Als Yezide wird man geboren; es gibt keine Möglichkeit, zum Yezidentum zu konvertieren. Dies schließt aus, dass Yeziden missionarisch tätig werden und Angehörige anderer Religionen bekehren.
Es gibt keinen religiösen Fanatismus, der von der Überlegenheit der Religion über andere Glaubensvorstellungen ausgeht. Der yezidischen Religion fehlt somit die aggressive Komponente des Bekehrens mit Feuer und Schwert.
Im Yezidentum gilt das Gebot der Eheschließung innerhalb der eigenen Religionsgemeinde. Bei dieser endogamen Heiratsregel handelt es sich um einen historisch entstandenen Prozess, der in der Verfolgungssituation den Zusammenhalt und die Solidarität der Yeziden stärkte. Er ist in der Gemeinschaft fest verankert, in Europa allerdings anderen gesellschaftlichen Bedingungen ausgesetzt.
Spätestens seit dem 12. Jahrhundert gibt es innerhalb der yezidischen Gemeinschaft mehrere Kasten, die auf den heiligen Sheikh Adi, zurückgehen. Die yezidische Gesellschaft gliedert sich in die Kaste der Laien, der Muriden und in zwei Kasten von Geistlichen, in die der Sheikhs und die der Pire. Die Zugehörigkeit zu einer Kaste ist erblich; heiraten außerhalb der eigenen Kaste ist tabu. Die Geistlichen haben die Aufgabe, die Laien religiös zu unterweisen und zu betreuen. Darüber hinaus nehmen sie wichtige soziale Funktionen wahr. Im Gegensatz zum Kastenwesen im Hinduismus trennt das Kastensystem bei den Yeziden nicht die Gesellschaft, sondern es schuf ein komplexes System, das durch die Abhängigkeit der einzelnen Glieder voneinander einen engen Zusammenhalt aller Schichten garantierte. Nur durch die Kontakte zwischen den einzelnen Kasten ist es den Yeziden möglich, ihre Religion zu bewahren.
Fazit: Hier ist das lebendige Museum ....