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Thema: Der Wahnsinn und das Ich

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Mitglied
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    06.03.2011
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Guten Morgen Leo,



    Du scheinst nicht gemerkt zu haben, dass ich von der Annahme, es gebe eine absolute Determiniertheit, längst abgerückt bin.

    Doch, habe ich.
    Nur erschien mir Dein Abrücken nicht konsequent zu sein, sondern glich meiner Ansicht nach eher dem Sprichwort: Wasch mir den Pelz, aber mach‘ mich nicht nass.

    Du sagst, weder könne man den freien Willen beweisen, noch die vollständige Determiniertheit.
    Auch schreibst Du, dass es nicht sinnvoll sei, Verantwortlichkeit zu verteilen, weil wir nicht sicher wissen, ob es einen freien Willen gibt.
    Es sei eine notwendige Annahme, dass etwas existiere, aber es sei nicht notwendig, einen freien Willen anzunehmen. Eine solche Annahme füge dem Notwendigen (Etwas ist) Unnötiges hinzu.
    Du verwirfst für Dich das Modell der Verantwortlichkeit, übernimmst aber aus Notwendigkeit Verantwortung, weil Du nämlich die Notwendigkeit erkennst, in den Augen anderer Verantwortung zu übernehmen.


    Fügen wir dem Notwendigen (Etwas ist) denn nicht unaufhörlich etwas hinzu, wenn wir in Wort und Bild denken?

    Existenz, sei sie auch nur im Geiste, müssen wir doch jedem Ding zugestehen, über das wir nachdenken oder sprechen. Wir können ja überhaupt erst sinnvoll miteinander kommunizieren, ja eigentlich erst Sinn denken, wenn wir den Dingen Existenz zuweisen.
    Wenn wir über die Dinge sprechen, an ihnen Eigenschaften erkennen, sie in Verbindung zueinander setzen, dann fügen wir der reinen Existenz etwas hinzu.

    Wir können also formulieren:
    Es ist notwendig, dem Unbedingten Dinge hinzuzufügen.
    Genau dies tust Du ja notwendigerweise, wenn Du dem notwendigen „Etwas ist“ die Notwendigkeit hinzufügst, Verantwortung in den Augen anderer zu übernehmen.
    Etwas ist ja auch dann, wenn Du keine Verantwortung in den Augen anderer übernehmen musst.

    Ich füge ebenfalls dem Ur-Notwendigen etwas hinzu, nämlich, dass es notwendig ist, einen freien Willen anzunehmen, wenn wir verantwortlich sind.

    Im Grunde sagst Du ja: Ich bin zwar möglicherweise nicht verantwortlich, aber es ist notwendig, so zu tun, als ob.

    Wenn es notwendig ist und also auch sinnvoll, so zu tun, als ob wir verantwortlich sind und es notwendig ist, einen freien Willen zu haben, wenn wir verantwortlich sind, dann ist es also notwendig und sinnvoll, so zu tun, als ob wir einen freien Willen haben.
    Anders ausgedrückt:
    Unter den Bedingungen unseres Wahrnehmungsvermögens ist die Annahme eines (bedingt) freien Willen sinnvoll.

    Wenn wir also dem „Ich bin“ ein „(Ich bin) bedingt verantwortlich“ hinzufügen, dann ist dies, hier stimme ich Dir ja vorbehaltlos zu, lediglich ein Modell der Wirklichkeit, aber eben ein sinnvolles Modell.
    Dies enthebt uns ja nicht der ständigen Prüfung unserer Verantwortlichkeit im Einzelnen.

    So ist es ja auch durchaus sinnvoll, von einer bedingten Unverantwortlichkeit auszugehen. Es ist nämlich nicht notwendig in allen Dingen und für alle Dinge verantwortlich zu sein.
    Wer für alles verantwortlich sein will, ist schlicht (größen-)wahnsinnig.

    In diesem Sinne ist die sogenannte „Erbsünde“ (von Priesternaturen geliebt, weil sie ihr täglich Brot ist) eigentlich ein Erbrecht.

    Es ist unser Geburtsrecht, unter Bedingungen frei zu sein.

    Wer bedingt frei ist, der ist auch bedingt verantwortlich.

