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Thema: Gifte der Goettinnen, Gattinnen und Gaunerinnen

  1. #11
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Gifte der Goettinnen, Gattinnen und Gaunerinnen

    Literaturverzeichnis:

    Renate Ullrich – Jg. 1938, Theaterwissenschaftlerin. Seit 1990 Mitarbeit am Institut für Sozialdatenanalyse Berlin (isda) e.V., Schwerpunkt: Frauen, Bildung, Kultur. Zuletzt in UTOPIE kreativ: DDR-Frauen zwischen Emanzipation und Patriarchat, Heft 209 (März 2008).

    1 Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates. In: MEW, Bd. 21, S. 61. Berlin 1962.
    2 Franz Fühmann: Das mythische Element in der Literatur. In: Essays. Aufsätze, Gespräche 1964-1981. Rostock 1983.
    3 Robert von Ranke- Graves: Griechische Mythologie. Quellen und Deutung. Hamburg 1999.
    4 Kolchis lag an der Ostküste des Schwarzen Meeres, am Fuß des Kaukasus, im heutigen Georgien. Das goldene Vlies ist das Fell eines goldfarbenen Widders. Oder, wie andere meinen, es ist golden, weil es in einem Fluss zum Auffangen der Goldkörnchen genutzt wurde. Wie auch immer, das goldene Vlies steht in den verschiedenen Erzählvarianten des Mythos für Reichtum, für Macht, für die Beherrschung der Naturkräfte wie Fliegen, Unverwundbarkeit, langes Leben.
    5 Julia Iwersen: Die Frau im Alten Griechenland. Düsseldorf / Zürich 2002.
    6 Heiner Müller: Krieg ohne Schlacht. Leben in zwei Diktaturen. S. 321. Köln 1992.
    7 Das Theater habe, so der Philosoph Wolfgang Heise damals im Dialog der Theaterleute mit Philosophen, Politikern und Naturwissenschaftlern, mehrere inhaltliche Funktionen: erstens als Organ der Selbstbesinnung der Gesellschaft im Hinblick auf das historische Gewordensein; zweitens als Organ der Selbstgestaltung der Gesellschaft, einschließlich Selbstkritik, drittens als eine Art Laboratorium der sozialen Phantasie, in: Brecht- Dialog 1968. Politik auf dem Theater. Dokumentation 9.-16. Februar 1968. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft. Berlin 1968.
    8 Gleichberechtigung der Geschlechter wurde 1918 in die erste Verfassung eingeschrieben.
    9 Heiner Müller 1975: »Literatur muss dem Theater Widerstand leisten.« Gespräch mit Horst Laube. In: Heiner Müller im Verlag der Autoren. Gesammelte Irrtümer. Interviews und Gespräche. Frankfurt/M. 1986. S.18
    10 In dieser Absicht baut Müller auch in die anderen Handlungsstränge Texte mit mythischen Titeln und Stoffen ein.
    11 Heiner Müller: Zement, in: Werke 4. Die Stücke 2. Frankfurt/M. 2001. Die in diesem Abschnitt in Klammern gesetzten Seitenzahlen beziehen sich auf diese Ausgabe.
    12 Dass es sogar am Ende des 20. Jahrhunderts im Jugoslawienkrieg immer noch so war, wissen wir. Was die vielen gegenwärtigen Kriege betrifft, so erfahren wir es nicht einmal.
    13 Heiner Müller, in: Neues Deutschland vom 10.10.1973. Berlin.
    14 Heiner Müller, in: Krieg ohne Schlacht. Leben in zwei Diktaturen, Köln 1992, S. 243.
    15 Christine Gloger 1991, in: Renate Ullrich: Mein Kapital bin ich selber. Gespräche mit Theaterfrauen in Berlin-Ost 1990/1991, Berlin 1991, S. 86.
    16 Heiner Müller in: »Heiner Müller, warum zünden Sie keine Kaufhäuser an?« Interview von Patrick Landolt, Willi Händler, in: Heiner Müller: Gesammelte Irrtümer 2, Frankfurt/M. 1990, S. 155.
    17 Heiner Müller: Medea-Spiel, in: Werke 1. Die Gedichte, Frankfurt/M. 1998, S. 176.
    18 Heiner Müller: Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten, in: Werke 5. Die Stücke 3., Frankfurt/M. 2002, S. 71-84. Die in diesem Abschnitt in Klammern gesetzten Seitenzahlen beziehen sich auf diese Ausgabe.
    19 Vgl. Heiner Müller: Der Auftrag, in: Ebenda, S. 11-42.
    20 Vgl. ebenda, S. 22.
    21 Hannah Arendt: Macht und Gewalt, München, Zürich 1970, S. 55. .
    22 Siehe Heiner Müller: Quartett, in: Werke 5. Die Stücke 3. Frankfurt/M. 2002.
    23 Diesen Brauch mit dieser Wirkungsabsicht gab es in Athen sehr lange.

