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Thema: So begann der Holocaust

  1. #691
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Zitat Zitat von herberger Beitrag anzeigen
    Da ich diesen Hilberg nie gelesen habe,würde mich mal interessieren ob der auch die Zeugenaussagen der HC Überlebenden untersucht hat.Denn diese Aussagen wurden bei NS Prozesse immerhin als Dokumente klassifiziert.
    Ich habe den Hilberg auch nicht gelesen, aber dafür die Häftlingsliteratur einiger kompetenter Zeitzeugen.

    Zur Behauptung, daß keine Züge mit Häftlingen die Lager wieder verließen, hier ein widerlegender Zeitzeugenbericht:

    Mit außerfahrplanmäßigen Häftlingstransportzug (Sonderzug) von Auschwitz ins KZ Neugamme.

    25. August 1944
    »Aus dem KL Auschwitz II werden 750 polnische und russische Häftlinge in das KL Neuengamme, Nebenlager Bremen, überstellt. In den Transport wird ein Teil der am 14. August in den Block 11 eingewiesenen Häftlinge eingegliedert. Im letzten Augenblick wird der österreichische Häftling, ein Mitglied der Leitung der Kampfgruppe Auschwitz, Hermann Langbein (Nr. 60355), der die Funktion eines Sekretärs des SS-Standortarztes Wirths innehatte, in den Transport eingewiesen. «
    Nach Informationen der Widerstandsbewegung im Lager erfolgt die Einweisung Hermann Langbeins in den Transport auf Anordnung der Politischen Abteilung und gegen den Willen des SS-Standortarztes. (APMO, Mat. RO., Bd. II, BL 131)
    Quelle: Danuta Czech (Oswiecim-Museum), "Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945", Rohwolt, Reinbeck bei Hamburg, 1989 S. 862.

    Dazu sachbezogener Auszug aus einem Zeitzeugenbericht.
    Hermann Langbein, "Die Stärkeren. Ein Bericht aus Auschwitz und anderen Konzentrationslagern", Stern-Verlag Wien 1949, S. 192- 203:

    »Der nächste Tag fängt an wie jeder andere.
    In der Früh Radiomeldungen. Wirths wird sich wieder wundern, woher ich so gut informiert bin. Daß ich mit seinem eigenen Apparat Ausland höre, ahnt er nicht. Dann Arbeit. Nicht viel. Wirths ist heute nicht da. [...]

    Ein unerwarteter Besuch: der „Arbeitsdienst" kommt in unser Zimmer. Er ist ein „volksdeutscher" Häftling, hat viel zu reden.
    „Langbein, du mußt sofort in die Lagerschreibstube."
    „Weswegen denn?"
    „Ich weiß nicht. Befehl vom Schutzhaftlagerführer."
    „Wenn der Wirths kommt, sagt's ihm gleich, daß ich weggeholt worden bin."

    Ich drücke Zbyszek die Hand.
    Der Arbeitsdienst führt mich aber gar nicht in die Lagerschreibstube, sondern in den Krankenbau.
    „Du gehst auf Transport. Heute geht der Transport mit den Roten, die in Block 11 sind, ab. Du bist auch dazu eingeteilt worden. Jetzt mußt du dich auf ansteckende Krankheiten untersuchen lassen."

    Auf Transport? - Lachmann! - Mein Brief an den Kommandanten. -

    Es ist Befehl von Berlin, daß der Lagerarzt bei jedem in ein anderes Lager überstellten Häftling die Transportfähigkeit bestätigen muß. In der Ambulanz des Krankenbaus steht SS-Untersturmführer Dr. Klein. Ein „Volksdeutscher" aus Rumänien, ein alter Kracher, fanatischer Nazi, der mir aber, weil ich privat Schreibarbeiten für ihn gemacht habe, gut gesinnt ist.

    „Was machen denn Sie hier, Langbein?"
    ,,Man will mich auf Transport schicken."
    „Weiß der Standortarzt davon?"
    „Eben nicht. Er ist nicht im SS-Revier."
    „Ja, was soll man da machen? Der Standortarzt wird doch nicht wollen, daß Sie weggehen."
    „Sicher nicht. Darf ich einen Vorschlag machen, Herr Doktor?"
    „Freilich."
    „Untersuchen Sie mich nicht, unterschreiben Sie auch keinen Untersuchungsbefund wegen Transportfähigkeit und so weiter. Geben Sie mir den Befehl, den Krankenbau nicht zu verlassen, bevor Sie zurückkommen und fahren Sie nach Birkenau hinaus, der Standortarzt macht heute dort Dienst."
    „Gut, gut."
    „Also ich hab Befehl, den Krankenbau nicht zu verlassen?"
    „Ja, ich befehle es Ihnen."

    Ich gehe zu Jözek. Wir besprechen in Eile die Situation und alle Möglichkeiten.
    „Was wirst du machen?"
    „Ich werd versuchen, ob Wirths meinen Abtransport rückgängig machen kann."

    Dann informiere ich ihn schnell von allem, was nur ich weiß. Der Läufer des Krankenbaus kommt.
    „Du sollst sofort nach vorn zur Blockführerstube."
    „Sag vorn, daß ich strengsten Befehl vom Lagerarzt habe, den Krankenbau nicht zu verlassen."

    Dann gibt's Fliegeralarm. Die Kommandos rücken ein. So ist Zeit gewonnen. Zbyszek und Karl kommen zu mir.
    „Der Spieß hat versucht, den Chef telephonisch zu erreichen, bis jetzt ist es noch nicht gegangen. Aber er bemüht sich wirklich. Er hat Angst, daß der Chef ihn ausschimpft, wenn du ohne sein Wissen auf Transport gehst."