    Du darfst Dich ja gerne vollständig unverantwortlich träumen, aber Du solltest Dich nicht selbst belügen: Du träumst unter dem Einfluss und Dein Traum ist der Überfluss eines starken geistigen Narkotikums (in Dein Bewusstsein).



    Gruss


    Rabenfeder

  2. #2
    meh
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    12.774

    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Wir werden hier wohl keine gemeinsame Basis mehr finden.

    Ein Versuch noch: Du meinst, es sei sinnvoll, einen freien Willen anzunehmen. Ich sehe das anders: Ich glaube, es ist nie sinnvoll, etwas anzunehmen, was sich nicht beweisen lässt, sondern, ganz im Gegenteil, abstrakt davon abzurücken, und die Theorie zu akzeptieren, ohne sie vollständig für sich selbst gelten zu lassen.

    Jetzt nämlich bastelst Du Dir ein absolutes System, indem Du sagst, wir bräuchten die bedingte Freiheit.

    Wenn Du unter vielen, vielen Affen lebst, die allesamt an etwas glauben, so ist es doch sinnvoll zu sagen 'Ja, auch ich glaube', wenn Dir ansonsten ein Fortkommen in dieser Affenkolonie verwehrt bliebe. Dich aber vollständig mit den unvollständigen Systemen der Affen zu identifizieren, wie käme ich denn dazu? Das wäre Dummheit. Ich gebe ja zu, dass ich nicht der Schlauste bin, aber so dumm? Nein.

    Unter gleicher Voraussetzung könnten wir Götter annehmen, weil wir sie als notwendig für die Verteilung von Moralität sehen. Ich sehe weder Götter noch freien Willen notwendig zur Erkennung der Notwendigkeit des Übernehmens der Verantwortlichkeit. Es reicht völlig, sich als Teil eines Kollektivs zu akzeptieren und zu sagen 'Ja, ich möchte in diesem Kollektiv vorankommen, also akzeptiere ich die Werte, die diese Gesellschaft hat, ohne sie selbst zu übernehmen'.

    Man kann ja auch die Gedanken eines Mörders verstehen, ohne Morde zu begehen. Notwendigkeit zu erkennen bedeutet, Verantwortlichkeit zu übernehmen. Wer dafür einen freien Willen braucht, bitte: Für mich liegt er als weiteres abstraktes, weil unvollständiges und unbeweisbares System ad acta. Ich brauche den freien Willen nicht, um Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, und um mehr geht es ja nicht.

  3. #3
    Mitglied
    Registriert seit
    06.03.2011
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    95

    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Guten Morgen Leo,



    Du schreibst:

    Wir werden hier wohl keine gemeinsame Basis mehr finden.

    Ein Versuch noch: Du meinst, es sei sinnvoll, einen freien Willen anzunehmen. Ich sehe das anders: Ich glaube, es ist nie sinnvoll, etwas anzunehmen, was sich nicht beweisen lässt, sondern, ganz im Gegenteil, abstrakt davon abzurücken, und die Theorie zu akzeptieren, ohne sie vollständig für sich selbst gelten zu lassen.

    Jetzt nämlich bastelst Du Dir ein absolutes System, indem Du sagst, wir bräuchten die bedingte Freiheit.


    Wir haben ja oben bewiesen, dass der freie Wille unter Bedingungen sinnvoll ist:

    Wenn es sinnvoll ist, so zu tun, als ob wir verantwortlich sind und
    wenn wir nur dann verantwortlich sind, wenn wir einen freien Willen haben,
    dann ist es sinnvoll, so zu tun, als ob wir einen freien Willen haben.

    Du kritisierst zu recht, „so zu tun, als ob“ bedeute ja nicht, dass wir wirklich einen freien Willen haben.
    Ist diese Einsicht aber ausreichend, den freien Willen zu verwerfen?


    Wir haben festgestellt, dass es uns unter den Bedingungen unseres Wahrnehmungsvermögen unmöglich ist, die vollständige Wirklichkeit zu erfassen.
    Wir leugnen dabei nicht, dass es eine Wirklichkeit außerhalb unserer Erkenntnisfähigkeit, also auch außerhalb unseres Sprach-und Denkvermögen gibt.
    Wir erkennen, dass wir durchaus Wirkliches wahrnehmen können, allerdings nur unter Bedingungen.

