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Thema: Die vergessene Architectura Navalis

  1. #901
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Ich kenn mich mit Architektur nur bedingt aus. In meiner Plattenbauwohnung architektiere ich nur groß an meinem Kleinhirn herum. Dauerrenovierung, hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Ich kann nur eines mit relativer Unsicherheit sagen ... ich mag Hochhäuser nicht. Ich mag auch Glasfassaden nicht, die vermitteln Transparenz. Ich mag nicht transparent sein und will auch nicht überall reingucken oder so. Ich mag Bürotürme nicht und auch nicht die Leute, die darin arbeiten. Ich mag das alles nicht und möchte das alles anzünden und einreißen ... gottlose Paläste.
    Man sagt ja Alkohol verändert dein Leben
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  2. #902
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Am frühen Morgen des 9. März 1862 ging die Virginia wieder ankerauf und nahm Kurs auf die Hampton Roads. Zunächst sollte die gestern gestrandete Minnesota vernichtet werden, und dazu musste die Virginia die Roads bei Hochflut erreichen, denn sonst würde sie wieder ihr Tiefgang hindern, sich dem Feind weit genug zu nähern.


    Zeitgenössische Karte der Hampton Roads

    Captain Buchanan, der Kommandant der Virginia, war am Vortag bei einem Aufenthalt auf dem Oberdeck verwundet worden, das Kommando war an Lt. Catesby Roger Jones gefallen, den ersten Offizier. Im Lauf der Nacht hatte man eilig Ausbesserungsarbeiten am Schiff durchgeführt, die Leckagen am Bug waren beseitigt, der Schornstein ausgebessert, zu mehr war keine Zeit geblieben. So machte die Virginia wieder 4 bis 5 Knoten. Die Bestände an Munition und Pulver waren ergänzt worden, man rechnete mit einem einfachen Sieg über die verbliebenen Schiffe der Union und einem Aufbrechen der Blockade, und dieses Ziel ging Jones ebenso aggressiv an, wie sein Vorgänger am Vortag.


    CSS Virginia, Zeichnung von Clary Ray

    Als die Virginia den Schauplatz der Schlacht des Vortags erreichte, befand sich in der Nähe der noch immer gestrandeten Minnesota ein seltsames Gefährt, das man zunächst für ein Floß hielt, mit dem der Kessel der Minnesota abgeborgen werden sollte. Tatsächlich handelte es sich aber um die USS Monitor, Ericsons Turmschiff, das in der vorangegangenen Nacht angekommen war und nun Befehl hatte, die Minnesota - und die anderen Schiffe der Blockade - zu verteidigen. Zu diesem Zweck hatte das Schiff Position zwischen der Minnesota und dem vorhersehbaren Anlaufpunkt der Virginia bezogen.


    USS Monitor in leichter See

    Die Monitor stand unter dem Kommando von Lt. John L. Worden, und der war fest entschlossen, seine Befehle zu befolgen und die Unionsflotte, allen voran die Minnesota, zu schützen. Neben dem Richtschützen des Turms war Worden auch der einzige, der im Gefecht einen Blick nach draußen hatte, seine Gefechtsstation befand sich in dem kleinen Pilothaus am Bug des Schiffes. Dieser einzige Aufbau auf dem Deck der Monitor verhinderte übrigens, dass die Kanonen des Turms genau nach vorne feuern konnten.

    An Bord der Virginia war man nach wie vor unsicher, was von diesem Schiff - welches ein Mannschaftsmitglied als "Käserad auf einem Floß" beschrieb - zu halten war. Aber da es hartnäckig in Position zwischen der Virginia und der Minnesota blieb und sich auch nicht ausmanövrieren lassen wollte, blieb letztlich nur der Kampf. Die Virginia war es, die das Gefecht eröffnete, ihre erste Salve ging über die Monitor hinweg und traf zum Teil doch die Minnesota, die darauf mit einer Breitseite antwortete. Kurz darauf eröffnete auch die Monitor das Feuer. Es entspann sich ein Salventausch über fast drei Stunden.


    CSS Virginia und USS Monitor im Gefecht

    Es zeigte sich, dass keine Seite in der Lage war tatsächliche Wirkungstreffer zu erzielen. Die Virginia hatte nur mit einem Kampf gegen hölzerne Schiffe gerechnet und keine panzerbrechende Munition - die es sehr wohl schon gab - an Bord, weswegen sie die Monitor nicht wirklich beschädigen konnte. Auf der Monitor setzte man Standard-Pulverladungen von 15lb (ca. 6 1/2 Kilo) für die beiden Dahlgren-Kanonen ein, die der Munition keine ausreichende Durchschlagskraft verliehen. So wurde der Virginia zwar wieder der Schornstein abgeschossen, beide Fahnenmasten, das Segeltuch-Dach und die Reling auf dem Oberdeck, ernsthafter Schaden entstand aber auch hier nicht. Nach dem Gefecht stellte man bei Versuchen fest, dass die Dahlgren-Kanonen auch mit der doppelten Ladung noch sicher abgefeuert werden konnten, was ihre Wirkung deutlich erhöht hätte.