    Wieder werde ich gerufen, mitten im Fliegeralarm. Diesmal muß ich gehen.
    „Der Rapportführer und Unterscharführer Kaduk stehen vor dem Block, du sollst zu ihnen kommen."
    Kaduk ist der berüchtigtste Schläger im Lager. Ängstlich beobachten meine Kameraden durch die Fenster, was jetzt geschehen wird.
    „Häftling 60-3-55 meldet sich zur Stelle."
    Ein gutes Gefühl habe ich dabei nicht.
    „Das ist also der Vogel! Du willst nicht nach vorne kommen, wenn man dich ruft?"
    „Ich habe Befehl vom Lagerarzt, den Krankenbau nicht zu verlassen."
    „Was heißt Lagerarzt? Wenn du zur Blockführerstube befohlen wirst, dann gibt's nur eines: Laufschritt marsch, marsch, verstanden?"

    Und er packt mich an der Brust am Rock. Ich habe einen schlechten Stand, ich kann nicht zurücktreten, hinter mir geht die Treppe zum Blocktor hinauf.
    „Nicht schlagen, Kaduk. Das ist der Schreiber vom Standortarzt. Sonst bekommen wir Scherereien."
    Das sagt der Rapportführer, der neben Kaduk steht. Der beutelt mich kräftig und schimpft weidlich, aber er schlägt wirklich nicht. Abschließend sagt der Rapportführer:
    „Wenn der Fliegeralarm abgeblasen wird, meldest du dich sofort vorne beim Tor, verstanden!"
    „Jawohl, Herr Rapportführer."
    „Wart nur, bis du dann vorn bist. Kannst dich jetzt schon drauf freuen!"

    Ich geh wieder auf den Block und muß erzählen. Der Blockälteste macht derweil ein Packen zurecht. Bissel Wäsche und etwas zu essen. Dann werde ich wieder gerufen.
    „Langbein, sofort hinunter zum Standortarzt."
    Unten sitzt Wirths auf seinem Motorrad.
    „Sie gehen natürlich nicht auf Transport, Langbein. Sie rücken sofort mit unserem Kommando aus, wenn der Alarm zu Ende ist."
    „Bei der Blockführerstube wartet der Rapportführer auf mich, Herr Doktor."
    „Ich werde mit ihm reden. Sie kommen auf dem schnellsten Wege zu mir."
    „Jawohl, Herr Doktor."
    Dann nickt er mir noch zu und tritt seine Maschine an.

    Der Alarm dauert heute länger als gewöhnlich. Wir sitzen im Zimmer beisammen und wissen nichts zu reden. Jeder wartet. Dann werde ich wieder gerufen.
    „Ein Blockführer ist unten, du wirst zum Schutzhaftlagerführer geholt."
    „Rufts gleich wieder das SS-Revier an."
    Ich gehe hinunter und werde nach vorn geführt. Also doch weg. Zuerst muß ich auf dem Gang der Baracke warten, die gleich gegenüber vom Lagertor steht, und in der der Schutzhaftlagerführer Obersturmführer Hößler seine Dienststelle hat.

    Noch immer ist Alarm.
    Er kommt. Sell ist bei ihm, der Obersturmführer, der den Arbeitseinsatz über hat.
    „Da ist also dieser Vogel! So eine Frechheit! Bis zum Kommandanten muß ich wegen so einem Dreckfink."
    Er stößt mich vor sich in sein Zimmer, dann haut er mir eine herunter, daß ich an die Wand fliege. Und noch eine, noch eine. Ich kann mich nur schwer auf den Füßen halten, es blitzt mir vor den Augen.
    „Hat man so etwas schon gehört, ein Häftling will einfach nicht auf Transport! Das wäre ja noch schöner!"
    Und wieder habe ich eine sitzen.
    Dann geht er zu seinem Schreibtisch. Ich nehme wieder Haltung an. Sell geht im Zimmer auf und ab.
    „Wenn's nach mir ginge, hängst du morgen am Appellplatz, daß du's weißt. So eine Mistbiene! Das ist ein ganz Gefährlicher. Hintenherum will er im Lager sein Spiel treiben. Mein lieber Freund, du bist durchschaut. Lach nicht, du Dreckfink."

    Sell geht auf mich zu. Mir war gar nicht zum Lachen zumute.
    „Kennst du ihn denn? Ich habe noch nie etwas von ihm gehört."
    Hößler lenkt Sell mit dieser Frage von mir ab.
    „Freilich kenne ich ihn. Eine altbekannte Nummer, Schreiber vom Standortarzt. Das ist doch der, ... Und dann sagt er Hößler etwas, was ich nicht hören kann.

    Der Alarm wird abgeblasen. Lang und laut tönt die Sirene. Der Lagerschreiber meldet, daß der Transport angetreten ist.
    „Der geht mit auf Transport" -und er zeigt auf mich. – „Stellen Sie ihn in die erste Reihe, er ist schließlich ein Deutscher."
    Seine Wut ist verraucht.

    Also muß ich auf Transport. Vor dem Tor stehen sie schon, in Fünferreihen, eine lange Kolonne.
    „Im Gleichschritt, marsch!"
    Gerade gehen die von unserem Kommando mit den Eßkübeln vorbei. Sie waren in der SS-Küche. Sie nicken mir zu, ich winke ihnen. Lang schaue sie sich noch nach mir um.
    Bei der Fahrbereitschaftft geht der Marsch vorbei. Rudl und Vickerl stehen beim Fenster und schauen heraus und vor dem Fenster steht Ernstl, er hat gerade mit ihnen gesprochen. Jetzt bemerken sie mich. Ganz erstaunt, bestürzt sind sie. Ernst geht vom Fenster weg und schlängelt sich durch unsere Reihen. Bald ist er an meiner Seite.
    „Was ist los?"
    „Sie haben mich zum Transport geholt."
    „Warum?"
    Hinter Ernst geht unser Begleitposten mit dem Gewehr im Anschlag.
    „Sell, politische Abteilung."
    Ich sage es so leise wie möglich. Noch ein paar Schritte geht Ernstl mit. Dann gibt er mir im Gehen die Hand. „Servus, mach's gut."
    Lang und fest drücken wir uns die Hand. Ich schau ihn an. Weißt du, was ich dir verdanke? Was haben wir nicht alles hier miteinander erlebt. So hast du auch ausgeschaut, als ich aus dem Bunker vorgeführt wurde und du vor deinem Block gestanden bist.
    „Leb wohl, Ernst."
    Dann ist er weg, ich bin allein. In einer langen Kolonne ganz allein.

