Das Kapital ist aber immer knapp unabhängig vom System. Im Sozialismus ist die Kapitalherkunft für uns nicht entscheidend, da der Staat sowohl als Eigentümer als auch als Unternehmensführer selbst (zumindest in der Planwirtschft) auftritt und Fremdkapital ablehnte (an dessen Stelle trat ggf. auch hier wieder der Staat als Schuldner bei externen Gläubigern und als Kreditgeber beim Unternehmen über die Staatsbank) - für die DDR-Nostalgiker und Prediger des sog. "Volkseigentums" ist dagegen schon entscheidend, da sie anders die Enteignungen, mittels derer der Staat in den Besitz des Kapitals gekommen ist, nicht rechtfertigen können. Die Systemfrage koppeln sie ja an der Eigentumsfrage. Der Schutz privaten Eigentums ist bei uns schließlich ein Grundrecht. Entscheidend für uns ist ja dagegen nur, dass Kapital für Investitionen überhaupt zur Verfügung steht. Wegen dieser Knappheit wird Kapital bei uns ja auch durch Zinsen, Dividenden bzw. Renditen vergütet und diese Vergütung funktioniert auch nur durch Leistung und Haftung. Wenn der Staat jedoch durch Normerhöhungen (wie 1953) Leistung verhindert und durch die Doppelfunktion des Staats als Eigentümer und Unternehmensführer auch niemand haftet, kann das Kapital auch nicht gemehrt werden und es kommt infolge dessen zu Investitionsstaus. Man braucht sich bspw. nur mal die Prototypen der früheren Wartburgwerke anschauen, die nie in Serie produziert wurden. Selbst das RGW-Gemeinschaftsprojekt 610 M scheiterte letztlich an fehlendem Kapital, das die staatl. Wirtschaftsplaner entweder nicht aufbringen konnten oder nicht aufbringen wollen (wahrscheinlich beides), weil es im "real existierenden Sozialismus" eben nicht nur an Gütern mangelte. Wer daher per se schon Kapitalkonzentration ablehnt, der muss sich daher auch den Vorwurf der "Trabisierung der Gesellschaft" gefallen lassen.
Naja - Gewinnumverteilung würde ich das nicht nennen, da für den Verkauf immer auch ein Vertrieb erforderlich ist und Kundenbindung, Werbung etc. Teil des Vertriebs ist. Es sind neben den Herstellkosten aber trotzdem Kosten, die die durch den Verkauf gedeckt werden müssen und man deswegen in der Herstellkostenkalkulation auf den EK Preis als pauschale %-Größe aufschlägt. In diesem Sinne werden die Gewinne ja dann nicht mehr nachträglich umverteilt sondern von vornherein um die entsprechenden Zuschläge in der HKK geschmälerten (wg. des dadurch erhöhten EK). Oder man bildet dies Kosten als Teil der Mindestmargen ab, die wiederum in die Listenpreise VK-seitig eingehen. Dann sind sie ebenfalls durch den VK-Erlös gedeckt. Da gibt es also verschiedene Möglichkeiten. In der DDR musste aber nicht nur der Vertrieb "miternährt" werden, sondern der ganze unnütze Wasserkopf in der Kombinatsverwaltung mit einen überdimensionierten Hierarchien, um einerseits die enthaltenen VEB's organisatorisch zusammenzuhalten, aber andererseits auch dem Wirtschaftsministerium und Planungskommission rechenschaftsplichtig war. Eine zentralistische Wirtschaft bringt solche Verwaltungskraken nun mal mit sich. Die waren nicht gerade das Musterbeispiel für Effektivität. Hinzu kam auch, dass Zahlen für die Rechenschaft frisiert wurden und der Staat mit seinen Wirschaftsplänen und Übererfüllungen häufig selbst belügte. Es wurde dafür ja auch niemand zur Verantwortung gezogen, weil niemand haftete. Für heutige Verhältnisse eigentlich undenkbar. In dem Sinne musst Du Dir mal die Wortschöpfungen "Volkseigentum" und "Volkseigener Betrieb" (VEB) dieser Protagonisten auf der Zunge zergehen lassen. Eine Suggestion, das den Menschen vorgaugelte, ihnen würde alle diese Betriebe gemeinsam gehören, aber niemand haftete letztlich für diese (Betriebs-)Vermögen. Der Preis, den die Menschen dafür zahlten, war neben des Mangels die wirtsch. u. technolog. Stagnation und eine ruinierte Umwelt.So wie heute auch bei manchen Firmen eine innerbetriebliche Gewinnumverteilung (zum Zwecke der Kundenbindung, Werbung u. a. ) erfolgt, so hat man das in der DDR (mit den Instrumenten PA und Stützung) für die gesamte Wirtschaftseinheit versucht, mit bekanntem Ergebnis. Viel zu oft haben politisch-ideologische Entscheidungen sinnvolle wirtschaftliche Erwägungen verdrängt, so dass die durchaus vorhandenen „guten Betriebe“ den Durchschnitt letztlich nicht retten konnten.