Fremdschämen
Es ist bereits eine Art Volkssport geworden. Wir schämen uns für peinliche Kandidaten in Castingshows, für Prominente, denen wirklich nichts zu blöd ist, und für Freunde, die sich nicht zu benehmen wissen.
Fremdschämen ist das Wort des Jahres – und es beinhaltet, dass sich derjenige, für den man sich schämt, gar nicht schämt. Wenn also die Innenministerin von humaner Abschiebung spricht (Unwort des Jahres) und der Finanzminister auf die Einhaltung des Defizits achtet (Spruch des Jahres), schämen wir uns – pflichtbewusst – für sie. Dabei sollten die sich selbst schämen – gleich doppelt. Weil ihre Aussprüche schämenswert sind, und sie sich gar nicht dafür schämen. Doch wie immer gilt die Unschuldsvermutung (Unspruch des Jahres).
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Ich werde mich jetzt öfter fremdschämen, für Landsleute beispielsweise.