    Die Posten führen uns nach Birkenau. Vom Bahnhof ist ein Geleise direkt ins Lager gelegt worden. Das war noch nicht, als ich das letzte mal hier war. [...]
    „Wo ist der Schreiber vom Standortarzt?"
    Also doch noch etwas? Hat Wirths nochmals interveniert? Ich melde mich.
    „Stell dich auf die Seite."
    Dann werden die anderen einwaggoniert. In Viehwagen. 70 in einen. An mir müssen alle vorbei. Da ist Gralla, der Arzt, und Tadek, unser Läufer, Staszek, der ehemalige Blockälteste von 21. Sie schauen mich verwundert an.
    „Du auch?"
    Ich zucke die Achseln.
    Zum Schluß erinnert sich Hößler wieder an mich.
    „Geben Sie den in einen Wagen, wo nicht so viele drin sind."
    Dabei weiß er genau, daß in jeden 70 hineingestopft wurden.
    15 Waggons wurden voll. Wir sind über tausend.
    Eng ist's in dem Viehwaggon, furchtbar heiß.

    Uns gegenüber steht ein anderer Lastzug. Drinnen sind polnische Zivilisten. Schlecht schauen
    sie aus, die meisten haben nur mehr Fetzen an.
    „Sie kommen von Warschau." [...]
    Posten gehen vor dem Zug auf und ab.
    Mittags war's, wie wir verladen wurden. Jetzt muß es schon 5 Uhr sein. Wir stehen noch immer.
    "2360-3-55!"
    Meine Nummer wird aufgerufen. Also holt mich der Wirths doch noch heraus?
    „Hier!" Ich dränge mich zur Waggontür.
    „Den schaut euch gut an. Der ist fluchtverdächtig. Schau, daß du ganz in die Ecke kommst, aber schnell!"
    Das war einer von der politischen Abteilung. Er hat die Begleitmannschaft instruiert. In unserem Wagen sitzen zwei alte SS-ler.
    Endlich ein Ruck, noch einer, wir fahren.

    Fluchtverdächtig! Lachmann kann nichts von unserem Fluchtplan wissen. Wenn er auch nur das Geringste ahnte, würd er mich nicht auf Transport schicken, sondern aufhängen lassen. Seine letzte Rache-.
    Auschwitz liegt hinter mir. Die Flucht zu den Partisanen bleibt ein Traum. Die Weichselbrücke, dann wird's dunkel. Wieder sehe ich vom Industriegebiet nur den Feuerschein in der Nacht, wie bei der Herfahrt. Heute ist der 25. August. Wie wir vor zwei Jahren in Auschwitz angekommen sind, war's auch Ende August.
    Zwei Jahre Auschwitz !
    Das Rattern des Zuges begleitet meine Gedanken.

    Das letzte Kapitel
    Schweiß, Gestank, Hunger. Vor allem aber Durst. Zwei Tage dauert der Transport. Zum Liegen ist im Waggon kein Platz.
    In Bremen werden wir ausgeladen und im dritten Stock eines Fabriksgebäudes einquartiert. Unser Kommando ist dazu bestimmt, in den Borgward-Werken, die Kleintanks erzeugen, zu arbeiten.
    Die Arbeitskommandos werden zusammengestellt. Die „Deutschen", wie überall, mit den Lagerfunktionen betraut. Gralla wird Verantwortlicher fürs Revier, ich werde „Arbeitsdienst".
    Unser Lager ist ein Nebenlager des KZ Neuengamme. Wir bekommen daher auch neue Häftlingsnummern. Ich habe jetzt 48-1-35.
    Zeitungen organisieren wir uns bald. Die Amerikaner haben bei Aachen die deutsche Grenze überschritten. Jetzt kämpfen also schon beide auf deutschem Boden, die Russen im Osten und die Amerikaner im Westen.

    Schnell gelingt's mir auch, illegal zu schreiben. Es ist ganz einfach. Ich gehe mit einem Posten, der noch nie in einem KZ Dienst gemacht hat, durch die Straßen Bremens von unserer Unterkunft zur Fabrik. Als Arbeitsdienst muß ich ja dort nachschauen, das habe ich unserem Lagerführer klargemacht. Unterwegs gebe ich einfach meine Briefe in ein Briefkastl. Ich tu so, als ob das selbstverständlich sei und mein Posten hält's auch für selbstverständlich. So schreibe ich nach Hause und auch an Schwester Maria. Die Auschwitzer sollen wissen, wie es uns geht.

    Das erstemal spreche ich hier mit freien deutschen Arbeitern, mit den Meistern in den Hallen, in denen unser Kommando arbeitet. Einer gibt sich mir gegenüber als Kommunist zu erkennen. Wie ich ihn aber um Briefmarken bitte, um weiter korrespondieren zu können, weigert er sich, mir welche zu geben. Er hat Angst.
    Was hat doch der Faschismus aus diesem Volk gemacht! Aus dem Arzt einen Mörder, aus dem selbstbewußten Proletarier einen Sklaven.
    Bremen wird oft bombardiert. Täglich gibt's zweimal Alarm, vormittags und abends. Ganz regelmäßig. Wir dürfen in keinen Bunker, auch nicht in den Keller. Aus den Fenstern des dritten Stockes schauen wir den Fliegern und dem Spiel der Scheinwerfer zu. Wir können nur warten, bis es uns erwischt.

