Es geht ja noch weiter als gedacht:
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Der Islam kommt, und die Politiker helfen dabei - man sieht es ganz klar und wer jetzt noch nicht den Kopf hebt, hat selbst schuld.
Seit Recep Tayyip Erdogan beharrlich auf die Auslieferung des religiösen Führers Fethullah Gülen aus den USA pocht, um ihn als Drahtzieher des Putsches in der Türkei zur Rechenschaft zu ziehen, und seit er dessen Anhänger verfolgt, wird in den Medien häufig der Eindruck erweckt, Gülen wäre eine Art Opfer. Doch ist er es wirklich?
Gerne wird vergessen, dass Gülen und Erdogan gleichermaßen Nationalisten wie Verfechter des orthodoxen sunnitischen Islam sind und dass beide unverblümt die These von der Überlegenheit des Islam gegenüber anderen Religionen vertreten. Gülen bedient sich lediglich anderer Methoden der Islamisierung. Er ist der klassische Vertreter des Bildungs-Dschihad. Nicht auf den Bau von Moscheen, sondern auf den Bau von Schulen setzt Gülen, um dem Islam weltweit eine Vormachtstellung zu verschaffen. Seine Botschaft lautet, so die alevitische Autorin Serap Cileli 2010 im „Bayernkurier“: „Unser großer Dschihad ist die Bildung!“
In seiner Jugend hatte sich Gülen antisäkularen, anti-kemalistischen Gruppen angeschlossen. Ab Mitte der 60er Jahre wirkte er als Imam in Izmir. Ende des Jahrzehnts begann Gülens „Hizmet-Bewegung“ mit Schulungen von Jugendlichen, in der Ansicht, man könne einen Staat nicht frontal angreifen, sondern müsse ihn auf dem Marsch durch die Institutionen besiegen. Vor dem Hintergrund von Vorwürfen, er strebe einen islamischen Staat an, floh Gülen 1999 in die USA. Von dort aus verbreitete er fortan Video-Predigten und gestaltete seine Bewegung mithilfe von Geldgebern zu einer weltweiten konzernartigen Organisation um.
Während Gülen durch Friedens-appelle – etwa unter dem Dach der „Weltethos“-Bewegung des Theologen Hans Küng – internationales Renommee zu erlangen versuchte, erreichten Deutschland 2009 kritische Berichte über Gülens Unterwanderungsstrategien in Amerika. Was Gülen besonders gefährlich mache, wurde dringlich gewarnt, seien die strategischen und taktischen Vorgehensweisen, mit denen er sein Ziel erreichen wolle.
Ab 2012 mehrte sich auch in Deutschland die Kritik an Gülen. Die Bewegung habe zwei Gesichter, ein freiheitlich-ehrenhaftes nach außen, ein sektiererisches nach innen. Ungeachtet der Warnungen von Verfassungsschützern, die Gülen-Bewegung stehe im Widerspruch zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung, sie agiere für den türkischen Nationalismus und strebe einen islamischen Staat an, hofierten die Politiker der etablierten Parteien die Bewegung nach allen Regeln der Kunst.
Eine glühende Befürworterin der Gülen-Bewegung war die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. In einer Dokumentation des WDR lobte sie Gülen: „Er tritt ein für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Bildung!“ Politiker wie der hessische Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP), der Christdemokrat Ruprecht Polenz und der Berliner Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sonnten sich im Rampenlicht der Veranstaltungen von Gülen-Gemeinden.
Der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) setzte den umstrittenen Bau eines privaten Gülen-Gymnasiums und einer Realschule in Köln-Buchheim durch. Er legte sich ins Zeug: „Ich bemerke nichts, was man als Unrecht oder gar als gefährlich bezeichnen könnte!“
In Baden-Württemberg erhielt die Gülen-Bewegung unter Rot-Grün Aufwind. Über einen Nachhilfeverein brachten Gülen-Anhänger 2013 die Stuttgarter „Bil“-Schule auf den Weg. Der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) hatte den Bau der Schule gemeinsam mit türkischen Verbündeten forciert. Viel Prominenz kam zur Eröffnung der Schule, vorneweg der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, in dessen Amtszeit der Landes-Verfassungsschutz 2014 nach jahrelangem Warnen vermerkte, es lägen keine Anhaltspunkte für die Beobachtung der Sekte vor.