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Thema: Der Wahnsinn und das Ich

  1. #1
    meh
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    Standard Der Wahnsinn und das Ich

    Moin,

    Heute beschäftige ich mich mit einem meiner Lieblingsthemen: Dem Wahnsinn, dem Irresein, der sogenannten Verrücktheit.

    Die Verrücktheit kann man auf zwei Arten definieren. Die erste Art, die, die meist Anwendung findet, ist die Verrücktheit vom Normalen; man denkt also nicht wie der normale Mensch. Die zweite Art ist die Verrücktheit von der Realität.

    Nun mag mancher aufhorchen und mich fragen, ob das denn nicht dasselbe sei. Nun; es ist typisch für den Verrückten, dass er glaubt, nicht er sei verrückt, sondern alle anderen. Das geht auch gut an, denn, nehmen wir das Verrücktsein als Verrücktsein von der Normalität, so waren die großen Denker unserer Geschichte allesamt dem Wahnsinn verfallen, sämtliche Religionsstifter irre. Jesus war wohl kaum nicht verrückt von der Realität, die die anderen wahrnehmen, Buddha, Sokrates, Hildegard von Bingen, ein Dschuang Dsi, allesamt Wahnsinnige, wenn der Wahn denn die Abweichung von der Normalität darstellen soll.

    Wenn man allerdings die Verrücktheit als ein Verrücktsein von der objektiven Realität wahrnimmt, so sind, so kann man wahrlich behaupten, alle Menschen verrückt und wahnsinnig. Denn niemand, so glaube ich, nimmt die Realität so wahr, wie sie tatsächlich ist. Die objektive Realität sei gar nicht existent, könnte nun der Subjektivist sagen; und wahrlich, dieser Punkt ist valid. Die Realität wird immer subjektiv wahrgenommen, gehen wir von der Existenz eines Subjekts aus. Gehen wir allerdings von einer objektiven Realität aus, so muss der subjektive Beobachter verworfen werden und kann gar nicht mehr existieren, so wie wir ihn uns vorstellen, als getrenntes, von der objektiven Welt losgelöstes Wesen, welches beobachtet und beurteilt.

    Lasst mich diesen Punkt einfacher machen. Nehmen wir eine objektive Realität an, so können wir von einer Theorie unserer Wahl ausgehen, um diese Realität zu erklären; nehmen wir das Standartmodell der Physik oder die Stringtheorie (letztere wäre wohl angemessener, weil erstere nicht stehen kann; doch diese Diskussion will ich hier nicht führen). Wenn wir nun also auf einer solchen objektiven Realität basieren, also aus ihr bestehen, so bestehen wir alle aus ihr.

    Wir bestehen dann aus den selben Bausteinen, so viel ist sicher; wir gehen aus ihnen hervor; letzten Endes sind wir also diese Bausteine. Und weil wir alle diegleichen Bausteine sind, sind wir, prinzipiell gesprochen, alle eins.

    Es gäbe also, wenn wir das annehmen, gar keine echte Trennung, und das Subjekt könnte nicht mehr bestehen, weil es das Subjekt objektiv gar nicht gäbe. Es wäre lediglich ein aus Strings (oder Quarks oder was auch immer) bestehendes Objekt, welches Bewusstsein hat, und deshalb glaubt, es sei ein eigenständiges Wesen, während seine Handlungen doch komplett aus seinen Einzelteilen ableitbar und somit determiniert sind, wenn gleich nicht determinierbar, denn, so sagte mal irgendein schlauer Kopf, wenn das Gehirn so simpel wäre, dass wir es verstehen könnten, so wären wir zu blöd, um es zu verstehen. (Ich glaube, den Spruch habe ich entweder aus 'Das Gehirn - ein Unfall der Natur' oder 'die Seelenmaschine' - weiß nicht mehr)

    Wenn dies also der Fall wäre, und das lässt sich wohl, so diese Argumentationskette richtig ist, sagen, dann wären wir alle verrückt, weil wir annehmen, dass wir von etwas getrennt sind, was wir gar nicht sind. Wir wären verrückt von der Realität und würden sie nicht so wahrnehmen, wie sie tatsächlich ist: Wir sähen verschiedene Wege, wo tatsächlich nur einer ist, und wir wüssten nicht, wie die Realität aussieht, weil unser Gehirn uns Dinge vorgaukelt, die da draußen nicht existieren; die es lediglich im eigenen Kopf gibt.