    Und am 12. Oktober erwischt's uns.
    Ein Bombenteppich prasselt über das Gelände nieder, auf dem unsere Unterkunft steht. Brandbomben setzen unser Haus in Flammen. Nur mit Mühe können wir uns retten. Ich blute am Kopf. Es sind aber nur Glassplitter, stellt Gralla fest. Die SS taucht erst auf, wie der Angriff vorüber ist.
    Unser Kommando wird ins Stammlager - nach Neuengamme - gebracht. Hier treffe ich Bekannte. Staszek und Milek, die beiden Brüder aus dem Kommando SS-Revier, Jurek Czubak, den Lehrer, der bei meiner Ankunft in Auschwitz mein „Chef" in der Nachtschicht war.
    Ich werde dem Kommando „Arbeitseinsatz" zugeteilt. Ich könnte zwar auch als Schreiber in den Krankenbau gehen - Wirths hat den Standortarzt Neuengamme auf die Pfleger und Schreiber aufmerksam gemacht, die bei den Überstellten sind, darunter auch auf mich -, aber ich will nicht. Ich denke nur daran, meine Flucht vorzubereiten. Das geht am besten von einem Außenlager. Im Arbeitseinsatz kann ich mich leicht zu einem Transport dazuschwindeln. Ich schreibe ja selbst die Listen.
    Eines Tages bekomme ich ein Paket. Absender ist Maria Stromberger, Zbyszek hat die Adresse geschrieben, ich erkenne seine Schrift sofort. Wäsche ist drinnen und mein Pullover. Auf die Innenseite des Packpapiers hat er Grußworte geschrieben. Mir wird ganz warm ums Herz.

    Paar Wochen darauf bekomme ich einen Brief von Schwester Maria. Sie schreibt sehr vorsichtig, sie kennt ja die Zensur. Eines muß ich dem Brief entnehmen: Zbyszek ist tot. Bei einem Fluchtversuch wurde er erwischt und hat sich vergiftet. Das ist alles, was ich enträtseln kann.
    Zbyszek ist tot. So haben sie doch die geplante Flucht durchgeführt. Und sie ist mißglückt. Wer war mit Zbyszek? Was ist mit Ernst?

    Ich muß daran denken, wie ich in stillen Stunden Zbyszek von unserem Kampf, von unserer Partei erzählt habe, wie seine Augen leuchteten. Und wie wir auf der Lagerstraße im ersten Grau des fahlen Morgens von der Flucht gesprochen haben.
    In Krakau wartet seine Frau und sein Kind. Und Ernstl?
    Ein Großteil der politischen Häftlinge wird zwangsweise der SS eingegliedert. Sie werden nicht einmal scheinhalber gefragt. So weit ist's also schon ! Ich bin Gott sei Dank nicht dabei.
    Anfang Dezember teile ich mich als Arbeitseinsatz einem Transport zu, der in ein Außenlager geht, nach Lerbeck bei Minden. Dort bin ich der Front näher. Die Amerikaner stehen vor dem Ruhrgebiet.
    Wir fahren durch Landschaften, die wie Mondkrater aussehen. Überall arbeiten Menschen in Häftlingsanzügen. Ganz Deutschland ist ein KZ.

    Im Lager Lerbeck sind 500 Häftlinge. Sie arbeiten in einer Fabrik, in der Flugzeugmotore repariert werden. Die Arbeit ist nicht schlimm, die meiste Zeit gibt's keine Ersatzteile zur Reparatur, das deutsche Verkehrsnetz ist völlig zusammengebrochen. Aber der Lagerälteste - ein deutscher Wehrmachtshäftling, Heinz Hagenah - ist ein Verbrecher. Er macht uns das Leben schwer.
    Ich werde wieder Schreiber.
    Eiskalt ist's in der Baracke. Die Lacken auf dem Appellplatz sind gefroren. Ich spüre aber die Kälte nicht. Die Offensive der Russen hat begonnen.
    Wie schnell geht's vorwärts! Die Weichset überschritten, an Krakau vorbeigestoßen, das oberschlesische Industriegebiet erreicht.
    Auschwitz ist frei!

    Werden sie noch jemanden befreit haben? Wie haben die letzten Tage, von denen wir so oft gesprochen haben, im Lager ausgeschaut? Wo sind unsere Leute, Jözek, Tadek, Vickerl, Rudi?
    Und wo ist Ernst?
    Auch die Amerikaner und Engländer stoßen an den Rhein vor. Tag um Tag brummen Bombengeschwader über das Lager. Woche um Woche verrinnt.
    Das Eis ist gebrochen. Die Sonne lockt die ersten Knospen aus den Sträuchern, die den Stacheldraht des Lagers umstehen. Tiefflieger brausen bei gutem Wetter übers Land. Die Russen stehen an der Oder, die Amerikaner setzen über den Rhein. Viele Pläne für eine Flucht erwäge ich.
    Ich habe mir Landkarten organisiert, auch einen Anzug, der nicht als Häftlingskleid gekennzeichnet ist. Ich ziehe ihn unter meinen Häftlingsanzug an, die Landkarten stecke ich in meine Taschen, wie der Befehl zur Evakuierung des Lagers gegeben wird. Die Amerikaner stehen nur mehr wenige Kilometer von hier.

    Es ist der 1. April 1945, Ostersonntag.
    Wir werden nach Fallersleben, östlich von Hannover, gebracht. Nur eine Woche bleiben wir in diesem Lager. Dann werden wir weiter evakuiert. In den letzten Wochen haben wir keine Zeitung mehr gesehen. Wir wissen nicht, wo die Fronten sind. So frage ich einen SS-Mann, der wienerisch spricht.
    „Die Russen kämpfen schon in Wien. Das Lied ist aus."

    Ich steige in den Viehwaggon. Leise beginnt's in mir zu singen. Den vierten Tag sind wir schon im Zug. Wir sind aber nur wenige Kilometer gefahren. Die meiste Zeit stehen wir ohne Lokomotive auf einem Rangiergeleise.
    Wir haben schon ein Dutzend Tote auf dem Transport. Es gibt fast überhaupt nichts zu essen. Eng sind wir in den Waggons zusammengepfercht. Die SS läßt uns nicht hinaus.
    Am vierten Tag setzt sich der Zug wieder in Bewegung. Nachmittag fahren wir in die Station Salzwedel ein. Der Bahnhof ist verstopft.
    Wo fahren wir hin? Zu einer Gaskammer?
    Ich habe noch immer den Zivilanzug unter meinen Häftlingskleidern an.
    In unserem Waggon sind die Deutschen zusammengezogen. Er steht als einziger offen. Posten stehen vor der offenen Schiebetür. SS läuft übers Geleise. Ein Lastzug, der neben dem unsern steht, wird geplündert. Butter, Käse, Zigarrenschachteln schleppen die SS-ler von dort weg. Unsere Posten wollen nicht zu kurz kommen. Sie laufen mit dem Schwarm. Und schon sind auch wir Häftlinge bei den Lastwaggons, die diese Reichtümer bergen.
    Ich krieche unter dem Zug durch, unter dem nächsten auch.
    Ich bin allein. Nur mehr unter einer Garnitur muß ich durch, dann bin ich beim Graben, der die Bahn vom freien Feld trennt. Niemand ist zu sehen. Ich brauche nur den Häftlingsanzug auszuziehen, darunter habe ich das andere Gewand. Die Landkarten habe ich auch bei mir. „Was suchen Sie da?"
    Plötzlich steht ein Unterscharführer vor mir. „Dort gibt's Zigarren!"
    Ich zeige hinunter. Und weg ist er. Ich kenne doch die SS!
    In einem leeren Waggon ziehe ich meinen Häftlingsanzug aus. Meine Finger zittern, wie ich die Hose herunterstreife. Noch könnte ich zurück. Vielleicht wird mir in den nächsten Sekunden nachgeschossen?
    Ich springe vom Waggon hinunter, unter der letzten Zugsgarnitur krieche ich durch, dann bin ich im Graben. Vor mir liegt ein freies Feld. Die Sonne steht über dem Horizont, rot und groß.
    Langsam, aufrecht gehe ich über die Wiese, um nicht aufzufallen. Ich drehe mich nicht um.
    Kein Schuß, Ruhe.
    Es sind meine ersten Schritte in der Freiheit - nach sechs Jahren. Wie ich die ersten Häuser erreicht habe, gibt's Fliegeralarm. Ich höre das Pfeifen einer Lokomotive. Zwischen aufgeregten Menschen gehe ich den Weg, der mich endlich nach Hause führen soll. Dunkel steht der Wald am Horizont.
    Im Wald wird's Nacht.
    Wie lang hab ich von einer Flucht geträumt. Wie duften die Bäume! Es ist wundervoll still.
    Heut ist der 11. April. Den Tag werd ich mir merken.
    Frei! Ich gehe die Nacht durch. Der Wald lichtet sich.
    Das erste Morgenrot der Freiheit leuchtet.
    Auf der Landstraße fahren in langer Kette Tanks und Lastautos.
    Amerikaner.
    Ich leg mich ins Gras und schau dem Zug nach. Und hätte jubeln können. Auf den Straßen tipple ich nach Südwesten, nach Hannover.
    Die Engländer, die Hannover - eine Ruinenstadt - besetzt halten, quartieren mich in einer deutschen Villa ein. Abends sitze ich bei meinen „Gastgebern" und drehe am Radio. Die Russen und Amerikaner haben sich bei Torgau getroffen. Dort ist ein berüchtigtes Militärgefängnis. Alle Städte Deutschlands sind unter Hitler' fürchterlich bekannt geworden. Der Moskauer Sender ist schwer zu bekommen.
    Einmal hab ich ihn und da wird gerade die neue österreichische Regierung bekanntgegeben. Staatskanzler Renner, und dann die Ministerliste. Mir klopft das Herz: Koplenig, Honner, Fischer - jetzt sind in Österreich Kommunisten Minister! Wie der Sprecher Heinis Namen nennt, stutze ich. Manche Namen sind mir unbekannt.
    Meine Hausherren hören den deutschen Sender. Sie sind keine Nazi, aber sie sind's gewohnt, den Nazisender aufzudrehen. Die Deutschen kommen mir vor wie Menschen, die jahrelang eine Uniform getragen haben und nun im Zivil nicht wissen, wo sie die Hände hingeben sollen. An die Hosennaht passen sie nicht mehr.

    Die Russen stehen bei St. Pölten. Die Alliierten haben sich in meiner Heimat noch nicht die Hände gereicht.
    Am 1. Mai bin ich allein. Ein kalter Wind weht. In der Ferne flattern ein paar rote Fahnen, sie wehen über einem Russenlager.
    Am 5. Mai setze ich mich auf ein Fahrrad und fahre weg, Richtung nach Hause. Die Engländer wollten mich in der Stadtverwaltung Hannover anstellen - ich will aber nicht, ich bin doch Österreicher. Ich will nicht länger warten. Ich bin noch nie auf einem Fahrrad gesessen, aber es geht. Vor den Autos habe ich Angst, besonders vor den Kolonnen, die von hinten kommen. Jeden Tag komme ich Wien näher. Hinter Halle erfahr ich durchs Radio, daß der Krieg zu Ende ist. Der Weg ist frei ! Ich raste so selten wie nur möglich. Im Radio wird zwar ständig durchgegeben, daß der Verkehr auf den Landstraßen verboten ist, ich halte mich aber nicht daran und kein Mensch fragt mich. Die Deutschen trauen sich kaum auf die Straße.
    Die Donau ! Ich nehme mir das erstemal Zeit zum Baden.
    Der Sand singt zwischen den Ufersteinen - wie in der Kuchelau.
    Passau liegt hinter mir.
    Ich finde keine Tafel und kein Zeichen, das die Grenze bezeichnet. Ich spür einfach: Jetzt bin ich zu Hause. Die Waldberge drängen an die Donau heran. Wie die Bacherln vom Berg herunterspringen! Die Wiesen, der Himmel, die Luft!
    Wenn mich jetzt jemand angesprochen hätt - ich könnt nicht antworten. Am 22. März 1938 war's, da bin ich mit Schiern über die Schweizer Grenze. Heute ist der 14. Mai 1945. Einen langen Weg hab ich in den sieben Jahren zurückgelegt. Jahre davon bin ich geschleppt worden, gezerrt. Trotzdem, ich bereue keinen Schritt.«

