Das Mitgliederverzeichnis der deutschen Statthalterei ist geheim. Ein Hinweis für die Benutzer deshalb gleich auf der ersten Seite: „Diese Lieferung ist ein vollständiger Neudruck des Verzeichnisses. Bitte vernichten Sie alle früheren Lieferungen, ohne sie Dritten zugänglich zu machen.“ Ein Blick in das Buch macht deutlich: Im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem versichert sich der Papst einflußreicher Leute – Politiker. Militärs, hochgestellte Beamte, Banker, Industrielle. Richter, Staatsanwälte, Wissenschaftler, Zeitungsverleger und Femsehintendanten.
Der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer gehörte zum Orden, heute laufen die ehemaligen Ministerpräsidenten Max Streibl und Hans Filbinger in der Ordenskluft herum. Strumpf-Fabrikant Albert Falke sowie Bernd Thiemann, Chef der skandalgeschüttelten Frankfurter DG-Bank, und Victor Freiherr von Baillou, Ex-Vorstand im Pharmakonzern Merck, sind ebenso Ordensbrüder wie Karl Holzhammer, einst Intendant des ZDF, oder Hubert Rohde, ehemals Intendant des Saarländischen Rundfunks. Natürlich gehört auch ein gerüttelt Maß an katholischen Bischöfen zum illustren Reigen. Erzbischof Johannes Dyba darunter, der seinem Bistum in Fulda nicht nur durch das Glockenläuten gegen Abtreibung zu merkwürdigem Ruhm verhalf. Oder Johannes Joachim Degenhardt, Erzbischof von Paderborn, der sich als Verfolger des Kirchenkritikers Eugen Drewermann einen Namen gemacht hat. Es gibt keinen wichtigen Entscheidungsbereich, in dem nicht ein Glaubenskrieger säße.
Auch in der Commerzbank, der drittgrößten Privatbank Deutschlands: Vorstandsmitglied Kurt Hochheuser ist Grabesritter und gehört zur Komturei Düsseldorf, wie auch Heinz Kriwet,
Vorstandsvorsitzender des Krisenkonzerns Thyssen AG, Heinz Kriwet verdient als Thyssen-Manager 1.7 Millionen Mark im Jahr. Dazu kommen noch 80 256 Mark, weil er bei Ordensbruder Hochheusers Commerzbank im Aufsichtsrat sitzt. Dort trifft er auch den Ordensbruder E
rhard Bouillon, früher Vorstandsmitglied bei Hoechst und nun Aufsichtsratsvorsitzender des Chemieriesen. Erhard Bouillon gehört allerdings zur Komturei Frankfurt.
Dort jedoch, und im Aufsichtsrat der Nestlé AG, begegnet er wiederum seinem Ordensbruder Rudolf Bossle, früher im Vorstand von Nestlé. Als Bossle. „Mister Nescafé“ Anfang 1988 von seinem Vorstandsposten abtrat, schrieb die FAZ: „Die Anwesenheit von Bundeskanzler Helmut Kohl beim Abschiedsempfang war dessen ,Dankeschön‘ an Bossle für die Hilfe bei vergangenen Wahlkämpfen.“