    Wenn wir also gar nicht subjektiv sind, sondern objektiv, so bedeutet dies eine einfache Sache: Alles, was wir tun, ist objektiv erklärbar. Wir könnten alles erklären, was es gibt, wenn wir nur nicht so dumm wären. Wenn wir aber alles erklären können, so können wir kaum gewisse Charaktereigenschaften als gut oder schlecht bezeichnen, denn sie sind ja erklärbar. Das will ich noch ein wenig ausführen.

    Nehmen wir ein einfaches Spiel: Schach. Wenn wir eine Partie spielen, und wir nehmen weiß, so könnten wir, angenommen, wir wüssten alles über dieses Spiel, in jedem Fall gewinnen oder patt spielen. Wir könnten alles erklären, was hier vorgeht; wir würden das Spiel so sehen, wie es in der Realität aussieht, nicht so, wie wir es gerne hätten. Mit anderen Worten: Nehmen wir das Spiel in der kompletten Realität wahr und haben wir ein Gehirn, das es wohl nicht gibt. Wüssten wir nun auch noch alles über unseren Gegner, so könnten wir sofort das komplette Spiel determinieren. Das ist logisch; doch sollte ich es vielleicht noch einfacher machen.

    Wir haben ein Spiel; das Spiel besteht darin, auf etwas zu wetten. Wir wissen, dass das Spiel so ausgehen wird: Wenn ich das erste Mal spiele, so gewinne ich; wenn ich das zweite Mal spiele, so verliere ich. So wird das Spiel ausgehen; wir kennen alle Vorzeichen, wir wissen, was passieren wird.

    Schach ist exakt so ein Spiel, nur viel, viel komplexer. Und, wenn wir eine Objektivität postulieren, kommt jetzt der Hammer: Die ganze Welt wäre ein solches Spiel, nur viel, viel komplexer, postulieren wir eine objektive Realität; dass das aber niemand wahrnimmt, und glaubt Entscheidungen treffen zu können, führt zu einer logischen Schlussfolgerung: Definieren wir Verrücktsein als Verrücktsein von der Realität, so sind alle Menschen verrückt.

    Zumindest alle, die ich kenne.

    Was ist nun das, was wir gemeinhin als Wahnsinn, als Verrücktheit bezeichnen, die Verrücktheit von der Normalität? Das ist etwas anderes: Hier kann dieser Widerspruch nicht mehr bestehen, und der Mensch kann in der normalen schein-subjektiven Welt der anderen Menschen nicht mehr existieren; er weiß ja, dass das nicht die Realität ist, wie das alle wissen, nur können die anderen aufgrund einer stabilen Psyche damit klarkommen, während der, der in die Psychiatrie muss, das eben nicht kann.

    Ihm bleibt einer von zwei Wegen: Verrückt von der Normalität ist er in jedem Fall, also kann er entweder die Realität ergründen, oder er findet eine andere Lösung. Fast alle finden eine andere Lösung: Verschwörungen, böse Menschen. So wird er vollständig verrückt von der Realität, weswegen die meisten Menschen verrückt von der Normalität und verrückt von der Realität als gleichwertig sehen, ohne zu merken, dass sie ja eigentlich selbst verrückt sind; zumindest ein wenig.


  2. #2
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Zitat Zitat von Leo Navis Beitrag anzeigen
    ...

    Ihm bleibt einer von zwei Wegen: Verrückt von der Normalität ist er in jedem Fall, also kann er entweder die Realität ergründen, oder er findet eine andere Lösung. Fast alle finden eine andere Lösung: Verschwörungen, böse Menschen. So wird er vollständig verrückt von der Realität, weswegen die meisten Menschen verrückt von der Normalität und verrückt von der Realität als gleichwertig sehen, ohne zu merken, dass sie ja eigentlich selbst verrückt sind; zumindest ein wenig.

    Es geht darum, mit was man mehr Erfolg hat.
    Glaube und Irrationalität kann erfolgreicher sein, als Rationalität und kalte Notwendigkeit.

    Es geht darum, mit was man sich wohler fühlt.

    ---

  3. #3
    meh
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Exakt; es geht um Erfolg. Der Mensch sucht nach einer erfolgreichen Strategie, durchs Leben zu kommen; dabei braucht er seine Mitmenschen, weil er ein kollektives Wesen ist; und bei fast allen bedeutet das, dass sie die Realität ein wenig verzerrt sehen müssen, damit das Kollektiv überleben kann.

    :]

  4. #4
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Zitat Zitat von Leo Navis Beitrag anzeigen
    Exakt; es geht um Erfolg. Der Mensch sucht nach einer erfolgreichen Strategie, durchs Leben zu kommen; dabei braucht er seine Mitmenschen, weil er ein kollektives Wesen ist; und bei fast allen bedeutet das, dass sie die Realität ein wenig verzerrt sehen müssen, damit das Kollektiv überleben kann.

    :]
    Die Überlebensfrage muss nicht im Hier&Jetzt beantwortet werden.
    Viele "Kollektive" existieren, man muss es so sagen, trotz ihres wahnhaften Glaubens immer noch.
    Der Grund ist, dass sie Öl und Bodenschätze haben und von anderen Völkern mit Hightech versorgt werden.

    Abgerechnet wird zum Schluss.
    Und da sehe ich für die Dummköpfe dieser Welt kein gutes Ende, obwohl man ja sagen muss,
    dass die Amöbe sicherlich weiterexistieren wird.

    ---

  5. #5
    meh
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Du bist ein gutes Beispiel, lieber Horst.

  6. #6
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Guten Morgen Leo Navis,

    Du schreibst:

    Ihm bleibt einer von zwei Wegen: Verrückt von der Normalität ist er in jedem Fall, also kann er entweder die Realität ergründen, oder er findet eine andere Lösung. Fast alle finden eine andere Lösung: Verschwörungen, böse Menschen. So wird er vollständig verrückt von der Realität, weswegen die meisten Menschen verrückt von der Normalität und verrückt von der Realität als gleichwertig sehen, ohne zu merken, dass sie ja eigentlich selbst verrückt sind; zumindest ein wenig.
    Wie erGRÜNDET denn der von der Normalität Verrückte die von Dir beschriebene objektive Realität?

    Wenn ich Dich richtig verstehe, dann wäre die ergründete Realität doch gewissermaßen die Perspektive aller Perspektiven, die EINE, allumfassende Erkenntnis allen Seins.
    Wie ergründet man die?

    Durch innere Schau des EINEN, die sich loslöst von der eigenen Perspektive?

    Sind wir Erleuchteten dann erlöst von allem Perspektivischen und im EINklang mit ALLem?

    Erkennen wir dann, dass alle Verschwörungen, alles „Böse“ Teil des EINEN sind und deshalb weniger schlimm und gar erträglich?
    Ist es also dann weniger schrecklich, wenn der Kannibale von nebenan Deine Kinder frisst, weil Du ja erkennst, dass auch dieser von der Realität Verrückte Teil der Ganzheit, der EINheit aller Existenz ist?
    Lässt Du Dich vom auf Dich zurasenden Auto umfahren, weil ja schließlich auch das Auto (und der Fahrer) Teil des EINEN ist?

    Als Opium für die geschundene und ermüdete Seele mag diese beinahe wahnhafte Sehnsucht nach Erlösung von der eigenen Perspektive durch Auflösung in der Mutter (und Vater) aller Perspektiven sicherlich taugen, als Herrschaftsinstrument schwindelgeistiger Eliten ebenfalls, die ihre Herrschaft dadurch absichern, dass die Untertanen und beherrschten erkennen, dass sie EINS mit den Herrschenden sind…

    Oder warum sonst sollte z.B. derjenige, der Verschwörungen als gegeben setzt, „vollständig“ von der Realität verrückt sein?



    Verrückte Grüsse


    Rabenfeder

  7. #7
    meh
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Exakt, Rabenfeder.

    Er erkennt aber noch etwas viel interessantes: Dass auch der Mensch Teil des Einen ist. Mit all seinen biologischen Funktionen, die dafür sorgen, dass er sich nicht vom Auto umfahren lässt. Der Mensch ist Teil des Einen; das Eine ist Teil des Menschen. Wieso sollte der Mensch gut und böse verneinen? Er bejaht es und verneint es damit automatisch; denn wenn man die eigene Sichtweise vollständig verstehen kann, so auch, warum man in dem Moment vor dem Auto wegläuft oder den Kannibalen die Kehle durchschneidet; und somit hat man auch kein Problem mehr damit; denn ein Problem ist das, was wir kreieren, die Problemlosigkeit aber die objektive Realität.

    Und doch nicht. Denn wenn ein Mensch ein Problem kreiert, so ist es objektiv da; weil der Mensch Objekt ist, und alles, was er kreiert, objektiv existiert.

    Jeder Mensch schaut die objektive Realität, verrückt durch Komplexe in sich selbst. Das ist verständlich; verstehbar. Deshalb objektiv; weil der Mensch Objekt ist, und Subjekt; weil es eigentlich keinen Unterschied gibt, weil hoch und tief letztlich dasselbe sind.

    Unbeschreibbarkeit. Denn was sie lieben, ist das eine; was sie aber nicht lieben, ist auch das eine. Der Mensch durchschaut seinen eigenen Wahn nicht, und durchschaut ihn doch; etwas durchschaut ihn in ihm und hält ihn am Leben, weil er sinnvoll ist.

    Die Natur ist ein sich selbst regulierender notwendiger Mechanismus. Ob wir jemals ergründen können, warum die Natur selbst notwendig ist, vermag ich nicht zu sagen. Für uns selbst ist es aber auch irrelevant; der Mensch selbst aber ist notwendig ob der Natur.

    So kann er alles wissen, und alles hilft ihm nichts. Denn sein Kreuz muss er trotzdem tragen.

    Geändert von Leo Navis (30.03.2012 um 18:44 Uhr)

  8. #8
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Guten Morgen Leo Navis,


    Gleich vorneweg: Ich werde etwas boshaft auf Deinen Beitrag antworten, das liegt in meiner Natur, meine aber, wenn ich DU sage, in der Erkenntnis um unser EINS-Sein objektiv UNS (Menschliche, Allzumenschliche).


    Du schreibst:

    Er erkennt aber noch etwas viel interessantes: Dass auch der Mensch Teil des Einen ist. Mit all seinen biologischen Funktionen, die dafür sorgen, dass er sich nicht vom Auto umfahren lässt. Der Mensch ist Teil des Einen; das Eine ist Teil des Menschen. Wieso sollte der Mensch gut und böse verneinen? Er bejaht es und verneint es damit automatisch; denn wenn man die eigene Sichtweise vollständig verstehen kann, so auch, warum man in dem Moment vor dem Auto wegläuft oder den Kannibalen die Kehle durchschneidet; und somit hat man auch kein Problem mehr damit; denn ein Problem ist das, was wir kreieren, die Problemlosigkeit aber die objektive Realität.

    Ich habe ja auch gar kein Problem damit, an die Existenz vielfältiger Verschwörungen und Machtkämpfe zu glauben.
    Als Teil des EINEN sind es ja meine biologischen und geistigen Funktionen, die dafür sorgen, dass ich erkenne, wie sehr Verschwörungen und Machtstreben aller Art unlösbar mit dem (menschlichen) Leben verbunden sind.
    Wieso sollte der Mensch also Verschwörungen verneinen?


    Aber wie sollte es mir möglich sein, die eigene Sichtweise vollständig(!) zu verstehen?
    Kannst Du Dich denn vollständig(!) verstehen?
    Ist ein solches vollständiges(!) Verständnis einem Menschen möglich?

    Ich weiß, dass es unter den Gottesverstehern dieser Welt gar manchen gibt, der dies behauptet, aber -ehrlich gesagt- halte ich solche im besten Fall für Narren, gewöhnlich für Scharlatane und im schlimmsten Fall für bösartige Verbrecher.

    Da ist es dann auch eher gleichgültig, dass ich ja die EINheit allen Seins erkenne und somit auch der Verbrecher EINS mit mir ist und im EINEN schuldlos.
    Ich kann dann also auch problemlos anderer Ansicht sein und gegebenenfalls auch ohne Probleme Widerstand leisten, wenn EINgefaltete EIN Denken zur Herrschaft bringen wollen.

    Was liegt am Erfolg oder Misserfolg meiner Bemühungen?
    „Verzicht auf aller Taten Frucht, das nennt Verzicht der Weisen Schar.“
    so hörte ich einmal und stehe also hier und kann nicht anders.

    Wo also ist das Problem?




    Aber mal im Ernst:

    Und doch nicht. Denn wenn ein Mensch ein Problem kreiert, so ist es objektiv da; weil der Mensch Objekt ist, und alles, was er kreiert, objektiv existiert.

    Jeder Mensch schaut die objektive Realität, verrückt durch Komplexe in sich selbst. Das ist verständlich; verstehbar. Deshalb objektiv; weil der Mensch Objekt ist, und Subjekt; weil es eigentlich keinen Unterschied gibt, weil hoch und tief letztlich dasselbe sind.

    Unbeschreibbarkeit. Denn was sie lieben, ist das eine; was sie aber nicht lieben, ist auch das eine. Der Mensch durchschaut seinen eigenen Wahn nicht, und durchschaut ihn doch; etwas durchschaut ihn in ihm und hält ihn am Leben, weil er sinnvoll ist.

    Die Natur ist ein sich selbst regulierender notwendiger Mechanismus. Ob wir jemals ergründen können, warum die Natur selbst notwendig ist, vermag ich nicht zu sagen. Für uns selbst ist es aber auch irrelevant; der Mensch selbst aber ist notwendig ob der Natur.

    So kann er alles wissen, und alles hilft ihm nichts. Denn sein Kreuz muss er trotzdem tragen.

    Hast Du eigentlich nun irgend eine Erkenntnis gewonnen, einmal abgesehen von der banalen Feststellung der Gleichgültigkeit allen Seins im EINEN und somit eigentlich die Belanglosigkeit der Erkenntnis von der Gleichgültigkeit allen Seins im EINEN ?

    Oder hast Du etwa ein Problem, vielleicht durch Leidenschaft oder verrückte Komplexe hervorgebracht und als Problem objektive Realität geworden; hast Du also ein Leiden (verhaftet sein), dem Du nur noch durch die stärkste Medizin , nämlich durch die Auf- und Erlösung im EINEN Linderung verschaffen kannst?

    (*hüstel*)



    Ich schrieb:

    Als Opium für die geschundene und ermüdete Seele mag diese beinahe wahnhafte Sehnsucht nach Erlösung von der eigenen Perspektive durch Auflösung in der Mutter (und Vater) aller Perspektiven sicherlich taugen, als Herrschaftsinstrument schwindelgeistiger Eliten ebenfalls, die ihre Herrschaft dadurch absichern, dass die Untertanen und beherrschten erkennen, dass sie EINS mit den Herrschenden sind.

    …und muss eingestehen, dass ich einen wesentlichen Nutzen unterschlagen habe:

    Als psychohygienisch sinnvollen „Beichtstuhl“ , als Rechtfertigungslehre allgemeinster und umfänglichster Art für Herrschende und Mächtige, für zur Tat und zur Sorge Verurteilte taugt diese erlösende geistige Medizin vorzüglich.
    Es befreit den Tatmenschen von seinen Sorgen
    ( z.B. so: [Links nur für registrierte Nutzer] )
    und dient dem Menschen des Geistes, also den Priesternaturen aller Art zum Broterwerb.


    Das schönste Lied des EINS-Sein ist vielleicht das folgende:

    [Links nur für registrierte Nutzer]


    nicht wahr?


    Was als persönliche Medizin für die Seele nützlich sein mag, kann, wenn zur Ideologie geworden, gemeingefährlich sein.
    Was „unbeschreibbar“ ist, sollte auch nicht beschrieben werden.
    Wir Wahrhaftigkeits-Suchende können ja auf eine Myriade möglicher minderer Götter unterhalb der Alles und Nix-Ebene des EINEN zugreifen, wenn wir Politik (auch die im Kleinen) betreiben wollen.

    Die Priester und Propheten und Missionare des EINEN sind mir jedenfalls sehr der verdrängten und so verrückten Leidenschaft, des Geworfen sein in die Finsternis, in das Nicht-Sehen verdächtig.

    Je EINSER, desto finsterer…



    Gruss



    Rabenfeder

  9. #9
    meh
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Du scheißt den Bäcker an,
    weil der Mörder Brot aß.

    Die Überlegung ist eine theoretische, nach der der Mensch vollständig erklärbar sein soll, weil er Teil der objektiven Realität ist; ob er das tatsächlich ist, bleibt abzusehen, daran kann ich nur glauben; allerdings erscheint mir die Theorie am schlüssigsten, weswegen ich sie nehme, bis mir jemand das Gegenteil schlüssig beweist, und ich meine Theorie in den Orkus werfe.

    Philosophie ist Wissenschaft.

    Die Theorie bedingt die Verneinung einer Willensfreiheit. Die Willensfreiheit selbst ist allerdings dermaßen schwammig und ungenau, dass sie eigentlich gar keinen Sinn ergäbe, gäbe es nicht Milliarden von Menschen, die sie ständig bezeugten. Die Theorie ist, dass diese Willensfreiheit Illusion ist; sie passt nicht mit der Theorie der Rationalität der Wet zusammen. Wenn nun aber jemand käme und mir schlüssig zeigen könnte, dass Willensfreiheit Fakt ist, so zöge ich sofort meine Theorie zurück oder modifizierte sie entsprechend.

    Tatsächlich habe ich keinerlei Erkenntnisse gewonnen. Ich gewinne nie Erkenntnisse, weil ich glaube, nie irgendetwas wissen zu können (Kant, Popper, Sokrates, Lao Tse). Ich entwickle lediglich Theorien, wie ich die Welt am besten umschreiben kann, ohne in Konflikt zu kommen mit anderen Theorien, nach denen ich gehe. Anders ausgedrückt: Ich versuche eine wissenschaftliche Weltsicht zusammenzubauen. Wie jeder andere Philosoph auch.

    Das Problem ist, dass ich die Welt nicht vollständig umschreiben kann; deshalb suche ich im Diskurs mit anderen und mir selbst meine Theorien zu verschärfen, suche so zu konstruieren, dass es passt. Nichts anderes tue ich, und das im Austausch mit anderen. Deine Einwürfe sind allerdings nicht besonders hilfreich. Wen Du für einen Scharlatan hältst ist mir ehrlich gesagt egal.

    Nach meiner Theorie wäre ich objektiv das ganze Universum; und Du kommst mit einem Verbrecher. :rolleyes:
    Geändert von Leo Navis (01.04.2012 um 16:40 Uhr)

  10. #10
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    Standard AW: Der Wahnsinn und das Ich

    Guten Morgen Leo Navis,


    Du schreibst:
    Die Überlegung ist eine theoretische, nach der der Mensch vollständig erklärbar sein soll, weil er Teil der objektiven Realität ist; ob er das tatsächlich ist, bleibt abzusehen, daran kann ich nur glauben; allerdings erscheint mir die Theorie am schlüssigsten, weswegen ich sie nehme, bis mir jemand das Gegenteil schlüssig beweist, und ich meine Theorie in den Orkus werfe.

    Vollständig erklärbar für wen?
    Doch wohl für denjenigen, der über die Perspektive aller Perspektiven verfügt, oder nicht?
    Wenn der Mensch (mit einer Perspektive) als Teil der objektiven Realität (der Perspektive aller Perspektiven) sich selbst vollständig erklären soll, dann muss es ihm möglich sein, die Perspektive aller Perspektiven einzunehmen.
    Wenn ich Dich richtig verstehe, dann kann dies nur unter der Prämisse geschehen, dass die menschliche (auch die einzelne) und die Perspektive aller Perspektiven selbstähnlich sein müssen. Die menschliche Perspektive muss also nach dem Bilde des Vaters bzw. der Mutter aller Perspektiven gestaltet sein, wenn der Mensch durch den Menschen vollständig erklärt werden soll.

    Wie oben, so unten. Wie im Großen so im Kleinen.


    Das Problem ist, dass ich die Welt nicht vollständig umschreiben kann;

    Warum kannst Du die Welt nicht vollständig umschreiben?
    Weil Du aus Deiner Perspektive die Theorie der vollständigen Erklärbarkeit aufstellst, die eine Selbstähnlichkeit mit dem König der Könige unter den Perspektiven (voraus)setzt.
    Im Grunde sagst Du doch kaum mehr als:
    Wie hier unten, so soll es oben auch sein.
    Wie ich Kleiner, so soll auch das Größte sein!


    deshalb suche ich im Diskurs mit anderen und mir selbst meine Theorien zu verschärfen, suche so zu konstruieren, dass es passt. Nichts anderes tue ich, und das im Austausch mit anderen.

    Wie wir hier unten, aus der Perspektive dieses Planeten, so soll es auch oben, aus der Perspektive aller Perspektiven sein.
    Selbst wenn alle Milliarden Menschen vom EINS sein überzeugt wären, hättest Du mit dieser irdischen geistigen EINheit dann im Verhältnis zum unendlichen Unbekannten wirklich mehr perspektivisches Gewicht gewonnen?
    Wärst Du der Perspektive aller Perspektiven ernsthaft näher gekommen?


    ). Ich entwickle lediglich Theorien, wie ich die Welt am besten umschreiben kann, ohne in Konflikt zu kommen mit anderen Theorien, nach denen ich gehe. Anders ausgedrückt: Ich versuche eine wissenschaftliche Weltsicht zusammenzubauen. Wie jeder andere Philosoph auch.

    Wie kannst Du eine wissenschaftliche Weltsicht aufbauen, die sich wesentlich auf Annahmen stützt, die prinzipiell nicht beschrieben werden, nicht durch Begriffe oder Bilder erkannt werden können?

    Wenn Du vom EINEN (dem notwendig Unbeschreiblichen) sprechen willst, so willst Du Dir meines Erachtens lediglich das Unbekannte bekannt machen, also Unbekanntes auf Bekanntes zurückführen, die unbekannte Perspektive aller Perspektiven aus Deiner Perspektive erkennen, sie zu Deiner Perspektive machen.
    Das ist eine elegante und in gewisser Weise durchaus faszinierende Vorstellung, aber doch auch sehr menschlich, allzumenschlich.

    Verstehe mich nicht falsch:
    Es mag durchaus möglich sein, dass unsere Perspektive ein selbstähnliches Abbild des Vaters/der Mutter aller Perspektiven ist, es mag sogar Menschen geben, die in einem Moment der Erleuchtung
    EINS mit dem EINEN sind; sprechen können sie davon nicht, ja sie können es noch nicht einmal denken, denn dann spricht und denkt nur ein Mensch aus seiner Perspektive.
    Einfach ausgedrückt: Wer von einem Erlebnis berichtet, in dem er EINS mit dem EINEN war, muss folgerichtig ein Narr bzw. ein Dichter, ein Scharlatan oder Verbrecher sein, denn diesen erleuchteten Moment kann er nicht wissend (also als verarbeitbare Information vorliegend) in unsere Perspektive übersetzen.

    Wer von Gott spricht, spricht immer von einem beschreibbaren, endlichen Gott (selbst wenn er der EINE genannt wird) aus unserer Perspektive und davon kann es bekanntlich viele geben…
    ..aber nun und nimmermehr von der unendlichen EINheit.

    Gänzlich unberücksichtigt bleibt noch die Frage, wie denn eine Erkenntnis vom EINEN (die nicht gewusst werden kann, sondern geglaubt werden muss) bei der Beantwortung ethischer Fragen helfen sollen, denn auch mit diesem (minderen)Gott ist alles möglich, kann ich alles tun, da dieser Allgott eben alles umfasst.


    Die Theorie bedingt die Verneinung einer Willensfreiheit. Die Willensfreiheit selbst ist allerdings dermaßen schwammig und ungenau, dass sie eigentlich gar keinen Sinn ergäbe, gäbe es nicht Milliarden von Menschen, die sie ständig bezeugten. Die Theorie ist, dass diese Willensfreiheit Illusion ist; sie passt nicht mit der Theorie der Rationalität der Welt zusammen. Wenn nun aber jemand käme und mir schlüssig zeigen könnte, dass Willensfreiheit Fakt ist, so zöge ich sofort meine Theorie zurück oder modifizierte sie entsprechend.

    Wenn der Mensch prinzipiell durch Menschen nicht vollständig erklärbar ist, dann spielt eine mögliche Determiniertheit allen menschlichen Tuns und Seins gar keine Rolle, weil dieselbe uns vollkommen unzugänglich bleibt.
    Wenn wir dann auch noch erkennen, dass der Körper „ich“ tut und der Geist „ich“ denkt, wir als Wesen aus Fleisch und Geist also „ich“ wollen (die Hirnforscher tun immer so, als ob wir nur bewusst wollen können, obwohl Bewusstsein nur eine Funktion - eine mächtige sicherlich- unseres Selbst ist), dann sehe ich Dein Problem mit der Willensfreiheit nicht.
    Ich halte die Annahme einer Freiheit meines Willens (die nicht widerlegbar ist) für unvergleichlich
    anspornender und erhebender als die Annahme meiner Willensunfreiheit, die in der begreiflichen Welt ja gar keine Rolle spielen kann.

    Wir können immer aus einem Kreise austreten, wir Männer!
    Zwar nur in einen anderen weiblichen Kreis hinein, aber immerhin!

    Ich bin frei zu wollen was ich will!
    Du nicht?


    Deine Einwürfe sind allerdings nicht besonders hilfreich. Wen Du für einen Scharlatan hältst ist mir ehrlich gesagt egal.

    Nach meiner Theorie wäre ich objektiv das ganze Universum; und Du kommst mit einem Verbrecher.

    Kann ich nachvollziehen.
    Wo Du Dich von aller menschlichen Perspektive in der Perspektive aller Perspektiven erlösen willst, da sehe ich menschliche, allzumenschliche Willen am Werk, wovon ein leider eher verbrecherischer Teil daran arbeitet, die meisten von uns Menschen unserer Willensfreiheit zu berauben.
    Dagegen rebelliert mein Wille, der frei sein will.

    Frei sein heißt nicht(!), ohne Ordnung oder ohne Empathie und Zusammengehörigkeitsgefühl sein!



    Gruss


    Rabenfeder

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