    in: UTOPIE kreativ, H. 216 (Oktober 2008), S. 869-882
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
    Und sagt Weihnachten ab! "

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  2. #12
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    Standard AW: Gifte der Goettinnen, Gattinnen und Gaunerinnen

    Christa Wolf und der Feminismus:

    „Medea. Stimmen" von Christa Wolf ist ein Roman über Machtstrukturen. Er wurde auch als "feministisch" eingestuft. Doch inwieweit ist das gerechtfertigt?

    In Christa Wolfs Roman „Medea. Stimmen“ werden zwei unterschiedliche Frauengruppen dargestellt, einmal die der Frauen aus Kolchis (Medea und Agameda) und die der Frauen aus Korinth (Glauke, Merope). Inwiefern sind diese Frauen emanzipiert? Außerdem stellt sich die Frage, ob der Roman "zu feministisch" ist, was Christa Wolf häufig vorgeworfen wurde.

    Am Beispiel von Glauke, der Tochter des Königs Kreon von Korinth, wird deutlich, dass die Frauen dort keinerlei Rechte besitzen. Selbst Glauke, als vermeintlich höher gestellte Frau, werden keine Rechte zugestanden. Die den Frauen in Korinth zugeteilte Position ist so niedrig, dass eine „Frau dafür zahlen [muss], wenn sie […] einen Mann schwach sieht“.

    In Kolchis dagegen dürfen Frauen Berufe ausüben, was man am Beispiel von Medea und Agameda sieht: Beide sind pflanzenkundige Heilerinnen, Agameda wurde sogar von Medea ausgebildet. Auch lassen beide Geschlechter in Kolchis ihren Gefühlen freien Lauf, Männer weinen dort genauso, während in Korinth die Frauen das Weinen für die Männer mit übernehmen müssen.

    Medea in Korinth


    Als Agameda und Medea nach Korinth kommen, verlieren sie nicht sofort ihre Rechte, jedoch werden sie nicht von allen akzeptiert, eben aufgrund der in Korinth vorherrschenden traditionellen Frauenrolle. Gerade Medea, das verkörperte Selbstbewusstsein, ist am Ende mit ihren Vorstellungen von Menschlichkeit und mit ihren Handlungen gescheitert, sie flieht am Ende aus der Stadt.

    Ganz wirkungslos b leibt ist Medeas Verhalten, das Verhalten einer modernen Frau, jedoch nicht, da sich die Männer in ihrer Gegenwart stets anders verhielten und Akamas (der erste Astronom Kreons) den Zusammenbruch des korinthischen System fürchtete, da Medea sich immer neugierig und beharrlich verhielt.

    Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Kolcherinnen weitaus emanzipierter sind als die Korintherinnen, ersteren dies jedoch wenig nützt, da die männliche Autorität in Korinth zu stark ist. Eine Ausnahme ist Agameda, die sich genau auf diese Situation einlässt und unter Negation ihrer Identität Karriere am Hof in Korinth macht.

