Stamm wieder einpfropfen, wenn sie endlich doch (an Jesus Christus, den Heiland) glauben.


    Weder das eine noch das andere hat sich bisher durch die natürlichen Juden erfüllt, und auch für die nähere Zukunft sieht es damit nicht so gut aus.

    Das mag ja sein, aber ändert doch nichts an dem Bild vom edlen Ölbaum, oder?

  7. #97
    Mitglied
    Registriert seit
    06.03.2011
    Beiträge
    95

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Eines muss man dem Rabbi Paulus wirklich lassen; wenn er denn lügt, dann lügt er mit entwaffnender Offenheit und zwar so gut, dass sich die Grenzen zwischen Lüge und Wahrheit geradezu verwischen.
    Oder klingt es etwa nicht ehrlich, wenn Paulus schreibt:

    „13 Euch, den Heiden, sage ich: Gerade als Apostel der Heiden preise ich meinen Dienst,
    14 weil ich hoffe, die Angehörigen meines Volkes eifersüchtig zu machen und wenigstens einige von ihnen zu retten.“

    Ein Psychologe (wie Nietzsche), der keine Worte liest, „ohne Gebärden zu sehn“, der mag hier durchaus ganz offen die Gebärde des Beleidigten sehen, der mit verschränkten Armen seinen natürlichen Brüdern vom edlen Stamm zuruft:
    „wenn ihr Edlen mir nicht zuhören wollt, dann gehe ich eben zu den Wilden, auf dass die Gnade des Herrn sie einpfropfe in den edlen Stamm. Das habt ihr nun davon!“
    Die lange Nase kann man sich noch dazu denken...
    „Aber wenn ihr (mir) nun doch folgen wollt, dann seid ihr selbstverständlich willkommen, meine edlen Brüder.“


    Gsch, lesen wir doch mal im Kontext, das ist, über das Gleichnis vom Ölbaum hinaus:

    Eine Textpassage, die auf den ersten Blick Deine Überlegung stützt, erscheint mir dieses bekannte Gleichnis vom einen Leib und den vielen Gliedern zu sein, das wir im ersten Brief an die Korinther,12,12-31a finden:

    Der eine Leib und die vielen Glieder
    12 Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus.
    13 Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.
    14 Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern.
    15 Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib.
    16 Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib.
    17 Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn?
    18 Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach.
    19 Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib?
    20 So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib.
    21 Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht.
    22 Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich.
    23 Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand,
    24 während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ,
    25 damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen.
    26 Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.
    27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.
    28 So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun, sodann die Gaben, Krankheiten zu heilen, zu helfen, zu leiten, endlich die verschiedenen Arten von Zungenrede.
    29 Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Haben alle die Kraft, Wunder zu tun?
    30 Besitzen alle die Gabe, Krankheiten zu heilen? Reden alle in Zungen? Können alle solches Reden auslegen?

    Auf den zweiten Blick springen uns aber vielleicht diese Worte an:

    „23 Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand,
    24 während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ,
    25 damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen.“

    Wem erweist er denn hier „umso mehr Ehre“ und wer sind die Anständigen, die es nicht nötig haben?

  8. #98
    Mitglied
    Registriert seit
    06.03.2011
    Beiträge
    95

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Lesen wir noch andere Aussagen des Apostels der Heiden in unserem Kontext:

    Römer, 15,7-13:

    7 Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes.
    8 Denn, das sage ich, Christus ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen Diener der Beschnittenen geworden, damit die Verheißungen an die Väter bestätigt werden.
    9 Die Heiden aber rühmen Gott um seines Erbarmens willen; es steht ja in der Schrift: Darum will ich dich bekennen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.
    10 An anderer Stelle heißt es: Ihr Heiden, freut euch mit seinem Volk!
    11 Und es heißt auch: Lobt den Herrn, alle Heiden, preisen sollen ihn alle Völker.
    12 Und Jesaja sagt: Kommen wird der Spross aus der Wurzel Isais; er wird sich erheben, um über die Heiden zu herrschen. Auf ihn werden die Heiden hoffen.
    13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, damit ihr reich werdet an Hoffnung in der Kraft des Heiligen Geistes.

    Römer 15,17-19

    17 In Christus Jesus kann ich mich also vor Gott rühmen.
    18 Denn ich wage nur von dem zu reden, was Christus, um die Heiden zum Gehorsam zu führen, durch mich in Wort und Tat bewirkt hat,
    19 in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich von Jerusalem aus in weitem Umkreis bis nach Illyrien überallhin das Evangelium Christi gebracht.
    und schließlich Römer 15,25-29


    25 Doch jetzt gehe ich zuerst nach Jerusalem, um den Heiligen einen Dienst zu erweisen.
    26 Denn Mazedonien und Achaia haben eine Sammlung beschlossen für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem.
    27 Sie haben das beschlossen, weil sie ihre Schuldner sind. Denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil erhalten haben, so sind sie auch verpflichtet, ihnen mit irdischen Gütern zu dienen.
    28 Wenn ich diese Aufgabe erfüllt und ihnen den Ertrag der Sammlung ordnungsgemäß übergeben habe, will ich euch besuchen und dann nach Spanien weiterreisen.
    29 Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, werde ich mit der Fülle des Segens Christi kommen.

    Wer Psychologe genug ist, hinter den Worten die Gebärden zu sehen, der schaue genau hin und wer Ohren hat zu hören, der höre!


    Kein Zweifel, man ist in den Paulusbriefen sicher auch „unter Juden“, woraus der Heiden-Apostel aus dem edlem Ölbaum ja auch gar keinen Hehl macht.

    Ist es also wirklich verfehlt, auch beim Rabbi Paulus durchaus einen jüdischen Größenwahn und Auserwähltendünkel (natürlich nur, wenn man eine entsprechende Perspektive einzunehmen gewillt ist) zu erkennen?


