Griechenland
Schuldenschnitt kostet deutschen Steuerzahler 14 Milliarden Euro
09.03.2012
Der Schuldenschnitt Griechenlands und der Tausch in niedrig verzinste Anleihen trifft den deutschen Steuerzahler hart. Der Großteil der Verluste fällt in staatlichen und teilstaatlichen Instituten an.
Von Hanno Mußler
Deutsche Banken, Versicherer und Fondsgesellschaften, von denen sich, soweit bekannt, alle an der Umschuldung beteiligen, müssen auf ihre griechischen Anleihen etwa 20 Milliarden Euro abschreiben. Der Großteil der Verluste fällt in staatlichen und teilstaatlichen Instituten an, nach einer groben Überschlagsrechnung rund 14 Milliarden Euro.
Mit 8,9 Milliarden Euro den größten Verlust muss der Steuerzahler in der Bad Bank der Hypo Real Estate verkraften. Die FMS Wertmanagement genannte Abwicklungsbank, für deren Verluste der Rettungsfonds Soffin und damit der Steuerzahler unmittelbar haften, hat 8,2 Milliarden Euro an griechischen Staatsanleihen und 2,5 Milliarden Euro an Derivaten und Anleihen von staatlichen griechischen Unternehmen. Diese Forderungen werden durch die Umschuldung um 75 Prozent reduziert. Die FMS hat dafür 5,8 Milliarden Euro an Vorsorge getroffen. Nun kommen weitere 3,1 Milliarden Euro hinzu, wie Bundesfinanzminister Schäuble am Freitag sagte.
Mit rund 700 Millionen Euro kommt den Steuerzahler das griechische Engagement der unter Abwicklung stehendes WestLB zu stehen. Ihre staatliche Bad Bank „Erste Abwicklungsanstalt“ bringt Anleihen mit einem Nominalwert von 900 Millionen Euro in die Umschuldung ein. Die Förderbank des Bundes, die KfW-Bankengruppe musste 210 Millionen Euro auf ihre griechische Staatsanleihen abschreiben.
Die 427 von Kommunen getragenen Sparkassen haben für griechische Staatsanleihen im Jahr 2011 einen dreistelligen Millionenbetrag vom Gewinn abgezogen. Die Landesbank Berlin und die Dekabank, beide vollständig im Besitz der Sparkassen, mussten 180 Millionen und 75 Millionen Euro abschreiben. Unter den Landesbanken, die Sparkassen und Bundesländern gemeinsam gehören, ist die Landesbank Baden-Württemberg am stärksten betroffen. Sie hielt zuletzt griechische Staatsanleihen über 600 Millionen Euro. Andere Landesbanken sind mit kleineren Beträgen dabei: Die HSH Nordbank mit 50 Millionen Euro, die Helaba mit 85 Millionen Euro. Insgesamt dürften die Landesbanken insgesamt rund 1 Milliarde Euro in Griechenland verlieren.
Darüber hinaus hat die Commerzbank, die dem Bund zu gut 25 Prozent gehört, griechische Staatsanleihen im Nominalwert von 3 Milliarden Euro. Die im Jahr 2011 gebuchte Abschreibung darauf von 2,2 Milliarden Euro trifft den Steuerzahler mehrfach: Die Commerzbank machte auch deshalb 2011 nach deutschen Bilanzregeln Verlust und durfte dem Soffin 170 Millionen Euro an Zinsen auf seine stille Einlage schuldig bleiben. Zudem beklagt der Rettungsfonds des Bundes bisher Kursverluste auf seine Commerzbank-Aktien von 3 Milliarden Euro.