Parallel-Justiz Die unheimliche Macht der Richter Allahs
Berlin –
Es geht um „Ehren-Morde“, Folter, Bandenkriege. Schwerste Verbrechen, die nach deutschem Recht hart bestraft werden müssen. Doch in muslimischen Milieus arbeiten Friedensrichter gezielt an Strafvereitelung und Verschleierung: Sie sprechen ihr eigenes „Recht“, handeln etwa Kompromisse zwischen verfeindeten Berliner Clans aus. Das neue Buch „Richter ohne Gesetz“ handelt von ihnen.
Mustafa O. und seine Brüder zertrümmerten Fuat S. die Hände, Arme und Knie. Sie folterten ihn, weil ihnen der notorische Spieler 150 000 Euro schuldete. Später vernahm die Polizei das Opfer im Klinikum Neukölln: Fuat S. packte aus. Doch als der Prozess begann, zog er seine Aussage zurück. Die Richterin sprach die Täter mangels Beweisen frei. Das Urteil hatte da längst ein Friedensrichter verhängt: Fuat S. entlastete Mustafa O., dafür bekam er Teilschulden erlassen.
„Vor allem in Berlin, Bremen und Essen, wo viele libanesische Kurden leben, gibt es längst eine Gegenjustiz“, sagt Joachim Wagner (67), Autor des Buchs und Ex-ARD-Journalist. Er hat erstmals ermittelt, wie Friedensrichter, meist Imame oder Familienälteste, unser Recht sabotieren.
Ihnen geht es nicht um Wahrheit oder die Verurteilung des wirklich Schuldigen: Sie weisen Opfer an, sich an nichts zu erinnern. Sie raten, nur den jüngsten Täter vor Gericht „zu opfern“, weil ihn die geringste Strafe erwartet. Mitunter verurteilen sie aber auch nach den Blutgesetzen der Scharia. Und oft dienen sie nur Macht-Interessen krimineller Großfamilien. Polizei, Justiz und Gerichte sind abgemeldet.