    Wir basteln uns also ganz bestimmt KEIN absolutes System, wenn wir sagen, ein freier Wille ist unter Bedingungen sinnvoll.


    Wenn Du unter vielen, vielen Affen lebst, die allesamt an etwas glauben, so ist es doch sinnvoll zu sagen 'Ja, auch ich glaube', wenn Dir ansonsten ein Fortkommen in dieser Affenkolonie verwehrt bliebe. Dich aber vollständig mit den unvollständigen Systemen der Affen zu identifizieren, wie käme ich denn dazu? Das wäre Dummheit. Ich gebe ja zu, dass ich nicht der Schlauste bin, aber so dumm? Nein.

    Wer verlangt denn von Dir, dass Du Dich „vollständig mit den unvollständigen Systemen der Affen“ identifizieren sollst?
    Der freie Wille verlangt dies jedenfalls nicht.
    Du kannst den Affencircus ja gerne verlassen und Dich in anderen Kreisen niederlassen, wie es sich für einen echten austretenden Mann (und unsere Mystiker waren und sind meist echte Männer )
    gehört.
    In dem Augenblick, wo Du Deinen neuen Kreis in Worte fassen willst oder auch nur darüber nachdenkst, wirst Du dies allerdings unter Bedingungen tun, wenn auch in einem anderen Circus.
    Dein bewusstes Denken und also auch Deine Reflektion über Verantwortlichkeit und Determiniertheit, über Einheit und perfekte Selbstähnlichkeit sind nämlich ohne Ursprung im Kollektiv, d.h. ohne Bezug zum Anderen, also ohne Verortung im Kreis nicht möglich.


    Man kann ja auch die Gedanken eines Mörders verstehen, ohne Morde zu begehen. Notwendigkeit zu erkennen bedeutet, Verantwortlichkeit zu übernehmen. Wer dafür einen freien Willen braucht, bitte: Für mich liegt er als weiteres abstraktes, weil unvollständiges und unbeweisbares System ad acta. Ich brauche den freien Willen nicht, um Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, und um mehr geht es ja nicht.

    Wir können ja prinzipiell gar nicht erkennen, es sei denn unter Bedingungen.
    Bewusstwerdung geschieht unter der Bedingung einer ursprünglich und letztlich kollektiven Bild-Sprache.

    Wir können in uns selbst Lösungen finden von allen Kreisen und Bedingungen, uns im Unendlichen aufgehoben wissen und somit unser Selbst aufhebend, unendlich bzw. unsterblich sein, daran zweifle ich nicht.
    Aber sprechen können wir davon nicht.
    Wir können schon gar keinen Kult darum machen, keine Gemeinschaft auf diesem inneren Wissen begründen, keinen Staat darauf bauen, keine kollektive Erlösung finden und sicherlich keinen Sinn erkennen, denn dazu bedarf es unseres bedingten Selbst.

    Du kannst auch keine Verantwortung für Dich selbst übernehmen, wenn Du keinen freien Willen annimmst.
    Wenn Du nicht frei bist, dann bist Du auch nicht verantwortlich.
    Wenn Du verantwortlich bist, dann hast Du einen freien Willen.

    Zwar unterwirfst Du Dich der Notwendigkeit bzw. fügst Dich in die Notwendigkeit, so zu tun, als ob Du frei und verantwortlich bist, aber eigentlich willst Du frei von diesem unvollständigen und unbeweisbaren freiheitlichen System sein.
    Du willst frei von der Freiheit und nicht Affe unter Affen sein.


    Ich frage mich allerdings, ob nicht gerade dieser politisch werdende Wille zur Auflösung im EINEN eigentlich ein Wille zur Versklavung, ja zur Vertierung des Menschen, eine dekadente Auflösungserscheinung, ein Wille zum Tod und also purer Nihilismus ist.

    Der letzte Mensch, der sich von sich selbst erlöst hat, ist Sklave, ist Tier geworden und erst jetzt Affe unter Affen.



    Unter gleicher Voraussetzung könnten wir Götter annehmen, weil wir sie als notwendig für die Verteilung von Moralität sehen. Ich sehe weder Götter noch freien Willen notwendig zur Erkennung der Notwendigkeit des Übernehmens der Verantwortlichkeit. Es reicht völlig, sich als Teil eines Kollektivs zu akzeptieren und zu sagen 'Ja, ich möchte in diesem Kollektiv vorankommen, also akzeptiere ich die Werte, die diese Gesellschaft hat, ohne sie selbst zu übernehmen'.

