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von Nathan Weinstock
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Dennoch wird es erst 1882 so weit sein, daß die ersten Bauernkolonien sich tatsächlich ansiedeln. Die Pioniere der ersten Welle jüdischer Kolonisierung stammen aus Rumänien und Rußland. So begeistert und guten Willens sie auch sein mögen,
so fehlen ihnen doch die einfachsten Grundkenntnisse der Landwirtschaft. Die klimatischen und geographischen Bedingungen sind hart, die Obrigkeit feindselig, die neuen Einwanderer müssen sich gegen Straßenräuber zur Wehr setzen. Die Kolonien verschulden immer mehr.
Unter solchen Bedingungen wird die zionistische Besiedlung sehr t schnell zur Katastrophe. Schon 1882, im ersten Jahr der Einwande-|rung, sind die Siedler gezwungen, das Ausland um Hilfe zu ersuchen. Dieser Hilferuf findet Gehör bei Baron Edmund de Rothschild, der sich bereit erklärt, den Großteil der Siedler von 1882/83 an unter j seinen Schutz zu nehmen.
Doch die Protektion des Wohltäters erweist sich sehr bald als eine große Belastung.
Die Tatsache, daß die Siedler nicht in der Lage sind, sich aus eigener KKräft über Wasser zu halten, hat nichts Erstaunliches. Die Kosten für i die Gründung einer Familie betragen mehrere Tausend Goldfranken. l^milanski berichtet,
daß Rothschild mehrere hundert schwarze Arbei-|ter aus Ägypten kommen läßt, um die Trockenlegung der Sümpfe von Hadera durchführen zu können, [1] und der Baron stellt sehr schnell fest, daß es sich hier um ein äußerst ^kostspieliges Unternehmen handelt.
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Aus dieser Kindheitsphase des Zionismus lassen sich mehrere Lehren ziehen. Die wichtigste ist wohl die, daß die ^Kolonisierung eines armen Landes durch Einwanderung aus Europa »licht möglich ist ohne die tatkräftige Hilfe von außen.
1900 stellt Achad Haam fest, daß 360 Familien durch den Baron unterstützt worden sind: seine Gesamtausgaben belaufen sich auf vier Millionen Francs. Dank der Unterstützung durch Rothschild sind zu Beginn des Jahrhunderts in Palästina 19 jüdische Siedlungen und eine landwirtschaftliche Schule auf einer Fläche von 275 000 dunams und einer Einwohnerzahl von 4983 entstanden.
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Arabische Arbeitskraft ist so billig, daß es unklug wäre, das Land selbst zu bearbeiten! Deshalb kann Achad Haam, als er die jüdischen Kolonien besucht, feststellen, daß Pächter auf den Gehöften sitzen.
In Yessod-Hamaale z.B. lassen 32 Siedler 50 Fellachenfamilien sich in ihrem Dienst abrackern. Dennoch entwickelt sich die Kolonisation, hauptsächlich auf den Weinanbau gestützt.
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