Zitat von
umananda
Dieses Wiedererkennen wurde ja geradezu vom bürgerlichen Realismus bis zu Bertolt Brechts Anstrengungen mit einer sprichwörtlichen Besessenheit verfolgt. Dass man dabei das Verhältnis von Kunst und Realität völlig aus den Augen verlor, zeigt sich deutlich an dem sogenannten sozialistischen Realismus.
Der Schein von Authentizität war letztlich nur ein pompöser Abklatsch der Wirklichkeit. Zwar erkannte man einen modellierten Soldaten, Arbeiter oder eine Mutter bei Käthe Kollwitz ... aber man erkannte nichts wieder ... sondern betrachtete nur ein Kunstwerk, das eine bestimmte politische Aussage treffen wollte.
Letztlich ist jedes Kunstwerk, das sich dem offenen Blick des Betrachters entziehen will, eher ein Pamphlet als Kunst.
Wenn Valie Export in dem vorangegangenen Interview sagt, dass es keine feministische Kunst gibt, so hat sie genau das bestätigt ... man kann Kunst zwar feministisch interpretieren ... aber dennoch kann sie auch anders gesehen werden. Es gibt weder eine feministische noch eine anderweitige Kunst.
Wenn ein Künstler behauptet, sein Kunstwerk repräsentiere zum Beispiel die Menschenrechte ... besagt es noch lange nicht, dass der Betrachter es auch so wahrnimmt.
Selbst wenn jemand behauptet ... Mona Lisa lächelt, kann es niemand mit Bestimmtheit sagen, ob sie nicht kurz davor ist, in Tränen auszubrechen ...
Servus umananda