Zitat von
tommy3333
Deine Träumerei ändert die Realitäten nicht. Eine "macht- und herrschaftsfreie, nichtkapitalistische Weltgesellschaft", wie du sie nennst, lebt keineswegs durch die "Individualität jedes einzelnen Menschen" und stellt sie schon gar nicht heraus, sondern lebt vom "Recht des Stärkeren" wie jede Anarchie, die naturgemäß "macht- und herrschaftsfrei" daher kommt. Folglich kann es auch Nationalstaat keine Entfaltung der Individualität geben. Zudem hast Du offenbar eine ewig gestrige Vorstellung eines "Nationalstaats". Der Nationalstaat definiert sich nicht aus seinen Genen oder seinem Pass und existiere auch nicht ausschließlich zwischen 1933 und 1945, sondern daraus, wie diese Menschen miteinander zusammenleben wollen. Du verwechselst Nationalstaat mit Diktatur. Auch die größten und ältesten Demokratien wie die USA oder die Schweiz, in denen die Menschen die meisten demokr. Mitbestimmungsrechte und Freiheiten haben, sind Nationalstaaten.
Nein. Nach meinen Vorstellungen eines Nationalstaates, wie er auch die längste Zeit in der Geschichte aller Demokratien existiert, eben gerade nicht. Weil dort die Menschen selber bestimmen, wonach sie sich identifizieren (wollen). Dass Tiroler keinen eigenen Staat haben, ist nur ihre eigene Entscheidung, sofern man ihnen diese Entscheidung überhaupt lässt. Das liegt nicht an deren "gefühlten" Nationalität, sondern am demokratischen Recht zur Selbstbestimmung. Die Tschechen und Slowaken konnten schließlich auch selbst entscheiden, getrennte Wege zu gehen. Das hat nichts mit irgend einem einem Zirkelschluss zu tun, da ich nicht von einem Nationalstaat ausgehe (und als Folge wieder dort hin käme), sondern von einer Demokratie. Daher stimmt es einfach auch nicht, was Du hier glaubst, was "in meinem Sinn" wäre. Solange die Menschen selber entscheiden, wie und mit welchen Strukturen sie ihr Gemeinwohl organisieren und von anderen abgrenzen und worin sie ihre eigene Identität sehen (die Nation ist dann nur der Name, dem man dem Ganzen gibt oder gegeben hat und unter dem man dieses Zusammenleben weiter entwickelt), gibt es nur 2 Möglichkeiten - entweder sie können das selbst entscheiden (dann identifizieren sie sich auch über ihren Nationalstaat), oder sie können das nicht selbst entscheiden. In letzterem Fall bekommen sie wirklich etwas von jemanden übergestülpt - egal ob das ein Nationalstaat ist oder nicht wie am Bsp. der DDR. Sie könnten sich dann zwar immer mit ihrem Nationalstaat identifizieren, müssen es aber keineswegs. Und gerade die DDR, die nach Interessenlage des Politbüros ein eigener Nationalstaat sein wollte (!), hat sowohl 1953, beim Mauerbau als auch an den Entwicklungen nach der Wende (dt. Einheit, Massenflucht) gezeigt, wie das nicht funktionieren konnte. Und ob man für verschiedene "gefühlte Nationen" innerhalb eines Staates eigene Briefmarken, eigene Währungen u.ä. einführen muss, ist vollkommen nebensächlich. In einer Demokratie ist das Volk der Souverän - und daraus ergibt sich alles andere, auch die von Dir genannten Nebensächlichkeiten. Die US-Bundesstaaten und die Schweizer Kanton haben alle eigene Steuersätze und die US-Bundesstaaten tlw. sogar eigene Gesetze und Rechtsprechung (in einigen gibt es sogar noch die Todesstrafe, in anderen nicht) seit ihrem Bestehen. Und Du willst mir hier allen Ernstes erzählen, dies hätte bei denen "erschwerten Wirtschaftsverkehr und weiter verhärtete Fronten im gesellschaftlichen Verkehr" zur Folge. Auch der Außen- und Welthandel funktioniert viel besser, als Du es hier darzustellen versuchst. Selbst das wäre nur dann möglich, wenn irgendwelche autoritäre Mächte gg. den Willen der Menschen und nicht im demokr. Sinne entscheiden. Wenn etwas nicht funktioniert, dann allenfalls wenn autoritäre Machtmenschen fernab jeglicher demokr. Kultur über die Köpfe anderer hinweg entscheidet. Ich weiß ja nicht, ob Dir die demokr. Grundsätze irgendwie abhanden gekommen sind, dass Du immer den Nationalstaat bewusst mit dem in D von 1933 bis 1945 interpretierst (Du selbst schreibst ja von einer "Maske 'Deutsch'", ohne auf deren Eigenschaften einzugehen, was Du unter "deutsch" verstehst - und warum Du es überhaupt als "Maske" siehst - also erlaube ich mir auch mal, so eine Schublade zu öffnen, wie Du es getan hast, als Du darüber spekuliert hast, was in meinem Sinne wäre) und diese Interpretation zu Deiner Diskussionsgrundlage machen musst.