    Hermann Langbein (* 18. Mai 1912 in Wien; † 24. Oktober 1995 ebenda) war ein österreichischer, kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Historiker. Der ehemalige KZ-Häftling war 1954 Mitbegründer des Internationalen Auschwitz Komitees.
    Langbein war nach der Matura am Deutschen Volkstheater als Schauspieler beschäftigt. Er schloss sich 1933 der KPÖ an, flüchtete nach dem Anschluss von Österreich aus dem sogenannten "Großdeutschen Reich" und kämpfte danach im Spanischen Bürgerkrieg in den Internationalen Brigaden gegen die Errichtung einer Diktatur unter Franco. Er geriet nach der Niederlage der Republikaner und der Anfang 1939 erfolgten Flucht nach Frankreich in französische Internierungshaft und wurde - nach der Besetzung Frankreichs - 1941 nach Deutschland ausgeliefert.
    Unmittelbar danach wurde Langbein in das KZ Dachau eingeliefert, wo er die meiste Zeit als Häftlingsschreiber im Krankenrevier eingesetzt war. Von dort wurde Langbein im August 1942 in das KZ Auschwitz I (Stammlager) überstellt und erhielt die Häftlingsnummer 60.355. Dort fungierte er als Funktionshäftling in der Position des Häftlingsschreibers beim SS-Standortarzt Eduard Wirths. In den Lagern gehörte Langbein der Leitung der internationalen Widerstandsbewegung an, so auch bei der Kampfgruppe Auschwitz. Im August 1944 wurde Langbein in das KZ Neuengamme überstellt und von dort weiter in das Neuengammer Außenlager Lerbeck bei Minden überführt. Auf dem Evakuierungstransport nach Fallersleben östlich von Hannover sprang er Mitte April 1945 aus dem Zug und flüchtete per Fahrrad nach Österreich, wo er im Mai 1945 in seiner Heimatstadt Wien eintraf.
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    Geändert von Nereus (17.07.2012 um 13:30 Uhr)

  2. #692
    alles nur aus Liebe!!! Benutzerbild von Irmingsul
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Zitat Zitat von melamarcia75 Beitrag anzeigen
    Du meinst die radikal voelkische Hampelmantruppe, dessen Mitglieder mehrheitlich dem Proletariat (Automechaniker, Fliessbandarbeiter, Handwerker, Hausmeister, Müllabfuhrarbeiter , Schornsteinfeger usw. usf.) zuzuordnen sind?

    So viel know how braucht Deutschland wohl nicht....
    Dennoch sind sie den Etablierten weit voraus. Diese Akademiker kennen das Leben des einfachen Bürgers nicht und interessieren sich auch nicht dafür.
    Versöhnung ist ein absolut sinnloser Begriff. Den Erben des judenmordenden NS-Staates kommt gar nichts anderes zu, als die schwere historische Verantwortung auf sich zu nehmen und zwar generationenlang und für immer.
    Michel Friedman alias Paolo Pinkel (Jude)

    Das, was Kamuni Sultan Süleyman 1529 mit der Belagerung Wiens begonnen hat, werden wir über die Einwohner, mit unseren kräftigen Männern und gesunden Frauen verwirklichen.
    Vural Öger, brd-Türke, SPD-Abgeordneter im EU-Parlament

  3. #693
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Solch lange Texte liest keiner, und sie sind auch nicht nötig.

    »Aus dem KL Auschwitz II werden 750 polnische und russische Häftlinge in das KL Neuengamme, Nebenlager Bremen, überstellt. In den Transport wird ein Teil der am 14. August in den Block 11 eingewiesenen Häftlinge eingegliedert. Im letzten Augenblick wird der österreichische Häftling, ein Mitglied der Leitung der Kampfgruppe Auschwitz, Hermann Langbein (Nr. 60355), der die Funktion eines Sekretärs des SS-Standortarztes Wirths innehatte, in den Transport eingewiesen. «
    Der SS-Lagerarzt in Auschwitz hatte also einen Kommunisten als Schreiber.
    Mehr muss man doch gar nicht wissen, um die Sache mit dem "Vernichtungslager" zu durchschauen.

    Das ist doch in aller Kürze das Entscheidende.

  4. #694
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Ich habe den Hilberg auch nicht gelesen, aber dafür die Häftlingsliteratur einiger kompetenter Zeitzeugen.

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    Dann wollen wir "WIKI" mal ergänzen:

    Mitte der 1960er Jahre war Hermann Langbein neben Fritz Bauer einer der Hauptverantwortlichen für die Frankfurter Auschwitzprozesse, bei denen er auch als Zeuge auftrat. Trotz der gewaltigen Prozeßdauer gelang es nicht, auch nur einen einzigen Sachbeweis für die Schuld der Angeklagten zu erbringen. Letztlich wurde keiner der Angeklagten wegen Begehens des sogenannten „Holocaust“ verurteilt. Denn hierfür, so meinten die Richter, sei die Beweislage juristisch gesehen nicht ausreichend.

    In der mündlichen Urteilsbegründung erklärte der Vorsitzende Richter:

    „[…] Diese Feststellung der Schuld hat aber das Gericht vor außerordentlich schwere Aufgaben gestellt. Außer wenigen und nicht sehr ergiebigen Urkunden standen dem Gericht zur Rekonstruktion der Taten der Angeklagten fast ausschließlich nur Zeugenaussagen zur Verfügung. Es ist eine Erfahrung der Kriminologie, daß Zeugenaussagen nicht zu den besten Beweismitteln gehören, dies um so mehr, wenn sich die Aussage des Zeugen auf Vorfälle bezieht, die vor 20 Jahren oder mehr unter unsäglichem Leid und Qualen von den Zeugen beobachtet worden sind. Selbst der ideale Zeuge, der nur die reine Wahrheit sagen will und der sich müht, sein Gedächtnis zu erforschen, ist nach 20 Jahren manchen Erinnerungslücken unterworfen. Er gerät in die Gefahr, Dinge, die er tatsächlich erlebt hat, auf andere Personen zu projizieren und Dinge, die ihm von anderen in diesem Milieu sehr drastisch erzählt wurden, als eigenes Erlebnis aufzufassen. Insbesondere aber gerät er in die Gefahr, Zeit und Ort seiner Erlebnisse zu verwechseln.

