Zitat von
frundsberg
Dir ist schon klar wer Horkheimer, Herbert Marcuse, Adorno, Wilhelm Reich (Horkheimer, Adorno und Marcuse entwickelte „Kritische Theorie" Sie ist Gesellschaftslehre. Ihr kritisches Moment besteht darin,… die Gesamtgesellschaft in ihrer gegenwärtigen Organisation zu verurteilen)
Mit scheinhumanitären Forderungen wie Demokratisierung der Gesellschaft, Aufhebung der Herrschaft des Staates, bestmögliche Meinungsbildung durch Aussprache (Diskussion), Befreiung Emanzipation) von allen Zwängen und Unterdrückung (Pressionen), Zerschlagung aller Ordnungen, Abbau aller Herrschaftsstrukturen, Durchsichtigkeit (Transparenz) aller Entscheidungen, Schaffung unterdrtickungsfreier (repressionsfreier) Räume, Chancengleichheit, Optimierung des Glücks des Einzelnen, Nivellierung der Leistungs- und Einkommensverhältnisse, Überwindung der durch die Technik verursachten Entfremdung wurde die Wirklichkeit des politischen und gesellschaftlichen Lebens vernebelt, und es gelang, viele unbedarfte und geschichtlich unwissende Mitläufer wie jugendliche Idealisten zu gewinnen. „Die sexuelle, moralische, intellektuelle und politische Revolution in einem“ wurde darauf das Ziel der verführten Studentengeneration der sechziger Jahre.
An den Vorbereitungen der für das Nachkriegsdeutschland in den USA von Psychologen geplanten Umerziehung waren Horkheimers Mitarbeiter wesentlich beteiligt. Vorarbeiten dazu waren Untersuchungen des Instituts über die autoritäre Personlichkeit wie über das Vorurteil, vor allem des Antisemitismus, das Horkheimer auflösen wollte: „Auflösung bedeutet Umerziehung, wissenschaftlich geplante Umerziehung auf der Basis eines wissenschaftlich erreichten Verständnisses.“
Über die Bedeutung der richtigen Wortwahl bei der „Darstellung des Feindes“ - so der Titel des betreffenden Aufsatzes – schrieb Herbert Marcuse bereits Ende 1942 in den USA : „Von überragender Bedeutung ist das Problem, ob es gelingt, ein das Wesen des Feindes treffendes sprachliches Symbol, einen Oberbegriff zu finden.“ Nach Diskussion von Begriffen wie „Tyrannei“, „Diktatur“ oder „Totalitarismus“, die nicht wirksam genug erscheinen, meint er: „So scheinen denn „Nazis“ und „Nazismus“ (nicht Nationalsozialismus) die angemessensten Begriffe zu sein“.
Die führenden Vertreter der Frankfurter Schule
Herbert Marcuse wurde am 19. Juli 1898 in Berlin als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern geboren. 1918/19 gehörte er einem marxistischen Soldatenrat in Berlin an und war ein Bewunderer des Münchner Rätekommunisten Kurt Eisner (Salomon Kosmanowsky, Jude aus Galizien, eingewanderz 1918 ins DR). Er studierte ab 1919 in Berlin Literaturgeschichte, Philosophie und Volkswirtschaft und promovierte 1923 in Freiburg. Er gehörte zu den Mitbegründem des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. … Von 1942 bis 1950 war er als Sektionschef im US-Außenministerium und in der Spionageabwehr (Office of Strategie Services [OSS]) tätig, wurde 1952 Professor an der Columbia-Universität in New York. … Im Jahre 1964 wurde er als Gastprofessor an die Universität Frankfurt, 1965 als Honorarprofessor an die Freie Universität Berlin berufen, wo er dann mit seiner Forderung nach völliger Befreiung aus allen Zwängen und gegenüber allen Institutionen sowie mit der Betonung der Freudschen Trieblehre großen Einfluß auf die studentische Protestbewegung im Sinne des Marxismus ausübte und die Jugend zum Aufruhr trieb, insbesondere mit seiner Rede in der Freien Universität vom Juli 1967. Neben Horkheimer und Adorno war er der wichtigste Vertreter der Kritischen Theorie. Mehr als andere galt er als der „Vater der studentischen Neuen Linken“, der er die wirksamen Schlagworte von der „repressiven und befreienden Toleranz“ und der „großen Verweigerung“ gab. „Der Ruhm Herbert Marcuses als Idol der rebellierenden Studenten neben Marx, Mao Zedong und Ho Chi Minh ließ die Frankfurter Schule zum Mythos werden.“ Seine Bücher Der eindimensionale Mensch (1964, deutsch 1967) sowie Triebstruktur und Gesellschaft (1956, deutsch 1965), wurden zu Standardwerken für die APO-Bewegung. Die Befreiung des Menschen könne seiner Meinung nach nur von den Randgruppen kommen, von den Außenseitern, Unterprivilegierten und Ausgebeuteten.
