Der Görlitzer Park in Berlin ist kein Ort mehr für Familien. Viele junge Flüchtlinge verdienen sich dort mit Drogen ein paar Euro.
Nur durch ein Spalier junger Männer gelangt man in diesen Park. Wer ängstlich ist, betritt ihn gar nicht erst. Denn die Männer bieten aufdringlich den Kauf von Haschisch an, drehen die Musik auf, mustern die Passantinnen. Es ist leicht, sich über den „Görli“ aufzuregen, den Görlitzer Park als Sinnbild dessen aufzufassen, was an Kreuzberg befremdet. Eine gepflegte Grünanlage jedenfalls sieht anders aus. Die graffitibeschmierten Ruinen einer großen Brunnenanlage, die jahrelang nicht funktionierte, weil der Stein im harten Berliner Winter zerbröckelte, haben ihre Absperrung verloren und dienen als eine Art Amphitheater. An manchen Stellen wachsen die Sträucher so dicht, und das Gelände ist so unübersichtlich, dass es Angst macht. An allen Eingängen stehen junge Schwarze. Der Park ist laut, übernutzt, schmutzig.
Kritik wird als „Rassismus“ gewertet
Er verhandelt mit seiner Hausverwaltung über einen Bewegungsmelder. Die Polizei findet er zu lax. In seinem Heimatland in Nordostafrika würden Drogenhändler an den Bäumen aufgehängt. Das kommt in Kreuzberg nicht in Frage. Dort wird im Gegenteil Kritik an den Verhältnissen im Park gelegentlich als „Rassismus“ zurückgewiesen. So wie vor einigen Jahren am Weinbergspark in Mitte. Eine Bürgerinitiative, die erfolgreich gegen aggressives Dealen vorging, musste sich als rassistisch beschimpfen lassen. „Dass andere die afrikanischen Dealer als aggressiv empfinden“, meint eine Anwohnerin, „hat vielleicht eher mit deren Herkunft zu tun.“
Meldungen der Polizei, über einen Überfall auf einen 45 Jahre alten Fahrradfahrer, der nachts im Görlitzer Park geschlagen und beraubt wurde, spielen in der politischen Debatte keine Rolle. Drogendealer oder Menschen ohne gültige Papiere haben natürlich kein Interesse an Aufmerksamkeit, Gewalt und Polizeipräsenz. Die einen sehen den Drogenhandel, mögen aber nichts über die Lage der Flüchtlinge sagen, die als kleine Helfer der Drogendistribution ihren kleinen Gewinn machen. Die anderen sprechen nur über die Lage der Flüchtlinge und leugnen die Gefahren des Drogenhandels. In einem Klima der Verdächtigung und der linken Bürgerwehr haben es auch Bürgerinitiativen schwer, zumal dann, wenn sie mit Unterstützung des Bezirksamts aktiv sind.
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