Rechtsextremismus ist in erster Linie immer eine Ideologie der Ungleichheit und Ungleichwertigkeit, die biologistisch argumentiert wird und sich als Sozialdarwinismus auf das „Recht des Stärkeren“ gegenüber den „Schwachen“ beruft. Ungleichheiten zwischen Menschen seien kein Produkt gesellschaftlicher Bedingungen, sondern naturgegeben und damit unveränderlich.
Aus diesem biologistischen Denken lässt sich ein völkischer Nationalismus als wesentliches Element des Rechtsextremismus ableiten, der im Zentrum der Nation das Volk als natürlich gewachsene Gemeinschaft mit gemeinsamen, vererbten Wurzeln sieht. Daraus folgt die rassistisch motivierte Ablehnung oder Geringschätzung anderer Völker. Eine „Vermischung“ der Völker wird als Gefahr für die Zukunft dargestellt und vehement abgelehnt. Fremdenfeindliche und antisemitische Propaganda der extremen Rechten arbeitet meist mit diesen völkischen und rassistischen Denkmustern, etwa wenn vor einer „Umvolkung“ durch Zuwanderung gewarnt wird.
Aber auch andere rechtsextreme Gesellschaftsvorstellungen werden mit biologistischen Vorstellungen erklärt, etwa die Ungleichheit zwischen Mann und Frau. Der Rechtsextremismus weist der Frau ihren „natürlich bestimmten“ Platz in der Gesellschaft als Mutter und Hausfrau zu und lehnt den Kampf für Gleichberechtigung der Frau durch teils aggressiven Antifeminismus ab. Die patriarchale Familie wird als Keimzelle eines Volkes gesehen, eine Selbstverwirklichung von Frauen außerhalb der Familie wird abgelehnt, da der/die Einzelne sich den Ansprüchen und Erfordernissen der Gemeinschaft, also des Volkes, unterzuordnen habe.
Autoritäre Denkmuster
Des weiteren ist rechtsextreme Ideologie von autoritären Denkmustern geprägt, welche sowohl rechtsextreme Organisationen als auch Staatsvorstellungen auszeichnen. Repräsentative Demokratie und überhaupt jede Form von Pluralismus werden kritisiert und als „gleichmacherisch“ in Frage gestellt. Der Staat solle in den Augen rechtsextremer IdeologInnen von einem „starken Mann“ geführt werden, den „Willen des Volkes“ ausführen und nach innen und außen mit aller Härte „für Ordnung sorgen“. Weltanschauungen, Meinungen oder Gruppen, die diese Hegemonie stören, wie kritische KünstlerInnen, JournalistInnen, aber vor allem linke Bewegungen wie Gewerkschaften oder ArbeiterInnenparteien, werden bekämpft und als „NestbeschmutzerInnen“ angeprangert.
Starre Freund-Feind-Muster
Das führt direkt zum nächsten wichtigen Kennzeichen rechtsextremer Weltanschauung, nämlich der Verwendung starrer Freund-Feind-Muster in Denken und Agitation. Als Feinde und Sündenböcke für gesellschaftliche Missstände werden Minderheiten und Randgruppen, also vor allem „AusländerInnen“, religiöse Minderheiten, sozial Schwache, aber auch VertreterInnen einer „kritschen Zivilgesellschaft“ benannt und attackiert. Außerdem beherrschen zahlreiche Verschwörungstheorien das Weltbild der Rechtsextremen, allen voran die Verschwörung des „Weltjudentums“, der „Freimaurerei“ und der international agierenden Linken, doch auch UNO, EU und in letzter Zeit vor allem die USA spielen eine Rolle in diesen Verschwörungstheorien.
In diesen Verschwörungen spielt der Antisemitismus die zentrale Rolle. Dieser äußert sich oft in Chiffren und Codes, etwa wenn von der „Ostküste“, der „internationalen Hochfinanz“ oder „USrael“ die Rede ist. In diesem Zusammenhang bedienen sich rechtsextreme AgitatorInnen oft dem Deckmantel des „Antizionismus“ oder der „Kritik an Israel“ um ihre antisemitischen Weltverschwörungstheorien zu verbreiten.
Ein weiteres sehr wesentliches Element rechtsextremer Ideologie ist ein typisches Geschichtsbild, das fast immer mit einer Verharmlosung des Nationalsozialismus einher geht. Die Bandbreite reicht dabei vom Herausstreichen der „guten Seiten“ des Nationalsozialismus und NS-Nostalgie, Verherrlichung der Wehrmacht, Leugnung der deutschen Kriegsschuld und Darstellung des Überfalls der Wehrmacht auf die Sowjetunion 1941 als „notwendigen Präventivschlag“ zu Abwehr des Bolschewismus bis hin zur Verharmlosung und offenen Leugnung des Holocaust. Dieser sogenannte „Revisionismus“ wird als Kampf gegen die von den WeltverschwörerInnen, der „linken Jagdgesellschaft“ und der „Holocaust-Industrie“ zur „Ausbeutung und Unterdrückung des deutschen Volkes“ aufgezwungenen „Auschwitzlüge“ begriffen. Dabei stellen sich die rechtsextremen IdeologInnen gerne selbst als Opfer einer „linken Meinungsdiktatur“ dar.
Nicht zuletzt ist auch der politische Stil der Rechtsextremen ein wesentliches Erkennungsmerkmal. Dieser ist gekennzeichnet von Aggressivität und verbaler Gewalt, aber auch latenter und bei militanten Gruppen auch offener Gewaltbereitschaft. Das martialische Auftreten rechtsextremer Gruppen soll einerseits Gewaltbereitschaft zeigen und bei politischen GegnerInnen Angst schüren, andererseits vermittelt es den rechtsextremen AktivistInnen ein Gefühl der Überlegenheit und Stärke.
Dass Ziel des Rechtsextremismus ist ein hierarchisch-diktatorisch
geführter Führerstaat sowie die absolute Gleichschaltung und Kontrolle
des Individuums.