    Aber dies ist ja nur die eine Seite; Dein Hinweis auf Jesus Christus verdient ja mehr Beachtung, als ich ihm zunächst bei unserer Betrachtung des Gleichnisses vom einen Leib und den vielen Gesichtern eingeräumt habe.

    Paulus predigte ja nicht im luftleeren Raum, sondern er sprach zu den Heiden seiner hellenistisch-römischen Umwelt, für die das Versprechen von Heil und die Kommunion mit einem Gott, die mystische Teilhabe am Leib bzw. an der Präsenz eines heilbringenden Gottes, wie wir oben gesehen haben, eine Selbstverständlichkeit war.
    So mag Paulus zwar Jude sein, aber er ist offenbar ein bereits stark hellenisierter Jude.
    Mit diesem hellenistischen Teil müssen wir uns noch ein wenig mehr beschäftigen, wenn wir unserer Frage auf die Spur kommen wollen, inwieweit das Christentum dem Judentum zur Dankbarkeit oder gar zu Schuldgefühlen verpflichtet ist, ob es etwas Eigenständiges ist, oder ob wir die Juden als „dem verhängnißvollsten Volk der Weltgeschichte“ gar dafür verantwortlich machen müssen, im Christentum (als Judentum eines „freieren Bekenntnisses“) als der „letzten jüdischen Consequenz“ sich gegen die Welt in ihrem Sinne durchgesetzt zu haben.


    (wird fortgesetzt)



    Gruß


    Rabenfeder

  9. #99
    Mitglied
    Registriert seit
    16.07.2009
    Beiträge
    8.981

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    Zitat Zitat von Rabenfeder Beitrag anzeigen
    Also ich finde das Bild eindeutig.
    Selbstverständlich ist mit dem edlen Ölbaum das Judentum gemeint, aus dem jene Juden, die es als natürliche Zweige des edlen Baumes eigentlich besser wissen müssten, „herausgebrochen [wurden], weil sie nicht glaubten“.
    Der Ölbaum ist Gottes Vorkehrung für die Menschen, die bis zur Zeit Jesu mit dem jüdischen Volk verbunden war, danach mit Jesus. Die Wurzel dieses Baumes ist natürlich Gott selbst.

    Wenn mit dem Baum wirklich die buchstäbliche jüdische Nation gemeint wäre, wiese wurden dann die Juden, die nicht an Christus glaubten, "herausgebrochen" und stattdessen Nichtjuden "eingepfropft"? Diese nicht an Jesus glaubenden Juden hörten doch deswegen nicht auf, Juden zu sein - sie hatten nur keinen Anteil an der von Gott durch Jesus geschaffenen Einrichtung.

    Und Nichtjuden, die Christen wurden, wurden damit kein Teil der jüdischen Nation; sie brauchten sich nicht beschneiden zu lassen, konnten weiterhin nach Belieben Schweinefleisch und andere für die Juden unreine Speisen essen, brauchten die ganzen jüdischen Feste einschließlich des Sabbat nicht zu beachten usw. Wo also wurden sie denn hineingepfropft? Ins Judentum doch offenbar nicht.


    Zitat Zitat von Rabenfeder Beitrag anzeigen
    Wenn Gott in seiner Gnade Dich aus dem heidnischen Stamm heraushaut und gegen die Natur in den edlen jüdischen Stamm einpfropft, dann kann Gott erst recht die von Natur aus Edlen, die Juden also, in ihren eigenen Stamm wieder einpfropfen, wenn sie endlich doch (an Jesus Christus, den Heiland) glauben.
    Wenn ein Jude an Jesus glaubte, dann wurde er natürlich gar nicht erst herausgebrochen und brauchte daher auch nicht wieder eingepfropft zu werden. Die Möglichkeit stand jedem offen, denn die Botschaft über Jesus wurde ja zuerst nur unter den Juden verbreitet. Aber nur wenige machten davon Gebrauch. Die anderen wurden "ausgebrochen". Nichtjuden (Kornelius) kamen erst einige Jahre später dazu. Selbstverständlich konnte auch danach noch jeder Jude Christ werden, wenn er wollte. Nur brachte ihm seine Abstammung dann keinen Vorteil mehr im Verhältnis zu Gott.
    Geändert von GSch (25.04.2014 um 08:01 Uhr)

  10. #100
    Mitglied
    Registriert seit
    17.11.2007
    Beiträge
    13.069

    Standard AW: Ecclesia und Synagoga ! Feindliche Schwestern ohne Hoffnung auf Versöhnung ?

    ...
    Geändert von dZUG (25.04.2014 um 13:26 Uhr)
    Hallo LEUTE
    Hiermit möchte ich klarstellen das ich ein Hauptschüler bin, und in Fächer wo Einstein vorkam nie bestanden hab.

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Gauckler bittet Griechen um Versöhnung!
    Von Maggie im Forum Europa
    Antworten: 379
    Letzter Beitrag: 13.03.2014, 08:44
  2. Zur Versöhnung
    Von Rumburak im Forum Theologie und Religionen
    Antworten: 3
    Letzter Beitrag: 31.07.2013, 17:19
  3. Versöhnung Deutsche - Polen
    Von Hauskatze im Forum Europa
    Antworten: 67
    Letzter Beitrag: 05.06.2012, 15:20
  4. Antworten: 64
    Letzter Beitrag: 19.06.2011, 17:37
  5. Will der ZDJ überhaupt Versöhnung?
    Von Abendländer im Forum Gesellschaft / Soziales / Arbeit / Bildung / Familie
    Antworten: 41
    Letzter Beitrag: 07.11.2010, 15:48

Nutzer die den Thread gelesen haben : 0

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben