Die Roosevelt-Regierung kannte die Bedeutung der Nachricht
„Ostwind, Regen.“ Sie kannte sie, weil amerikanische und britische Nachrichtendienste den japanischen diplomatischen Code lesen konnten, und sie hatten die Nachricht des japanischen Außenministeriums vom 19. November 1941 abgefangen und gelesen, die japanische Botschaften und Konsulate anwies, auf ihren Kurzwellenempfängern nach den Ausführungsbotschaften mit den „Winden“ zu horchen, und die die Bedeutung der Botschaften in eindeutigen Begriffen erläuterte.
Die starken Sender von Radio Tokio sendeten die Ausführungsbotschaft mit den „Winden“ an diesem Tag mehrmals, und sie wurde nicht nur vom Marinegeheimdienst in Cheltenham, Maryland, gehört und verstanden, sondern auch von anderen US-Abhörstationen überall in der Nation, von der Abhörstation der Australian Special Intelligence Organisation nahe Melbourne, Australien, von der Abhörstation des britischen Geheimdienstes auf Stonecutter’s Island, Hongkong, und natürlich von japanischen Diplomaten überall auf der Welt.
Nachdem Ralph Briggs die „Winde“-Botschaft per Fernschreiber nach Washington weitergeleitet hatte, wurde sie schnell an Army Signals Intelligence und ans Weiße Haus übermittelt. Die Fernschreiberanlage, die damals in Cheltenham benutzt wurde, produzierte auf der Senderseite ein Original und eine Kopie, und zwei Kopien am Washingtoner Ende. Briggs hatte auch ein weiteres Original mit zwei Durchschlägen auf einer gewöhnlichen Schreibmaschine getippt. All diese wurden sorgfältig archiviert.
Briggs hätte am folgenden Sonntag, dem 7. Dezember 1941, seinen planmäßigen Wochenendurlaub in Ohio antreten sollen. Dort empfing er die ersten Nachrichten vom japanischen Überraschungsangriff auf die US-Pazifikflotte in Pearl Harbor, Hawaii. Er und das restliche Personal von Cheltenham wußte, daß der Krieg unmittelbar bevorstand, hatte aber das Gefühl, daß Amerika vorgewarnt und gut vorbereitet sei. Er hielt es für sicher, daß die Japaner in eine wohlvorbereitete Falle gegangen seien. Tatsächlich hatten die ersten und stark zensierten Nachrichtenmeldungen behauptet, daß die Japaner nur ein „altes Schlachtschiff“ und einen Zerstörer versenkt hätten und daß die Japaner schwere Verluste erlitten hätten. Es dauerte jedoch nicht allzu lange, bis die Wahrheit herauskam, und Briggs und alle anderen erfuhren, was die japanischen Kommandeure wußten, als sie zurückfunkten: „Tora! Tora! Tora!“, was “Tiger! Tiger! Tiger!” bedeutete, ihr Signal dafür, daß der Angriff erfolgreich und eine völlige Überraschung gewesen war.
Ralph Briggs’ unmittelbarer Vorgesetzter war Chief Petty Officer Radioman Daryl Wigle. In einem kürzlichen Interview sagt Briggs:
„Als ich aus dem Wochenende kam, hatte ich eine Gelegenheit, mit Wigle zu reden, und ich sagte: ‚Was ist passiert?’ Und er sagte: ‚Ich weiß es nicht, alles, was ich sagen kann, ist, daß niemand etwas sagt’, und das war das Ende unserer Konversation. Niemand wußte etwas. Also ließ ich es auf sich beruhen, da wir inwischen nach der Kriegserklärung sehr beschäftigt waren. Aber im nächsten Monat, als wir anfingen, die wahren Fakten über unsere Verluste zu hören, fing ich an, in unseren Aufzeichnungen nach dieser abgefangenen ‚Ausführungs’-Botschaft zu suchen, um zu sehen, was damit gemacht worden war.“
Aber Ralph Briggs fand nichts in den Akten. Jede Kopie der „Wind“-Nachricht war auf geheimnisvolle Weise verschwunden.