    Selbstverständlich müssen wir Götter oder übergeordnete Konzepte/Wesen/Prinzipien/Ideen/Allgemeinheiten des Besonderen annehmen, denn ohne diese ist es uns unmöglich zu denken oder zu sprechen;
    nur der unter der Bedingung, dass wir Götter annehmen können wir uns Dinge wie z.B. Moral vorstellen, können wir recht eigentlich erkennen.
    Wahrheit, Schönheit, Vernunft, Gerechtigkeit, Wissenschaft, das Gute und das Absolute, das EINE und die Vielfalt sind alles solche Götter oder Ideen; wollen wir uns in Bezug zu diesen Göttern setzen, dann ist Moral notwendig. Aber sie alle, auch die sich stolz „absolut“ setzenden, die ALLES sein wollenden Götter sind nur unter Bedingungen vorstellbar.


    Wer glaubt, durch Wissenschaft die objektive Wirklichkeit vollständig erkennen zu können, dem sei eine Passage aus Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft nahe gelegt:


    344.
    Inwiefern auch wir noch fromm sind. - In der Wissenschaft haben die Ueberzeugungen kein Bürgerrecht, so sagt man mit gutem Grunde: erst wenn sie sich entschliessen, zur Bescheidenheit einer Hypothese, eines vorläufigen Versuchs-Standpunktes, einer regulativen Fiktion herabzusteigen, darf ihnen der Zutritt und sogar ein gewisser Werth innerhalb des Reichs der Erkenntniss zugestanden werden, - immerhin mit der Beschränkung, unter polizeiliche Aufsicht gestellt zu bleiben, unter die Polizei des Misstrauens. - Heisst das aber nicht, genauer besehen: erst, wenn die Ueberzeugung aufhört, Ueberzeugung zu sein, darf sie Eintritt in die Wissenschaft erlangen? Fienge nicht die Zucht des wissenschaftlichen Geistes damit an, sich keine Ueberzeugungen mehr zu gestatten?... So steht es wahrscheinlich: nur bleibt übrig zu fragen, ob nicht, damit diese Zucht anfangen könne, schon eine Ueberzeugung da sein müsse, und zwar eine so gebieterische und bedingungslose, dass sie alle andren Ueberzeugungen sich zum Opfer bringt.

