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Thema: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

  1. #1
    GESPERRT
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    Standard Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Zwei Babys: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Im Bauche der werdenden Mutter unterhalten sich zwei Babys. Einer von ihnen ein kleiner Skeptiker, der andere voller Vertrauen und Glauben.

    Der kleine Skeptiker fragt: “Und du glaubst tatsächlich an ein Leben nach der Geburt?”

    Sagt der kleine Gläubige: “Selbstverständlich, ja. Für mich ist es völlig klar, dass ein Leben nach der Geburt existiert. Unser Leben hier dient nur unserem Wachstum, damit wir uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten. Damit wir stark genug sind für das, was uns dort erwartet.”

    Der kleine Skeptiker ist ärgerlich: “Das ist dummes Zeug! Es gibt kein Leben nach der Geburt. Wie sollte ein solches Leben auch aussehen!?”

    Der kleine Gläubige: “Das weiß ich auch nicht. Aber es wird sicher sehr viel mehr Licht sein als hier. Und vielleicht werden wir sogar laufen und mit dem Mund essen!”

    Der Skeptiker winkt ab: “Völliger Unsinn! Laufen gibt es überhaupt nicht. Und mit dem Mund essen ist nun wirklich eine völlig lächerliche Idee – wir haben die Nabelschnur, die uns ernährt! Schon deshalb ist ein Leben nach der Geburt völlig unmöglich: Die Nabelschnur ist viel zu kurz!”

    Der Kleine Gläubige ist unbeirrt: “Es ist sicherlich möglich. Es ist einfach alles ein wenig anders, als wir es hier gewohnt sind.”

    Der Skeptiker verliert langsam die Geduld mit so viel Naivität: “Niemand, aber auch niemand kam je zurück nach der Geburt! Sieh es ein: Die Geburt ist schlicht und einfach das Ende des Lebens. Punkt. Und überhaupt: Du und deine Traumgebilde! Das Leben ist eine große Sorge in der Dunkelheit und das war’s!”

    Der kleine Gläubige mag dem nicht zustimmen: “Ich gebe zu, ich weiß nicht genau, wie das Leben aussehen wird nach der Geburt … aber auf jeden Fall werden wir dann die Mutter endlich sehen und sie wird sich um uns kümmern!”

    Der Skeptiker verdreht die Augen: “Mutter!? Du glaubst an die Mutter? Lächerlich! Wo bitte soll die sein?”

    Der kleine Gläubige macht eine große Handbewegung: “Sie ist hier! Überall um uns herum. Wir leben in ihr und durch sie. Ohne sie können wir gar nicht existieren!”

    Der Skeptiker kann es nicht fassen: “Meine Güte, das ist nun wirklich der Gipfel der Dummheit. Ich jedenfalls kann deine Mutter nicht sehen! Nicht mal ein Stückchen von ihr – es ist doch völlig offensichtlich, dass sie nicht existiert!”

    Der kleine Gläubige schüttelt den Kopf und schließt die Augen: “Manchmal, wenn wir ganz still sind, höre ich, wie sie singt. Oder unsere Welt streichelt. Ich fühle und glaube fest daran, dass die Geburt ein neuer großer Anfang ist!”

  2. #2
    Mitglied Benutzerbild von wobbels
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Gefällt mir gut, diese Geschichte.

    Selbst geschrieben?

  3. #3
    Mitglied Benutzerbild von andreop
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Die Frage sollte "Gibts ein Leben vor dem Geburt" heißen

  4. #4
    Blecheimer Benutzerbild von r2d2
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Es ist eine Eigenart der Personen, die an den Gott Feuerbachs glauben, sich dessen aber nicht bewußt sind, dass sie Allegorien für ebenso stichhaltige Sachverhaltsbeschreibungen halten, wie objektiv gültige Sachverhaltsbeschreibungen. Irgendwie müssen sie ihre Wunschprojektionen ja zum Ausdruck bringen und durch Sachargumente können sie das nicht.

    Ungeborene sprechen ebensowenig im Mutterleib, wie eine Schlange spricht. Auch die zweite Schöpfungsgeschichte ist eine Fabel und keine objektive Sachverhaltsbeschreibung.

    @woebbels
    Selbstverständlich ist die nicht selbst geschrieben. Diese Allegorie auf das Leben nach dem Tod findet man zuhauf auf christlichen Internetseiten. Was man auf den Seiten nicht findet, sind realistische Beschreibungen der Embryonalentwicklung und der menschlichen Hirnentwicklung, die mit der Geburt noch keineswegs abgeschlossen ist. Bis zum Alter von ca. 4 Jahren sind Kleinkinder begabter im Erlernen von Sprachen als Erwachsene. Durch Änderungen im Gehirn ist etwa ab diesem Zeitpunkt dann festgelegt, was ein Mensch als seine Muttersprache begreifen kann, und was Fremdsprache ist. Mit Babygeschwätz im Mutterleib hat ein solches Wissen ja auch nichts zu tun.

    Neuere Forschungen haben ergeben, dass sich beim späteren Lernen einer zweiten Sprache in Teilen ein neues neuronales Netzwerk in den Sprachzentren des Gehirns entwickelt. Dies trifft etwa beim Fremdsprachenunterricht in der Schule zu oder wenn ein Mensch als älteres Schulkind oder später in ein anderes Land mit einer anderen Sprache umsiedelt. Interessanter Weise sieht das anders aus, wenn ein Kind im frühen Alter zwei Sprachen lernt, also zweisprachig aufwächst. In diesem Fall entsteht ein einziges neuronales Netz für beide Sprachen. In der Computertomografie (CT) werden bei der Nutzung beider Sprachen die gleichen Areale und Bereiche als aktiv angezeigt. Das Kind, das sehr früh mehrere Sprachen erwirbt, lernt dabei jede der Sprachen mühelos und nahezu automatisch.
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  5. #5
    Blecheimer Benutzerbild von r2d2
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Zitat Zitat von andreop Beitrag anzeigen
    Die Frage sollte "Gibts ein Leben vor dem Geburt" heißen
    Das erinnert mich an Schopenhauer.

    Dieses allen ungeachtet ist die Frage nach unserm Zustande nach dem Tode gewiß zehntausend Mal öfter, in Büchern und mündlich, erörtert worden, als die nach unserm Zustande vor der Geburt.
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  6. #6
    Enfant terrible Benutzerbild von Cinnamon
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Die Frage ist weniger, ob es ein Leben nach dem Tode gibt, sondern mehr, wie das aussieht. Ich gebe es ganz offen zu: Ich hoffe, dass es doch sowas wie Wiedergeburt gibt. EIn ewiges Leben wäre vielleicht die erste Million Jahre interessant, aber irgendwann wäre doch alles getan, gesagt, geschrieben, erforscht, entdeckt, erkundet etc. Es gäbe irgendwann nichts mehr zu tun und dann müssten wir uns dem Stumpfsinn ergeben, um nicht ganz unterzugehen. Da zöge ich dann das endliche Dasein doch letztlich vor.
    Mit Zimt und Zucker

  7. #7
    Blecheimer Benutzerbild von r2d2
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Zitat Zitat von Cinnamon Beitrag anzeigen
    Die Frage ist weniger, ob es ein Leben nach dem Tode gibt, sondern mehr, wie das aussieht. Ich gebe es ganz offen zu: Ich hoffe, dass es doch sowas wie Wiedergeburt gibt. EIn ewiges Leben wäre vielleicht die erste Million Jahre interessant, aber irgendwann wäre doch alles getan, gesagt, geschrieben, erforscht, entdeckt, erkundet etc. Es gäbe irgendwann nichts mehr zu tun und dann müssten wir uns dem Stumpfsinn ergeben, um nicht ganz unterzugehen. Da zöge ich dann das endliche Dasein doch letztlich vor.
    Das, was man als "Ich" oder "Selbst" bezeichnet, halte ich grob gesprochen für eine Fähigkeit des menschlichen Organismus. Und Fähigkeiten oder Eigenschaften können ohne Basis nicht existieren. Eine Fahreigenschaft ohne KFZ oder sonstige Basis gibt es nicht.

    Aber davon einmal abgesehen: Was wäre das für eine seltsame Wiedergeburt bei der man sich an sein früheres Leben nicht mehr erinnern kann und ein anderer Mensch ist?

    Ausserdem wird beispielsweise im tibetischen Buddhismus mit dem Wiedergeburtsgedanken auch viel Schindluder getrieben. Da wird kleinen Kindern bereits eingeredet, dass sie die Reinkarnation eines Lamas wären. Lama zu sein hat zwar auch einige Vorteile, aber ich schätze auch diesen Aberglauben nicht.

  8. #8
    Löwinnen-Flüsterer Benutzerbild von Herr Schmidt
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Zitat Zitat von PastorPeitl Beitrag anzeigen
    Zwei Babys: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    :leier:

    Der kleine Gläubige schüttelt den Kopf und schließt die Augen: “Manchmal, wenn wir ganz still sind, höre ich, wie sie singt. Oder unsere Welt streichelt. Ich fühle und glaube fest daran, dass die Geburt ein neuer großer Anfang ist!”
    Die Geschichte ist gut, aber schon ausgeleiert ... die gibt es mit Goldfische usw. usw. ... man will mit "falschen" Vergleichen uns "Gott" (in irgendeiner Form) vorgaugeln ...

    ... sorry, das funktioniert nur bei "Gläubigen" usw. ... nicht bei Menschen die logisch denken!
    Ich habe AfD gewählt ... .... und ich werde es wieder machen.


    Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk; und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation.
    (Ernst Thälmann)




  9. #9
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Zitat Zitat von PastorPeitl Beitrag anzeigen
    Zwei Babys: Gibt es ein Leben nach der Geburt?



    Im Bauche der werdenden Mutter unterhalten sich zwei Babys. Einer von ihnen ein kleiner Skeptiker, der andere voller Vertrauen und Glauben.



    Der kleine Skeptiker fragt: “Und du glaubst tatsächlich an ein Leben nach der Geburt?”



    Sagt der kleine Gläubige: “Selbstverständlich, ja. Für mich ist es völlig klar, dass ein Leben nach der Geburt existiert. Unser Leben hier dient nur unserem Wachstum, damit wir uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten. Damit wir stark genug sind für das, was uns dort erwartet.”



    Der kleine Skeptiker ist ärgerlich: “Das ist dummes Zeug! Es gibt kein Leben nach der Geburt. Wie sollte ein solches Leben auch aussehen!?”



    Der kleine Gläubige: “Das weiß ich auch nicht. Aber es wird sicher sehr viel mehr Licht sein als hier. Und vielleicht werden wir sogar laufen und mit dem Mund essen!”



    Der Skeptiker winkt ab: “Völliger Unsinn! Laufen gibt es überhaupt nicht. Und mit dem Mund essen ist nun wirklich eine völlig lächerliche Idee – wir haben die Nabelschnur, die uns ernährt! Schon deshalb ist ein Leben nach der Geburt völlig unmöglich: Die Nabelschnur ist viel zu kurz!”



    Der Kleine Gläubige ist unbeirrt: “Es ist sicherlich möglich. Es ist einfach alles ein wenig anders, als wir es hier gewohnt sind.”



    Der Skeptiker verliert langsam die Geduld mit so viel Naivität: “Niemand, aber auch niemand kam je zurück nach der Geburt! Sieh es ein: Die Geburt ist schlicht und einfach das Ende des Lebens. Punkt. Und überhaupt: Du und deine Traumgebilde! Das Leben ist eine große Sorge in der Dunkelheit und das war’s!”


    Der kleine Gläubige mag dem nicht zustimmen: “Ich gebe zu, ich weiß nicht genau, wie das Leben aussehen wird nach der Geburt … aber auf jeden Fall werden wir dann die Mutter endlich sehen und sie wird sich um uns kümmern!”



    Der Skeptiker verdreht die Augen: “Mutter!? Du glaubst an die Mutter? Lächerlich! Wo bitte soll die sein?”



    Der kleine Gläubige macht eine große Handbewegung: “Sie ist hier! Überall um uns herum. Wir leben in ihr und durch sie. Ohne sie können wir gar nicht existieren!”



    Der Skeptiker kann es nicht fassen: “Meine Güte, das ist nun wirklich der Gipfel der Dummheit. Ich jedenfalls kann deine Mutter nicht sehen! Nicht mal ein Stückchen von ihr – es ist doch völlig offensichtlich, dass sie nicht existiert!”



    Der kleine Gläubige schüttelt den Kopf und schließt die Augen: “Manchmal, wenn wir ganz still sind, höre ich, wie sie singt. Oder unsere Welt streichelt. Ich fühle und glaube fest daran, dass die Geburt ein neuer großer Anfang ist!”
    Ah, ich habe den zweiten Teil der Geschichte gefunden:

    Zwei Heranwachsende: Wie wird nach der Geburt gelebt?

    Die gewordene Mutter hat zwei Kindlein geworfen; das eine, ein mieser, kleiner Skeptiker, das andere voll von Vertrauen und Glauben, frei von Naivität, Anmaßung und dem Hang, wissen zu wollen, was er nicht weiß.
    Die beiden haben sich schon im Uterus dieser Frau kennengelernt, die immer vor dem Fernseher sitzt, Kippen dreht und den Trank der Götter ... äh, DES Gottes trank: Vodka mit Rum. Man nannte sie auch Muttern oder Maria. Der Vater der beiden Kleinen erlitt einen tragischen Unfall und wurde niemals wieder gesehen, nachdem er gesagt hatte, er wolle nur eine Schachtel Kippen holen. Naja, seit einigen Jahren lebt Maria nun mit dem arbeitslosen Zimmermann Joe zusammen, nachdem sie eine kurze Affäre mit dem Tischler Walter gehabt hatte, der aber wieder nach Moskau reisen musste.
    Wie dem auch sei: Seit ihrem Disput über das Jenseits (die Welt jenseits der Lippen ihrer Mutter) haben beide für ihr Leben prägende Erfahrungen erhalten: Der fromme Gläubige hat gelernt, dass er nur einer Sache vertrauen müsse, damit sie auch geschieht. Dieser fiese Skeptiker allerdings, durch seinen damaligen Irrtum erschüttert, war so doof und nahm sich zu herzen, was er falsch gemacht hatte: Er sah nun ein, dass es besser sei, zu prüfen, was wahr ist anstatt zu sagen: "Nein, das kann nicht sein, weil es nicht sein kann."
    Diese beiden Knaben wurden schon früh von Muttern in einen häßlichen Strampler gezwängt, der keinem passte. Der gütige Fromme dachte nur: "Ich weiß, dass es eine Erlösung von diesem Joch geben wird! Ich muss nur daran glauben. Wird schon." Der miese Skeptiker aber dachte: "Was habe ich der Alten getan, dass sie mich in diese Wurstpelle zwängt? Ich werde jetzt solange stuhlen, bis das blöde Teil vollgekackt ist, und sie es mir endlich auszieht." Gesagt, getan: Der Fromme lief bald schon dunkelblau an - ein Märtyrer! -, während der kleine Skeptiker beschissen, aber befreit war. Auch schimpfte Muttern, aber das hat ihn dann auch nicht gestört. Hauptsache, dieser unnötige Ballast war weg. "Auch die Götter mussten Schweiß und Kot lassen", dachte er sich.
    Ihre Schulzeit verbrachten die beiden auf dem Fips-Asmussen-Gymnasium in Berlin-Neukölln (integrativ). Während der gute Fromme seiner Intuition folgte und dem großen Wahren vertraute, war dieser miese kleine Skeptiker ein echter Streber: Der eine dachte sich: "Ach, morgen ein Test! Ich spüre schon, was kommt. Kann ja nicht so schlimm sein. Die Frau Schwanzlutschkovsky sagt immer, dass sie keinem schlechte Noten geben wolle. Dann wird der Test ja auch leicht", der andere aber dachte: "Ich weiß nicht, was geprüft wird. Gehen wir logisch an die Sache: Was muss ich beherrschen? Was ist grundlegend? Was kann ich bisher? Worin muss ich mich verbessern? Was kann ich nicht wissen?". Gut, den Test haben dann beide nicht geschrieben, aber nur, weil Achmed mal wieder mit seinem Messer die Fr. Leckmischinsky kulturell bereichert hat.
    Naja, wie dem auch sei: Beide gingen über den sechsten Bildungsweg (Gesamtschule -> Schäferstündchen mit dem Kreis- und Landrat, Bestechung der Schulverwaltung und des Kultusministerium -> Abitur).
    Aber, was dann? Der gütige Fromme begegnete einst einem gutaussehenden Adligen mit vielen Vornamen, derer ich aber nicht mehr kundig bin - irgendetwas mit Karl, Theodor, Sylvester, Karneval und Ostern. Der sprach vom Berg herab: "Mein Sohn, ich bin Dr. von und zu, ich suche Dich, und Du wirst Erlösung finden. Ich bin das Licht, das über allem ist. Ich bin die himmlische Welt. Sie ist aus mir hervorgegangen, und in mir hat sie ihr Ziel erreicht. Spaltet ein Stück Holz, ich bin da. Hebt einen Stein auf, ihr werdet mich dort finden", sprach er, "Du musst nur hier unterschreiben, dann wirst Du erlöst!" "Was muss ich dafür tun", fragte der Fromme, "um erlöst zu werden?" "Ach, eigentlich nichts. Vertraue mir. 100% Wahrheit und Erlösung für einen kleinen Mitgliedsbeitrag pro Monat! Du darfst auch an den Mitgliederversammlungen teilnehmen." "Prima, darf ich auch abstimmen?" "Mal sehen", sagte der Adlige, "Mal sehen, was der Vorsitzende dazu sagt." "Wer ist das?" "Der irdische Stellvertreter des Göttlichen! Sitzt in Berlin!" Davon überzeugt und völlig der öligen Frisur vertrauend, unterschrieb unser gütiger Sohn den Wisch. Er fühlte sich bereits schon erlöst. Gut, er hat nicht gewusst, dass das ein Mitgliedsantrag für die CD/CSU (Christlich-neofundamentalistische/Christlich-salafistische Union) war und sein pontifex maximus die ehemalige Leiterin des Politbüros für Propaganda und Agitation namens Erika - oder doch Angela? Mh, egal! Er vertraute dem Verein und hoffte, weil er dem Guten diene, auch gut erlöst zu werden.
    Der miese Skeptiker? Auch er traf auf den Freiherren. Dieser sprach wieder: "Mein Sohn, ich bin das Licht!" Jener aber: Geh mir aus der Sonne!" "Nein, wieso? Ich bin doch das Licht!" "Nein, denn sonst stünde ich nicht in Deinem Schatten. Geh, um Holz zu hacken, einen Stein zu werfen oder einen Schlaumeier-Spruch abzulassen, aber lass mich in Ruhe." Gut, der Freiherr schleimte sich davon, von soviel Metaphorik leicht benommen. Ach, nebenbei: Es ging mit ihm stets bergab; ganz unten angekommen, Steuern zahlend, arbeitend, Familie ernährend, hat er auch nichts gemacht, was bemerkenswert wäre.
    Der gute Fromme hingegen stieg stetig in der Hierarchie nach oben, bis er Ministerpräsident von Buxtehude geworden ist. Stolz auf die Bestätigung seines Glaubens lud er seinen Bruder ein, um ihm wieder wie damals im Uterus von Muttern zu zeigen, dass seine Haltung die richtige sei. Er zeigte seine Villa, seine sechzehnjährige Freundin, seinen Porsche Carrera. "Das ist mein Haus, meine Frau, mein Auto. Sieh, was ich geschaffen habe! All das im Namen des Herrn Gottes.. äh, der Herrin Angela." "Du hast also", sprach der böse Skeptiker, "ein großes Haus, eine Minderjährige, die Du bezahlen musst, damit sie Dich liebkost, und einen teuren Spritfresser von den Steuergeldern eines Doofdeppendorfes mit 300 Einwohnern und 200 Schweinen gekauft? Wie geht das denn?" "Ach, ganz einfach", er zeigte seine Villa, an welcher gebaut wurde, "Wir versprechen den Leuten, dass sie ihr Geld vermehren können, wenn sie in unseren Fonds investieren. Für ihr Gewissen sagen wir, dass mit diesem Fonds zugleich die Hungernden gespeist, die Obdachlosen bedächert und die Kulturlosen kultiviert werden. Damit finanziere ich meine Villa." "Klappt' s?" "Ich vertraue." "Woher weißt Du das?" "Mensch, ich weiß das. Basta."