Leo Löwenthal wurde am 3. November 1900 in Frankfurt als Sohn eines jüdischen Arztes geboren, lernte schon als Schüler Adorno kennen, war hier Mitbegründer der Sozialistischen Studentenvereinigung, promovierte am Main 1923 in Philosophie und war ab 1926 als Soziologe am Frankffurter Institut für SoziIalforschung tätig. … Er emigrierte 1934 in die USA, wo er bei Horkheimer an der Columbia-Universität in New Vork bis 1949 tätig war. … Er wirkte durch seine verschiedenen marxistischen Schriften und seine Verbindung zu den wieder nach Deutschland zurückgekehrten Vertretern der Frankfurter Schule nach Westdeutschland hinein. Zu seinen Hauptwerken gehören Agitation und Ohnmacht (1949) und Das Bild des Menschen in der Literatur (1957).
Erich Fromm wurde am 23. März 1900 in Frankfurt als einziges Kind orthodoxer jüdischer Eltern geboren. Er studierte ab 1918 in Frankfurt/Main, ab 1919 in Heidelberg und kam dort in die Kreise um die Psychoanalytikerin Frieda Reichmann, die er heiratete. Er ließ sich als Psychoanalytiker nieder. Als erklärter Marxist und Psychoanalytiker der Freudschen Schule wurde er 1929 durch Löwenthal, mit dem er schon jahrelang bekannt war und in der orthodoxen jüdischen Gemeinde Frankfurts eine wichtige Rolle gespielt hatte, von Berlin nach Frankfurt in das von Karl Landauer und Heinrich Meng geleitete Frankfurter Psychoanalytische Institut geholt. … Mit Alexander Mitscherlich war er vor allem für die Übernahme der von den USA den Deutschen verordneten Psychoanalyse als Mittel der Umerziehung verantwortlich und bewirkte die Verbreitung dieser Ansichten in einer weiten Öffentlichkeit, nachdem sie vorher in Deutschland im Gegensatz zu den USA nur die Aufmerksamkeit kleiner wissenschaftlicher Gruppen gefunden hatten. Erst durch diese Bestrebungen wurde die Psychologie zu einem Modestudium in Westdeutschland und konnte sich später verheerend besonders in der Pädagogik auswirken. …
Zu seinen Hauptwerken gehören die Bücher Die Furcht vor der Freiheit (1942), Psychoanalyse und Ethik (1947), Sigmund Freuds Psychoanalyse (1959), Haben und Sein (1976) und Anatomie der menschlichen Destruktivität (1977). Für die Verbreitung der Ideen der Frankfurter Schule wurden nach dem Zweiten Weltkrieg noch einige Personen bedeutsam, die teilweise aus Altersgründen vor 1933 nicht mehr unter Horkheimer hatten wirken können und erst nach 1949 Verbindung zu seinem Kreis fanden. Zu ihnen gehören Mitscherlich und Habermas, im weiteren Umfeld auch Abendroth, Bloch und Jens.