    Man sieht, auch die Wissenschaft ruht auf einem Glauben, es giebt gar keine "voraussetzungslose" Wissenschaft. Die Frage, ob Wahrheit noth thue, muss nicht nur schon vorher bejaht, sondern in dem Grade bejaht sein, dass der Satz, der Glaube, die Ueberzeugung darin zum Ausdruck kommt "es thut nichts mehr noth als Wahrheit, und im Verhältniss zu ihr hat alles Uebrige nur einen Werth zweiten Rangs". - Dieser unbedingte Wille zur Wahrheit: was ist er? Ist es der Wille, sich nicht täuschen zu lassen? Ist es der Wille, nicht zu täuschen? Nämlich auch auf diese letzte Weise könnte der Wille zur Wahrheit interpretirt werden: vorausgesetzt, dass man unter der Verallgemeinerung "ich will nicht täuschen" auch den einzelnen Fall "ich will mich nicht täuschen" einbegreift.
    Aber warum nicht täuschen? Aber warum nicht sich täuschen lassen? - Man bemerke, dass die Gründe für das Erstere auf einem ganz andern Bereiche liegen als die für das Zweite: man will sich nicht täuschen lassen, unter der Annahme, dass es schädlich, gefährlich, verhängnissvoll ist, getäuscht zu werden, - in diesem Sinne wäre Wissenschaft eine lange Klugheit, eine Vorsicht, eine Nützlichkeit, gegen die man aber billigerweise einwenden dürfte: wie? ist wirklich das Sich-nicht-täuschen-lassen-wollen weniger schädlich, weniger gefährlich, weniger verhängnissvoll: Was wisst ihr von vornherein vom Charakter des Daseins, um entscheiden zu können, ob der grössere Vortheil auf Seiten des Unbedingt-Misstrauischen oder des Unbedingt-Zutraulichen ist? Falls aber Beides nöthig sein sollte, viel Zutrauen und viel Misstrauen: woher dürfte dann die Wissenschaft ihren unbedingten Glauben, ihre Ueberzeugung nehmen, auf dem sie ruht, dass Wahrheit wichtiger sei als irgend ein andres Ding, auch als jede andre Ueberzeugung? Eben diese Ueberzeugung könnte nicht entstanden sein, wenn Wahrheit und Unwahrheit sich beide fortwährend als nützlich bezeigten: wie es der Fall ist. Also - kann der Glaube an die Wissenschaft, der nun einmal unbestreitbar da ist, nicht aus einem solchen Nützlichkeits-Calcul seinen Ursprung genommen haben, sondern vielmehr trotzdem, dass ihm die Unnützlichkeit und Gefährlichkeit des "Willens zur Wahrheit", der "Wahrheit um jeden Preis" fortwährend bewiesen wird. "Um jeden Preis": oh wir verstehen das gut genug, wenn wir erst einen Glauben nach dem andern auf diesem Altare dargebracht und abgeschlachtet haben! - Folglich bedeutet "Wille zur Wahrheit" nicht ich will mich nicht täuschen lassen", sondern - es bleibt keine Wahl - "ich will nicht täuschen, auch mich selbst nicht": - und hiermit sind wir auf dem Boden der Moral.
    Denn man frage sich nur gründlich: "warum willst du nicht täuschen?" namentlich wenn es den Anschein haben sollte, - und es hat den Anschein! - als wenn das Leben auf Anschein, ich meine auf Irrthum, Betrug, Verstellung, Blendung, Selbstverblendung angelegt wäre, und wenn andrerseits thatsächlich die grosse Form des Lebens sich immer auf der Seite der unbedenklichsten polÝtfopoi gezeigt hat. Es könnte ein solcher Vorsatz vielleicht, mild ausgelegt, eine Don Quixoterie, ein kleiner schwärmerischer Aberwitz sein; er könnte aber auch noch etwas Schlimmeres sein, nämlich ein lebensfeindliches zerstörerisches Princip... "Wille zur Wahrheit" - das könnte ein versteckter Wille zum Tode sein.- Dergestalt führt die Frage: warum Wissenschaft? zurück auf das moralische Problem- wozu überhaupt Moral, wenn Leben, Natur, Geschichte "unmoralisch" sind?
    Es ist kein Zweifel, der Wahrhaftige, in jenem verwegenen und letzten Sinne, wie ihn der Glaube an die Wissenschaft voraussetzt, bejaht damit eine andre Welt als die des Lebens, der Natur und der Geschichte; und insofern er diese "andre Welt" bejaht, wie? muss er nicht eben damit ihr Gegenstück, diese Welt, unsre Welt - verneinen?... Doch man wird es begriffen haben, worauf ich hinaus will, nämlich dass es immer noch ein metaphysischer Glaube ist, auf dem unser Glaube an die Wissenschaft ruht, - dass auch wir Erkennenden von heute, wir Gottlosen und Antimetaphysiker, auch unser Feuer noch von dem Brande nehmen, den ein Jahrtausende alter Glaube entzündet hat, jener Christen-Glaube, der auch der Glaube Plato's war, dass Gott die Wahrheit ist, dass die Wahrheit göttlich ist... Aber wie, wenn dies gerade immer mehr unglaubwürdig wird, wenn Nichts sich mehr als göttlich erweist, es sei denn der Irrthum, die Blindheit, die Lüge, - wenn Gott selbst sich als unsre längste Lüge erweist? -

    Wenn der ent-täuschte Monotheist nun noch begreifen würde, dass Wahrheit ganz sicher EIN Gott, sogar ein sehr mächtiger Gott ist und dass dieser Gott ohne Widersprüche ausrufen kann: Ich bin die Wahrheit!“, solange die Gottgläubigen, also die Wahrhaftigen erkennen, dass auch dieser Gott nur ein Gott unter Bedingungen ist und mitnichten das Unbedingte oder Absolute, wenn der Bedingte sich also seiner Bedingungen bewusst wird, dann sind wir endlich frei vom Absolutismus und frei unter Bedingungen zu erkennen und wahrhaftig zu sein und zu tun .

    Oder so…



    Gruss


    Rabenfeder

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