Sie belügen das Amt, gehen schwarz jobben oder machen falsche Angaben. Jeder sechste Berliner Hartz-IV-Empfänger wurde 2010 beim Leistungsmissbrauch erwischt. Das waren 35.178 Betrugsfälle (bei 218.667 Arbeitslosen) und damit 33 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Immer beliebter wird vor allem die Schwarzarbeit, um die Hartz-IV-Stütze aufzubessern. Der Berliner Zoll und die Arbeitsagenturen deckten 2010 insgesamt 4378 Fälle auf. Im Jahr zuvor waren es 3553, ein Anstieg um 23 Prozent. „Bei 2787 Fällen waren die Vergehen so schwerwiegend, dass wir Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft erstattet haben“, so eine Sprecherin der Arbeitsagentur Berlin. Die meisten Schwarzarbeiter gibt es nach B.Z.-Informationen auf dem Bau, in der Gastronomie, bei Taxigesellschaften und im Rotlichtgewerbe. Erst im April hatten Zollfahnder auf einer Bürohaus-Baustelle in Mitte 15 Arbeiter erwischt, die als arbeitssuchend gemeldet waren.
Wer nicht schwarz jobben geht, versucht, dem Amt mit falschen Angaben ein Schnippchen zu schlagen. „In den meisten Fällen werden unrichtige oder unvollständige Angaben über Nebeneinkommen oder Vermögen gemacht“, so die Arbeitsagentur.
Enttarnt wurden die meisten Sozialbetrüger durch den Datenabgleich. Dabei werden die Angaben der Hartz-IV-Empfänger mit denen anderer Behörden verglichen. So kam auch heraus, dass sich im Vorjahr bundesweit 134.000 Hilfebedürftige zu hohe Leistungen erschlichen hatten. Schaden: 67 Millionen Euro.
Insgesamt gab es 2010 in Deutschland 277.000 Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Leistungsmissbrauchs. Damit fand jeder achte Sozialbetrug in Berlin statt.