Ich habe in den letzten Wochen aus Interesse mal über das katholische Scheidungsverbot nachgedacht und auch noch mal in den Evangelien nachgelesen. Jesus selbst gestattet die Scheidung ja in einem Fall, nämlich bei - wörtlich übersetzt - Hurerei, also Ehebruch. Das griechische Wort ist Porneia. Ich habe mich nun gefragt, wie die Kirche etwa das Scheidungsverbot in den folgenden Fällen noch rechtfertigen würde:

- Die Frau wurde von ihrem Mann vergewaltigt.
- Ein Ehegatte wird vom anderen ständig geschlagen, erniedrigt und beschimpft, also lieblos behandelt.
- Die Frau treibt gegen den Willen ihres Ehemannes ab.
- Das Paar streitet sich nur noch, so dass auch die Kinder bereits darunter extrem leiden.

Diese Liste ist jetzt nicht abschließend, sondern nur ein kleines Brainstorming meinerseits. Gerade der Punkt Abtreibung wäre für mich persönlich als Mann sehr heikel, wäre ich verheiratet und würde mir schon jetzt Kinder wünschen. Ich sage es ganz offen: Die Kirche könnte noch sehr gegen Scheidungen sein: Das wäre für mich ein Punkt, an dem ich in meiner Frau wohl nur noch die Mörderin meines Kindes sehen und sie innerlich wohl verstoßen würde.

Ich weiß, die Kirche bietet die Möglichkeit einer Annulierung. Nur ist das nicht immer drin. Wäre es nicht menschlicher von der Kath. Kirche, in solchen eng umgrenzten Fällen das Scheidungsverbot aufzuheben und eine spätere Wiederheirat zuzulassen? Ich meine ja. Denn mit solchen Handlungen wie ich sie oben geschildert habe bricht ja bereits der andere Ehegatte das Eheversprechen. Der Scheidungswillige bricht es dann ja nicht. Wenn das Versprechen ihm gegenüber gebrochen wurde, ist er an seines auch nicht mehr gebunden.

Man könnte jetzt natürlich noch "In guten wie in schlechten Zeiten" entgegenhalten. Mich überzeugt das dennoch nicht. Denn da gibt es wie gesagt für mich Grenzen. Wenn es bei mir mit einer Bindung aus ist, ist es aus. Dann bin ich durch nichts mehr zu bewegen, diese Entscheidung noch zu ändern. Denn es braucht lange, um meinen Geduldsfaden zum Reißen zu bringen.