AUSLÄNDER AN DEUTSCHEN SCHULEN
Schlechte Noten für die Integration
Jedes zehnte Schulkind in Deutschland ist ein Einwandererkind. Viele kommen wegen mangelnder Sprachkenntnisse nicht zu recht, ein Fünftel der ausländischen Schüler hat keinen Schulabschluss. Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, die soziale Herkunft entscheidet über den Schulerfolg.
Wiesbaden - 961.000 Kinder und Jugendliche an Schulen in Deutschland haben keinen deutschen Pass. Das sind zehn Prozent aller Schüler, in etwa entsprechend liegt der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung bei neun Prozent, das berichtete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anlässlich des Weltbildungstages.
Deutliche Unterschiede gibt es jedoch bei den verschiedenen Schulformen und Schulabschlüssen: An den Gymnasien zählten die Statistiker nur vier Prozent Ausländer, an den Hauptschulen dagegen 18 Prozent. In integrierten Gesamtschulen hatten knapp 13 Prozent der Schüler einen ausländischen Pass und bei den Sonderschulen waren es 16 Prozent.
Knapp zwanzig Prozent der ausländischen Schüler verlassen nach Angaben der Behörde die Schulen ganz ohne Abschluss, bei den deutschen Schülern sind es nur acht Prozent. Während mehr als 26 Prozent der deutschen Schüler die Hochschul- oder Fachhochschulreife erreichen, sind es bei den ausländischen Jugendlichen nur elf Prozent.
In keinem anderen Industrieland entscheidet die Herkunft so klar über den Schulerfolg wie in Deutschland. Vor allem Kinder aus ausländischen Familien werden schlecht gefördert.
Bildungspolitiker streiten sich, Pflicht-Deutschkurse oder Deutschprüfungen zum Schuleingang sollen die Integration verbessern. Längst ist das Thema auch im Wahlkampf angekommen. Im Vorfeld der Landtagswahlen in Bayern am 21. September machte in der CSU das Wort von der "Integrationsobergrenze" die Runde. Die CSU-Fraktion in Bayern forderte den Ausländeranteil an Grund- und Hauptschulen per Quotenregelung zu beschränken. Dafür sprach sich vor allem der Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle aus, der die "Projektgruppe Islam" der CSU leitet.
Die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier, lehnte den Vorschlag der eigenen Partei zwar ab, aber das "Thema Ausländerquote" bleibt virulent. Die Integration sei kaum noch zu retten, meldeten sich Leiter von Schulen mit besonders hohem Ausländeranteil, etwa aus den Berliner Stadtteilen Nord-Neukölln, Wedding, Tiergarten und Kreuzberg.
"In diesen Brennpunktgebieten ist die Integration gescheitert", sagte Jörg-Uwe Quandt, Leiter der Neuköllner Konrad-Agahd-Grundschule, der "Welt". Über Jahre hinweg habe eine falsche Bevölkerungspolitik zur Entstehung von Ghettos geführt, meinte Quandt und unterstützte die Forderung nach Ausländerquoten.
Aber ob Höchstquoten je nach Klasse oder Schule wirklich helfen, ist umstritten. Stattdessen schlagen viele Bildungsexperten eine gezielte Förderung von Kindern aus ausländischen Familien vor - nicht erst in der Schule, sondern bereits in Kindertagesstätten und Kindergärten.
Die Stiftung Lesen fordert anlässlich des Weltbildungstages verbindliche Tests zur Sprachfähigkeit in den Kindergärten. Der Geschäftsführer der Stiftung, Klaus Ring, sagte der dpa, dass "nur auf Grundlage solcher Untersuchungen Kindern frühzeitig gezielt und individuell geholfen werden kann". Er fügte hinzu, auch in Deutschland seien neue Inhalte in der Erzieherinnenausbildung wichtig. Förderung sei bereits vor der Einschulung notwendig.
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