Verwundet in Libyen, gerettet in Berlin
Rabea A. wurde in Libyen von einer Granate getroffen. Ein Berliner Arzt rettete sein Leben.
Er hat sie noch im Ohr, die verzweifelten Schreie: „Er ist tot, er ist tot!“ Mit letzter Kraft gelang es Rabea A. (30), seine Augenlider zu bewegen. Männer packten seinen Körper, trugen ihn weg. Im Berliner Martin-Luther-Krankenhaus schließlich wurde der Libyer gerettet.
Rabea A. hat wieder Kraft, kann lächeln. Wie schwer seine Verletzungen waren, zeigen jedoch die riesigen Narben auf seinem Bauch. Das Unglück geschah im August 2011. Der Architekt hatte in seiner libyschen Heimatstadt Zawia als Rebell Gaddafis Truppen Widerstand geleistet.
Blutvergiftung drohte
Er sah die Granate nicht, fühlte keinen Schmerz. Er erinnert sich nur noch an die Schreie. „Ich dachte, ich wäre gestorben“, so Rabea A. „Die Stimmen sagten, man würde mich zu den Leichen legen. Ich wollte ein Zeichen geben, konnte nicht.“ Dann schaffte er doch, die Augen zu öffnen: „Durch die riesige Wunde in meinem Bauch konnte ich meine Organe sehen…“
Zunächst wurde er provisorisch vor Ort versorgt, dann in Tunesien im Hospital. Das internationale Büro der Paul-Gerhardt-Diakonie vermittelte Rabea A. im Oktober zu Prof. Jan Langrehr (49), Chefarzt der Bauch-Chirurgie am Martin-Luther-Krankenhaus.
„Das war eine Herausforderung“, sagt der Mediziner. „Die Schusswunde war zwar vernäht, doch hatte sich eine tischtennisballgroße Infektion mit gefährlichen MRSA-Keimen (gegen Antibiotika multiresistente Krankenhauskeime, die Red.) gebildet.“ Eine tödliche Blutvergiftung drohte. Außerdem hatte Rabea A. fünf Meter (vier Fünftel) seines Dünndarms verloren.
„Sein Zustand war kritisch“, so Prof. Langrehr. In einer vierstündigen Operation entfernten er und sein Team Splitter aus dem Bauch, den Infektionsherd und nähten den Stummel des Dünndarms am Darm wieder an. Er bekam hochdosierte Medikamente. Es gelang! Rabea A. erholte sich.
Er sagt: „Meine Zeit zum Sterben ist noch nicht gekommen. Dafür meine Zeit, jetzt anderen Menschen zu helfen!“