Führende Vertreter des marxistischen Kreises um Horkheimer erhielten so nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland wichtige Stellen an Hochschulen und wurden zu einflussreichen Lenkern der öffentlichen Meinung. Mangels anderer erlaubter Vorbilder wurden sie ab Mitte der fünfziger lahre zunehmend zu den Leitfiguren großer Teile der akademischen Jugend. Neben Horkheimer trugen vor allem Adorno, Pollock, Fromm, ‚ Marcuse und Löwenthal zur Wiedereinführung des Marxismus wie zur Umerziehung im Nachkriegsdeutschland bei.
Eine der Hauptaufgaben der 1946 in Berlin tätigen Abteilung für Informationskontrolle wurde die Vergabe für Lizenzen für Zeitungsherausgeber, Filmintendanten und Rundfunkdirektoren. Anwärter auf diese Posten wurden in Bad Orb im „Screening Center" von dem New Yorker David Mordechai Levy ins Leben gerufen. Linksliberale bis marxistische Gesinnung konnte dabei wissenschaftliche Fähigkeiten durchaus ersetzen. So feierte der anachronistische Marxismus mit Förderung der US-Besatzungstruppen, nun meist gepaart mit Freudianismus und Linksliberalismus, in Deutschland fröhliche Urständ, wo er vor mehr als einem Jahrzehnt bereits einmal geistig bankrott gewesen war.
Staaten aus fremdem Geist – Die 54. Etage des Rockefeller Center: Kultur und Unterirdisches
in Nachkriegsdeutschland
... Man stelle sich vor, die DDR-Zensur hätte 1959 Uwe Johnsons Manuskript „Mutmaßungen über Jakob“ passieren lassen und das Buch wäre in den literarischen Kanon der DDR eingegangen. Der Aufstieg Christa Wolfs zur wichtigsten Autorin, der 1963 mit ihrem Roman „Der geteilte Himmel“ begann, wäre anders verlaufen oder ganz ausgeblieben, ihre Nachrangigkeit evident gewesen. Das Gedankenexperiment entwertet die Bücher von Christa Wolf nicht zwangsläufig, relativiert aber ihren Rang. Müßte nicht endlich auch überprüft werden, in welchem Maße kulturelle Hegemonien in der BRD auf vergleichbare Einwirkungen zurückgehen? In der vergangenen Woche erschien im Wissenschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen ein ganzseitiger Aufsatz über „Herbert Marcuses Weg vom amerikanischen Geheimdienst zum Paten der Revolte“ vom jungen Historiker Tim B. Müller. Es geht um den „transatlantischen Sonderforschungsbereich“ eines „Marxismus-Leninismus-Projekts“, das „in der 54. Etage des Rockefeller Center in New York ausgeheckt worden war“ und von der Freien Universität in West-Berlin aus gesteuert wurde. Dem dogmatischen Marxismus-Leninismus sowjetischer Provenienz, sollte ein authentischer, attraktiver entgegengesetzt werden, um Moskau unter den linken Intellektuellen weltweit den Rang abzulaufen. Herbert Marcus war eine zentrale Figur des Projekts.
Man weiß seit Schrenck-Notzings Klassiker „Charakterwäsche“, daß die Umgestaltung des geistigen und kulturellen Lebens in Deutschland vom amerikanischen Office of Strategic Services (OSS) detailliert geplant und in Angriff genommen wurde. Der Geheimdienstmann Shepard Stone, der nach 1945 in Deutschland Presse-Lizenzen verteilte, äußerte unverblümt, „Horckheimer, Adorno, Marcuse gäbe es nicht“ ohne die „beträchtlichen Mittel“ aus den USA. Im Buch „Die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik“ (1999) wurde von Clemens Albrecht und anderen detailliert beschrieben, wie der Aufstieg der Kritischen Theorie zur Quasi-Staatsideologie mit keineswegs nur geistigen Mitteln in Gang gesetzt wurde. Von Deutschland aus den „wahren“ Marxismus zu propagieren, war nahe liegend, weil es das Mutterland des Marxismus war. Außerdem konnte man hoffen, bei noch offenen Grenzen via DDR nach Osteuropa hineinwirken zu können. Das war die Logik des Kalten Krieges. Rückblickend läßt sich aber sagen, daß die Folgen am gravierendsten in Deutschland selbst waren durch die Implantierung einer Staatsideologie, die einen radikalen Bruch mit den meisten Traditionsbeständen impliziert.