    Medea. Stimmen: Ein feministischer Roman?

    Christa Wolf wurde vorgeworfen, ihr Roman sei zu feministisch geprägt, da ein Mann Medea niemals derart gutmütig, unschuldig und positiv dargestellt hat/hätte. Christa Wolf behandelt in ihrem Roman allerdings Themen wie Intrigen, Machtkämpfe/Machtmorde um die Aufrechterhaltung der Männerherrschaft und die daraus resultierende Gewaltbereitschaft des Volkes. Sie lässt ihre Figur der Medea diese Themen reflektieren und kritisch untersuchen, was somit aus Sicht einer Frau geschieht. Diese Frau kritisiert die Geschehnisse, dennoch scheitert sie am Ende. Wäre der Roman also feministisch, würde Medea im Endeffekt eher als Siegerin dastehen.

    Das Paradigma: Die Medea des Euripides


    Auch muss auf die Geschichte des Medea-Mythos geachtet werden: Bevor Euripides Medea als bösartige, rachsüchtige Kindsmörderin charakterisierte, wurde sie schon als Halbgöttin, pflanzenkundig und als Kindsbeschützerin beschrieben. Da diese Quellen jedoch nicht mehr aufzufinden sind/waren, zog sich die allgemein bekannte Fassung des Euripides durch die Geschichte.

    Erst Christa Wolf und zeitgleich mit ihr eine russische Schriftstellerin besserten Medeas Image wieder auf, wobei Christa Wolf aufwendige Nachforschungen betrieben hatte, um herauszufinden, ob Medea schon immer böse war, oder ob sie jemals auch gut gewesen ist.

    Aufgrund der Tatsache, dass Medea in früheren Quellen nicht als Kindsmörderin beschrieben wurde, und dass die das männliche Herrschaftssystem kritisierende Medea bei Wolf scheitert, kann man nicht behaupten, der Roman sei überaus feministisch. Alles, was dazu zu sagen wäre, ist, dass die Autorin eine Frau ist und Frauen meist einfach anders schreiben als Männer.

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    Geändert von ABAS (12.09.2013 um 13:00 Uhr)
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  3. #13
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    Die Konstruktion der wilden Frau: Christa Wolfs Roman "Medea. Stimmen" als postkolonialer Text


    Wilde Frauen

    Der Wilde Mann ist vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit im Volksglauben des germanischen und slawischen Sprachraums ein anthropomorphes Wesen. Er wurde als einzelgängerischer, mit Riesenkräften ausgestatteter, stark behaarter, nackter oder nur mit Moos oder Laub bekleideter Urmensch beschrieben oder dargestellt. Seine Lebensweise galt einerseits als halbtierisch und primitiv, andererseits aber auch als paradiesisch und naturverbunden. Für seinen bevorzugten Aufenthaltsort hielt man unbewohnte oder unbewohnbare Wald- und Berggebiete.

    Wilde Männer sind eine spezifisch mitteleuropäische Ausformung einer weltweit in allen Kulturen vorkommenden mythischen oder abergläubischen Vorstellung von halbmenschlichen Waldbewohnern. Diese Wesen erscheinen zuerst als Wildleute (mlat. silvani) oder Wildes Volk, später personifiziert als Wilder Mann und Wilde Frau oder auch als Wildes Fräulein:

    „Die verschiedenen Auffassungen von Wald- und Wildmännern, die aus dem Brauchtum und der Literatur erwachsen sind, haben sich in der bildenden Kunst zu der Darstellung eines wilden, behaarten, oft mit Lendenschurz bekleideten Menschen verdichtet. Diese Wesen, die in der wörtlichen Übersetzung das Wilde veranschaulichen, schließen sämtliche Versionen dieser Sagengestalten in sich. Diese Charakterisierung bleibt durch alle Stilepochen hindurch bestehen.“ (Lit.: Barnstein, 1940, S.54)

    In den Texten und Darstellungen kommt dem Wilden Mann oft eine metaphorische Bedeutung zu. Er steht für das Wilde, die bedrohliche Natur, für die überwundene Natur, für überkommene kulturelle Entwicklungsstufen des Menschen und für bestimmte, als urtümlich empfundene charakterliche Merkmale von Männern. Der Wilde Mann wird im Mittelalter von einem Mythos des Volksglaubens, einem Archetypus des Chaos, zu einem Symbol für erstrebenswerte Charaktereigenschaften in den Geschichten der gesellschaftlichen Oberschicht.