    Dieser Ablasshandel ging auch gut. Doch eines Tages haben andere fromme Menschen aus einem anderen frommen Land die Anteile an diesen Fonds immer weiter verkauft, auch wenn diese ihnen nicht gehörten. Die Leute von Buxtehude jedoch hatten keine Knete mehr und wollten ihre Knete zurück. Die Gläubigen wurden schnell zu Gläubigern; denn der gute Fromme hatte ja das Geld in den Fonds verbraten, sein Eigenkapital reichte nicht mehr aus. Nun holten die Erzürnten von seinem Vater Joe, der Zimmermann war, ein paar Holzlatten, Dübel und Kleber. Sofort wurde der unschuldige Fromme an ein Kreuz geheftet und dort seinem Schicksal überlassen.
    Eines Tages kam sein Bruder, dieser kleine Skeptiker, vorbei und fragte ihn: "Was machst Du da?" "Ich sterbe", sprach er, "für meine Sünden und die Schulden meiner Gläubiger." Sein Bruder daraufhin, um ihn abzulenken: "Glaubst Du, dass in einem von Menschen geschriebenen Buch die absolute Wahrheit und das absolute Wissen über das, was wir nicht sehen können, enthalten ist? Müste dieses Buch dann nicht wahrlich einzigartig sein und jeden Menschen überzeugen?" Der Bruder: "Ach, lass mich mit dem Scheiß in Ruhe. Ob Aktien oder Bücher - überall derselbe Mist. Ich soll glauben, ich soll gehorchen, ich soll mich fügen, dann geht es mir gut. Schau mich an: Ich habe all die Jahre mein Gehirn nur benutzt, um so zu sein, wie man es mir vorgekaukelt hat, dass es richtig sei. Wo bin ich gelandet? In der Scheiße! Hätte ich doch mal gefragt, WARUM ich glauben soll! Warum so und nicht anders! Hätte ich doch vorher mal mich gefragt, ob man glauben soll, wenn man nichts weiß! Hätte ich doch vorher gewusst, nichts zu wissen, um zu wissen, nicht glauben zu dürfen, damit ich mich nicht betrügen lasse für Pfründe und Gefolgschaft!" Der kleine Skeptiker schaut ihn mit dem Kopfe zunickend an und sagt: "Gut, dass Du es selbst erkannt hast. Ich würde mich unwohl fühlen, jemanden mit billigen Geschichten, Gleichnissen und Metaphern davon überzeugen zu wollen, was jenseits des Diesseitigen und Rationalen liegt. Das ist ja so, als ginge man in ein Altenheim und zwänge Demente dazu, ihre Stimme bei der nächsten Bundestagswahl der CDU zu geben. Die wissen doch auch nicht, was da draußen los ist, müssen aber glauben, es zu wissen." "Bruder", sprach er, "war das jetzt nicht auch ein Vergleich?" Daraufhin der Bruder: "Ach, leck mich doch!"

  10. #10
    Miss Verständnis Benutzerbild von Leila
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    Standard AW: Gibt es ein Leben nach der Geburt?

    Es mag bloß ein Hirngespinst sein: Oft habe ich das Gefühl, schon einmal auf der Welt gewesen zu sein. Ich sah eine Landschaft oder das Gesicht eines Menschen und dachte gleich: Diese Landschaft kenne ich, dieses Gesicht kommt mir vertraut vor! Vielleicht sind unsere Hirngespinste angeborene Muster?

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