    Schließlich erzielte die Virginia einen Nahtreffer am Pilothaus der Monitor, Lt. Worden wurde durch Splitter verwundet und erblindete vorübergehend, daraufhin lief die Monitor vorübergehend ab. An Bord der Virginia interpretierte man das als Sieg. Da aber die Hochflut vorbei und damit die Minnesota wieder außer Reichweite war, die Virginia darüber hinaus bereits jetzt umfangreiche Reparaturen benötigte, gab Lt. Jones den Befehl zur Rückkehr nach Gosport. Auf der Monitor hatte inzwischen Lt. Samuel D. Greene das Kommando übernommen, nach einer kurzen Phase der Verwirrung in den Kommandoverhältnissen herrschte jetzt wieder Klarheit, und die Monitor lief zurück, um sich wieder der Virginia zu stellen. Als die Monitor die Szene wieder erreichte, lief nun ihrerseits die Virginia ab, und dies interpretierte man nun auf der Monitor als Sieg. Greene zog zwar kurz eine Verfolgung der Virginia in Erwägung, entschied sich dann aber, gemäß dem Wortlaut seiner Befehle die Minnesota und die übrigen Schiffe der Blockade zu schützen und verzichtete.

    Damit war der erste Schlagabtausch zwischen Panzerschiffen der Weltgeschichte beendet. Faktisch ein Unentschieden, beide Seiten wähnten sich allerdings zumindest nicht gänzlich grundlos als Sieger. Die beiden Schiffe überlebten das Jahr 1862 nicht. Die Konföderierten erkannten den geringen Nutzen, den Norfolk bei Fortbestehen der Blockade für sie hatte. Bei der eiligen, schlecht zwischen Army und Navy abgestimmten Räumung, am 9. Mai konnte die Virginia wegen ihres Tiefganges nicht stromaufwärts mitgenommen werden. Um sie nicht der Union in die Hände fallen zu lassen, schleppte man sie nach Carny Island und steckte sie in Brand. Sie brannte einen Tag und eine Nacht, bevor das Feuer ihr Pulvermagazin erreichte und das Schiff in einer gewaltigen Explosion vernichtete.


    Zerstörung der CSS Virginia durch Explosion des Pulvermagazins

    Der Monitor wurde ihre Konstruktion zum Verhängnis. Am Weihnachtstag des Jahres 1862 wurde sie nach Beaufort NC. beordert, wo sie Teil einer Blockadeflotte werden sollte. Man schleppte das Schiff die Küste entlang, während das Wetter sich stetig verschlechterte. Am 30. Dezember erreichte der Wind Sturmstärke mit entsprechendem Wellengang. Das niedrige Freibord der Monitor machte sie extrem anfällig für raue Seen, sie nahm rasch Wasser, welches die Pumpen bald nicht mehr Lenzen konnten. Schließlich erreichte das Wasser die Feuer unter den Kesseln und löschte sie, damit war die Monitor komplett manövrierunfähig. Es erging Befehl, das Schiff zu verlassen, die USS Rhode Island, die die Monitor begleitet hatte, übernahm und rettete den Großteil ihrer Besatzung. Schließlich gingen trotzdem 18 Mann mit dem Schiff verloren, als es am frühen Morgen des 31. Dezember sank.


    Untergang der USS Monitor

    Damit waren die Kontrahenten der Schlacht in den Hampton Roads beide vernichtet, die Bedeutung ihres Gefechts für die Zukunft des militärischen Schiffsbaus war noch unabsehbar. England und Frankreich stellten den Bau hölzerner Kriegsschiffe umgehend ein, als Berichte über das Gefecht bekannt wurden. Die Union baute eine ganze Reihe Panzerschiffe nach dem verbesserten Entwurf der Monitor, und bis weit in 20. Jahrhundert, noch im 2. Weltkrieg, wurden Schiffe, die nur begrenzt hochseetüchtig waren und primär dem Küstenschutz dienten, als Monitore bezeichnet.

    Aber davon mehr im nächsten Teil...
    Geändert von OneDownOne2Go (17.08.2016 um 23:55 Uhr)

  3. #903
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Ist nicht gerade ein Wrack vor England aufgetaucht im Niedrigwasser?

  4. #904
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von MorganLeFay Beitrag anzeigen
    Ist nicht gerade ein Wrack vor England aufgetaucht im Niedrigwasser?
    Das ist - in Anbetracht des Umstandes, dass England "Küste rundum" hat und die Seegebiete mit Wracks gespickt sind - etwas wenig Info. Was für ein Schiff? Wo genau "aufgetaucht"? Oder wenigstens die Region?

  5. #905
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von OneDownOne2Go Beitrag anzeigen
    Das ist - in Anbetracht des Umstandes, dass England "Küste rundum" hat und die Seegebiete mit Wracks gespickt sind - etwas wenig Info. Was für ein Schiff? Wo genau "aufgetaucht"? Oder wenigstens die Region?
    Sorry, ich bin noch halb im Urlaub.