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    SABINE WILKE University of Washington

    Die Konstruktion der wilden Frau: Christa Wolfs Roman "Medea. Stimmen" als postkolonialer Text

    Quelle: The German Quarterly Vol. 76 / No. 1 (Winter, 2003), pp. 11-24


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  4. #14
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    Wilde Weiblichkeit und weibliche Wildnis

    Renate Mann: Wilde Weiblichkeit und weibliche Wildnis
    Ein Beitrag zur ideengeschichtlichen Rekonstruktion
    des Dilemmas des männlichen Subjekts


    mit einem Anhang zu Wildnis im Naturschutz
    und über 40 Abbildungen

    Zusammenfassung

    Unsere Auffassung von uns selbst als Menschen ist dadurch gekennzeichnet, dass wir uns als uns selbstb bestimmend betrachten. Der Mensch so aufgefasst heißt Subjekt. Um seine Identität zu formen, ist ein Anderes nötig: etwas, das das Subjekt nicht ist. In der Arbeit mache ich plausibel, dass jenes Andere historisch von Natur und dem weiblichen Geschlecht verkörpert wurde. Dadurch ist das Subjekt im abstrakten Sinne männlich bestimmt, d. h. es trägt Züge, die in unserer Kultur unabhängig vom biologischen Geschlecht für männlich gehalten werden. Dies wird sowohl für archaische Kulturen wie für das Christentum und die Moderne erörtert.

    Diese drei großen Kulturepochen stellen die entscheidenden Stationen für das Selbstverständnis des Subjekts darstellen. In allen spielt auf verschiedene Art und Weise das Heilige eine große Rolle für das Selbstverständnis des Menschen – selbst in der Moderne, wo die ambivalente Faszination des Heiligen auf säkularisierte Weise auch in bestimmten Frauen- und Naturbildern wiederkehrt.

    Es sind drei verschiedene Typen von Frauen- und Naturbildern zu identifizieren, die sich durch die spezifische Verfasstheit des Subjekts ergeben: „Wilde“, „Gezähmte“ und (seit dem Christentum) „Unerreichbare“.

    Frauen- und Naturbilder lassen sich zumeist einem dieser Typen zuordnen oder ihre Vielschichtigkeit lässt sich durch diese Typisierung besser verstehen. Das Subjekt steht „Wilden“, „Gezähmten“ und „Unerreichbaren“ gegenüber jeweils in einem Dilemma, da sie für ihn ambivalente Eigenschaften haben. Diese Ambivalenz kommt daher, dass das Subjekt für seine spezifische Identität bestimmte Dinge aus sich ausgrenzt, auf Frauen oder/und Natur projiziert und dort einerseits bekämpft, andererseits aber mit Sehnsucht belegt. Unter den drei Typen des Anderen spielen die Wilden eine besondere Rolle, da sie eine gefährliche Herausforderung und etwas außerhalb der Sphäre des Subjekts darstellen, so dass sie die Identität des Subjekts (nach bestandenem Kampf) neu bestätigen können.

    Naturwildnis scheint nun heute besonders wichtig zu werden, beispielsweise im Abenteuerurlaub oder im Naturschutz (Prozessschutz). Es liegt die These nahe, dass Naturwildnis auch hier dem Menschen als das Andere dient. Möglicherweise muss Natur verstärkt die Rolle des Anderen übernehmen, weil die
    Frau durch ihre Emanzipation sich dafür nicht mehr eignet.


    gratis PDF Dowload der gesamten Studie

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