Polizei am Pranger
© Matthias Jung Bild-Zoom-FunktionPostkarte-Sende-Funktion
Josef Hoss, Opfer eines Kölner Spezialeinsatzkommandos: Der Fliesenleger aus Sankt Augustin bei Bonn erlitt unter anderem eine Schädelprellung und zwei Rippenbrüche. Der Körper war von Blutergüssen übersät
Josef Hoss wollte immer ein ordentlicher Bürger sein. "Ich bin nie sitzen geblieben", sagt er. "Ich habe einen anständigen Beruf gelernt." Fliesenleger. "Ich habe einen Betrieb aufgebaut, gearbeitet wie ein Bekloppter und eine Familie ernährt", sagt der Vater von drei Kindern. "Das war mein Leben." Dann stockt er, ringt nach Luft. Denn jetzt fühlt er sich bloß noch "als Wrack": abgefüllt mit Schmerzmitteln, arbeitsunfähig geschrieben, auf unbestimmte Zeit behandlungsbedürftig beim Orthopäden und beim Psychologen.
Der 51-Jährige, der sich verfolgt und beobachtet glaubt, ist ein gebrochener Mann, seitdem er in die Gewalt eines Spezialeinsatzkommandos der Kölner Polizei geriet. Nach einer grundlosen Denunziation durch einen Nachbarn wurde er festgenommen und niedergeprügelt. Neben Rippenbrüchen und schwersten Prellungen blieb ein anhaltender Schock zurück.
Was Josef Hoss widerfuhr, ist einer von über 20 Fällen, die Amnesty International in einem neuen Bericht anprangert. Der Report, den zwei Rechercheure aus der Londoner Zentrale der Menschenrechtsorganisation erstellten, dokumentiert "anhaltende Vorwürfe über polizeiliche Misshandlungen und unverhältnismäßige Gewaltanwendung in Deutschland":
So wurde der 31 Jahre alte Stephan Neisius im Mai 2002 in einer Kölner Polizeiwache derart misshandelt, dass er bei einer anschließenden Blutentnahme ins Koma fiel. Zwei Wochen später war er tot.
So starb der 30-jährige Ren? Bastubbe im Juli 2002 im thüringischen Nordhausen, nachdem ein Polizist auf den randalierenden Mann geschossen und ihn in den Rücken getroffen hatte.
So wurde die 44-jährige Swetlana Lauer im Februar 2002 im fränkischen Hallstadt vor den Augen ihrer Kinder und Nachbarn gewaltsam halb nackt abgeführt, nachdem sie sich gegen eine ihrer Meinung nach unberechtigte Wohnungsdurchsuchung gewehrt hatte. Um ihren Widerstand zu brechen, wurde die Frau aus Kasachstan gestoßen und geschlagen. Sie erlitt zahlreiche Hautabschürfungen und Prellungen.
Mehr Infos im Internet
Hier finden Sie den kompletten Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International
Auffällig oft, so Amnesty, kommen Klagen über brutale Einsätze gegenüber Ausländern. Schon in früheren Berichten hatte die Organisation ein "Muster der Misshandlungen von Ausländern und Angehörigen ethnischer Minderheiten" angeprangert - und war dabei auf heftige Kritik von Polizeivertretern gestoßen.