    […] Es ist selbstverständlich die Pflicht und auch das Recht der Verteidigung gewesen, nach diesen Einzelheiten zu fragen. Und es ist durchaus Unrecht, hier der Verteidigung etwa zu unterstellen, sie wolle diese Zeugen der Lächerlichkeit anheimgeben. Im Gegenteil. Man muß sich doch nur einmal vergegenwärtigen, welche unendliche Kleinarbeit in einem Mordprozeß unserer Tage geleistet wird, wie aus kleinen Mosaiksteinchen das Bild des wahrhaften Geschehens im Augenblick des Mordes zusammengesetzt wird. Es stehen dem Gericht zur Verfügung zunächst die Leiche, das Obduktionsprotokoll, das Gutachten des Sachverständigen über die Ursachen und den Eintritt des Todes, die Todesstunde, der Tag, an dem die Tat passiert sein muß, die Einwirkung, die zum Tode des betreffenden Menschen geführt hat. Es steht zur Verfügung die Mordwaffe mit den Fingerabdrücken, die den Täter identifizieren. Es steht zur Verfügung der Fußabdruck, den der Täter hinterlassen hat, als er in das Haus des Ermordeten hineinging. Und es sind noch viele Einzelheiten vorhanden, die schließlich dem Gericht die unabweisbare Gewißheit verschaffen, daß dieser Mensch von einem ganz bestimmten Täter zu Tode gebracht worden ist. All das fehlt in diesem Prozeß. Wir hatten keine absoluten Anhaltspunkte für die einzelnen Tötungen, sondern wir hatten nur die Zeugenaussagen.“
    Darüber hinaus wusste niemand der 22 Angeklagten etwas über einen angeblichen Holocaust zu berichten. Und so musste der Vorsitzende Richter schließlich feststellen:
    „Auch die Angeklagten haben dem Gericht keine Anhaltspunkte gegeben für die Erforschung der Wahrheit. Im wesentlichen haben sie geschwiegen, in großen Teilen die Tat geleugnet und die Unwahrheit gesagt."

    Auch in der schriftlichen Urteilsbegründung konstatierte das Landgericht Frankfurt nochmals ausdrücklich, dass sie ihr Urteil ohne irgendwelche Sachbeweise, sondern nur aufgrund Zeugenaussagen gefällt hatten:

    „Bei der Feststellung der individuellen Beteiligung der Angeklagten an den in dem Konzentrationslager Auschwitz begangenen Mordtaten, sei es an Massenmorden, sei es an Einzeltötungen, sah sich das Schwurgericht vor außerordentlich schwierige Aufgaben gestellt. Die Angeklagten selbst trugen zur Aufklärung nur sehr wenig bei. Soweit sie eine Beteiligung zugaben, schwächten sie diese ab, stellten sie verzerrt dar oder hatten stets eine Reihe von Ausreden zur Hand. Die wenigen zur Verfügung stehenden Urkunden dienten im wesentlichen nur der Aufklärung allgemeiner Dinge, konnten jedoch über die individuelle Schuld der Angeklagten kaum Aufschluß geben.
    Das Gericht war somit bei der Aufklärung der von den Angeklagten begangenen Verbrechen fast ausschließlich auf Zeugenaussagen angewiesen. Ist ein Zeuge schon nach allgemeiner Erfahrung nicht immer ein sicheres Beweismittel, so galt dies in diesem Prozeß um so mehr, weil die Zeugen über Dinge aussagen mußten, die bereits 20 Jahre zurückliegen. Hinzu kommt, daß kaum Zeugen vorhanden waren, die als neutrale Beobachter die Vorfälle im KZ Auschwitz miterlebt haben. Die Zeugen, die als ehemalige Angehörige der Waffen-SS im KL Auschwitz tätig waren, waren fast ausnahmslos in das damalige Geschehen irgendwie verstrickt. Das führte dazu, daß sie in ihren Aussagen eine auffällige Zurückhaltung zeigten, Erinnerungslücken vorschützten und sich scheuten, die Angeklagten zu belasten, offensichtlich aus der Erwägung heraus, daß sie nach belastenden Aussagen selbst von den Angeklagten belastet werden könnten. Die Aussagen dieser Zeugen waren daher - von geringen Ausnahmen abgesehen - meist wenig ergiebig. Bei einer Reihe dieser Zeugen war es sogar offensichtlich, daß sie die Unwahrheit sagten.

    Das Gericht war daher bei der Erforschung der Wahrheit im wesentlichen auf die Aussagen der ehemaligen Häftlinge angewiesen. […] Für die Zeugen war es nun außerordentlich schwer, zu unterscheiden zwischen dem, was sie selbst persönlich erlebt hatten und dem, was ihnen von anderen berichtet worden war, sei es im Lager, sei es erst später nach der Befreiung. Es bedarf keiner Frage, daß die Gefahr bestand, daß Zeugen guten Glaubens Dinge als eigene Erlebnisse darstellten, die ihnen in Wirklichkeit von anderen berichtet worden waren oder die sie nach der Befreiung in Büchern und Zeitschriften, die sich mit den Geschehnissen in Auschwitz beschäftigten und in großer Zahl vorhanden sind, gelesen hatten. Weiter mußte berücksichtigt werden, daß nach 20 Jahren Erinnerungslücken auftreten konnten, die die Zeugen unbewußt ausfüllten. Vor allem bestand hierbei die Gefahr, daß Zeugen Vorfälle, die sie im KL Auschwitz selbst erlebt hatten, guten Glaubens auf andere Personen, insbesondere die in diesem Verfahren angeklagten früheren SS-Angehörigen projizierten. […]
    Denn dem Gericht fehlten fast alle in einem normalen Mordprozeß zur Verfügung stehenden Erkenntnismöglichkeiten, um sich ein getreues Bild des tatsächlichen Geschehens im Zeitpunkt des Mordes zu verschaffen. Es fehlten die Leichen der Opfer, Obduktionsprotokolle, Gutachten von Sachverständigen über die Ursache des Todes und die Todesstunde, es fehlten Spuren der Täter, Mordwaffen usw. Eine Überprüfung der Zeugenaussagen war nur in seltenen Fällen möglich.“

    (Schriftliche Urteilsbegründung)
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  5. #695
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Der letzte Lagerkommandant von Auschwitz Richard Baer leugnete den Holocaust bis zum Schluss,er starb noch vor Prozessbeginn 1958 in Untersuchungshaft aus ungeklärten Gründen.Der Frankfurter Staatsanwalt Fritz Bauer ordnete rechtswidrig die sofortige Verbrennung der Leiche an ohne vorherige med.Untersuchung der Todesursache.