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    Tut mir leid! Vor Devon.

  6. #906
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von MorganLeFay Beitrag anzeigen
    Sorry, ich bin noch halb im Urlaub.

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    Tut mir leid! Vor Devon.
    Okay, geht ja alles wichtige aus dem Bericht hervor. Vermutlich die Sally, eine Severn Trow, also eigentlich ein Flussschiff mit abklappbarem Mast, damit es Brücken passieren kann. Da das Wrack wohl aus dem 18. Jahrhundert stammt, dürfte es der ältere Typ Trow sein. Ein ähnliches Schiff wird aktuell in Gloucester nachgebaut (oder ist schon fertig, war mal für eine Parade auf der Themse zum 60. Thronjubiläum der Queen geplant).



    Für Interessierte und des Englischen mächtige: [Links nur für registrierte Nutzer]

  7. #907
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von OneDownOne2Go Beitrag anzeigen
    ....


    USS Monitor in leichter See

    ....
    Das ist schon etwas schwerere See. Aber egal, so furchterregend diese Panzerschiffe auf hölzerne Fregatten auch gewirkt haben mögen, so leicht wären sie wahrscheinlich auch zu besiegen gewesen. Einfach längsseits gehen und ne Entermannschaft rüberschicken, um erst mal den Schornstein mit ner Persenning stillzulegen und somit die Jungs im Rumpf auszuräuchern und gleichzeitig die Luken blockieren. Dem Geschützfeuer konnte man ja immer schön ausweichen und das untere Batteriedeck des eigenen Schiffes vorübergehend evakuieren. Dann hätten sie dort hineinballern können, so viel sie wollten - und nach einiger Zeit noch konnten. >ß´)
    „Ich finde es nicht richtig, dass man immer die Sorgen und Nöte der Bevölkerung ernst nehmen muss. Was haben die denn für Sorgen und Nöte? Ich kann das nicht verstehen!“
    *
    Elfriede Handrick, SPD Brandenburg

  8. #908
    Bürgerrechtelnder >ß´( Benutzerbild von Heifüsch
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von MorganLeFay Beitrag anzeigen
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    Tut mir leid! Vor Devon.
    Das erinnert mich an das Wrack der "Amsterdam", eines VOC-Schiffes, das 1749 an der englischen Südküste strandete, wobei ein Schiffsjunge ums Leben kam.



    Glücklicherweise wurde unterhalb des Strandniveaus alles bestens konserviert. Also die Rumpfstruktur, die Ladung und die Besitztümer der Mannschaft, die sich an Land retten konnte. >8´)

    Hier ein Nachbau des Schiffes, das nach dem Wrackbefund und zeitgenössischen Plänen und Abbildungen rekonstruiert wurde. Beziehungsweise "rekonstruiert", denn bei genauem Hinsehen erweist sich die Kiste als elende Touristenattraktion... >x´(



    Das Schiff liegt heute vor dem Schiffahrtsmuseum in Amsterdam.
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  9. #909
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Zitat Zitat von Heifüsch Beitrag anzeigen
    Das ist schon etwas schwerere See. Aber egal, so furchterregend diese Panzerschiffe auf hölzerne Fregatten auch gewirkt haben mögen, so leicht wären sie wahrscheinlich auch zu besiegen gewesen. Einfach längsseits gehen und ne Entermannschaft rüberschicken, um erst mal den Schornstein mit ner Persenning stillzulegen und somit die Jungs im Rumpf auszuräuchern und gleichzeitig die Luken blockieren. Dem Geschützfeuer konnte man ja immer schön ausweichen und das untere Batteriedeck des eigenen Schiffes vorübergehend evakuieren. Dann hätten sie dort hineinballern können, so viel sie wollten - und nach einiger Zeit noch konnten. >ß´)
    Sicher, eine entschlossene Entermannschaft hätte das schnelle Ende der Monitor bedeuten können. Und wenn man zeitgenössische Berichte liest, waren sich die Kontrahenten öfter nah genug, um Enterer einzusetzen. Aber ach, auf die Idee kam damals offenbar niemand. Man stelle sich vor, die Konföderierten hätten die Blockade in den Hampton Roads sprengen können, sich dort erfolgreich etablieren und eine Versorgungsroute über den Atlantik einrichten. Der Krieg hätte einen ganz anderen Verlauf nehmen können. Aber gut, hätte, wäre, wenn ...

  10. #910
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    Standard AW: Die vergessene Architectura Navalis

    Schön, daß der Strang weitergeht: lechzzzz
    "Gotteslob" # 380, Strophe 9 und aktueller denn je:
    Melodie: "Großer Gott, wir loben Dich!"

    Sieh dein Volk in Gnaden an.
    Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe;
    leit es auf der rechten Bahn,
    dass der Feind es nicht verderbe.
    Führe es durch diese Zeit,
    nimm es auf in Ewigkeit.

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