Marcus bekam 1965 in Berlin eine Honorarprofessur und wurde zum Spiritus rector der Studentenbewegung. Seine Unterscheidung zwischen „repressiver“ und „befreiender Toleranz“ ist heute Teil der Staatsräson. Demnach erfordert die „wahre Befriedung“ der „nachfaschistischen Ära“, „daß rückschrittlichen Bewegungen die Toleranz entzogen wird, ehe sie aktiv werden können, daß Intoleranz auch gegenüber dem Denken, der Meinung und dem Wort geübt wird (Intoleranz vor allem gegenüber den Konservativen und politischen Rechten)“.
Marcuse rechtfertigte das mit einer aktuellen neofaschistische Latenz. Gleichzeitig bewegte er sich in der Bahn einer amerikanischen „Philosophie der Praxis“, die der bekannte Philosoph John Dewey bereits 1915 in seinem Buch „Deutsche Philosophie und deutsche Politik“ gefordert hatte. Dewey schlug darin einen kühnen Bogen von Kant bis zum Ersten Weltkrieg und – in der erweiterten Neuausgabe 1942 - bis Hitler. Der deutsche Geist war für ihn ein „Weltübel“, weil er die „Verehrung einer inneren Wahrheit“ höher schätzte als vorteilhafte „äußere Folgen“ und damit im Gegensatz stand „zur Äußerlichkeit des lateinischen Geistes oder dem Utilitarismus des Angelsachsentums“.
Nach Dewey erhoben die Deutschen, indem sie Freiheit als äußerste „Freiheit des Geistes“ definierten und „mit gründlicher und bis ins einzelne gehender Arbeit in der äußeren Sphäre“ verbanden, Anspruch auf einen eigenen geistigen und humanitären Universalismus, der dem liberal-kapitalistischen Universalismus und der „Bildung einer menschlichen Gemeinschaft“ ohne Rücksicht auf gesellschaftliche, rassische, geographische und antinationale Schranken“ entgegenstanden. Diese „Idee des Friedens“, so Dewey 1951, sei nur als „eine Polizeiidee“ zu verwirklichen.
Der angelsächsische Universalismus wies mit dem sowjetisch-kommunistischen zahlreiche Berührungs-punkte auf und eröffnete Bündnisoptionen – was Linke und Liberale in Deutschland stets besser begriffen haben, als domestizierte Unions-Konservative. Der deutschen Buchausgabe der „Deutschen Philosophie“ von 1954 folgte ein Jahr später „ Die Zerstörung der Vernunft“ des Kommunisten Georg Lukács, der ähnlich dogmatisch, aber ungleich kenntnisreicher als Dewey eine Darstellung „des Irrationalismus von Schelling zu Hitler“ lieferte. Nicht nur die DDR, auch die BRD trat in seinem umfassenden und Sinn als Versuchsanordnung der Alliierten ins Leben. Dieser künstliche Charakter bedingte, daß in beiden Staaten das politische und intellektuelle Leben stärker nichtöffentlicher Kontrolle und Einwirkung unterlag, bzw. unterliegt als in anderen Ländern der jeweiligen Systeme.
Nachdem es einige Zeit still um ihn geworden war, trat er als Wortführer der Linken 1986 im Historikerstreit wieder hervor. In seinem 1990 erschienenen Buch „Die nachholende Revolution“ bedauert er die deutsche Teilwiedervereinigung und will eine Rechtfertigung „meiner Stellungnahme aus den letzten Jahren“ geben. Durch die deutsche Einheit werde der „längst eingeschlagene Weg in eine multikulturelle Gesellschaft und zum vereinigten Europa“ gefährdet. Als Alternative zu gefährlichem Nationalbewußtsein gebe es nur den Verfassungspatriotismus, der „vorpolitischen Krücken von Nationalität und Schicksalsgemeinschaft“ vorzuziehen sei.