    Der Staatsanwalt Fritz Bauer beging etwa 1970 Selbstmord.

  6. #696
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Die Nationalsozialisten standen dem Zionismus wohlgesonnen gegenüber und förderten die Auswanderung der Juden aus dem Dritten Reich. Während es Juden verboten wurde, die deutsche Flagge zu benutzen, war es ihnen in Deutschland ausdrücklich erlaubt, die „jüdischen Farben”, die der Zionismus erfunden hatte, zu zeigen. Die Führungsriege in Deutschland hoffte, daß sich die Judenfrage durch Auswanderung größerer jüdischer Bevölkerungsteile von selbst erledige. In seiner Schrift Die Spur des Juden im Wandel der Zeiten schrieb Alfred Rosenberg: „Der Zionismus muß tatkräftig unterstützt werden, um jährlich eine zu bestimmende Zahl deutscher Juden nach Palästina oder überhaupt über die Grenze zu befördern"

    Es war den Juden freigestellt (besser anempfohlen) Deutschland zu verlassen, was viele, überwiegend Vermögende, auch taten. Vor allem diese, die weitaus mehr über jüdische Verstrickungen in die Knebelung Deutschlands wußten, bemerkten natürlich, das da in Deutschland eine Bewegung entstand, die den unterschwelligen Volkszorn sehr gut zu steuern verstand. Die weniger Betuchten wurden von den Gegnern Deutschlands eiskalt zurückgewiesen, was darin gipfelte, daß jüdische Flüchtlingsschiffe sogar gewaltsam am Einlaufen in die Häfen der Zielländer gehindert wurden. Schon 1942 wußten die "Alliierten" und deren Steuerer (wer wohl?) um die Vorgänge in den KZ's, unternahmen jedoch nichts (z.B. Bombardierung der Verkehrsanbindungen) um diese zu unterbinden.

    Das Einzige, was den "Nazis" also vorzuwerfen ist: Sie gaben den Juden mit dem "Holocaust" einen Faustpfand in die Hand, der sie bis heute fast unangreifbar macht. Diese (zumindest ihre "Elite") unternahmen seinerzeit alles, diesen Bonus zu erwerben.
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  7. #697
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Zitat Zitat von melamarcia75 Beitrag anzeigen
    Und ob er das ist..... sein Avatar ist das Symbol des "Deutschen Kollegs" (eigentlich die Fahne der Widerstandskaempfer, das "Deutsche Kolleg" verwendet sie trotzdem als Symbol, der betreffende User hat Stauffenberg schon als "Verraeter" betitelt, dahingehend kann man sofort nachvollziehen fuer was sein Avatar steht)




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    Unglaublich, zum totlachen
    Dann fängst Du am Besten sofort damit an!
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  8. #698
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Zitat Zitat von fatalist Beitrag anzeigen
    Solch lange Texte liest keiner, und sie sind auch nicht nötig.



    Der SS-Lagerarzt in Auschwitz hatte also einen Kommunisten als Schreiber.
    Mehr muss man doch gar nicht wissen, um die Sache mit dem "Vernichtungslager" zu durchschauen.

    Das ist doch in aller Kürze das Entscheidende.
    Doch ich habs gelesen und fand es sehr interessant. Es wäre schön mehr über den Lageralltag im "Vernichtungslager" durch glaubhafte Zeugenberichte zu erfahren.
    Demokratie ist, wenn Idioten, die ich nicht gewählt habe und nie wählen würde, idiotische Dinge beschließen und behaupten, sie hätten das in meinem Namen und zu meinem Besten getan. Merkeldeutsche Demokratie heißt es, wenn diese Leute uns anschließend für ihre Idiotien zur Kasse bitten und sich selbst die Diäten erhöhen.
    ++***************++***************++***************++

  9. #699
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Zitat Zitat von spezialeinheit Beitrag anzeigen
    Doch ich habs gelesen und fand es sehr interessant. Es wäre schön mehr über den Lageralltag im "Vernichtungslager" durch glaubhafte Zeugenberichte zu erfahren.
    Alle Zeugenberichte auf denen der Holocaust basiert sind absolut glaubhaft.
    Kein Historiker würde doch auf der Grundlage ausgedachter Horrormärchen das besterforschte Ereignis der Geschichte verkünden.

  10. #700
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    Standard AW: So begann der Holocaust

    Zitat Zitat von fatalist Beitrag anzeigen
    Alle Zeugenberichte auf denen der Holocaust basiert sind absolut glaubhaft.
    Kein Historiker würde doch auf der Grundlage ausgedachter Horrormärchen das besterforschte Ereignis der Geschichte verkünden.
    Ein Kumpel meines Vaters kennt noch einen Wächter des Lagers Bergen Belsen. Den muß ich mal aufsuchen. Die Märchen über dieses Lager decken sich auch nicht mit seinen Erfahrungen.
    Demokratie ist, wenn Idioten, die ich nicht gewählt habe und nie wählen würde, idiotische Dinge beschließen und behaupten, sie hätten das in meinem Namen und zu meinem Besten getan. Merkeldeutsche Demokratie heißt es, wenn diese Leute uns anschließend für ihre Idiotien zur Kasse bitten und sich selbst die Diäten erhöhen.
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